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INTERVIEW

 

 

 

 

 

The Herbaliser - Trio mit vier Fäusten

The Herbaliser - Trio mit vier Fäusten

Aktuelles Album: The Herbaliser - Same As It Never Was (!K7 Records/Alive)

The Herbaliser alias Jake Wherry & Ollie Teeba

The Herbaliser sind Jake Wherry und Ollie Teeba. Und das seit nunmehr 15 Jahren. Ihre Musik war bisher geprägt von instrumentalem Charakter, irgendwo eingenistet zwischen Beats, Samples und Sounds. Ein Spritzer elektronische Spielerei, ein wenig Lounge, einen Happen Dancefloor, HipHop-Attitüde. So liebten die Fans The Herbaliser.

 

Die Betonung liegt auf liebten, Vergangenheit. Denn The Herbaliser drehen sich auf ihrem neuesten Longplayer sehr stark in Richtung Soul. Soul und Funk der alten Schule. Und das nicht nur vom Musikgefühl. Denn erstmalig erweitert The Herbaliser, das Duo, sich selbst zu einem Trio. Die erst 22jährige Jessica Darling übernimmt erstmalig den Gesangspart, den die beiden, wie DJ Yonderboi im Gespräch erfahren sollte, so lange suchten, und der ihre Musik zwar auf neue Höhen schwingt, aber zugleich den nach vorne, zugleich seitwärts drückenden, typischen Herbaliser-Soundapparat kräftig vorwärts bewegt.

 

Der Albumtitel, “Same As It Never Was“ (!K7 Records/Alive) spricht dabei die Geschichte hinter diesem Wandel an und beruhigt zugleich aufgebrachte Fans von Jake und Ollie, die fürchten, dass dieses charakteristische Herbaliser-Gefühl, dieser instrumentale Elektrofunk mit Dancefloorverliebtheit, auf der Strecke bleibt.

 

Alles bleibt so, wie es nie zuvor war. Oder doch nicht? DJ Yonderboi wurde als Sprachrohr des SOUL TRAIN auf Jake Wherry losgelassen. Der Auftrag: Den Soul im Herbaliser zu ergründen und die gesammelten Erkenntnisse dem Mutterschiff SOUL TRAIN zur Verfügung zu stellen. Ein Herbaliser - geschüttelt, nicht gerührt…

 

 

DJ Yonderboi: “Erst einmal eine Analyse des Ist-Zustandes für die Leser des SOUL TRAIN, die Euch bisher nicht im Wendekreis des Soul gesehen und gehört haben. Wie habt ihr euch als Herbaliser bisher definiert?”

 

Jake Wherry: “Das Herz unserer Aktivitäten ist es, Musik mit HipHop-Produktionstechniken zu machen. Es gab immer viele verschiedene Elemente in der Musik von The Herbaliser. Unsere Musik besteht aus Jazz, HipHop, Funk und Soul. Ein bisschen Easy Listening, Soundtrack-Musik… Da sind 40 Jahre musikalischer Erfahrung verarbeitet. Geschichte. Ollie und ich sind beide auch Plattensammler. Ich wuchs mit super viel Musik auf. Meine Mutter ist zur Hälfte Schwarz, so kam also Motown und so weiter bei mir dazu. Mein Vater hörte viel Jazz und Blues… Wenn Du für einen Rapper eine Platte produzierst, ist es wichtig zu wissen, wo all diese Musik her kommt. Wir können HipHop von Polka machen, von Soul, von Funk. Oder von Blues, sogar von Folk-Musik. Man kann so viele Sounds samplen. Aber genau das ist es - was du mit den Samples machst, wie Du sie verwendest, was für einen Beat Du benutzt, damit es sich wie HipHop anhört.”

 

DJ Yonderboi: “Woher also jetzt dieses Soul-Ding? Obwohl ja die musikalische Identität von The Herbaliser trotz dieses irgendwie neuen Einflusses komplett in Takt bleibt…“

 

Jake Wherry: “Wenn Du dir unser “Very Mercenary“-Album von 1999 anhörst, findest Du einen Song, “Shattered Soul“, dass wie ein instrumentales Soul-Stück ist. Wenn Amy Winehouse darauf singen würde, würde es sich wie ein waschechtes Amy Winehouse-Stück anhören. Genauso ist es mit dem “Something Wicked This Way Comes“-Album. Mit dem Stück “Unsungsong“, was sich wie ein spätes Fünfziger/frühes Sechziger Jahre-Soul-Stück anhört. Wie von den Impressions in etwa. Selbst damals waren wir auf der Suche nach einer guten Sängerin. Und wenn wir eine Gefunden hätten, hätten wir schon da ein echtes Soul-Stück gehabt.“

 

DJ Yonderboi: “Ist es nicht unglaublich, wie Gesang einen Song verändern kann?!“

 

Jake Wherry: “Ja. Eine Sängerin zu haben macht einen Riesen-Unterschied. Das ist ja unser erstes Album mit einer Sängerin. Das macht endlich Sinn, denn es reflektiert auch den Albumtitel, “Same As It Never Was“. Es gibt aber auch Sachen und Elemente, die schon vorher da waren. Zum Beispiel die Rap-Songs.“

 

DJ Yonderboi: “Bleiben wir trotzdem erst einmal beim Soul-Thema. Wie denkst Du darüber, dass ausgerechnet ein Soul Musik-Magazin sich für The Herbaliser interessiert?“

 

Jake Wherry: “Es ist natürlich sehr schmeichelhaft, dass sich ein Soul-Magazin mit The Herbaliser unterhält. Mein Onkel ist ein sehr bekannter Northern Soul-DJ aus dem Norden Englands. Sein Name ist John Brown. Er arbeitet seit über 30 Jahren als DJ. Auch deswegen hörte ich als Kind so viele richtig gute Musik. Und das ist irgendwie in dir drin. Wir haben uns international als eine Instrumental-Band etabliert, und ich will ganz bestimmt nicht unseren Fans auf die Füße treten. Aber wir haben wirklich schon lange versucht, eine Sängerin in unsere Musik einzubinden. Um Soul zu singen. Vor acht Jahren zum Beispiel spielten wir Live auf einem Festival. Und das Publikum mochte uns. Wir brachten Rapper mit uns, um diese stimmliche Element in unserer Musik zu haben. Aber es ist uns irgendwie nie gelungen, jemand zu finden, der der Band als Vollzeit-Mitglied beitritt…“

 

DJ Yonderboi: “…bis jetzt.“

 

Jake Wherry: “Ja, es hat eine mordslange Zeit gedauert, bis wir Jessica Darling gefunden hatten. Sie hat eine unglaubliche Stimme. Sie überrascht immer wieder alle. Wenn Du sie siehst, ist sie ein schlankes, weißes Mädchen, mit dieser sagenhaften Stimme.“

 

DJ Yonderboi: “Wie muss ich mir die Arbeit an “Same As It Never Was“ vorstellen?“

 

Jake Wherry: “Alles fängt gewöhnlich mit einem Sample an, dass wir finden. Und daraus machen wir dann im Studio einen Song. Als erstes machen wir dazu einen Beat, dann eine Bassline. Dann füge ich ein bisschen Gitarre hinzu. Und etwa von dem Punkt an wissen Ollie und ich recht genau, was wir daraus machen wollen. Einen Rap-Song, oder ein Gesangsstück, oder ein Instrumental. Wir haben dann eine recht klare Vorstellung. In den letzten Jahren arbeiteten wir dazu verstärkt mit Ralph Lamb und Andy Ross, die bei uns die Horn Section sind. Sie selbst sind sehr professionell als Songschreiber und Produzenten, haben in den letzten Jahren mit sehr vielen anderen Künstlern zusammen gearbeitet. Als wir mit ihnen die Arbeit an “Same As It Never Was“ begannen, haben wir uns dazu entschlossen, Ralph und Andy als vollwertige Partner mit ins Boot zu holen, da sie sehr viel Verantwortung übernahmen. Olli und ich waren natürlich weiterhin Tonangebend. Aber so konnten wir die ganzen Vocals und die Bläser in Ralphs und Andys Studio aufnehmen. Auch die Live-Drums, Live-Piano…“

 

DJ Yonderboi: “Und dann ist da noch Pino Palladino, wohl einer der Profiliertesten Bassspieler der Gegenwart, den ihr für euer Album gewinnen konntet!“

 

Jake Wherry: “Vor ca. zwei Jahren bin ich umgezogen. Meine Frau ist vor vier Jahren verstorben, und ich musste umziehen, damit meine Mutter sich um meine Kinder kümmern konnte. Und meine Mutter kannte den Nachbarn von Pino, von dem ich wusste, dass er irgendwo hier in der Nachbarschaft wohnt. Jedenfalls fing sie plötzlich zu erzählen von diesem Bassspieler, der um die Ecke wohnt, der schon mit The Who gespielt hat, etc.. Eines Tages brachte ich meine Kinder zur Schule, und wie ich so zurück laufe, sah ich ihn, wie er gerade seine Milch vor seiner Haustür (in England gibt es noch den guten alten Milchmann, Anmerkung der Redaktion) aufhob. Ich ging also auf ihn zu und sprach ihn sehr respektvoll als “Mr. Palladino“ an. Stellte mich vor. Wir tauschten unsere Telefonnummern aus, und ich lud ihn ein, auf unserem nächsten Album zu spielen. Er kam dann tatsächlich ins Studio und spielte auf vier Stücken.“

 

DJ Yonderboi: “Und ich dachte immer, dass er, wo er so massiv auf Produktionen amerikanischer Künstler Bass spielt, entweder Amerikaner ist oder doch zumindest in den USA lebt.“

 

Jake Wherry: “Er ist tatsächlich ein Waliser mit italienischem Hintergrund. Und er ist mein Nachbar! (lacht) Aber am wichtigsten: Er ist einfach ein sehr bodenständiger, sehr netter, natürlicher Kerl. Ich habe sehr großen Respekt vor ihm. Er macht so viele verschiedene Dinge mit seiner Musik. Er hat mir Bass-Unterricht gegeben… Zur Zeit tourt er gerade mit Eric Clapton, er spielte mit The Who, mit J Dilla, D’Angelo, er ist der beste Freund von Questlove, die versammelte amerikanische RnB/HipHop-Szene frisst ihm aus der Hand. Paul Simon spielte mit ihm… Ich selbst habe ihn 1982 live gesehen. Er spielte damals in der Paul Young Band. Dann habe ich ihn mit Gary Numan erlebt. Er ist schlicht dieser Bassspieler, den alle gerne auf ihrem Album haben wollen.“

 

DJ Yonderboi: “Kannte er The Herbaliser, als Du ihn das erste Mal ansprachst?“

 

Jake Wherry: “Nein - ich glaube nicht…“

 

DJ Yonderboi: “Dann tut er es jetzt…“

 

Jake Wherry: “Genau!“ (lacht)

 

© DJ Yonderboi

Ollie Teeba,

Jessica Darling

&

Jake Wherry

alias

The Herbaliser

 

Jessica Darling,

Jake Wherry

&

Ollie Teeba

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The Herbaliser

 

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&

Ollie Teeba

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