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INTERVIEW

 

 

 

 

 

Brooklyn Funk Essentials - Essential Dinner Party

Brooklyn Funk Essentials - Essential Dinner Party

Aktuelles Album: Brooklyn Funk Essentials - Watcha Playin’ (Tropical Music/Sony-BMG)

 

Brooklyn Funk Essentials - Essential Dinner Party

Aktuelles Album: Brooklyn Funk Essentials - Watcha Playin’ (Tropical Music/Sony-BMG)

 

Seit 15 Jahren existieren die Brooklyn Funk Essentials nun schon. Das ist in so fern erstaunlich, da die Band aus immerhin zwölf festen Mitgliedern und einem ständig wechselndem, erstaunlich großen Pool aus Gastmusikern besteht. Als wenn das noch nicht genug Zündstoff für Bandinterne Reibereien bietet, dürften die Essentials vermutlich eine der internationalsten Bands überhaupt sein. Mit einem der internationalsten Sounds.

 

Im Gesamt-Lineup der Band fanden sich so in den vergangenen Jahren bekannte Namen wie der von Papa Dee, Joi Cardwell, Everton Sylvester, Stephanie McKay oder Amina Annabi.

 

Doch zurück zur Internationalität. Schweden wäre da zu erwähnen, Heimat von Frontmann Lati Kronlund, der bereits seit den frühen Neunzigern auch als Produzent und Remixer von Acts wie Alison Limerick auffällt. Die Türkei hat einen festen Platz im globalen Anstrich der Band, die USA, die Niederlande, England… Beim neuen Longplayer “Watcha Playin’“ (Tropical Music/Sony-BMG), dem insgesamt vierten und zugleich ersten, dass offiziell, nicht nur über Import-Kanäle, in Deutschland erscheint, kommen sogar Gäste aus Tunesien zu Wort.

 

Die Musik? Brooklyn Funk Essentials, wie wir sie kennen und lieben. Ein einzigartiger, groove-orientierter Mix aus Soul, Funk und Dancefloor mit einer Unmenge an Unterarten, die von HipHop zu Disco, von Jazz zu Blues, von Elektronischer Musik zu House, von Reggae zu Rai, von Pop zu Rock, bis zu dem, was wir Folklore und/oder Weltmusik nennen, alles umspannt, was in den Rahmen “Eklektisch“ hineinpasst.

 

Das erste Album nach acht Jahren rief selbstredend den SOUL TRAIN auf den Plan. Dr. Chuck befragte Brooklyn Funk Essentials-Mastermind Lati Kronlund nach der einzigartigen Identität der Formation, nach dem neuen Album und nach dem Geheimnis der Essentials, das, so viel sei verraten, mehr mit einer Dinner-Party als mit einem Tonstudio gemein  hat…

 

 

Dr. Chuck: “Ihr seid vermutlich eine der internationalsten Band, die ich kenne. Das neue Album wurde in New York, Paris, Amsterdam, Istanbul und Stockholm aufgenommen, und ihr kommt alle aus unterschiedlichsten Ländern. Schweden, den USA, der Türkei, Tunesien…“

 

Lati Kronlund: “Alle Musikrichtungen, die die Brooklyn Funk Essentials inspirieren, kommen von der Seele. Wir kommen ja alle aus so vielen verschiedenen Kulturen mit so vielen unterschiedlichen Identitäten. Aber das kommt alles irgendwie vom gleichen Ort. Der Seele. Soul. Das ist vielleicht sogar Teil unserer Message. Menschen aus verschiedenen Kulturen können sehr viel gemeinsam erreichen, wenn sie es nur versuchen.“

 

Dr. Chuck: “Heutzutage klingt das leider irgendwie nach einem Klischee. Aber für euch ist Musik tatsächlich  die “Universal Language“!“

 

Lati Kronlund: “Das ist besonders für uns zutreffend. Insbesondere, wenn wir in der Türkei sind, um dort Sachen aufzunehmen. Wir nehmen dort seit Beginn der Band Anfang der Neunziger Jahre Musik auf. Das Besondere ist, dass wir dort mit Menschen arbeiten, die kein einziges Wort Englisch sprechen. Praktisch alle Musiker, mit denen wir dort zusammen arbeiten. Sie sagen “Hi!“ zur Begrüßung, und das ist es auch schon gewesen.“

 

Dr. Chuck: “Es ist einige Zeit her, dass wir ein Brooklyn Funk Essentials-Album in den Händen halten konnten. Warum dauerte das so lange?“

 

Lati Kronlund: “Es war nicht leicht, das Album zusammen zu bringen. Wir haben das Album praktisch während der letzten Tour geschrieben. Die ganze Band gemeinsam. Die Sachen haben sich zwischen der gesamten Band einfach entwickelt. In der Konstellation, in der die Band gerade ist, ist es leicht, mit neuen Ideen voranzukommen. Es passt einfach… Everton Sylvester schreibt zum Beispiel Poesie, die er mir vorliest. Aus solchen Dingen entstehen dann Songs. Oder Papa Dee kommt ins Studio und fängt einfach an, was zu machen, mit verschiedenen Vibes zu experimentieren. Dinge können also von einem bestimmten Thema ins Nächste wachsen.“

 

Dr. Chuck: “Einen Song zu schreiben – ist das schwer für Dich? Die Brooklyn Funk Essentials-Musik hat ja einen sehr individuellen Anstrich…“

 

Lati Kronlund: “Es ist ein echtes Handwerk, sich hinzusetzen, und einen Mariah Carey-Song zu schreiben. Für mich ist das richtig schwierig, einen Song zu schreiben. Obwohl alles aus mir selbst heraus kommt. Es ist irgendwie in mir drin. Und oft ist das, was dabei heraus kommt, eben kein Mariah Carey-Song. Sondern irgendetwas anderes. Aber genau damit muss ich dann arbeiten. Denn das ist der richtige Weg. Das war auch der Grund, warum es jetzt endlich ein neues Brooklyn Funk Essentials-Album gibt. Da waren einfach so viele Dinge in mir, die heraus kommen wollten!“

 

Dr. Chuck: “Was mir schon immer an den Brooklyn Funk Essentials, und eben auch am neuen Album, gefällt, ist, dass ihr Musik als eine Form des Entertainment versteht, mit einer sinnvollen Portion Humor. Trotz eines sorgfältig verteilten Anspruchs nichts, was einem Kopfschmerzen bereiten müsste…“

 

Lati Kronlund: “Ja. So wie ich das sehe, sind wir manchmal Ernst bei der Sache. Wenn Du dir Stücke wie “For A Few Dollars More/Faya“ oder “My Jamaican Girl“ vom neuen Album anhörst, kommt das schon durch. “Rude Boy Shuffle“ zum Beispiel spricht über die Korruption in der Politik. Es ist so: Wenn Du zu einer Dinner Party gehst, dann sprechen die Menschen über wirklich interessante Dinge. Politik, Philosophie… sie reißen aber auch eine Menge Witze. Und so sollte es sein. Wenn Du irgendwo hingehst, wo die Leute nur ernste Themen besprechen, wird es schnell langweilig. Es macht kein Spaß! Und das wollen wir in unserer Musik, unseren Texten, festhalten.“

 

Dr. Chuck: “Dabei hattest Du, soweit ich gehört habe, ganz andere Intentionen?!“

 

Lati Kronlund: “Das Album sollte ursprünglich deutlich elektronischer, programmierter, werden, da ich gerade einige Remixe von unserem Material gemacht hatte, die mir gut gefielen. Dann kam der Punkt, an dem ich die Sachen Live spielen wollte. Aber ich kam mir echt bescheuert vor, wie ein totaler Vollidiot, auf der Bühne zu stehen mit einem Computer. Mit einem kleinen Laptop. Ich dachte mir die ganze Zeitz, die Menschen im Publikum stehen jetzt da, und sehen sich einen Typen mit einem Laptop auf der Bühne an. Albern! Ich könnte genauso gut meine Email checken. Das hat kein Gefühl. Ich will mit anderen Musikern interagieren, besonders auf der Bühne.“

 

Dr. Chuck: “Ja, das scheint sehr schwer zu sein. Das funktioniert nur mit den wenigsten. Erst letztens habe ich eine Thomas Dolby-Live-DVD ("The Sole Inhabitant UK Edition" (CD+DVD) (Invisible Hands Music/ZYX Music) SOUL TRAIN berichtete, Anmerkung der Redaktion) gesehen. Dolby steht dabei in der Mitte einer Ansammlung von Computern und Keyboards. Aber mit ihm ist es eher wie ein Geschichtenerzähler, weniger wie ein Musiker im klassischen Sinne.

 

Lati Kronlund: “Ja, kenne ich. Eine meiner großen Inspirationen dabei war die Musik von Kraftwerk. Ich habe sie 2005 live gesehen. Ein paar Jungs mit Laptops. Und das hat mich umgehauen. Aber – wäre es nur die reine Show, ohne irgendeine Rückprojektion, ohne Hintergrundbilder, gewesen, hätte auch das anders laufen können. Das alles ist also perfekt für Kraftwerk, aber eben nicht für mich. Nicht für die Brooklyn Funk Essentials. Mir wurde also klar, dass wir wieder zurück müssen zu dem, was Brooklyn Funk Essentials, ausmacht, was wir sind. Es ist einfach so ein geiles Gefühl, zusammen zu jammen und zu grooven… Grundsätzlich glaube ich, dass die Menschen immer mehr dabei sind, echte Musik von echten Musikern wieder zu entdecken!“

 

© Dr. Chuck

Brooklyn Funk Essentials

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