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Wolfgang Haffner
– Shapes-Live In Concert (Haffner Music/Edel)
Wolfgang Haffner ist so etwas wie der Pop-Star unter den Jazzern der
Republik. Das ist an sich schon etwas Besonderes. Doch Haffner ist darüber
hinaus Drummer. Und damit eigentlich so gar nicht prädestiniert, ein Star zu
sein. Und doch. Sieht man sich die Live-DVD an, kommt man schnell ins
Schwärmen. Denn neben seinem herausragenden Spiel umgibt Haffner eine Art
Aura, die es nun mal irgendwie braucht, um aus der Menge heraus zu ragen.
Die durchweg selbst komponierten Songs, die er zusammen mit Sebastian
Studnitzky (Trompete und Keyboards), Frank Kuruc (Gitarre) und
Lars Ericsson (Bass) einspielte, wurden 2006 in der Tonhalle in Nürnberg
aufgenommen. Und da zeigt sich dann schnell eine weitere Eigenart Haffners.
Der Mann kann Songs schreiben, die es schaffen, Fans von Jazz, Pop und Rock
gleichermaßen anzusprechen. Dabei hören wir mal reinen Jazz, immer wieder
Solis des Drum-Stars Haffner, aber auch Gitarrenriffs oder chillige
Jazzfusion, die zugleich in die Beine geht. Die DVD kommt mit einer Reihe
Infos im Booklet, einer Slideshow und einer kurzen Doku über die Tour. Ein
schönes Stück deutscher Jazz-, oder sollte ich sagen
Unterhaltungsgeschichte.
Composing The Beatles Songbook
- Lennon And McCartney 1957-1965 (Chrome Dreams/In-Akustik)
Der
80minütige Dokumentarfilm fokussiert sich, wie der Titel bereits verrät, auf
die Songschreibergeschichte hinter John Lennon und Paul McCartney
als Komponistenduo. Es kommen viele interessante, manche wichtige, einige
wenige unwichtige Leute zu Wort. Klaus Voorman, Freund der Beatles,
zum Beispiel, oder Chris Ingham, Autor, oder Steve Turner,
Autor gleich mehrerer Beatles-Bücher. Die Dokumentation ist dabei
recht informativ und hält die Emotionen in der Waage. Denn es geht um Musik.
Um das Musik schreiben. Und diese Magie war in den Jahren 1957-1965 zwischen
Lennon und McCartney noch völlig intakt. Doch am besten selbst sehen... Die
DVD ist angenehm aufgeräumt und gradlinig produziert, es gibt einige wenige,
schnittige Extras, ein schnörkelloses aber ansprechendes, aufgeräumtes
Äußeres. Was will man mehr von einem Zeitzeugnis der Musikgeschichte
erwarten?
Nicht nur
für Fans.
Stanley Jordan Trio
- The Paris Concert (New Morning Productions/In-Akustik)
Als
begnadeter Jazzgitarrist macht Jordan nun schon sehr viele Jahre von sich
Reden. Das im letzten Jahr im Pariser New Morning aufgenommene Konzert
seines Trios, bestehend aus Jordan sowie Charnett Moffett am Bass und
David Haynes an den Drums, ist ein Exkurs durch weit über eineinhalb
Stunden puren Jazz der klarsten Art. Die 12 Titel kommen geschlossen,
aufrührend, gerne bewusst unruhig daher, und zeichnen ein repräsentatives
Bild von Jordan virtuosem Gitarrenzauber. Ein leider nur zwölfminütiges
Interview mit Jordan ist das einzige Extra der ansonsten rundum
empfehlenswerten DVD, die sicher nicht nur für Fans von Gitarrengetriebenen
Jazz, Funk und Blues eine Entdeckung sein könnte.
Mahalia Jackson
- Mahalia
Jackson Sings (Wienerworld/In-Akustik)
Denkt man heute an Gospel, denkt man auch 36 Jahre nach dem Tod von Mahalia
Jackson an selbige. Ihr Name steht für Gospel, verinnerlicht Gospel, ist
eine Art Ikone des Genres. Die vorliegende DVD präsentiert 17 Songs von
Mahalia Jackson, mitgeschnitten in ihrer “Mahalia Jackson Sings“-TV-Sendung
aus dem Jahre 1961. Dementsprechend alt und angeschlagen wirkt das Bild- und
Tonmaterial leider auch. Selbstverständlich ist es nicht nur für Freunde des
Gospel ein Genuss, Mahalia einmal mehr zu Hören zu können. Beeindruckend.
Und vielleicht hätte sich dieses Manko, dass ja nun mal in der Natur der
Sache liegt, mit einem schönen Schwung Extras ausgleichen lassen können.
Aber, wie so oft: Nichts. Damit will ich niemanden die Freude an Jacksons
Stimmenmagie nehmen, aber die Höchstnote kann ich da für leider nicht
verteilen. Wohl eher was für echte Fans.
Thomas Dolby
- The Sole Inhabitant UK Edition (CD+DVD) (Invisible Hands Music/ZYX
Music)
Der
Hammer zum Schluss. Das nenne ich mal eine DVD. Zwar beinhaltet das
Doppelpack auch eine CD eines Konzertmitschnittes aus einem Thomas
Dolby-Konzert vom Mai 2006 in Chicago. Das Highlight, und damit der Grund,
warum das Album in der DVD-Ecke des SOUL TRAIN besprochen wird, ist
jedoch ohne wenn und aber die DVD. Das im Berklee Performance Center in
Boston am 28. September 2006 aufgenommene Konzert birgt all das, was Dolby
so völlig anders, neu machte, und endlich auch wieder macht. Denn Thomas
Dolby machte sich immer wieder rar. Der Elektronik-Popper, Neudeutsch
Beatbastler, hatte seine größten Erfolge in den Achtziger Jahren. “She
Blinded Me With Science“ war wohl sein größter Hit, auch wenn selbst dieser
wohl eher dem Underground zuzuordnen ist. Wie durchdacht seine auf viele
wohl minimalistisch und plastisch wirkende Musik ist, erklärt sich während
des Konzertes. Nicht nur durch Dolbys detaillierte Geschichten zu jedem
Song, sondern auch durch seinen professionellen Auftritt, in dem er, umringt
von einem Meer aus Tasten, Knöpfen, Reglern und Kabeln, zeigt, wie viel
sensible, fein dosierte Durchzugskraft seine Musik auch heute noch hat. Eine
interessantes Interview, ein kleiner Lehrgang in Sachen “Thomas Dolby und
wie er es macht“ sind nur einige der Special Features. Versprochen - das
Ding ist der Hammer. Und ich hoffe, dass jetzt nicht nur Freunde des
Elektronikfricklers Dolby aufhorchen.
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