MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

INTERVIEW

 

 

 

 

 

Estelle - Die Rückkehr großartiger Musik-100% Happy Beats

Aktuelles Album: Estelle - Shine (Homeschool Records/Atlantic/Warner Music)

 

Estelle

 

Estelle & John Legend

 

Estelle

 

Estelle & Kanye West

 

Estelle - Shine

(Homeschool Records/

Atlantic/Warner Music)

 

 

 

Das ich als “Reggae-Spezi“, Tom B., das Estelle-Interview für den SOUL TRAIN geführt habe, kommt nicht von ungefähr. Denn die Attitüde, das Gefühl, hinter Estelles neuem Album “Shine“ (Warner) ist mehr als einmal Reggae. Frisch, anders.

 

Zugleich ist das Album aber auch im Soul und im RnB zu Hause. Oder im Pop. Und im HipHop. Estelle kann das. Ihre Stimme, ihre Aura. Bereits ihr erstes Album “The 18th Day“ (V2 Records) war 2004 ein großer Erfolg und zeigte diese Artenvielfalt bereits überdeutlich.

 

Wie sehr sich Estelle in den angegebenen Genres zugleich Wohl fühlt, belegt ebenfalls die Tatsache, dass “Shine“ die erste Veröffentlichung auf Homeschool Records ist. Dem frischen, neuen Label von Soul-Superstar John Legend, dessen NeoSoul-Akustik-Charakter bei “Shine“ immer wieder mal durchscheint.

 

Dabei bleibt es überhaupt nicht im Verborgenen, das Estelle klar eine Britin ist. Der überdeutliche Akzent verleiht der Wahl-New Yorkerin, die zurzeit medial in aller Munde ist, diese persönliche Note, die es braucht, einem angehenden Superstar das nötige Verve, die wichtige Individualität zu geben. In Estelles Fall, bei ihrem Album, kommt mir in diesem Zusammenhang immer wieder nur das Wort “Frisch“ in den Sinn.

 

Frisch also klingt “Shine“, saftig und knackig wie frisch angemachter Salat. Bunter Salat. So, wie ihn nur Estelle zaubern kann. Die Zutaten: Soul, RnB, Reggae, Pop, Funk. Eine Prise karibisches Soundgefühl, ein Spritzer Sommer und, nicht zu vergessen, eine irgendwie angenehme rotzige Grundhaltung Estelles, und fertig ist “Shine“.

 

Mit in der Küche standen dabei neben erwähnten John Legend auch Swizz Beatz, die den Titeltrack des Albums produziert haben. Oder Mark Ronson, der auf keinem angesagten Album, das irgendwie auf Soul eingependelt ist, fehlen darf. Dann ist da noch Kanye West, Cee-Lo, Wyclef Jean... Oder aber auch, surprise, surprise, Will.i.Am, mit dem Estelle Swaray, so ihr vollständiger Name, die erste Single-Auskopplung “Wait A Minute (Just A Touch)“ produziert hat.

 

Dann also los, Estelle. Wie lautet der treffende Albumtitel doch gleich? SHINE!

 

 

Tom B.: “Estelle, deine Musik erkennt man aus tausenden anderen Stücken heraus. Du hast deine ganz eigene Handschrift!“

 

Estelle: “Ja, das war immer eines meiner Ziele. Dieses Mal wollte ich, dass es sich nach mir anhört. Ich bin seit dem letzten Album gewachsen. Ich bin “Shine““

 

Tom B.: “Trotzdem kommt das Ganze sehr Soulful rüber.“

 

Estelle: “Das ist es – Soul!“

 

Tom B.: “Du benutzt gerne Schimpfwörter. Deine Texte sind so ausgelegt, wie die Menschen auf der Strasse sprechen...“

 

Estelle: “So bin ich. Ich bin keiner dieser Künstler, die ständig von “Baby“ und “Darling“ singen. Ich bin eine sehr realistische Person. Ich mag diese Art Songs nicht, ich höre mir sie einfach nicht an. Dieses Gesülze langweilt mich. Ich mag Songs, die zu mir sprechen. In meiner Sprache. Das ist die Musik, die ich mag.“

 

Tom B.: “Ich höre schon – Du hast beide Beine fest am Boden!“

 

Estelle: “Oh ja!“

 

Tom B.: “Ich habe gelesen, dass Du aus einer Großfamilie kommst. Glaubst Du, dass dich das so bodenständig hat werden lassen?“

 

Estelle: “Ich bin das zweite von neun Kindern. Es war wie ein Zirkus. Ich glaube aber eher, dass die Menschen tatsächlich von Künstlern, die diese “Seeetheart-Baby-Darlin’“-Schiene fahren, gelangweilt sind. Ich in halt daran gewöhnt, meine Meinung zu sagen. Und mich selbst dabei zu hören. Es ist keine Respektlosigkeit. Das bin nur ich...“

 

Tom B.: “Du hast das Album mit einer langen Liste der Topnamen der Black/Urban-Musikfamilie produziert. Wycelf Jean, John Legend, Mark Ronson, Kanye West... Was sagten sie zu deiner, nennen wir es mal schnodderigen Art?“

 

Estelle: “Sie mochten das. Sie wussten das sogar ganz besonders an mir zu schätzen. Sie mochten es, dass ich keinen Bullshit mache, dass ich keine Crazy Sachen mache. Ich versuche nicht, eine Amerikanerin zu sein. Ich bin nur ich.“

 

Tom B.: “Normaler Weise ist es so, dass zuerst ein Produzenten-Album mit vielen verschiedenen Namen entsteht, und das Folgealbum das erste komplett allein konzipierte ist. Bei dir ist es aber genau umgekehrt...“

 

Estelle: “Ich wollte was anderes machen. Das erste Album, “The 18th Day“, habe ich praktisch im Alleingang gemacht. Dieses mal wollte ich probieren, ob es mit dem Wust an Leuten funktionieren kann, die bei dem Album mitgemacht haben.“

 

Tom B.: “Dein Stil könnte man als Individuell bezeichnen; Du fällst auf. Ragst aus der Masse heraus. Verfolgst Du damit eine bestimmte Strategie, eine Intention?“

 

Estelle: “Eigentlich hatte ich überhaupt keine Intention mit dem Album. Ich wollte mein Leben lesen. Mit der Musik darüber nachdenken. Das Album wurde auch erst im Studio ganz spontan zu Leben erweckt. Es waren spontane Sessions. Ich schrieb ein bisschen, ging ins Studio, wir spielten etwas herum. Es ist ein bisschen verrückt. Ich hatte nie einen echten Plan, was wann zu machen sei. Das alles bin ich. Ich hatte die Ideen, schrieb die Sachen, spielte herum, dann kamen die Produzenten ins Spiel. John (Legend) war eigentlich der jenige, der mich ein wenig gepusht hat. Mir gesagt hat, dass ich dieses oder jenes doch besser schreiben könne.“

 

Tom B.: “Wo wir beim Thema sind. Du bist der erste Künstler, den John Legend bei seinem Label Homeschool Records unter Vertrag genommen hat. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?“

 

Estelle: “Es ging ihm in erster Linie darum, mich in die USA zu bringen. Er ist wirklich ein cooler Typ. Wir haben sehr gut zusammen gearbeitet. Er ist ein guter Freund. Er hatte auch nicht angegeben, von wegen “sieh mal, das ist das erste Signing auf meinem Label“. Es ging ihm wirklich um das Projekt.“

 

Tom B.: “Dabei hört sich “Shine“ nicht nach Arbeit, sondern nach Spaß an.“

 

Estelle: “Das ist doch wichtig bei jedem Album, dass einen guten Vibe hat. Man muss auch Spaß daran haben. Auch Spaß beim produzieren.“

 

Tom B.: “Wir wissen jetzt, dass Du ganz genau weißt, was Du willst. Du bist bestimmt mords-selbstkritisch, wenn Du dir dein Album anhörst!“

 

Estelle: “Ich kann mir mein Album absolut gar nicht anhören. Es ist zwar nicht viel Falsch damit, aber wenn ich einmal damit anfange, es zu hören, werde ich Penibel. Anal. Und wenn ich anal werde, werde ich anal, wenn du verstehst was ich meine. Deshalb bleibe ich auf Distanz zum Album, bevor ich alles ruiniere.“

 

Tom B.: “Was glaubst Du, wird die Leute dazu bewegen, Dein Album zu kaufen?“

 

Estelle: “Die Menschen wollen etwas, mit dem sie sich identifizieren können. Es ist 100% Real. Kein Fake. Natürlich handelt es auch mal von verrückten Situationen. Aber es soll eben auch unterhalten. Happy Beats – aber REAL!“

 

Tom B.: ““Shine“ ist...“

 

Estelle: “...kein Album für die Leute, die nur HipHop hören und das erwarten. Es ist einfach gute Musik. Es ist eine großartige Arbeit. Nicht nur einfach ein Album von dieser englischen Künstlerin. “Shine“ ist die Rückkehr großartiger Musik! Seid dabei! Singt mit!“

 

© Tom B.

 

 

 

 

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