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Charlie
Mingus -
Tijuana
Moods
(Reissue)
(RCA
Victor/Legacy/
Sony-BMG)
UP
Ignaz Dinné feat.
Ron Carter -
The Next
Level
(Challenge
Records/
Double Moon
Records/
Sunny Moon)
UP
Various -
You Don’t Know
(Ninja Tune/
Rough Trade)
UP
Various -
Cape Jazz 3-Goema
(Lee Thorp Entertainment/
Mountain Records/
New Music)
UP
Bettina Henrich - Me.
(Bettina Henrich)
UP
Various -
Lounge Couture Vol.3
(Sony-BMG)
UP
Kenyatta
“Culture” Hill -
Pass The Torch
(Tafari Records/
In-Akustik)
UP
Soul Chemistry - Discovery (Defusion Records/
Groove Attack)
UP
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Der Klassiker zu Beginn. Das heute als Meisterwerk und
Perle des Jazz geltende Charlie Mingus-Album hatte anfänglich so
seine Probleme. Es wurde bereits 1957 aufgenommen, sah jedoch erst fünf
Jahre später das Licht der Welt. Über die Jahrzehnte wurde aus „Tijuana
Moods“ (Reissue) (RCA Victor/Legacy/Sony-BMG) eines der „geheimen“
Highlights aus Mingus’ Repertoire. Charles Mingus sagte selbst über dieses
Album, dass es das Beste sei, das er je gemacht hätte. Dem schließe ich mich
gerne an. Ein heißes Stück Jazzgeschichte.
Und noch ein Jazzalbum.
Ignaz Dinné
spielt sich entspannt zum “Next Level” (Challenge Records/Double Moon
Records/Sunny Moon), als wäre er bereits ein Leben lang im Geschäft. Das
das Album durch
Dinnés Freund und
Förderer Ron Carter am Bass versüßt wird, unterstreicht den routinierten,
aber nie langweiligen Gesamteindruck des Albums, dass sich dem Jazz
zuordnet, dabei aber kräftig Groove mit eingepackt hat.
Der Titel der Dreifach-CD ist Programm. Gerade wenn man
meint, die, im positivsten Sinne, Beatlastigen Ausuferungen des bewusst
ungemütlichen Ninja Tune-Labels zu kennen, kennt man gar nichts. „You
Don’t Know“ (Ninja Tune/Rough Trade)
schwimmt in dieser Tradition und liefert
mit Acts wie Mr.Scuff, Roots Manuva, Kid Koala oder, wäre ja auch ein Ding
gewesen, wären sie nicht dabei gewesen, Coldcut, eine Retrospektive diverser
bisher eher unbekannteren Tracks. Eine Eingruppierung der Beats oder gar der
gesamten Klangfarbe der einzelnen Songs vorzunehmen, spare ich mir aus
Respekt vor der Sound-Identifikation der festen Institution Ninja Tune.
„Cape Jazz 3“
(Lee Thorp Entertainment/Mountain
Records/New Music) hat den Beinamen Goema.
Nicht gerade viele
wissen, dass selbst Cape Jazz mittlerweile eine anerkannte Unterform des
„echten“ Jazz ist. Eben Jazz mit südafrikanischem Klanggefühl. Da stellt man
sich natürlich sofort das bisschen Extra-Beschwingtheit und Tanzbarkeit vor.
Was völlig korrekt ist. „Goema“ setzt da sogar noch einen drauf. Es ist eine
Art noch tanzbarere Variante des südafrikanischen „Klopse“, der Musik des
Straßenkarnevals. Wem das jetzt alles zu kompliziert wird sei „Cape Jazz 3“
einfach empfohlen. Denn so leicht und flockig kommt Jazz selten rüber. Für
südafrikanisches Flair sorgen Künstler wie Robbie Jansen, Errol Dyers, Chris
McGregor oder The Tony Schilder Trio, um nur einige wenige zu nennen.
„Me.“
Von Bettina Henrich (Bettina
Henrich) ist ihr Soloalbum und hätte
eigentlich keinen anderen Albumtitel verdient. Denn das Album hat so was von
einer eigenen Handschrift. In Deutsch und Englisch gesungen kokettiert
Henrich auf ihrem Debütalbum mit Jazz und Pop, mit Rock und Elektronischer
Musik, sogar mit kapseligen Beats. Ein gehöriger Schuss Selbstironie zeigt
sich dabei nicht nur im Text von meinem persönlichen Favoriten „Vierzig“.
Till Schubert und Loomis Green halfen beim Gitarre spielen aus, Xaver
Fischer bedient das Keyboard, Thomas Gier und Wolfgang Diekmann spielen
Bass. Ein individuelles, kurzweiliges Werk, das seinesgleichen sucht.
Zum Glück ist der Hype um den Begriff „Lounge“ lange
vorbei. Hier und da flammt er dann aber doch noch einmal auf. „Lounge
Couture Vol.3“ (Sony-BMG)
hat eigentlich gar nicht mehr so viel mit dem
ursprünglichen Lounge zu tun. Mit Vikter Duplaix, Jazzanova, Beanfield oder
Georg Levin finden sich einige Kenner der guten Grooves wieder, die die 30
Tracks der Doppel-CD zu einem Besseren werden lassen, als der Titel
suggeriert.
Womit wir bei Reggae wären. Kenyatta „Culture“
Hill ist der Sohn der 2006 in Deutschland verstorbenen Reggae-Legende
Joseph „Culture“ Hill. Und führt, da spricht das „Culture“ im Namen eine
deutliche Sprache, dessen Tradition fort. Und sein Sound auf „Pass
The Torch“ (Tafari Records/In-Akustik)
weist tatsächlich Ähnlichkeiten mit dem Sound seines Vaters auf. Das richtig
Interessante am Album sind dabei aber nicht die prominenten Mitstreiter Sly
& Robbie, sondern die Tatsache, das einige der Songs ein unfertiges, letztes
Projekt von Joseph „Culture“ Hill waren. Kenyatta macht seinem Vater alle
Ehre. Ob dieser Trend jedoch so weiter verläuft, wird die Zukunft bringen.
Soulchemistry
bzw. die Soulchemistry Collective ist eine Formation aus österreichischen,
englischen, amerikanischen und deutschen MCs, Rappern, Sängern und
Beatbastlern. Der Kern der Musik ist HipHop, Dub, Funk, Pop, Dancefloor,
elektronische Musik und kleinere Teile an Reggae und Beats. Das über allem
liegende Gefühl ist Soul, daher der Name. Das Info zum Album spricht von
einer „kosmopolitischen Produktion“, was sicher stimmt. Allerdings wirkt das
Album an einigen Stellen irgendwie dünn. Und die Raps als solches sind in
den Spitzen nicht wirklich das Gelbe vom Ei. Trotzdem schafft es
„Discovery“ (Defusion Records/Groove Attack) auf die
Haben-Seite des Soulgfefühls. Und das ist doch schon mal ein Anfang.
Eric Lindells
Musik ist ein Spaßmacher. Der Sänger, Gitarrist und Mundharmonika-Spieler
spielt sich leichtfüßig durch das Dutzend Songs auf
„Low On Cash, Rich In Love“ (Alligator Records/In-Akustik).
Der Musikmix aus Blues, Rock, Folk und Americana kommt an einigen Stellen
gar soulig daher, wie bei „Josephine“ oder dem erdigen, fast dreckigen „Mind
Your Business“. Das von Lindell souverän produzierte Album glänzt auf ganzer
Linie und ist eine Paradebeispiel dafür, die kurzweilig und pointiert Musik
sein kann.
Greetje Kauffeld
gehört sicher zu den ganz Großen der europäischen Jazzstimmen. Das
vorliegende Album “Tender Meditation-The 70’s Jazz Group Files” (Sonorama
Records/Groove Attack) kompiliert erstmalig Aufnahmen ihrer
Kollaborationen mit diversen Jazzformationen aus den Siebziger und Achtziger
Jahren. Die Aufnahmen wurden seiner Zeit nur in den Niederlanden
veröffentlicht, zeigen zugleich die ganze Bandbreite und die kontrollierte,
gerne schwermütige Leidenschat in Greetje Kauffelds Stimme. Dabei sind unter
anderem Songs wie Edu Lobos „Meditation“ oder “The Beat Goes On“ von Sonny
Bono. Kauffeld feierte im letzten Jahr ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum!
Glückwunsch vom SOUL TRAIN!
Bernd Strohm
und „Temperament“ (Wonderland
Records/Rough Trade) sind ein gutes
Team. Das Album gleitet richtig entspannt dahin und lässt mehr als einmal
wohlige, relaxte Frühlingsgefühle aufblitzen. Gitarrist Strohm fungiert
zugleich als Co-Produzent (neben Michael Strohm und Peter Finger), was
sicher dem schlüssigen Charakter der immerhin 18 Lieder auf die Sprünge
geholfen hat. Das eigentlich schöne am Album ist, dass bei mir trotz der
eindeutigen Akustischen Gitarren-Musik ein fast durchgehendes Gefühl von
Handgespielter Soul-Musik da war. Harmonien, Melodien. Ob das Bernd Strohm
selbst so stehen lassen würde, ist unklar. Und gerade deswegen: Grosses
Kompliment.
Womit wir bereits am Ende der März-Kurzvorstellungen
sind. Das schöne an HipHop ist, dass er richtig Erwachsen geworden ist. Die
Zeiten, in denen auf HipHop müde herunter geschaut wurde, egal ob aus Jazz-
oder aus Soul-Kreisen, sind vorbei. Diese Entwicklung lässt sich an „To
Serve With Love“ von Rapper Black Spade (Om Records/Rough
Trade) schön abhören. Denn da ist so viel mehr als der Sprechgesang. Die
Beats sind verschachtelt und exzellent, die Raps sind slick und intelligent,
der Soul allgegenwärtig. Einmal mehr wird seine Musik als „Melting Pot Of
Sounds“ bezeichnet, was den Kern der Sache genau trifft. „To Serve With
Love“ ist wirklich nicht nur Freunden von HipHop zu empfehlen, sondern all
jenen, deren Herzen und Ohren offen für ehrliche, intelligente Black Music
sind!
© Michael Arens
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