MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

INTERVIEW

 

 

 

 

 

Gregor Hilden - Rhythm & Münster

Aktuelles Album: Gregor Hilden - Blue In Red (Acoustic Music Records/Rough Trade)

 

Blues, Soul, Jazz, Funk

 

Der aus Münster, Nordrhein-Westfalen, kommende Gitarrist Gregor Hilden ist seit vielen Jahren Profimusiker. Auf seinen bisherigen Alben ließ sich immer wieder, wenn auch nur in Ansätzen, die Soul- und Blues-Verliebtheit des Gitarristen heraushören. Obgleich seine Musik gerne dem weiten Bereich des Jazz zugeordnet wird, setzt Hilden mit seinem neuen Album “Blue In Red“ einen klaren Punkt.

 

Denn die Platte, beim Osnabrücker Acoustic Music-Label erschienen und Vertrieben durch Rough Trade, ist, anders als bei der Musik-Farbe seines Labels zu erwarten, zwar auch Jazz. Hat aber eben viel Soul, Blues und sogar Funk. Rhythm and Blues der alten Schule. Instrumental, erdig, knarzig. Hammond, irgendwie.

 

Auch das Coverdesign ließ sofort nur einen Schluss zu: Der Mann hat sich dem Soul hingegeben. Und so sind die elf Stücke auf “Blue In Red“ ein eklektischer, instrumentaler Mix, der als wunderbares, rückbesinnendes Ganzes funktioniert und mächtig Groove eingepackt hat.

 

So, wie es die großen Meister des Soul, des handgespielten, Bluesgetränkten, Rhythm & Blues, Leute wie Albert King, Rufus Thomas, Luther Ingram, Arthur Conley oder wie Johnnie Taylor oder Booker T. & The MG’s. Produktionen von Willie Mitchell kommen mir ebenfalls in den Sinn. Muscle Shoals, Birmingham, Alabama. Memphis.

 

Das alles liess Gregor Poschoreck aufhorchen. Für den SOUL TRAIN ging er auf akustische Tuchfühlung. Rein in den Rhythm & Blues - Hilden-Style...

 

 

Gregor Poschoreck: “Dein Album “Blue In Red” erscheint derzeit auf Acoustic Music, einem Label, dass man ja eher mit Jazz und akustischer Musik, oder mit folkloristischer Gitarrenmusik denn durch Rhythm & Blues, Soul, Blues oder Funk identifiziert. Viel zu wenig Musiker machen diese Art Musik heutzutage. Wie kam dieser Hang zu diesen Genres bei dir?“

 

Gregor Hilden: “Als 13, 14jähriger war ich schon Stevie Wonder-Fan. Ich habe also diese ganzen Klasse-Alben aus den Siebzigern rauf und runter gehört. “Innervisions“, “Talking Book“, “Songs In The Key Of Life““... die habe ich praktisch eingesogen. Das war auch die erste Musik, wo ich als Gitarrist eine Horizont-Erweiterung feststellen konnte. Ich habe das alles nachgespielt, mir die ganzen Akkorde rausgehört. Das sind ja auch sehr viele Jazz-Einflüsse. Soul, Funk und Jazz. Die gehen auch weit über das normale Blues spielen hinaus. Dann kamen natürlich noch viele andere Sachen hinzu. Also diese Art Musik war eigentlich immer schon präsent. Auch bei meinen vorhergehenden Platten. Sicher nicht so stark wie jetzt, mit dem ganzen jazzigen Einfluss, dem ganzen Smooth Jazz-Einfluss. Das kommt bei dieser Platte jetzt zum ersten Mal viel stärker raus als bei meinen anderen. Aber so ganz überraschend kommt das bei meiner Musik trotzdem nicht. Wenn man sich zum Beispiel mein “Soul Serenade“-Album aus dem Jahre 2000  anhört, da sind auch schon sehr, sehr viele solche Dinge drauf.“

 

Gregor Poschoreck: “Für mich steht das Soul-Gefühl bei deinem Album klar im Vordergrund...“

 

Gregor Hilden: “Die Blues-Fans, die ich ja auch habe, weil ich gemein hin ja auch als Blues-Gitarrist durchgehe, die sagen, es wäre eine komplette Jazzplatte. Und die Jazzer, mit denen ich auch viel zu tun habe, sagen, es wäre eine Bluesplatte, oder auch Rhythm & Blues. Das ist, glaube ich, einfach ein Standpunkt, von welchem man sonst auch seine Musik hört.“

 

Gregor Poschoreck: “Es muss spannend gewesen sein, das Album in den Stilen zu konzeptionieren. Wie waren die Reaktionen auf den Genremix?“

 

Gregor Hilden: “In diesem Fall war ich sehr, sehr gespannt, wie die Reaktionen sein werden. Die meisten Reaktionen sind sogar einhellig überschwänglich. Klar sind auch viele Gitarren-Fans dabei, die gerade auch den Sound der Gitarre und mein Spiel mögen. Aber vor allen Dingen war diese stilistische Sache interessant. Ich war mir bei der Produktion des Albums nicht klar darüber, wie die Leute reagieren würden. Alleine schon, dass das ganze Album instrumental ist. Das alleine ist ja bei eingefleischten Bluesern erst einmal merkwürdig. Im Jazz und im Smooth Jazz ist das wiederum gang und gebe. Die Leute, die aber meine CDs kaufen, fühlen sich in beiden Bereichen zu Hause.“

 

Gregor Poschoreck: “Was nicht eigentlich von Ungefähr kommt. Denn geht man weit genug zurück, haben diese Stile, Soul, Jazz, Blues, ja alle die gleichen Wurzeln. Richtig alter, handgespielter Soul wie der von Leuten wie Albert King zeigt das ja deutlich.“

 

Gregor Hilden: “Genau. Das geht weit über das traditionelle Blues-Schema hinaus. Kann sich Richtung Soul entwickeln, Richtung Jazz...“

 

Gregor Poschoreck: “Und trotzdem wird sich dein Album wohl in der Jazzecke im CD-Laden wieder finden.“

 

Gregor Hilden: “Also zum einen sehe ich mich auch nicht selbst als “richtigen“ Jazzer. Ich sehe mich als Rhythm & Blues-Gitarrist, den eine Liebe mit Jazz, Rock und Blues verbindet. Ich würde aber nicht sagen, dass ich ein ausgebildeter Bebop-Gitarrist bin. Aber vielleicht ist es ja gerade diese Mischung, die die Sache so interessant macht. Weil es eben mal nicht so eindeutig einzuordnen ist. Und weil es eben nicht so klingt wie auf jeder “normalen“ Jazz-CD.“

 

Gregor Poschoreck: “Das Coverdesign ist der Musikfarbe angepasst, in den Infos der CD finden wir detaillierte Listen, welche Instrumente eingesetzt wurden, usw....“

 

Gregor Hilden: “Ich lege schon Wert auf Details. Ich gebe mir sehr viel Mühe zusammen mit Manfred Pollert, der das Cover umgesetzt hat. Ich hänge mich in jedes Detail sehr stark rein. Bin bei den Prozeduren im Studio intensiv dabei. Ich mache das Mischen selbst, bin beim Mastering dabei, suche die Musiker aus, arrangiere alles. Im Prinzip habe ich meine Vision, die ich genau so umsetzen möchte, wie sie als solche existiert.“

 

Gregor Poschoreck: “Eine Vision?“

 

Gregor Hilden: “Ja. Ich habe ziemlich genaue Vorstellungen. Es gibt natürlich immer Dinge, die sich aufgrund überraschender Fügung anders entwickeln. So dass aus einem Saxofonsolo schon mal ein Trompetensolo wird, weil es einfach besser klappt. Ich weiß aber schon sehr genau, wie jeder einzelne Titel eines Albums am Ende auch klingeln soll.“

 

Gregor Poschoreck: “Hatten die beteiligten Musiker dabei, abgesehen vom reinen Instrumenten bedienen, die Hände im Spiel?“

 

Gregor Hilden: “Erst einmal ist es interessant zu wissen, dass die beteiligten Musiker vorab so gut wie gar nicht über die Musik informiert worden sind. Sie hatten Ahnungen.  Einige der Titel hatte ich zwar schon mal live gespielt, es wurde aber nicht weiter thematisiert. Die Musiker kamen also ohne große Proben ins Studio und haben einfach nur einen Zettel mit groben Angaben, mit Akkorden, bekommen, Harmoniefolgen, Abläufe. Und dann habe ich ihnen Freiräume gelassen, um das Ganze zum Klingen zu bringen. Also wie genau der Akkord klingen soll, mit welchem Voicing was gespielt werden soll. Die Musiker bekamen also relativ grobe Vorgaben. Ich habe dann die Parts teils mehrmals einspielen lassen, um mir dann anschließend in Ruhe die Sachen auszusuchen, die mir am besten gefallen. Die Grundtakes wurden mit Bass, Schlagzeug und Rhythmusgitarre zusammen aufgenommen, und dann lasse ich mir von jedem Musiker noch ein paar Alternativen einspielen. Und daraus baue ich mir letztendlich den Song zusammen.“

 

Gregor Poschoreck: “War die finale Musikfarbe, also Blues, Jazz und vor allen Dingen Soul eine Überraschung für die Musiker?“

 

Gregor Hilden: “Also die Musiker kannten ja meine Bandbreite und waren deshalb nicht wirklich überrascht über die verschiedenen Stile.“

 

Gregor Poschoreck: “Den überwiegenden Teil der Songs hast Du ja selbst geschrieben. Es gibt aber auch Coverversionen großer Klassiker, wie den ersten Track “Breezin’“. Sind Coverversionen ein leichtes Spiel?“

 

Gregor Hilden: “Eigene Sachen zu machen ist mit Sicherheit schwerer, weil man dem Anspruch gerecht werden möchte, diese Stücke auch gegenüber den Fremdkompositionen nicht abfallen zu lassen. Und dann gibt es bei Coverversionen ja die Eigenart, dass man sie neu interpretieren muss, damit sie überhaupt eine Berechtigung haben. Keines der Stücke auf der CD ist jetzt als Coverversion so zu hören, wie es im Original klingt. Es ist schon meine ganz eigen Art interpretiert. Und dann macht eine Coverversion, machen Fremdkompositionen Sinn. Der Bezug zum Original muss natürlich dabei erhalten sein. Bei “Breezin’“ habe ich zum Beispiel einige Sachen mit einfließen lassen, die es im Original gar nicht gibt. Wie diese Schlussphrase, die bei mir als Refrain kommt, und im Original nur am Ende einmal kommt.“

 

Gregor Poschoreck: “Gab es eine Initialzündung, ein solches Album, das Soul, Blues und Jazz verschmelzt, in Angriff zu nehmen?“

 

Gregor Hilden: “Es gibt ein kleines Aha-Erlebnis. Ich habe bei der Aufnahme von “Blue in Red“ einen Gitarrenverstärker benutzt, den ich erst wenige Wochen vorher bekommen hatte. Und zwar durch Zufall. Und zwar den 1983er Dumble Overdrive. Kurz vor der Aufnahme wusste ich noch gar nicht, dass ich den haben werde. Ich habe am Abend vor der ersten Studio-Session Robben Ford live gesehen, und er spielt mit einem Dumble Overdrive Verstärker. Am nächsten morgen schalte ich meinen Computer ein, gehe, wie ich das immer mache, nach eBay USA. Und just in dem Augenblick hatte ein Japaner einen solchen Verstärker bei eBay USA eingestellt, und das auch noch mit Sofort-Kaufen-Option. Und das, wo ich am Abend zuvor das Ding noch in drei Meter Entfernung bei Robben Ford bewundert habe. Da konnte ich gar nicht anders, als den Sofort Kaufen-Button zu drücken. Und so habe ich den Verstärker ersteigert und schnell bekommen. Das wichtige dabei war, das dieser Verstärker mein Spiel dann auch noch mal in eine etwas andere Richtung gedrängt hat. Denn der Dumble kann knurrig und fauchig wie eine alte Röhrenorgel klingen. Aber gleichzeitig auch sehr smooth. Und das hat mich beim Spielen inspiriert.“

 

Gregor Poschoreck: “Die elf Stücke von “Blue In Red“ klingen sehr ausgewogen, fast wie ein einziges Stück! Sollten wir es hier etwa mit einem Konzeptalbum zu tun haben?“

 

Gregor Hilden: “Das habe jetzt schon des öfteren über das Album gehört und ich nehme das als großes Kompliment. Tatsächlich ist es aber so, dass es eben KEIN Konzeptalbum ist. Denn ein Konzeptalbum wäre es ja, wenn man zum Beispiel nur zum Thema XYZ was gemacht hätte...“

 

Gregor Poschoreck: “...andererseits könnte das Konzept ja “Gregor Hilden - Blue In Red“ sein…“

 

Gregor Hilden: “Na ja, ich weiß nicht, ob man das so sagen kann... Was wir, glaube ich,  beide meinen, ist die richtige Reihenfolge der Stücke, bei der ich mir sehr viel Mühe gegeben habe. Mir ging es darum, das Ganze sehr fließend ablaufen zu lassen. Und das ist, glaube ich, auch ein ganz wichtiger Aspekt, der mir bei diesem Album sehr gut gelungen ist. Das hat mir sogar der Mastering-Mann im Studio gesagt, dass die Songs in ihrer Reihenfolge wirklich sehr gut passen...“

 

Gregor Poschoreck: “...und das fühlt sich gut an!“

 

Gregor Hilden: “Ich bin auch sehr happy, und denke, dass das Album eine schöne, runde Sache geworden ist.“

 

© Gregor Poschoreck

Gregor Hilden

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Gregor Hilden - Blue In Red

(Acoustic Music Records/

Rough Trade)

 

 

 

 

 

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