MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

INTERVIEW

 

 

 

 

 

Doug Wimbish - Follow the Gänsehaut!

Aktuelles Album: Doug Wimbish - Cinema Sonics (Yellowbird Records/Nova Sound/Enja)

Aktuelle DVD: Head>>Fake (Living Colour Rhythm Section) – Live “In The Area Of Prague” (Dude Records/Echo Beach/Novasound)

Doug Wimbish

Es passiert nicht oft, dass einem ein Interview so leicht gemacht wird. Doug Wimbish hat was zu sagen. Das ist durchaus doppeldeutig zu verstehen. Denn Doug ist ein wandelnder Stilbruch, kein Grenzgänger, sondern ein universeller, individueller Musiker, der sich in Jazz, Rock, Pop, Blues, Ambient, Soul, Funk, RnB, HipHop oder Dancefloor-orientierter Musik zu Hause und Pudelwohl fühlt. Wer kann das schon von sich sagen?

 

Und so ist die Geschichte des Bassisten eine, die jeder Beschreibung strotzt. Als Mitglied der Rhythm Section des legendären Hip Hop-Pionierlabels Sugarhill Records machte er von sich reden. Wer kennt nicht „The Message“ von Grandmaster Flash? Wimbish war einer der Autoren und Musiker! Er gründete die Industrial Funk Band Head>>Fake, die heute die Rhythm Section seines erfolgreichsten Projektes ist: Living Colour. Die schwarze Rockband (das alleine damals ein Unikum) ist seit vielen Jahren eine Konstante im Rock-Universum. Ist sich aber auch nie zu schade gewesen, Funk- und Jazz-Elemente in die Musik einzuweben. Ganz Doug Wimbish eben.

 

Wimbish arbeitete mit den Rolling Stones, mit James Brown oder B.B. King. Er spielte mit Herb Alpert, Madonna, Seal, Bruce Springsteen, mit Carly Simon oder Annie Lennox. Aber eben auch mit Afrika Bambaata oder Mos Def. Virtuosität nennt man das wohl. Weitblick.

 

Gerade erschien eine DVD mit einer Dokumentation und einem Konzertmitschnitt aus einer Head>>Fake-Tour durch Tschechien. Ein faszinierender Einblick in die rohe, erdnahe Menschlichkeit Doub Wimbishs Musik. Eine Musik, die so sonst niemand macht. Das ist ebenfalls auf einem neuen, seinem zweiten, Solo-Album nachzuhören.

 

„CinemaSonics“ (Yellowbird Records/Nova Sound/Enja) ist genau das, was der Titel prophezeit: Eine Art audiovisuelle Zusammenfassung des Genies des Superbassisten Doug Wimbish. So faszinierend die 13 Stücke des Album auf eigenem Label sind, das er mit seinem langjährigen Weggefährten Skip McDonald (Gitarre, Keyboards, Vocals) sowie Milan Cimfe (Drums, Percussion, Vocals), Pavel Dirda (Piano, Keyboards), Pete Lockett (Percussion) und “Flash“ (Saxofon, Flöte) eingespielt hat, so faszinierend ist der Mensch, der Künstler, Bassist und wandelndes Musikgenre Doug Wimbish.

 

Und so lauschte Dr. Chuck im Auftrag des SOUL TRAIN den Ausführungen Wimbishs zu „CinemSonics“ und damit zu seinem Leben, das tief in spirituellen Welten und menschennahen, handfesten Sichtweisen zu ruhen scheint. “Ich will sehen, ob es einen Gänsehaut-Effekt gibt” sagt Wimbish über sein neues Solo-Projekt, dass wie alles  bisherige Output Wimbishs polarisieren wird.

 

 

Dr. Chuck: “Bis Du überrascht, dass dieses Interview für ein Soul-Magazin geführt wird?“

 

Doug Wimbish: “Ja und nein. (denkt kurz nach) Nein - ich bin nicht wirklich so überrascht. Das Album hat eine Menge Soul. Wenn Du dir die Musik anhörst, hörst du eine Menge verschiedener Wurzeln. Einige der fundamentalsten und grundlegendsten Richtlinien in der Musik. Besonders in Songs wie “Revolution“, der eher älteren Funk und Soul anspricht, hört man die Wurzeln.“

 

Dr. Chuck: “Nicht nur der Titel spricht die Gesamtheit des Albums an. Die Musik klingt tatsächlich zusammengehörig – wie ein Kinofilm.“

 

Doug Wimbish: “Ja, das ist sie. Die Idee ist, dass ich ein einfaches Element nehme, Basis-Ideen und Gedanken, die in meinem Leben eine Rolle spielen, und Musik die ich höre, Filme, die ich gesehen habe. Wie Dinge mich berühren und mich veränderten, über die letzten Jahre. Und dann verbinde ich diese Ecken aus meinem musikalischen Fundus, aus meiner Sugarhill-Vergangenheit. Das Album repräsentiert all das, womit ich in den letzten Jahren zu tun hatte.“

 

Dr. Chuck: “Trotzdem muss man irgendwo mit anfangen!“

 

Doug Wimbish: “Ich versuchte, mit etwas anzufangen, das was auszusagen hat. Wie “Revolution“, das ich in London mit Adrian Sherwood zusammen gebaut habe, was irgendwie eine Art Trance darstellt. Es klingt wie eine Wand aus Sound – Wall Of Sound. Am Ende kommt ein echter funky Vibe heraus. Fertig gestellt habe ich den Song dann in meinem Haus in Connecticut. Ein einziger Take. Ich habe auf Aufnahme gedrückt und losgelegt. Alles kam aus meinem geistlichen Auge. Wenn du dir die Basslinie genau anhörst, wirst du feststellen, dass es sich immer etwas wandelt, Kleinigkeiten hier und da. Auch, wenn es sich wie eine lange Bassline anhört. Wenn es sich auch wiederholt...“

 

Dr. Chuck: “...es bleibt anders.“

 

Doug Wimbish: “Genau. Und zur Mitte des Albums hin wird das Ganze etwas verträumter. Wir alle gehen dort hin, an irgendeinem Punkt in unserem Leben. Man hört das besonders in “Silent Footsteps/Minor “D“eparture“, was eine Art Bass-Abflug ist. Das Album sagt, sieh her, dass bin ich, ohne Schnörkel, ohne Kleidung. Nackt. So bin ich. “Broadcasting“ dagegen ist langsam und launisch. Es ist die Verbindung zwischen dem verträumten Zeug und dem harten Material. Irgendwie Jim Morrison-mässig. Und wenn die Party, das Album, zu Ende, ist, kommt der Groove. Sozusagen, wenn die Party vorbei ist, das Drama zu Ende, fuck it, lass uns einfach weitermachen. Das ist die ganze Storyline des Albums.“

 

Dr. Chuck: “So?“

 

Doug Wimbish: “Drei einfache Ideen zu verbinden. So bin ich. Ich renne nicht irgendeinem Stil hinterher. Wenn Du ein Solo-Album machst, wie drückst du dich dann am besten aus. Deine eigene Musik ist auch immer ein Ausdruck, wie du dein Leben lebst. Wie du lebst, kommt in deiner Musik zum Vorschein.“

 

Dr. Chuck: “Klar. Man identifiziert sich durch sein Handeln.“

 

Doug Wimbish: ““CinemaSonics“ ist eine Art Einführung meiner Person. Manche werden mich anders kennen. Aber wer und was ist Doug Wimbish wirklich? Darum geht es. Manche Sachen, die ich gemacht habe, sind Pop, anderer wiederum sind sehr Underground. Ich bleibe ehrlich und wahrhaftig mir gegenüber. Ich bin froh, dass Du das hören konntest.“

 

Dr. Chuck: “War es schwierig für dich, dass in Musik umzusetzen?“

 

Doug Wimbish: “Es war überhaupt nicht schwer. Zuerst kommt immer die Musik. Ich machte eine Menge Dinge. Bevor ich mit der Arbeit am Album anfing, stellte ich für mich klar, dass das Album so organisch und so unkompliziert wie möglich werden sollte. Ich wollte keinen Stress, keine negativen Untertöne. Auch hatte ich mir vorgenommen, geduldig zu sein. Dass ich die Sachen richtig machen kann. Und nicht das Album beeinflussen zu lassen von irgendwelchen Stilen. Manchmal nehmen Künstler Alben auf, die sich aus ihrem Charakter herausbewegen. Ich wollte das Album ehrlich und organisch machen. Alles wird sich von alleine ergeben, wenn ich mich nur entspanne. Relax!“

 

Dr. Chuck: “Man muss loslassen, um kreativ zu sein?“

 

Doug Wimbish: “Weißt Du, du hast eine Idee in deinem Kopf. Und du suchst nach den Fäden, diese Ideen zu einem Bild zusammen zu fügen. Du suchst nach irgendetwas, dass nicht nur die Gänsehaut auf deine Haut zaubert, sondern dies auch mit gutem Grund macht. Wenn ich was vor drei Jahren spiele, und auch heute noch bei dem selben Song die gleiche Gänsehaut bekomme, then I’m cool! Ich habe also all diese Dinge gesucht, die Chi sind, und sie aneinander gereiht, zusammengebracht.“

 

Dr. Chuck: “Das heißt, dass dir Dinge, Songs, oft viele Jahre im Kopf rumschwirren? Zumindest als eine Art Vision?“

 

Doug Wimbish: “Songs wie “Trance (Make My Own Reality)“ schwirrten 25 Jahre in meinem Kopf herum. Er entfaltete sich ganz, ganz langsam und von ganz alleine in meinem Kopf. Er hat einfach ein großes Potential, von vielen verschiedenen Seiten betrachtet zu werden. Es hat irgendwie damit zu tun, an mehre Götter zu glauben, als nur an einen Gott. Man kann den Song aus sehr vielen verschiedenen Seiten sehen. Die Idee zum Rhythmus gibt es sogar schon seit, lass mich nachdenken, 1974! Eines dieser Rhythmen, die Du in deinem Kopf hast.“

 

Dr. Chuck: “Gib mir einen handfesten Grund, warum das Album, dein erst zweites Soloalbum, entstand?“

 

Doug Wimbish: “Ich wollte ein Album machen, auf dem ich nur die Grundlegendsten meiner Charakterzüge darstelle. Roh zu sein, die Energie und den Vibe mit jedem Beteiligten halten zu können.“

 

Dr. Chuck: “Du hast eine Wahnsinnsenergie, Doug…“

 

Doug Wimbish: “Ich bin nicht der Architekt dieser Energie. Nur der Empfänger. Jeden Tag, den man aufwacht, ist man mit verschiedenen Dingen konfrontiert. Ich versuche, meine eigene Realität darzulegen. Ich spiele so viele verschiedene Rollen in meinem Leben. Ich bin Musiker, leite aber auch eine Plattenfirma (Yellowbird Records, Anmerkung des Verfassers). Mit meinem eigenen kleinen Studio. Ich arbeite mit anderen Bands, vielen Künstlern. Ich helfe seit vielen Jahren vielen anderen Musikern. Ich versuche, die Realität zusammen zu halten. Manchmal fallen die Sterne vom Himmel. Die Illusion, wie wir in dieser Musikindustrie leben, kann manche Menschen dazu verleiten, mit ihrem Bühnenoutfit ins Bett zu gehen. Menschen werden ausgelaugt. Musik interessiert, polarisiert. So ist das.“

 

Dr. Chuck: “Frustriert?“

 

Doug Wimbish: “All die anderen Dinge, die Musik mitbringt, sind zu meistern. Ich gebe immer mein Bestes. Niemand ist aber perfekt. Wieder zu erkennen, wie man weiter machen kann, ist wichtig. Geschlagen zu werden und am Boden zu sein ist eine Sache, Wieder aufzustehen eine andere. Mein Leben zu leben und eine Balance zu halten macht  einen großen Teil meiner Musik aus.“

 

Dr. Chuck: “Manche nennen das Talent. Oder Berufung.“

 

Doug Wimbish: “Manchmal muss man eine lange Zeit warten. Zwischendurch muss man seine Freunde, andere Menschen, unterstützen. Man muss sich gegenseitig unterstützen. Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.“

 

Dr. Chuck: “Es geht also alles um Yin und Yang?“

 

Doug Wimbish: “Energie. Positive Energie, negative Energie. Manchmal kann man negative Energie in positive umsetzen, wenn man daran glaubt. Nein ist nur selten die Antwort. Man muss die Energie fließen lassen. Und irgendwann fließt diese Energie in deine Richtung und deine Freunde helfen dir aus. Es ist also ein langer, langer Tisch, an  dem wir sitzen. Meine ganz persönliche Energie kommt von meinen Kindern, den Menschen, mit denen ich lebe. Ich bin inspiriert von den Menschen, die ich treffe, und davon, eine Meinung zu Dingen einzunehmen, Musik, Politik, bla, bla, bla.. Weißt Du, was ich meine?!“

 

Dr. Chuck: “Für etwas Einzustehen...“

 

Doug Wimbish: “Einen echten Standpunkt haben, definiert doch auch, woraus man gemacht ist. Jeden Tag aufwachen, sich hoffentlich gut fühlen, und anderen helfen. Meine Schwester wird zum Beispiel morgen operiert. Gestern kam ich aus Marokko zurück. Und die erste Sache, die ich machte, als ich zu Hause war, war meine Schwester anzurufen, meine Mutter. Denn das ist die einzige Sache, die zurzeit wichtig ist. Das meine Schwester gesund wird. Alles andere ist sekundär. Das muss einfach passieren, so muss man das anpacken, um die Energie zu haben für all das. Wie gesagt, niemand ist perfekt Und ich bin nur der Empfänger.“

 

Dr. Chuck:  “Das Leben folgt halt nie einer geraden Linie.“

 

Doug Wimbish: “Sehr, sehr schön gesagt. Das genau ist es, was mich ausmacht. Meine Kinder, meine Reisen, meine spirituellen Erfahrung wie gerade in Marokko. Spirituelle Reinigung ist wichtig. Dinge besser für die Welt machen.“

 

Dr. Chuck: “Und wie lautet deine musikalische Formel?“

 

Doug Wimbish: “Wenn ich Musik machen kann, die die Menschen zum lächeln bringt, bin ich glücklich. Den Menschen ein neues Kapitel geben, um ihre Spiritualität auszuleben. Musik kann das.“

 

Dr. Chuck: “Genau das scheint du so leichtfüßig zu erreichen. Du umgibst dich mit ein paar Freunden, und ein paar Tage, Wochen, später ist das Album fertig... oder?!“

 

Doug Wimbish: “Es ist eine sehr kleine Gruppe, die auf dem Album vertreten ist. Ich hatte keine Lust, diesen oder jenen Star auf dem Album zu featuren. Alle meine Freunde  auf dem Album sind Stars für mich. Skip McDonald... niemand ist so ein Star wie er. Ich brauche das alles nicht. Ich bin froh, mit so einem Kreis meiner engsten Freunde Musik zu machen. Im Geiste des Gebens. Die richtigen Dinge zu machen. Jeder fühlte sich entspannt, zufrieden.“

 

Dr. Chuck: “Ein Wunsch an all die, die sich das Album anhören?!“

 

Doug Wimbish: “Ich möchte, dass die Hörer verstehen, wie sich Musik entfaltet und was sie mit den Menschen machen kann. “CinemaSonics“ ist mein Leben. Ein Schnappschuss meines Lebens. Man sollte so offen wie möglich sein, wenn man sich Musik, meine Musik, anhört. Es gibt so viele gute Musik da draußen. Aber wenn etwas dir Gooebumps... wie sagt man das im Deutschen...?“

 

Dr. Chuck: “Gänsehaut!“

 

Doug Wimbish: “Gänsehaut?“

 

Dr. Chuck: “Gänsehaut!“

 

Doug Wimbish: “Wenn etwas dir also Gänsehaut gibt, dann hat das einen Grund. Und wenn ich meinen Hörern mit diesem Album Gänsehaut... ich liebe dieses Wort… gibt, dann bin ich froh. Go follow the Gänsehaut… just FOLLOW THE GÄNSEHAUT! Wenn du zu einem meiner Konzerte gehst und Gänsehaut bekommst – the Schnitzel is on me!“

 

...lautes Gelächter auf beiden Seiten...

 

Dr. Chuck: “In einem Satz: Was ist Musik für dich?“

 

Doug Wimbish: “Musik ist eine Reflektion meines Lebens! Und “CinemaSonics“ kommt direkt aus meinem Herzen.“

 

Dr. Chuck: “Also doch wieder ein Satz mehr! Danke, Doug!“

 

Doug Wimbish: “Sehr gerne! Bitte check meine Websites www.dougwimbish.com und www.myspace.com/dougwimbish!“

 

© Dr. Chuck

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