INTERVIEW

Glen Anthony Henry - Raw Shit Soulorama

Glen Anthony Henry ist nur an der Oberfläche einer der immer zahlreicher werdenden Künstler, die auf den dank Amy Winehouse oder Duffy mit Vollgas brummenden Sixties Soul-Zug aufspringen. Denn Henry hat eine echte Soul-Vergangenheit. Der aus Kalifornien stammende, und in Madrid, Spanien, lebende Sänger alter Soul-Schule scheint jung an Jahren, aber alt an Seele zu sein. Ein Vorteil, wenn man authentischen  Waschbrettsoul der erdigen Art macht.

In den frühen Neunzigern begann Henry, der seine Musik auf seinem Debütalbum „Relax & Love“ selbst als “Rau und reflektiv” bezeichnet, in Kirchen zu singen, und sich für die Rechte von Afroamerikanern einzusetzen. Bereits 1998 hatte er es soweit geschafft, dass er mit Erykah Badu im Studio landete. Weitere Erfahrungen sammelte der unermüdliche Soul Man Glen Anthony Henry (der Name ist alleine schon wegweisend) unter anderem in Kollaborationen mit deutschen Acts wie Samy DeLuxe, D-Flame oder KC Da Rookee. Oder mit der spanischen, weltweit unterschätzten Jazzfunkdancefloor-Formation Wagon Cookin’. 1999 zog es ihn dann nach Mallorca. Wäre er kein Kind der Vereinigten Staaten, man würde ihm glatt einen deutschen Hintergrund andichten. Von wegen Soul Man. Malle Man.

Im gleichen Jahr performte er bei einem Motown Records Tribute Concert mit The Majestics. Und es nahm kein Ende. Im darauf folgenden Jahr stellte ihm sein Freund Elmore Richmond Dr.Dre vor, der gerade kreative Köpfe für sein “The Chronic 2001“-Album rekrutierte. Henry schrieb die Lyrics für “Let’s Get High“ vom Album. Nur einer der vielen Schritte auf dem Weg zum Debüt “Relax & Love“, das in Deutschland mittlerweile auf dem Unique Records-Label (Vertrieb Groove Attack) erschienen ist.

Dann kam der entscheidende Tag, an dem Mr.Henry auf seinen Mentor, Freund und Produzenten Carlo Coupé, seines Zeichens Organist, Produzent und Labelchef on Funkorama Records, dem Label, auf dem “Relax & Love“ schließlich erscheinen sollte, traf. Zugleich ist Carlo Gründer und Denker der spanischen Band The Sweet Vandals. Henry: “Ich traf Carlo Coupé bei einem Gig, bei dem ich mit Wagon Cookin’ auftrat. Er war mit seiner Band, den Vandals, da. Ich dachte mir, dass das genau der Sound ist, in den ich involviert sein muss. Er sah sich meinen Gig mit Wagon Cookin’ ebenfalls an. Wir unterhielten uns. Dann trafen wir uns zufällig bei einer Party für Enlace, ein spanisches Funk und Soul-Magazin, wieder. Dort erzählte er mir von diesem Projekt, dass er gerade plane. Wir schickten uns gegenseitig erste Entwürfe. Schließlich schrieb ich die Songs fertig. Als erstes nahm ich dann “Hope“ auf. Und mann, das Songgefühl war unbeschreiblich.“

Beim Album fällt auf, dass der Sound absolut authentisch rüber kommt. Sixties Soul, wie er vor vierzig Jahren hätte aus Memphis oder aus Birmingham, Alabama kommen können. Auch hierzu hat Henry eine Geschichte im Ärmel: “Bei den Songs nahmen wir die Vocals auf einem alten Acht Spur-Recorder auf. Das war Magie. Ich habe vorher nie so limitiert gearbeitet. Ich hatte nur zwei Spuren für meine Vocals. Raw shit man. Sogar das Mikrofon war vintage aus den Fünfziger Jahren. Es hätte eine Fliege beim Singen aufnehmen können, so sensibel war das Ding. Ich liebte einfach alles an diesen Aufnahme-Sessions. Magie ist alles, was mir dazu einfällt. Unsere Zusammenarbeit ist ja noch jung, hat aber ein sehr großes Potential. Carlo ist ein sehr cooler und talentierter Typ. Es hat einen Wahsninns-Spaß gemacht, mit jemanden zu arbeiten, der so bodenständig und voller Wissen ist, wie er.“

Bei aller Begeisterung weiß Henry, was die Stunde geschlagen hat. Das beweisen die elf saftigen, gerne verrauchten Soul-Perlen auf dem Album mit Nachdruck. Auch, wenn mit Henry auf die Frage nach der Bedeutung seines Albums zunächst mal die Pferde etwas durchgehen, kommt er doch immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Genau das macht ihn und seine Musik so sympathisch. Kostprobe gefällig?: ““Relax & Love“ ist eine Nachricht vom Universum für uns Erdlinge, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Weißt Du, frische Luft, gutes Essen, Mamas Küche... Es ist einfach gute Musik. Keine Chemie, keine Hormone oder anderes Zeug. Nur frische Musik. Ich möchte, dass die Menschen mein Album fühlen!“

Dazu eignet sich keine Musik besser als Soul. Volltreffer. “Ich wollte, dass die Musik mich inspiriert, meine Fenster und Türen zu meiner Seele aufzustoßen.“ fügt Glen Anthony hinzu, und beendet das Interview mit einer weiteren philosophischen Sichtweise: “Sodass ich dem großen Vater als Werkzeug dienen kann, Entspanntheit und Liebe zu vermitteln!“

Was bleibt, ist ein Album, das den Geist der großen Zeit des Soul in sich trägt. Eine Produktion der Gegenwart, des neuen Jahrtausends. Zugleich eine Rückbesinnung auf analoge Musik, auf wirkliche, echte, handgespielte Musik. Soul Musik. Glen Anthony Henry hat dem nur noch eines hinzuzufügen – seine Pläne für die kommenden Jahre als eine der großen Hoffnungen in Sachen Wiederbelebung von Soul, Soul und noch mal Soul: “Am Leben zu bleiben und gute Musik zu machen!“ Groovy Stuff!

© Lex

Glen Anthony Henry

Glen Anthony Henry

Glen Anthony Henry

Glen Anthony Henry

Glen Anthony Henry

Glen Anthony Henry -

“Relax & Love“

(Funkorama Records/

Unique Records/

Groove Attack)

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