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INTERVIEW / ZASCHA MOKTAN

 

 

 

 

 

Zascha Moktan - Bottom Line Soul: Mit 20 Jahren um die Welt

Aktuelles Album: Zascha Moktan - „The Bottom Line“ (Urban/Universal)

Zascha Moktan

Zascha Moktan

Zascha Moktan

Zascha Moktan

Zascha Moktan

 

 

Zascha Moktan -

„The Bottom Line“

(Urban/Universal)

 

Zascha Moktan ist eine alte Seele. Jung an Jahren hat sie Lebenserfahrungen vorzuweisen, die vielen mit 50 abgehen. Zascha wurde 1981 in Neu Delhi als Tochter deutsch-nepalesischer Eltern geboren. Als Teenager zieht es Zascha, wohl auch wegen dem nach eigenen Worten „Hippie“-Lebensstil ihrer Eltern, in die weite Welt hinaus. Zwischen den USA, London und Frankfurt kristallisiert sich eine Richtung für sie heraus: Musik.

 

Obwohl Zascha Moktan vielen Musikstilen von Punk und Rock zu Pop, Soul oder Country ausgesetzt war, steuerte sie klar auf Soul zu. Nach vielen Querelen und einer Menge Stolpersteinen (im Interview verrät Zascha mehr aus ihrem Leben und ihrer Vergangenheit) und einem Selbstproduzierten Album, dass sie auf eigene Faust mehr als 10.000 mal an den Mann brachte, machte Zascha 2005 als Support-Act bei einer ausgedehnten Tour mit niemand geringeren als Alicia Keys von sich Reden.

 

Damit schloss sich der Kreis. Zascha bekam endlich die hart erarbeiteten Angebote der deutschen Musikindustrie. Und so veröffentlicht Universal nun endlich Zascha Moktans Debütalbum „The Bottom Line“ (Urban/Universal), dass zugleich eine Künstlerin vorstellt, die nicht nur großes Sangestalent hat, sondern auch alle Songs des Albums selbst geschrieben hat und, das wurde im Interview überdeutlich, genau weiß, was sie will. Obendrein ist Zascha bodenständiger als 99% ihrer Musiker-Kollegen. Und ich wage zu prognostizieren, dass sich das auch mit dem kommenden, absehbaren Mega-Erfolg (die Singles "Like U Do" und besonders „Ouch“ vom Album laufen zurzeit überall rauf und runter) nicht ändern wird.

 

Für den SOUL TRAIN plauderte Zascha Moktan über die faszinierende Entstehungsgeschichte von „The Bottom Line“ und stellte einmal mehr klar, dass Erfolg und Natürlichkeit durchaus zusammen gehen können.

 

 

Michael Arens: „Du hast „The Bottom Line“ fast im Alleingang geschrieben…“

 

Zascha Moktan:  „Ich fand es extrem anstrengend, so viel zu schreiben. Bei einer Single musst Du natürlich auf viele Dinge achten. Sie muss so und so lang sein, man muss so viele Dinge dabei beachten. Ich schreibe sehr gerne auch Songs, die nur eine Strophe haben. Aber das geht ja bei einer Single nicht.“

 

Michael Arens: „Wie würdest Du selbst den Musikstil deines Albums beschreiben?“

 

Zascha Moktan: „Ich bin sehr soulig und bluesig, auch wenn das Album etwas mehr Richtung Pop gemacht ist. Die Album-Tracks, die ich selbst geschrieben habe, wie etwa „My Way“ oder „Mama“, sind ja schon sehr soulig. Ich habe bei allen Songs selbst mitgeschrieben oder sie sogar komplett selbst geschrieben. Es gibt kein Stück, das ich nicht geschrieben habe. Wir haben teilweise auch HipHop-Beats mit rein genommen. Das Ganze ist schon sehr amerikanisch. Die Single „Ouch“ habe ich zu 50/50 mit einem Freund zusammen geschrieben.“

 

Michael Arens: „Worauf kommt es dir bei einem Album wie „The Bottom Line“ an?“

 

Zascha Moktan: „Was mir immer wichtig ist, und bei „The Bottom Line“ besonders, ist, dass man ein Album durchhören kann, ohne dass es einem auf den Sack geht. Wenn ich Freunde zu Hause habe, lege ich zum Beispiel Jack Johnson auf. Ich könnte ihm von morgens bis abends zuhören. Das habe ich mir auch für mein Album gewünscht. Mal Uptempo, mal etwas ruhiger. Dass es einen netten Flow hat.“

 

Michael Arens: „Die meisten Songs hattest du ja schon im Gepäck, als Du zum ersten mal ins Studio gingst. War die Umsetzung, die Produktion des Albums, schwierig?“

 

Zascha Moktan: „Die meisten der Songs habe ich tatsächlich schon vor langer Zeit geschrieben. Viele davon schon vor zehn Jahren. Mein allererster Song war zum Beispiel „B Cos U Do“. Es waren also eigentlich alle Songs fertig, bevor es ins Studio ging. Aber alles war recht soulig. Also brauchten wir eine Single, die etwas poppiger ist. Das war dann der Moment im letzten Jahr, als ich nach London geflogen bin, um dort mit einem Freund von mir Singles zu schreiben. Dann wurde es spannend, weil es dann an die Album-Produktion ging. Und das war eine Nummer, die ich so vorher noch nicht kannte. Musiker, die mit  Cat Stevens gespielt haben, die Bläser von Lionel Richie, das Mega-Piano, das extra eingeflogen wurde... Es wurde mit so viel Detailverliebtheit und Leidenschaft am Album gearbeitet, wie ich es vorher nicht kannte. Das war für mich auch die spannendste Phase. Niemand weiß, wie viel Arbeit, wie viele Jahre hinter so einem Album stecken.“

 

Michael Arens: „Deswegen auch der Titel?!“

 

Zascha Moktan: „Genau - „The Bottom Line“. Die Produktion war ein ganz großer Moment für mich.“

 

Michael Arens: „Wie genau funktionierte das also im Studio?“

 

Zascha Moktan: „Man macht immer vorab ein Demo, damit die Musiker wissen, was und wie sie zu spielen haben. Der Pianist musste alle zwei Minuten eine Zigarette rauchen gehen und hatte sich nicht vorbereitet, da er so professionell sei. Er meinte, sich alles einmal anhören zu können, und dann würde er das schon können. Das sind also so Sachen, die schon schwieriger waren. Andere der Jungs mussten dann vorher Räucherstäbchen oder Kerzen anmachen, damit sie starten konnten usw.. Das war so eine lange Phase im Studio… Wir haben ja über Monate hinweg das Album aufgenommen. Es kam dann irgendwann dazu, dass zum Beispiel die Bläser am Anfang von „Ouch“ vom Trompeter zwischendurch aus Spaß gespielt wurden. Also komplett improvisiert. Und ich war ganz begeistert. Es gab viele spontane Dinge, die sich erst im Studio entwickelt haben.“

 

Michael Arens: „Hört sich stressig an.“

 

Zascha Moktan: „Die Arbeit im Studio war überhaupt kein Stress. Die Phase im Studio war sogar die schönste von allen. Stressig wurde es eher, die Demos aufzunehmen, zu arrangieren, damit die Plattenfirma das abgenickt hat, damit alle damit Happy sind. Alles zu organisieren, die ganze Produktionsphase.“

 

Michael Arens: „Jetzt, da das Album fertig ist. Bist Du da glücklich mit dem Ergebnis?“

 

Zascha Moktan: „Ich bin nach wie vor sehr Happy mit dem Album. „Mama“ habe ich geschrieben, als ich noch sehr jung war. Damals konnte ich natürlich noch nicht so gut Klavier spielen. Der ganze Song basiert auf vier Akkorden. Ich wollte den Song mit einem professionellen Pianisten einspielen, aber er hat es einfach zu schön gespielt. Das hat mir nicht gefallen. Denn irgendwie hat diese Einfachheit auch was; dieses Simple. Ich hab’  dann einfach wieder selbst gespielt und musste mich hineinversetzen, wie ich es damals mit 16 Jahren gespielt habe. Grundsätzlich war und bin ich aber sehr glücklich mit dem Album.“

 

Michael Arens: „Du hast einige Rückschläge im Leben erlitten. Dein heutiger Erfolg kommt nicht von ungefähr…“

 

Zascha Moktan: „Es war für mich über die Jahre immer sehr schwierig, die Leidenschaft nicht zu verlieren. Während der Produktionsphase des Albums habe ich mich dann von allem frei gemacht und mich komplett auf das Album konzentriert. Ich hatte mir vorgenommen, nicht an die ganze Kacke zu denken, die in den Jahren davor passiert ist. Und bin dann mit der kompletten Euphorie und der Leidenschaft ans Album gegangen.“

 

Michael Arens: „Diese Leidenschaft hast Du offenkundig wieder gefunden. „The Bottom Line“ zeigt das deutlich. Wie kam es zum Beinahe-Verlust deiner Leidenschaft für Musik?“

 

Zascha Moktan: „Es hat irgendwie nichts richtig geklappt. Als ich zum ersten Mal von einer Plattenfirma gesignt wurde, ist diese Pleite gegangen. Ich habe dann in einer Popgruppe gesungen, aus der ich schnell wieder ausgestiegen bin. Ich habe danach mein Album zunächst selbst finanziert. Und obwohl das schon sehr erfolgreich war, war der Weg immer sehr hart und steinig. Dann wurde ich mit dem Album zu Mousse T. geschickt. Da wurde dann in andere Platten reingehört, wie die das machen. Man muss diese und jene Wörter benutzen, damit das auch jede Zwölfjährige versteht… und das war mir dann irgendwann einfach alles zuviel. Es kam dann irgendwann an einen Punkt, an dem ich bemerkte, dass es den Leuten gar nicht um die Musik geht…“

 

Michael Arens: „ …sondern ums Geschäft, ums Geld.“

 

Zascha Moktan: „Genau. Alles klang zwar schon logisch, aber als Künstler gelangt man irgendwann an den Punkt, an dem man sich entscheiden muss, ob man jetzt Geschäfte macht und mit der Plattenfirma zusammen arbeitet. Oder konzentriere ich mich auf meine Musik, bin Musiker, und muss mich nicht immer wieder rechtfertigen und dafür kämpfen, die Musik machen zu können, auf die man Bock hat?! Ich habe mich halt dafür entschieden. Aber es war schon sehr schwierig, an diesen Punkt zu kommen. Immer nur rechtfertigen, kämpfen. Da verliert man irgendwann schon die Lust an der Musik. Weil es einfach nicht mehr um Musik geht.“

 

Michael Arens: „Wie ging es dann weiter?“

 

Zascha Moktan: „In Deutschland haben die Plattenfirmen mich zunächst mal alle abgelehnt. Ich hab’ mir dann gesagt, dass ich das einfach selber mache. Ich produzierte mich selbst, und ich finanzierte das auch komplett selbst. Bis dann die Alicia Keys-Tour kam. Die habe ich natürlich dazu genutzt, das Album zu verkaufen. Also während der Tour. Und ich habe tatsächlich über 10.000 Stück verkauft! Das war super erfolgreich. Wir mussten sogar Alben nachbestellen. Und das, obwohl es eigentlich die Qualität eines Demos hat. Ganz schlecht. Es waren genau die gleichen Songs, die jetzt auch auf „The Bottom Line“ sind. Natürlich war alles viel purer, ohne Bläser und so. Und während der Konzerte bekam ich plötzlich wieder erste Angebote aus Deutschland. Auf dem alten Cover war ich auch noch blond, und das Album hieß auch nur einfach „Zascha Moktan“.“

 

Michael Arens: „Jetzt haben so viele Menschen dein „erstes“ Album, auf dem die meisten der Songs von „The Bottom Line“ zu hören sind. Was wäre die Motivation für diese Leute, sich das Album in der „neuen“ Version zu kaufen? Lohnt sich der Kauf?“

 

Zascha Moktan: „Es lohnt sich immer, Geld auszugeben für Künstler, für die man was tun möchte. Ansonsten könnten diese nicht existieren und könnten auch nicht weiter Musik machen. Mein Album erzählt eine Geschichte,  und ich glaube, dass es auch eine schöne Geschichte ist. Wenn man sich die Songs richtig anhört…“

 

Michael Arens: „Du klingst für dein Alter sehr bewandert.“

 

Zascha Moktan: „Meine Eltern waren Hippies. Ich bin also mit Musik von Bob Marley usw. aufgewachsen. Als Teenager kam dann Punk. Ich bin dann sehr früh von zu Hause ausgezogen, habe eine Zeit in den USA gelebt, dort Soul gehört. Ich bin dann nach London gezogen, wo ich viel Pop-Musik mitbekommen habe. Ich glaube schon, dass ich durch mein vieles Reisen und durch die vielen Orte, an denen ich gelebt habe - dass das mich auf jeden Fall musikalisch geprägt hat.“

 

Michael Arens: „War dir immer klar, dass Du Künstlerin, Sängerin, vielleicht sogar Star werden willst?“

 

Zascha Moktan: „Ich wollte eigentlich gar keine professionelle Musikerin werden. Mir ist das sogar immer noch ein bisschen peinlich, vor der Kamera zu stehen. Bei Auftritten bin ich sogar richtig schüchtern. Ich habe mich aber irgendwann dafür entschieden und muss das jetzt auch durchziehen.“

 

© Michael Arens

   

 

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