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CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

 

 

Duffy - Rockferry (A&M Records/Polydor/Universal)

 

 

Duffy - Rockferry (A&M Records/Polydor/Universal)

Duffy - Rockferry

(A&M Records/

Polydor/Universal)

 

 

 

 

Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, “Rockferry” nicht als Album des Monats zu bewerten. Denn der Hype um die Wiederentdeckung des Souls der Sechziger Jahre ist kurz vor dem Zenith, dem Umkippen, und damit an der Grenze zur nervtötenden Trendbewegung angelangt. So ist das, Dinge laufen sich tot, werden absichtlich bis zur Unkenntlichkeit ausgesaugt, bis nur eine leblose Hülle überbleibt.

 

Nach mehrmaligem Durchhören des Albums bleibt mir aber dann, ganz ehrlich, gar keine andere Wahl. Was wir hier haben ist nicht nur einfach die neueste Amy Winehouse-Variante. Es ist eine Hommage an die unvergessene Dusty Springfield und deren Magie, mit der Stimme einer Martha Reeves. Grobkörnig, verregnet.

 

Der gigantische Erfolg, der Duffy gerade den Weg zur Krone des Sixties Soul-Revivals ebnet, ist freilich in erster Linie dem Winehousschen Fahrwasser und der beispielslosen Promotion-Welle zuzuordnen, die sich eben jenen Trend zu nutzen macht. Ob den Menschen auf der Strasse bewusst ist, dass es diese Art Musik so schon mal gab, das Soul als Ganzes ein Genre ist, bleibt anzuzweifeln.

 

Zur Musik. Duffys Stimme ist nicht die Größte. Das muss so akzeptiert werden. Aber das war Dusty Springfields Organ auch nicht. Es ist dieser für das Genre Soul und das Subgenre Sixties Soul und das Subgenre des Subgenres, Blue Eyed Sixties Soul so wichtige, typische und charakteristische Schmelz und Abrieb, der auch Duffys Stimmbänder einfach perfekt macht. Perfekt für diese Art Musik.

 

Die Waliserin hat scheinbar die Musik der Ära mit all seinen Lagen und Gegebenheiten verstanden. Den sie singt nicht nur einfach die zehn von Bernard Butler, Jimmy Hogarth und Steve Booker produzierten Stücke, sie lebt sie. Ob sie nun die Intonation, die korrekte Akzentuierung und Betonung, die authentische Stimmchoreografie der Sechziger Soulära eingeübt hat, oder ob es ihr tatsächlich im Blut liegt, sozusagen mit der Mutermilch aufgesogen, ist eigentlich unerheblich.

 

Unerheblich ist es auch, dass das Album mit unter 38 Minuten doch sehr kurz geraten ist. Andererseits ist es wohl ein weiterer Indikator für die Authentizität, die das Werk unbedingt aufrechterhalten will.

 

Die Songs von “Rockferry“ sind jedenfalls das reinste Vergnügen und hören sich authentisch, warm, knorrig, erdig und analog an. Eben so, wie es das Genre verlangt und benötigt. Ebenfalls willkommen ist das geschlossene, sehnsüchtige, leicht verträumte Ganze des Albums, das wie ein Film funktioniert. Nicht umsonst wurde “Distant Dreamer“ als letzter Track des Albums gewählt. Er kündigt schwermütig das emotionale Ende des Albums und damit der Standrundfahrt durch Duffys stimmliche Gedankenwelt an, und lässt einem Soulverliebten Puristen wie mir nur eine Alternative: Den Play-Button erneut zu drücken.

 

“Rockferry“ ist tatsächlich ein kleines Meisterwerk, auch wenn der Hype um das Album und um Duffy täglich mehr nerven.

 

Natürlich lag es dem SOUL TRAIN daran, Duffy in einem Interview zum Meilenstein in Sachen Soul zu befragen. Ihre Plattenfirma ließ allerdings verlauten, dass Duffy nicht für Interviews zur Verfügung steht.

 

© Michael Arens

 

 

 

 

 

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