Confection
(Josh
Beagley
und
Juanita Tippins)
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Confection
- Confection
One Stop
Funk Shop/Soulchoonz Records
Geht man auf die Confection-Homepage, www.confection.com.au, sticht einem
die nicht zu übersehende Bildunterschrift “sweet sticky addictive funk“ ins
Auge. Ein zutreffendes Statement zum Achtziger Jahre Discosoulfunk des
Australischen Duos
Josh Beagley
(Gitarre, Keys, Produktion) und
Juanita Tippins
(vocals).
Als ich zum ersten Mal die Musik der beiden wahrnahm, ging ich, unwissend,
davon aus, dass es sich um eine Produktion aus den frühen Achtziger Jahren
handelt. Etwas von Jimmy Jam & Terry Lewis, von Rick James, The Time oder Prince, Maze,
Evelyn "Champagne" King, Angela Bofill,
oder Teena Marie, von Janet Jackson, von Change oder der SOS Band oder doch
zumindest aus deren Dunstkreisen. Bis mir auffiel, dass ich das Stück nicht
kannte. Seltsam erschien mir ebenfalls der für einen Achtziger Jahre-Track
auffallend hohe, technische Produktionsstandard. Fette Produktion, fette
Beats.
Los ging die Recherche, die mich schnell auf das erst 2006 gegründete Duo
aus Sydney aufmerksam machte. Als ich einige Wochen später das Album in den
Händen hielt, erschien mir zunächst mal das Cover seltsam. Also ab mit der
CD in den Player. Was dann geschah kann ich nur als Offenbarung erklären.
Die zehn Stücke auf „Confection“ klingeln und pumpen wie die besten SOS
Band-Produktionen der anfänglichen Achtziger Jahre. Mit heutigem
Produktionsstandard. Dabei gehen Confection so unverblümt zu Werk, das man
es oberflächlich als eine Aneinanderreihung von Ideenklau bezeichnen könnte,
hintergründig und wahrlich dann aber als pure Hommage an die
Produktionskünste von Jimmy Jam & Terry Lewis oder der eines Jacques Fred
Petrus, der mit Songs für SOS Band und Change (Soul-) Musikgeschichte
schrieb.
Dabei
haben, um es vorwegzunehmen, die zehn Tracks gleich in doppelter Hinsicht
die Auszeichnung zum „Album des Monats“ verdient. Denn neben der Musik als
solches ziehe ich meinen Hut vor dem Mut der Zwei, so unverblümt und
konsequent Musik zu machen, die so offensichtlich 25 Jahre zurück liegt. Ob
das die breite Masse anzieht, bezweifle ich (leider). Für jene, die mit dem
tanzbaren Funk und Soul der frühen Achtziger Jahre aufgewachsen sind, wird
das Album offene Türen einrennen. Ein Zuckerschlecken.
Zur
Musik: Juanita Tippins Stimme passt konkret und authentisch auf die Songs
und unterstreicht die Ehrlichkeit und die ideelle Nähe der Songs zur „guten
alten Zeit“. Nie überzieht sie ihre Vocals, kein theatralischer Singsang,
keine abgedrehten Spitzen, keine falschen Töne. Kontrolliert und aufgeräumt
weiß Frau Tippins punktgenau, wo und wie ihre Stimme den Achtziger-Funk
unterstützen kann und darf.
Die
Songs als solches sind eine andere Sache. Es ist schier unmöglich, ein
Highlight auszumachen. Das Ganze kommt aus einem solchen Guss, dass es mir
auch nach dem 50. mal eine Gänsehaut verpasst. Sicher war es von Vorteil,
dass bis auf einen Song die beiden alle Tracks selbst geschrieben haben und
Josh Beagley eigenhändig das ganze Album produziert hat.
Ein
Stück verdient dann aber trotzdem ganz spezielle Erwähnung: Die Coverversion
von Janet Jacksons „Diamonds“, die zum einen angenehm dreiste Beatkopie des
Originals (damals mit Trompetergenie und Musiklegende Herb Alpert
eingespielt) ist, zum anderen dem ganzen Klingeling (Fans wissen, was ich
meine) noch mal, und noch mal, und noch mal einen draufsetzt. Bewusste
Übertreibung, Irreführung. Und doch: Es funktioniert.
Auf der
Homepage des Duos sowie deren MySpace-Auftritt (www.myspace.com/confectionsweetfunk)
geizen die beiden nicht mit schieren Auflistungen ihrer Idole, die sich so
emotional und beängstigend übereinstimmend mit meinen persönlichen Idolen
überschneiden, dass ich es nur mit Magie beschreiben kann: SOS Band, Patrice
Rushen, 52nd Street, Linx, Loose Ends, Prince, Cameo, Klymaxx, Pebbles, Five
Star, die Produktionen von Jimmy Jam & Terry Lewis, die von Jacques Fred
Petrus und Mauro Malavasi, von Nile Rodgers und Bernard Edwards (Chic), BB &
Q Band, Alexander O’Neal…um nur einige wenige zu nennen.
Über
Madonnas unübertroffenes, erstes Album („Borderline“, „Lucky Star“, „Holiday“,
etc.) lässt sich auf ihrem MySpace-Auftritt lesen: „Madonna’s first Album is
perfect“. Ohne jede Übertreibung und Pathos: Das erste Confection-Album ist
es auch! Oder um es im Studiomusiker-Jargon zu sagen: Roland TR-808, wir
lieben Dich…für immer und ewig.
In der
April-Ausgabe erscheint unser großes Interview mit Confection!
© Michael Arens |