CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Mikelyn Roderick - Copasetic Is

Dome Records/Rough Trade

Freunde gepflegter, anspruchsvoller Soulmusik erinnern sich sicherlich noch an die Achtziger- und Neunziger Jahre-Formation By All Means, deren drei Alben zwar nur mittelmäßigen Erfolg verbuchten, aber künstlerisch bis heute überzeugen. Als Sprungbrett war das der aus Kap Verde stammenden Mikelyn Roderick gerade recht, die sich in der Folgezeit mit Studioarbeit für Leute wie Barry White, Stevie Wonder, Maxwell, Earth,Wind & Fire, Bill Withers, Tevin Campbell oder Rahsaan Patterson (der beim gleichen Label, Dome Records, unter Vertrag ist) erfolgreich über Wasser hielt.

Umso erfreulicher, dass sich Roderick entschloss, auf Dome Records, einem der führenden englischen Labels in Sachen Soul, ein Solo-Album zu veröffentlichen. „Copasetic Is“ lebt, wie schon By All Means, von Rodericks Stimme, die einen hohen Wiedererkennungswert hat, ohne dabei wie viele ihrer Sangeskolleginnen, zu nerven (ich möchte an dieser Stelle natürlich keine Namen nennen, aber es reicht, Frau B.). Weich, kontrolliert, dabei kompromisslos klar. „Slippin’“ erinnert gar an By All Means und weckt wohlige Erinnerungen für das geübte Soul-Ohr. Die elf Stücke ergeben eine sehr schöne Einheit, in der sich Slow Jams mit Midtempos angenehm unaufdringlich abwechseln.

Einem Trend konnte sich dann aber auch ein alter Hase wie Roderick nicht erwähren: Der ehemalige NuSoul einer Erykah Badu oder einer Jill Scott ist den Kinderschuhen entwachsen und präsentiert sich immer reduzierter (an den Solo-Alben der ehemaligen Groove Theory-Frontfrau Amel Larrieux lässt sich dieser Trend mit nahezu chirurgischer Präzision ablesen bzw. hören). So erscheint das Album stellenweise fast im Singer/Songrwiter-Gewand, nur im Soul gehalten durch Mikelyn Rodericks seelenvolle Stimme.

Fazit: „Copasetic Is“ versetzt keine Berge, ist aber ein sehr überzeugender Reigen aus echtem Soul. Tief, sauber produziert, durchdacht, und unterhaltsam.

© Michael Arens

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