MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

INTERVIEW

 

 

 

 

 

Stefanie Heinzmann - Funk Paradoxon!

Aktuelles Album: Stefanie Heinzmann - Masterplan (Universal Music)

Stefanie "Funk" Heinzmann

“SSDSDSSWEMUGABRTLAD“… wer das jetzt liest, und nicht aus Deutschland kommt: Das ist kein Schreibfehler! Es ist der Titel einer Casting-Show im deutschen Fernsehen. Auf dem Sender “Pro Sieben“, um genau zu sein.

 

Stefan Raab, neben seiner Moderatoren-Präsenz im TV bekannt für seine eindeutigen und unterschätzten Qualitäten als Musiker- und Musikmacher bzw. Förderer, besonders in Sachen Black Music, ob nun Soul, Funk oder einfach alles, was den Groove hat, wird dabei wohl der größte Fan der Neuentdeckung Stefanie Heinzmann sein. Angefangen hat Heinzmann jedoch als Sängerin der Schweizer Mundartband Big Fish

 

Doch zurück zur Casting-Show, die, trotz  oder gerade wegen dem abgedrehten Titel, sozusagen wegweisend, einen deutlich höheren Qualitäts-Output hat, als jede beliebige Staffel von “Deutschland sucht den Superstar“, “Popstars“ und den weiteren üblichen Verdächtigen.

 

Gewinner der letzten Staffel war also Stefanie Heinzmann, die mittlerweile einen Kometenhaften Aufstieg hinter sich hat und durch ihren Bruder Claudio Heinzmann gemanagt wird. Ihre Single “My Man Is A Mean Man“ findet sich seit Monaten im oberen Bereich sämtlicher Charts, das Album “Masterplan“, im März bei Universal erschienen, verkauft sich mit atemberaubendem Tempo.

 

Konzentriert man sich auf die Sängerin, die Künstlerin, die Gewinnerin der Casting-Show, Stefanie Heinzmann, sieht man zunächst mal nur ein “normales“ (was ist normal?!, Anmerkung der Redaktion), junges Mädchen, pardon, Frau. Immerhin ist Heinzmann am 09. März, passend zur Album-Veröffentlichung, 19 Jahre (!) jung geworden.

 

Und dann das Album – der „Masterplan“. Ein Schlag ins Gesicht, ein Tritt in die Magengegend. Das kann nicht sein… das kann vor allen Dingen nicht SIE sein… Und doch! Ihre Stimme ist zurückhaltend, aber druckvoll. Gradlinig, aber verspielt. Und immer konkret. Wie im Funk üblich. Die 14 Titel aus „Masterplan“ (das letzte Stück „Xtal“ ist ein Bonus-Track) sind Funk und Soul. Punkt. Kein Pop, kein Jazz, kein Teeniepop, kein Eurotrash. Scooter go home, Schnuffel ade, auf bald, ciao, mach's gut, salü, servus! FUNK und SOUL!

 

Ich hatte es immer vermutet, das scheint jetzt meine Bestätigung – Funk muss nicht immer aus den USA kommen! Wie professionell das Album der im Kanton Wallis in der Schweiz, im kleinen Ort Eyholz, lebenden Stefanie Heinzmann, klingt, davon sollte sich jeder selbst unbedingt überzeugen. Selbst die Meister des unbeirrten Funk und des erdigen, handgespielten Soul, Tower Of Power, seit nunmehr 40 Jahren Aushängeschild der beschriebenen Verschmelzung von Soul, Funk und einer richtig fetten Portion Bodenhaftung, erkannten schnell ihr Potential und verbeugten sich auf “Only So Much Oil In The Ground“, einem der besten Tracks auf „Masterplan“, vor dem ehrlichen Funkgefühl dieser blutjungen Soulsängerin aus der Schweiz.

 

Mit Tower Of Power stand Stefanie Heinzmann jedoch nicht nur im Studio, sondern spielte auch einen Live-Gig. Und spätestens seit diesem Konzert und der damit unter dem gemeinsamen Song “Only…“ einhergehenden Respektsbekundung der Band in Richtung Heinzmann dürfte der Status der ehemaligen Casting-Gewinnerin sich ganz klar in Richtung ernstzunehmender Künstlerin und Botschafterin in Sachen Soul und Funk gedreht haben.

 

Ebenfalls ungewöhnlich ist die Tatsache, dass das Album nicht etwa von irgendwelchen Funk-Größen aus den USA produziert wurde, sondern durch die beiden Berliner Marek Pompetzki und Paul NZA! Das ausgewählte Songmaterial hat Stefanie „Funk“ Heinzmann selbst aus dem riesigen Fundus von Universal ausgewählt und dann auf sich zugeschnitten. Liebenswert ist ebenfalls das ansprechend und hochwertig gestaltete Booklet, das nicht nur aus schicken Fotos und sämtlichen Songtexten besteht, sondern auch mit Illustrationen und Zeichnungen aus der Feder von Stefanie persönlich verschönert wurde.

 

Ohne jede Übertreibung: „Masterplan“ ist bisher (immerhin ist das Jahr bereits vier Monate alt) eines der besten Alben überhaupt, und markiert hoffentlich eine neue Zeitrechnung in Sachen Funk und Soul in Deutschland und dem deutschsprachigen  Ausland.

 

Bleibt zu hoffen, dass die breite Masse die Musik auf „Masterplan“ auch als solche, als Soul und Funk, wahrnimmt. Der SOUL TRAIN jedenfalls nimmt das Album als Meilenstein (für Deutschland) an, und bedankt sich bei Stefanie Heinzmann nicht nur für ein richtig gutes, keine Sekunde langweiliges Album, sondern für das hoffentliche lostreten einer Bewegung, an die wir als Deutschlands Soul-Musik-Magazin Nr.1 einfach glauben müssen!

 

Dr. Chuck führte mit Stefanie Heinzmann ein sehr angeregtes, natürliches Gespräches auf (!) dem Bodensee…

 

 

Dr. Chuck: “Ich muss dir zuerst einmal die Frage stellen, die dir vermutlich immer wieder gestellt wird: Du bist mit gerade 19 Jahren unglaublich jung, singst aber den Funk und den Soul, als wärst du ein halbes Leben im Geschäft. Woher kommt das?“

 

Stefanie Heinzmann: “Das ist schwer zu sagen. Denn bei meiner Familie hat Musik nie eine große Rolle gespielt. Meine Eltern hatten nie wirklich viel Zeit, und abends liefen auch nicht irgendwelche Platten oder so. In der achten Klasse hatte ich dann einen Musiklehrer, der meinte, dass ich doch so gut singen könne, und dass ich doch Gesangsunterricht nehmen solle. “Komm doch in diesen Chor oder in jene Band…“ Dann hatte ich eine Gesangslehrerin, und die hat mich ziemlich auf den Soul und den Funk gebracht. Sie hat gemerkt, dass mir das sehr gefällt, wenn ich es singe. Sie hat mir alle CDs mit Soul und Funk gegeben, die sie hatte.“

 

Dr. Chuck: “Und damit war dir klar: “Das ist genau das, was ich machen will!“?“

 

Stefanie Heinzmann: “Genau.“

 

Dr. Chuck: “Eine andere Sache, die mir bei deinem Album auffiel, waren die Texte, die so konkret zur Musik, zum Genre Funk insbesondere, passen, wie man es sonst nur von Bands wie Tower Of Power, mit denen Du ja auch eng zusammengearbeitet hast, kennt.“

 

Stefanie Heinzmann: “Das war auch ein wenig Glück. Ja… Glück gehörte da schon ein bisschen zu. Wir haben von Universal unglaublich viele Songs bekommen. Ich habe dann angefangen, zu sortieren, und das, was mir nicht gefiel, raus zu schmeißen. Erst dann habe ich angefangen, mir die Texte genauer anzusehen und irgendwie passte das alles so perfekt zusammen. Das war besonders gut, da alles schnell gehen musste (Stefanie Heinzmanns Gewinn der Casting-Show war ihr Plattenvertrag, Anmerkung der Redaktion). Es lief einfach alles perfekt.“

 

Dr. Chuck: “Trotzdem hast DU ja die Auswahl getroffen. NUR Glück war also doch nicht im Spiel. Es muss also schon irgendwie in dir drin stecken…“

 

Stefanie Heinzmann: “Ja, ja, es gab natürlich auch Songs, die mir von der Melodie her gefielen, aber wo der Text überhaupt nicht ging. Das war mir schon ein Anliegen.“

 

Dr. Chuck: “Wie muss ich mir die Entstehung der Albums selbst vorstellen?“

 

Stefanie Heinzmann: “Wir sind nach Berlin gegangen. Ins Numarek-Studio. Als ich dort ankam, hatten wir die Songs noch nicht selbst ausgesucht. Wir mussten uns also erst einmal zusammensetzen und besprechen, wie genau es denn jetzt laufen wird. Nachdem wir die Songs dann ausgesucht haben, habe ich angefangen, die Songs aufzunehmen. Dafür haben meine Produzenten Playbacks gemacht, und ich habe auf diese Playbacks eingesungen.“

 

Dr. Chuck: “Konntest du auf die Songs als solches während der Produktion im Studio aktiv einwirken, oder hast du einfach nur eingesungen, was einzusingen war?“

 

Stefanie Heinzmann: “Ich konnte natürlich schon mitreden. Wenn mir was nicht gefiel, dann habe ich das gesagt, und das wurde dann auch geändert. Alle nahmen ziemlich Rücksicht auf mich. Am Anfang bekam ich zum Beispiel Demos, die teilweise so schrecklich waren, teils zugemüllt mit Geigen, TAUSENDEN VON GEIGEN UND EINER MILLION STREICHER (schreit),… und das fand ich einfach so nicht cool… und darauf wurde also schon geachtet, dass ich dann auch zufrieden war, schließlich und endlich. Mein Glück war dabei, dass die Produzenten, Marek Pompetzki und Paul NZA, unglaublich auf einer Wellenlänge mit mir waren. Deshalb gab es da auch keine bzw. nicht so viele Streitigkeiten.“

 

Dr. Chuck: “Das heißt, dass im Prinzip deinem Talent Vertrauen geschenkt wurde!“

 

Stefanie Heinzmann: “Ja.“

 

Dr. Chuck: “Ich muss auf Tower of Power zu sprechen kommen. Letzten Februar standest Du mit ihnen auf der Bühne, “Only So Much Oil In The Ground“ auf deinem Album ist sogar eine Zusammenarbeit mit Tower Of Power, die es immerhin nun schon 40 Jahre gibt. Man könnte sie, ohne rot zu werden, als eine der ganz großen Funk-Legenden bezeichnen. Wie war das mit den Jungs, wie sind die so?“

 

Stefanie Heinzmann: “Unglaublich! Du kommst ins Studio, und die Jungs begrüßen dich direkt schon mal sooo herzlich… Und wenn du mit ihnen auf der Bühne stehst, kannst du dich einfach fallen lassen. Alles ist so gut, sie haben so viel Erfahrung und alle grooven wie irgendwas… unglaublich. Der Doc (Stephen „“Doc“ Kupka, Anmerkung der Redaktion) ist so cool, ganz, ganz schlimm. Auch Emilio Castillo aus der Originalbesetzung… einfach cool!“

 

Dr. Chuck: “Und jetzt darfst du dich zu diesem Kreis hinzu addieren. Ist das nicht alles auch etwas seltsam?“

 

Stefanie Heinzmann: “Unglaublich seltsam! Mein Leben hat sich so krass verändert. Wenn ich mir angucke, was sich alles getan hat, ist das richtig unrealistisch für mich.“

 

Dr. Chuck: “Ich bin ja nur froh, dass das gerade mit der Art Musik, mit Funk und Soul, passiert!“

 

Stefanie Heinzmann: “Ich auch!“ (lacht)

 

Dr. Chuck: “In deiner Künstler-Bio, mit der mich dein Label Universal versorgt hat, steht, dass Du dich selbst als “offizieller Schisser“ bezeichnest, womit wohl dein Lampenfieber und deine Schüchternheit, die übrigens völlig normal ist, berücksichtigt man dein Alter, gemeint sind…“

 

Stefanie Heinzmann: “Ja, das ist ziemlich schwierig bei mir. Ich bestehe nur aus Paradoxen! Das ist schwer zu sagen. Es kommt immer darauf an, mit wem, wo, und was ich gerade mache. Ich kann unglaublich schüchtern sein, was dann für alle anderen, die gerade mit mir unterwegs sind, so peinlich ist…“

 

Dr. Chuck: “Beispiel?“

 

Stefanie Heinzmann: “Ich kann unglaublich laut werden! Ich kann so blöd lachen… da ist mir dann auch scheiß egal, wer dann da neben mir sitzt. Wenn meine Freunde da sind, dann kann ich echt so durchgeknallt sein, dass sich teilweise sogar schon meine Freunde für mich schämen. Und auf der anderen Seite kann ich so unglaublich schüchtern sein.“

 

Dr. Chuck: “Wir leben in schwierigen Zeiten, in denen immer weniger physikalische Tonträger, CDs, verkauft werden. Was würdet du tun, wenn trotz deines Erfolges bei Stefan Raab niemand das Album oder deine Singles gekauft hätte?“

 

Stefanie Heinzmann: “Also meine Mama hat das Album gekauft…“ (lacht)

 

Dr. Chuck: “Verstehe…“

 

Stefanie Heinzmann: “…und ganz Eyholz hätte es auch gekauft, auch wenn es Scheiße wäre!“ (lacht)

 

Dr. Chuck: “Und was ist mit dem Rest der Menschen, die zwar Musik lieben und hören, sich aber immer weniger dafür entscheiden, eine CD zu kaufen. Besonders in deiner Generation wird Musik viel lieber im Internet herunter geladen, wird zu einem schelllebigen Produkt, fast schon zu einem Einwegprodukt. Wie siehst Du die ganze Sache?“

 

Stefanie Heinzmann: “Das ist schwer zu sagen. Es gibt wirklich sehr viele, die es einfach runterladen. Ich hatte ganz am Anfang Angst, dass das Booklet, zum Beispiel, sehr unpersönlich wird, weil das alles so schnell gehen musste. Aber da ich da selber damit arbeiten konnte, die Zeichnungen im Booklet, die habe ich selbst gemacht, kommt das Album auch wirklich von mir. Das ganze Konzept kommt von meinem Bruder und mir. Alleine schon deshalb sollte man es kaufen, weil es einfach so persönlich geworden ist. Und es ist einfach mein Album! Und ich bin so glücklich, dass es so geworden ist, wie es ist!“

 

Dr. Chuck: “Du bist sehr leidenschaftlich bei der Sache. Du kannst sehr stolz auf dich und das Album sein. So etwas fehlt einfach auf dem deutschen Markt. Kaum jemand nimmt sich dem Soul oder gar dem Funk an. Ist das alles, die CD, Konzerte, Promotion, usw., genau das, was Du machen willst… sozusagen ganz genau dein Ding?“

 

Stefanie Heinzmann: “Ja.“

 

Dr. Chuck: “Stefanie Heinzmann in 20 Jahren. Wie würde das aussehen, bzw. sich anhören?“

 

Stefanie Heinzmann: “Das ist natürlich schwer zu sagen. Ich stehe eigentlich nicht so sehr auf Zukunftsfragen. Ich blicke nie so in die Zukunft, da ich selber weiß, dass sich schon in Tagen so viel ändern kann, Natürlich - dass, was sich im Moment für mich abspielt, ist der Hammer… der OBERHAMMER! Wenn ich das weiter tun kann, wäre ich oberglücklich!“

 

Dr. Chuck: “Ist es dir wichtig, wie die Menschen auf der Strasse dich wahrnehmen? Immerhin wirst Du als Gewinnerin von “SSDSDSSWEMUGABRTLAD“ zunächst einmal und in der Folge auch als TV-Star wahrgenommen.“

 

Stefanie Heinzmann: “Auch, wenn ich eine typische Casting-Gewinnerin bin, das ist halt der Stempel, den ich immer auf der Stirn mit mir herum trage, meine ich mein Album wirklich Ernst! Es liegt mir so sehr am Herzen… und ich möchte halt, das die Leute wissen, dass es von MIR kommt, und nicht irgendwelchen Produzenten oder von der Plattenfirma. Das war wirklich meine Entscheidung, das das Album so geworden ist!“

 

Dr. Chuck: “Das glaube ich dir aufs Wort. Ich bin selbst kein Freund dieser Casting-Shows und konnte mich deswegen sehr unvoreingenommen an dein Album machen. Und war, ganz  ehrlich, direkt begeistert.“

 

Stefanie Heinzmann: “Danke. Ich bin dieser Casting-Show natürlich total dankbar, ich bin auch Stefan (Raab) (Anmerkung der Redaktion) total dankbar. Und dieses Vorurteil gibt es halt. Aber damit möchte ich dauerhaft nicht leben.“

 

Dr. Chuck: “Siehst Du dich als Verfechterin des Funk- und Soul-Genres, für das in Deutschland noch immer viel zu wenig passiert und getan wird?“

 

Stefanie Heinzmann: “Der Soul kommt zu wenig an die jungen Leute! Es gibt zwar Joss Stone, aber mehr ist da Soul- oder Funk-technisch wirklich kaum noch auf dem Markt. Junge Menschen stehen einfach nicht so sehr auf Funk und Soul. Ich bin auch jung, stehe aber auf Funk und Soul! Ich finde einfach, dass Soul viel mehr an die jungen Menschen herangetragen werden sollte, anstatt Schnuffel und so was. Ich und der SOUL TRAIN, wir versuchen, das zu ändern!”

 

© Dr. Chuck

 

 

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