MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

INTERVIEW / ANGIE STONE

 

 

 

 

 

Angie Stone - The Art of Soul

 

Aktuelles Album: „The Art Of Love & War“ (Stax Records/Concord Music/Universal)

 

Als 1993 das erste Vertical Hold-Album „A Matter Of Time“ erschien, war meine Begeisterung so groß, dass ich mich entschloss, der Band einen Brief nach Kalifornien zu ihrer Plattenfirma A&M Records zu schicken. Niemals zuvor hatte ich einer Band, einem Künstler, einen Brief geschrieben. Es erschien mir kitschig und ein wenig kindisch, wenn auch ehrlich. Ich habe nie erfahren, ob dieser handgeschriebene, einseitige Brief jemals sein Ziel erreicht hat. Ich erinnere mich aber noch genau, dass mein Hauptaugenmerk auf der Stimme der Sängerin, einer gewissen Angie Stone, lag. Der Soul war so augenscheinlich, dass mir regelrecht die Spucke wegblieb. Das Konzept stimmte – der Soul hatte eine neue Hausnummer.

 

15 Jahre und eine handvoll unglaublich erfolgreiche Solo-Alben (sowie ein zweites, ebenfalls exzellentes Vertical Hold-Album, "Head First") später überrascht Frau Stone nun mit ihrem aktuellen Album „The Art Of Love & War“. Warum ich von einer Überraschung spreche? Angie Stone schafft es wieder einmal, einen Trend zusetzen. Nicht genug, dass sie als Galionsfigur die Neo-Soul-Bewegung vor gut einem Jahrzehnt losgetreten hat. Mit ihrem neuen Album beginnt für Stone auch Labeltechnisch eine neue Ära: Denn Stone und „The Art…“ ist das erste offizielle Signing auf dem vom Universal-Konglomerat wiederbelebten Stax-Label (siehe dazu auch die Stax-Verlosung in dieser Ausgabe des „SOUL TRAIN“). Und, für mich noch viel wichtiger: Stone bekennt sich wieder zum reinrassigen, zum puren Soul. Ohne Street-Appeal, ohne Schnörkel oder Hip Hopsche Kanten. Direkt. Und so wundert es nicht, dass ihr Album deutlich mehr nach Vertical Hold klingt, als alle ihre Solo-Alben zuvor.

 

Im Interview mit dem „SOUL TRAIN“ beschreibt Angie Stone dieses Phänomen kurz und bündig: „Was ich mache ist traditionelle RnB- und Soul-Musik. Es ist ganz natürlich für mich.“ Man nimmt es ihr ab. Sicher half aber auch der Umstand, dass große Teile des Albums im gleichen Studio am Sunset Boulevard in Los Angeles entstanden, in dem Marvin Gaye einst Soul-Geschichte schrieb. Ebenfalls neu: Sie schrieb den überwiegenden Teil des Albums selbst. Stone: „Ich erfinde mich immer wieder neu. Als ich einmal entschieden hatte, ein neues Album aufzunehmen und ich in Marvin Gayes Studio kam, keimte eine Art Wiedergeburt des Soul in mir auf. Es ergab einen völlig neuen Sinn. Neue Ideen, frische Ideen. Dinge kamen aus mir heraus, die irgendwo gefangen waren. Ich habe das Album dann wie auf Wolke 7 produziert, weil es in Marvins Raum aufgenommen wurde. Einfach nur in dem Raum zu sein und Marvins Equipment zu benutzen war besonders. Das ist mein Element, die Siebziger, die Achtziger, die Neunziger. Ich habe einen Weg gefunden, das alles zu kombinieren. So dass es neu klingt, aber eine Verbindung zu den Siebzigern da ist.“

 

Soul, Soul, und immer wieder Soul. Wie eingangs erwähnt, ist Angie Stone nicht umsonst das erste Signing auf dem wiederbelebten Stax-Label, immerhin Heimat von Isaac Hayes, Otis Redding, Carla Thomas, Rufus Thomas, Johnnie Taylor, The Staple Singers und vielen weiteren Soul-Legenden. Wie fühlt es sich an, Teil der Stax-Saga zu sein? „Ich denke der erste Eckpfeiler des wiederbelebten Stax Records-Imperiums zu sein, wird in die Geschichte eingehen.“, erwidert Stone und berichtet voller Stolz: „Wenn man irgendwann liest, das im Jahre 2007 Angie Stone die erste Künstlerin auf dem wiederbelebten Stax-Label war, fühle ich mich gut. Darüber wird bestimmt mal ein Buch geschrieben (lacht). It’s a marriage made in heaven!“

 

An Selbstbewusstsein fehlt es Angie Stone also nicht. Genau so frei von falschem Ballast kommt auch ihr Album daher, dass so illustre Gäste wie Betty Wright oder den lange in der Versenkung verschwundenen James Ingram featured. Der Kurs ist dabei jedoch immer und immer wieder Soul. Das war er zwar auch bei Stones Solo-Projekten, aber halt auf einem vermeintlich cooleren, hipperen Level, den sie, ganz ehrlich, wirklich nicht (mehr) nötig hat. Sie hat sich nichts zu beweisen. Dazu Stone: „Ich wollte substanzielle Musik herausbringen. Zeitlose Musik, die immer wieder neu aufgenommen und gecovert wird. Was mich immer noch so relevant im Musikbusiness macht sind meine Hip Hop-Grassroots. Auch nach über 30 Jahren im Business. Ich wusste schon als Kind, das ich ein Star sein will. Ich wusste, dass ich dazu berufen war, etwas Gutes zu tun. Mein christlicher Glaube ist es, der mich antreibt. Ich sang bereits mit elf Jahren mein erstes Kirchen-Solo. Ich wusste, dass mein Publikum wachsen würde, und Gott würde mich darauf vorbereiten. Dann habe ich in der High School angefangen, Poesie zu schreiben, die dann am Ende zu Songs wurden.“

 

Bei aller Liebe zum Soul kommt Stone im Kern dabei immer wieder auf die eigentliche Wiege der Black Music zu sprechen: Afrika. Für ein Magazin wie dem „SOUL TRAIN“ fällt dabei ein Schlusswort, wie es keinem Autoren hätte besser einfallen können: „Afrika ist wie eine Familie. Wann immer ich nach Afrika komme, werde ich emotional, weil es dort irgendwie eine Bande gibt, die ich selbst nicht verstehe.“ Man muss nicht alles verstehen, was man liebt und lebt. Im Falle Angie Stone ist das ganz sicher und an erster Stelle eines: Soul.

 

© Michael Arens

Interview © Universal Music, mit freundlicher Genehmigung

 

 

 

 

Angie Stone - The Art Of Love & War

 

Vertical Hold - A Matter Of Time

Vertical Hold - Head First

 

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