MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

kurz vorgestellt... / last minute reviews...

 

 

 

 

 

Jacob Karlzon Trio - Going Places (Reissue) (Prophone Records/Naxos)

Jacob Karlzon Trio - Today (Reissue) (Prophone Records/Naxos)

Auf gleich zwei Widerveröffentlichungen können wir Zeuge des unterkühlten Jazz des Jacob Karlzon Trios werden. Das Trio formierte sich bereits vor 15 Jahren in Malmö, Schweden, und besteht neben Karlzon, der Pianist ist, aus Mattias Svensson am Bass und Pater Danemo an den Drums. Trotzdem es immer wieder bewegtere Songs wie dem Titelstück auf dem 2002er “If I Should Lose You“-Album gibt, ist die Musik der beiden Alben (“Going Places“ stammt aus dem Jahre 1998) recht zaghaft, zurückhaltend, fast hypnotisch. Beruhigend vielleicht, sicher aber nicht immer. Das Schöne daran ist auch, dass sich alles in einem recht melodischen und harmonischen Rahmen abspielt, der es dem Hörer erlaubt, seine Gedanken auch mal abgleiten zulassen. Die Wiederentdeckung der jazzigen Langsamkeit sozusagen.

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Various - Deelder Draait (Sonic Scenery/Essential Dance Music/ZYX Music)

Various - Deelder Blijft Draaien (Sonic Scenery/Essential Dance Music/ZYX Music)

Jules Deelder ist einer der renommiertesten holländischen DJs in Sachen Jazz. Und ich spreche hier nicht von irgendwelchem hippen, vermeintlich angesagten Jazzströmungen. Echter, handfester Jazz. Swing. Old School. In zwei neuen Folgen seiner Kompilationsreihe erkennen wir das ganze Ausmaß seiner Jazzverliebtheit. Da gibt es Rares, Karges, Bizarres und Klassisches von Cal Tjader, dem Cozy Cole Orchestra, dem Jimmy Heath Sextet oder von Gene Krupa, dem Slide Hampton Orchestra oder den Jazz Messengers. Dass es Deelder dabei offensichtlich darauf ankommt, dass die Tracks richtig durchgrooven und im Normalfall, trotz ihres zum Teil bemerkenswert hohen Alters, tanzbar sind, beruhigt mich dann doch.

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Ralf Gum - Uniting Music (Gogo Music/Mconnexion)

Ralf Gum mauserte sich über die letzten Jahre zu einem ernstzunehmenden Act des deutschen Grooves im Umfeld aus elektronischer Musik mit tanzbarem Anspruch. “Uniting Music“ ist sehr melodisch und harmonisch, wartet gar mit zuckersüßem, nicht selten an Soul erinnernden Gesang auf. Sofort der Opener “Warrior“ featuring Beate S. Lech unterstreicht das. “Kissing Strangers“ mit Monique Bingham könnte gar ein waschechter Incognito-Song sein. Natürlich gibt es auch mehr der Elektronik und dem House zugewandte Tracks wie “Searching“ mit Mike Avery, aber der alles überstrahlende Groove aus Melodie und Harmonie ist nicht zu überhören. Ich prognostiziere mal (rege vielleicht sogar an?), dass Gums nächstes oder übernächstes Werk bei konsequenter Weiterverfolgung des eingeschlagenen Kurses in Richtung Soul läuft. Ein deutsches Soulalbum, aus deutscher Hand... Das wäre es doch.

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Syncopix - Icarus (Syncopix Records/Groove Attack)

Auf den ersten Blick hatte ich ein kopflastiges Jazz-Werk erwartet. Der Name, das Booklet, alles spricht für einen Ausflug in überdrehte Jazzwelten. Als sich aber der erste konkrete Drum’n’Bass-Beat aus den Lautsprechern knüppelt, wächst Erleichterung in mir. Denn “Icarus“ ist genau das - D’n’B der schnörkellosen Art. Dabei wird natürlich auch sphärisch gearbeitet, drehen sich Melodien und Harmonien in den Klangteppich. Die 13 Tracks vergehen wie im Fluge und hinterlassen einen sehr geschlossenen, einheitlichen Eindruck, wie er in der Form nur durch Drum’n’Bass entstehen kann. Volltreffer.

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Paula - So Wie Jetzt (Exzess Berlin/Rough Trade)

Deutschsprachige Musik ist schwierig. Ganz ehrlich. Besonders dann, wenn sie tanzbar, groovy, soulful oder zumindest bewegt sein soll. Was mir an Paula immer schon gefiel waren ihre unverblümter, größtenteils von aufgesetzter Attitüde entfernter Umgang mit der deutschen Sprache. Wenig Zeitgeist-Spielereien, einfach nur Deutsch, Deutsch, Deutsch. Dabei war Paulas Musik immer den Tick sauberer produziert als die der Konkurrenz. Die Texte haben es in sich, von Frontfrau Elkes einmaliger Stimme mit garantiertem Widererkennungswert mal ganz abgesehen. Das alles trifft auch auf den neuesten Longplayer von Paula zu. Ein neues Paula-Album, ein neuer, grosser Wurf!

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Peter Asplund Quartet - As Knights Concur (Prophone Records/Naxos)

So poetisch der Albumtitel, so poetisch und anmutig die Musik. Skandinavisch unterkühlt, aufgeräumt, aber treffsicher schmeichelt sich Trompeter Asplund durch Interpretationen  von Cole Porter, Henry Mancini oder durch eine erneute Auflage von Bobby Hebbs “Sunny“. Auch Eigenkompositionen reihen sich gewollt unauffällig ein. Das Werk erzeugt Ruhe und Entspanntheit, und in den Spitzen schleicht sich unaufdringliche Spielfreude harmonisch ins Glied. Treffer. Geschlossene Einheit, das.

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Various - Ibiza Chill Out-Balearic Lounge Collection (Black Flame/Blue Flame)

Also ehrlich: Der Name stößt mich etwas ab. Ich fühle mich, sicher unfairer Weise, in die Neunziger zurückversetzt. Denn ich dachte eigentlich, wir hätten diese Chill-Ibiza-Ambient-Phase lange hinter uns gelassen. Als aber einmal die CD im Player liegt, schließe ich Frieden mit dem über 70 Minuten langen Sampler. “Club Tropicana“, die Wham!-Coverversion von Bossasonic oder “Beautiful Day“ von Jazzamor belohnen mich zur Genüge und liefern in den besten Momenten sogar eine kleine Gänsehaut. Schlichte Schönheit, dem Sonnenuntergang auf dem Cover nachempfunden. Zum Ende hin verblassen die Sounds dann ein wenig, was wahrscheinlich mit dem eher kantigeren Charakter von Titeln wie “Tomorrow“ von Sphere zusammen hängt. Natürlich kann von 14 Stücken nicht jedes Einzelne ein Gewinner sein. Und so bleibt ein kleiner, lohnenswerter Ausflug in jene Musikgefilde, die sich irgendwo zwischen Bossa Nova, elektronischer Musik, House, Jazz und Pop befinden. Chillout eben.

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Raphael Wressnig’s Organic Trio - Cut A Little Deeper On The Funk (BHM Productions/ZYX Music)

Der Titel verrät es: Es knarzt. Blaxploitation, Soul, Funk, Jazz, Blues. Wunderbar. Mordsmäßig. Auch wenn Wressnigs Hammond B3-Spielereien hier und da all zu sehr in Selbstverliebtheit abdriften und bei den Solis etwas weniger mehr gewesen wäre, reiht sich der mit ausführlichen Liner Notes von Larry Skoller veredelte Longplayer genüsslich in die Reihe authentischer B3-Knarzploitation-Alben ein. Fast könnte man meinen, das Album wäre 1970 entstanden... aber auch nur fast. Faszinierend.

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Caribbean Jazz Project - Afro Bop Alliance (Heads Up/In-Akustik)

Das neue Album des Caribbean Jazz Project ist mal wieder geprägt von purer Spielfreude und Ausdruckskraft. Dave Samuels (Vibes) und seine Mitstreiter von Steve Williams (Saxofon) und Chris Walter (Trompete) über Jim McFalls (Posaune) bis zu Max Murray (Bass), um nur einige wenige zu nennen, merkt man an, dass ihnen dieses Projekt am Herzen liegt. Aber auch, dass es ihnen ganz natürlich von den Fingern rinnt. Leicht, flockig und karibisch sommerlich, eben dem Gusto des Bandnamens entsprechend, bringen die neun Titel Unterhaltung und beweisen, dass Jazz sich auch in den Beinen und im Bauch abspielen kann.

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Various - Romance In Rio (Chesky Records/In-Akustik)

Für das kleine Budget gibt es manchmal auch Qualität. “Romance In Rio“ ist so eine Ausnahme. Natürlich ist das Coverdesign leidlich, und das Booklet strotzt nicht gerade vor Infotainment. Aber dafür sind die 13 Titel bezahlbar. Und hörenswert obendrein. Songs von Ana Caram, Chuck Mangione, Paquito D’Rivera, Kenny Rankin, Luiz Bonfa oder Badi Assad heben den Sampler auf ein lohnenswertes Niveau. Ein Grundsolides Album mit brasilianischer Musik aus dem Chesky Records-Fundus.

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Trondheym - Beta (NRW Records)

Trondheym besteht aus dem Duo Gerhard Schmitt und Nikolaus Neuser. Sphärisch und verspielt, dabei gradlinig und kontrolliert, so beschreibt sich “Beta”, der aktuelle Longplayer von Trondheym, wohl am besten. Dabei bleiben auch tanzbare Elemente wie bei “Omega“ oder “Taiga“ nicht im Dunklen. Jazziger und Funkverliebter wird es bei “Buttercup“ während “Moon“ überdreht-cooler Acid Jazz ist. Das Album trägt dabei eine bewusst frostige Grundhaltung, die den rasiermesserscharfen Charakter der 12 Titel deutlich unterstreicht.

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Flying Pickets - Big Mouth (In-Akustik)

Das ist so eine Sache mit den vermeintlichen One Hit-Wundern. Oft sind sie es nämlich nicht. Wie im Falle von den Flying Pickets, welche 90% der Menschen auf der Strasse bis heute wohl mit ihrem Achtziger Acapella-Abräumer “Only You“ definieren. Allerdings haben die Pickets nie aufgehört, Musik zu machen. Ihr neuestes Album versetzt keine Berge, ist aber ein ehrliches Stück kurzweiliger Unterhaltung zwischen Pop, Rock, Soul und eben jenem typischen Acapella-Gefühl, wie es nur von den Flying Pickets vermittelt wird. Ein rundes, kurzweiliges, äußerst unterhaltsames Werk.

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Camille - Music Hole (Virgin/EMI)

Camille ist Französin, singt auf “Music Hole” aber überwiegend auf französisch. Die Musik ist eine Art jazzorientierter Acapellapop mit Schmiss und Groove. Bobby McFerrin trifft auf Enya trifft auf Nelly Furtado trifft auf Peter Gabriel trifft auf Olodum. Das funktioniert sogar. Alle 11 Stücke sind von Camille selbst geschrieben, was sich als Vorteil erweist, denn ihre Musik ist recht individuell und damit nicht unbedingt frei von Polarisierungen.

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J.R. - Life By Stereo (Cross Movement Records/Provident/Sony-BMG)

Cross Movement Records macht seit geraumer Zeit mit HipHop jenseits der ausgetretenen Pfade von sich Reden. “Life By Stereo“ macht da keine Ausnahme. Mit Gastauftritten seiner Labelmates Flame und Da’ T.R.U.T.H. versetzt J.R. zwar keine Berge, kann aber zielsicher mitreden. Seine Raps sind slick und rund, passen sich akzentuiert den Grooves an. Immer wieder scheint auch mal eine Anleihe bei Soul oder Funk durch, obwohl “Life By Stereo“ ein sehr geradeaus gerichtetes Rap-Album ist.

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Lygia Campos - Meu Nome é Brasil (Lygia Campos/Galileo MC)

Wenn man mal eben so die brasilianische Musiklegende Ivan Lins als Gast verpflichten kann, sagt das was aus. “Meu Nome é Brasil” ist Lygia Campos neues Album, das mit unzähligen Stilrichtungen spielt, dabei aber vor allen Dingen von Campos Stimme lebt, die tief und sensibel zugleich das brasilianische Musikgefühl unterstreicht, dass die Südamerikaner seit Jahrzehnten zu der Musikmacht machen, als die die Welt sie kennt. Im weitesten Sinne Pop, aber natürlich fehlen die Genre- und landesüblichen Anleihen bei Samba, Bossa Nova, Jazz und Folklore aber auch Rock nicht. Ein nicht immer sinniger Mix. Manchmal braucht es Ecken und Kanten.

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Quiet Village - Silent Movie (!K7 Records/Alive)

Der Name ist Programm. In ruhigen, aber nie langweiligen Tönen erzeugen Quiet Village, Joel Martin und Matt Edwards, eine Atmosphäre irgendwo zwischen Instrumentalen Verzweigungen, elektronischem Soundbett und loungiger Unruhe. Das Ganze hat seinen ganz eigenen Charakter und klingt tatsächlich wie ein Soundtrack zu einem vielleicht verstörenden Film, den jeder in seinem eigenen Kopf abspielen sollte. Es geht eine eigenartige, mitunter hypnotische Sogwirkung vom Album aus. Tim Burton würde seine helle Freude an diesem Longplayer haben!

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Pit Baumgartner - Tales Of Trust (New Format/Phazz-a-delic/Edel)

Pit Baumgartner ist seit vielen Jahren der Hausproduzent von DePhazz, eine der Großen und Schillernden der deutschen Groove-Szene, sofern es so etwas überhaupt gibt. Berechtigung hat das allemal. Dass Baumgartner aber auch anders und alleine kann beweist dieser Longplayer. Bereits das Cover verkündet: “This Is Not A DePhazz Album!“. Was dann kommt ist eine oftmals etwas eigenwilligere Variante des groovigen Phazz-Sounds. Besonders schön ist das Artwork der CD, dass mit Verwunschenen von Christopher Winter dem Longplayer die gewisse Atmosphäre verpasst.

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The Legendary Rhythm & Blues Revue - Command Performance (Delta Groove Music)

The Legendary Rhythm & Blues Revue sind Tommy Castro, Deanna Bogart, Magic Dick und Ronnie Baker Brooks, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, den waschechten, ursprünglichen Rhythm & Blues wieder zu beleben. Das ist erdig, warmherzig und auch ein wenig dreckig. Denn genau das gehört zu echtem R’n’B (in diesem Zusammenhang übrigens bis heute als Begrifflichkeit für tanzbare Soul-Musik falsch verwendet) dazu. Die 13 von Castro produzierten Titel schrebbeln sich gesund und munter durch Mark und Bein und begrüßen die Wurzeln neuzeitlichen Soul und Blues ganz neu und unerwartet. Gewinner!

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Soo Cho Quartet - Prayer (Challenge Records/Sunny Moon)

”Prayer“ klingt wie ein Soundtrack. Das in Weesp, Niederlanden, aufgenommene Album ist verraucht, teils dunkel, und schmeichelt sich durch Nebelschwaden aus dem Klavierspiel von Soo Cho, dem vorsichtigen Basswerk von Daniel Lottersberger, den zurückhaltenden Drums von Sotiris Ntouvas und den kurzzeitig aufmunternden Trompeten von Angelo Verploegen. Titel wie das bewegte “Suspicion“ oder „New Chapter“ wecken hier und da doch wieder aus dem Schlummer. Ruhig und sanft, aber auch etwas ungemütlich.

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Elektro Willi und Sohn - Diamanten (Modul 8 Music)

Verrückt zu sein macht so viel Spaß. Das Leben ist ohnehin schon viel zu Ernst. “Diamanten“ weiß das. Als eines dieser Alben, die sich selbst nicht wirklich Ernst nehmen, hat es den meisten Produkten der Konkurrenz bereits einiges im Voraus. Unverblümt drückt der Elektro-Schall durch die Lautsprecher, brummt der gewollt stupide, nach vorne bedachte Housebeat lustvoll durch. Witzige Skits, die sich überwiegend ums Thema, na ja, Elektro Willi, drehen, runden die 12 Titel mit so lustigen Namen wie “Luft In den Zehen“ oder “Töne in mein Haar“ herrlich durchgeknallt ab. Eine Art instrumentaler Andreas Dorau auf Pattex vermischt mit dem industriellen Tiefgang eines Rocko Schamoni. Kurz: Ein Geheimtip auf Ecstasy.

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Various - Ayia Napa Jazz Lounge XII-What A Wonderful World (Ayia Napa/O-Tone Music/ZYX Music)

Der zwölfte Teil der Reihe steht den ersten Elf in nichts nach. Die von Uwe Hager sehr stimmig kompilierte Zusammenstellung begeistert vor allen Dingen durch ungewöhnliche, aber ansteckende Coverversionen wie Ray Charles’ “Hit The Road Jack“ in einer unwiderstehlichen Version von David „Fathead“ Newman, Musica Nuda Magoni & Spinettis Version von John Lennons “Imagine“ oder Maceo Parkers Interpretation von Sam Cookes “What A Wonderful World“, das zugleich auch Themengeber der neuesten Ausgabe ist. Songs von Raphael Wressnig’s Organic Trio, Etta Jones, Miles Davis oder einem hervorragend aufgelegten “Beyond The Horizon“ der Isländischen Mezzoforte-Formation wirken kurzweilig und irgendwie aufgeräumt. Mein persönlicher Favorit ist indes der Absacker der 13 Songs währenden Kompilation: “Samba De Verao“ von Marcos Valle und Victor Biglione, die das Ende rund und mit brasilianisch-leichtem Nachdruck begehen. Im Booklet gibt es die Tracklisten der vorhergehenden elf Ausgaben sowie kurze, aber ausreichende Infos zu jedem Song. Für einen Sampler tatsächlich rund laufend.

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Yuri Honing - Meet Your Demons (Jazz In Motion/Challenge Records/Sunny Moon)

Saxofonist Yuri Honing eröffnet die acht bedeutungsschwangeren Titel des Albums mit “Kaiser  Sozé“, einer meiner ewigen Favoriten in Sachen Film-Bösewichter (“Die üblichen Verdächtigen“). Wo wir auch schon beim Thema des Albums wären. Der “Pussy Wagon“ aus Quentin Tarantinos “Kill Bill“ findet ebenso Beachtung (obwohl gerade der in seiner automobilen Schönheit für mich nicht als Bösewicht durchgeht) wie eine Schlüsselfigur aus einem der besten Filme der Neunziger Jahre: “Rollo Thomasi“ aus dem hochgelobten Meisterwerk “L.A. Confidential“ von Curtis Hanson. Obwohl es den ja gar nicht gab. Doch das ist eine andere Geschichte. Denn Yuri Honings Album gibt es sehr wohl. Die Songs sind dem Charakter der einzelnen Titel herrlich angeglichen, machen allerdings als Einheit weniger Sinn. Irgendwo zwischen Jazz, Pop, Rock und sphärischem Soundtrack-Gefühl liegt die Kraft des Werkes. So wie “Castor Pollux“, der griechischen Mythologie entnommen, aber eben auch jenen zwei Bösewichtern aus “Face/Off“. Get me?

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Big Smith - Big Smith (Big Smith/May Apple)

Man könnte es Folk nennen. Oder Americana. Blues vielleicht. Jazz? Nein. Dafür ist zu viel Erde im Getriebe. Wie einst die unerreichte Musikfarbe des hierzulande sehr populären “O Brother Where Art Thou?“-Soundtrack ist auch Big Smith der Musik der zwanziger und dreißiger Jahre der Vereinigten Staaten verpflichtet. Dementsprechend angenehm eigenartig sind auch die Texte (“Go Away Maggie“) die so herrlich verschroben in die Musik passen. Sicher ist diese Art Honky Tonk nicht Jedermanns Sache. Aber was ist das schon?! Big Smith jedenfalls ist ehrlich und erschreckend bodenständig. Ein schönes Album.

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David ”Fathead“ Newman - Diamondhead (Highnote Records/ZYX Music)

Das neueste Werk von Herrn Newman, der im Februar 75 Jahre jung wurde, beinhaltet neun Stücke, die von Newman selbst und seinem langjährigen Weggefährten Houston Person produziert wurden. Darunter finden wir Coverversionen von Billy Joel (“New York State Of Mind“) oder Hoagy Carmichael (“Skylark“) aber auch eigene Kompositionen wie der Titeltrack “Diamondhead“ oder “Mama-Lou“. Zur Musik selbst gibt es kaum etwas zu sagen, dass nicht schon tausende male zur Saxofonlegende David “Fathead“ Newman gesagt wurde. Gradlinig, konsequent, unterhaltsam und hochgradig professionell. Ein leidenschaftliches Werk.

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La Kinky Beat - Karate Beat (Kasba Music/Galileo MC)

La Kinky Beat sind eine Art spanische, modernisierte Version der japanischen Pizzicato Five. Sie führen den in den Neunziger Jahren extrem populären Musikmix aus allem, was scheinbar Hip, Cool und Abgedreht ist, voller Stolz fort. Verstecken müssen sich die Kinky Beats dafür nicht, ist “Karate Beat“ doch bei weitem nicht ihr erstes Album. Und so vermischen sich auch hier wieder Pop, Rock, Soul, Dancefloor, Elektronik, Elemente aus Drum’n’Bass, Folklore, Reggae, Ska, und halt allem, was gefällt und Fun bringt – auf Englisch und Spanisch. Individuell und erfrischend anders. Urlaub.

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Diane Schuur - Some Other Time (Concord/Headsup/In-Akustik)

Jedes Diane Schuur-Album ist ein Erlebnis. Es ist die interpretatorische Gerissenheit, die es ihr möglich macht, aus jedem Standard der Musikgeschichte eine Perle des Vocaljazz zu zaubern. Und so ist auch trotz der ausgetretenen Pfade von “Danny Boy“ oder “Blue Skies“ von Irving Berlin bis zu “My Favorite Things“ von Oscar Hammerstein II. und  Richard Rodgers ausreichend Potential für einen “Aha“-Effekt nach dem anderen. Danke, Diane.

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Various - Spiritual Jazz (Jazzman Records/Groove Attack)

“Esoteric Modal And Deep Jazz From The Underground 1968-1977“ lautet der Untertitel der sehr liebevoll gestalteten Kompilation. Zugleich ist der Gesamttitel eine sehr treffliche Interpretation und Definition der vorhandenen Dutzend Titel. Im aufwendig und inhaltlich umfangreichen Booklet wird jeder Titel ausgiebig besprochen. Ob sich hinter den Songs von Lloyd Miller, Ronnie Boykins, Mor Thiam oder dem Ohio Penitentiary 511 Jazz Ensemble tatsächlich ein übergreifendes Subgenre, ein gemeinsames Thema, befindet, mag jeder für sich selbst erscheinen. Nicht gerade leichte Kost, aber eben spirituelles Material mit dem richtigen Schmiss Weltanschauung.

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La Papa Verde - Ich verstehen nicht kann (La Papa Verde/Bayla Records/Galileo MC)

Der Titel ist kein Schreibfehler. Vielmehr eine klare Ansage. Denn das im Flashpoint Studio in Köln aufgenommene Album spielt mit Spanisch und Deutsch und macht den Fehler zur eigenen Marschroute. Das ist nicht nur mutig und neu, es ist auch ein Mordsgaudi. Nicht, dass man der Musik die Leichtigkeit und die sommerliche Beschwingtheit nicht sowieso in jeder Sekunde anhört. Die siebenköpfige Formation La Papa Verde versteht es, zu unterhalten. Dabei ist die Musik als Mischmasch aus einem Dutzend Musikstile eher als Fahrwerk zu verstehen. Sauber produziert noch dazu. Ich verstehen kann dass “ich verstehen nicht kann“ nicht zu verstehen sein kann aber zum Party machen stehen kann...

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Various - Jazz & Milk Breaks (Jazz & Milk Recordings/Our Distribution)

“Jazz & Milk Breaks” offeriert eine Werkschau des Jazz & Milk Labels, die irgendwo zwischen Acid Jazz, Elektronik und Groove liegt. Free The Robots eröffnen mit “Jazzhole“ eindrucksvoll den Reigen aus 13 Titeln. Vono Box swingt mit “Pepita“, Mocean Worker pumpt mit einem Funky Break auf ihrem “Shamma Lamma Dingdong“ richtig durch und Romanowski schickt den “Strudel Strut“ durch eine angenehm funky Rückbesinnung auf Acid Jazz. Eine stimmige Werkschau mit ein paar der interessantesten Acts der Gegenwart wenn es zu Elektronischem und Groovigem kommt. Funky, aber auch ein wenig unartig.

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Alle Rezensionen/All reviews © Michael Arens

 

 

 

 

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