MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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INTERVIEW

 

 

 

 

 

Incognito - Groove auf Leinwand

Incognito - Groove auf Leinwand

Aktuelles Album: Incognito - Tales From The Beach (Bluey Music/Edel Records)

Incognito - Groove auf Leinwand

 

Incognito - Groove auf Leinwand

Aktuelles Album: Incognito - Tales From The Beach (Bluey Music/Edel Records)

Zyniker werden sagen: “Ein neues Jahr, ein neues Incognito-Album!” Und bei ersten hinschauen und hinhören ist das gar nicht so von der Hand zu weisen. Geht man jedoch in die Tiefe und schaut sich an, was genau Incognito ist und in den letzten 20, nein, fast 30 Jahren (das erste Incognito-Album, “Jazzfunk“ erschien 1981, bereits zuvor war Incognito-Frontmann und Ideengeber Jean-Paul “Bluey“ Maunick Kapitän der Light Of The World-Formation) Entwicklungstechnisch durchgemacht hat, erkennt man schnell einen Pfad, dem Bluey Maunick als Initiator und menschlicher Zusammenhalt des Musiker- und Kreativpools Incognito begeht. Doch dazu später mehr.

 

Der neue Incognito-Longplayer “Tales From The Beach“ (Bluey Music/Edel Records) ist ein weiterer Kiesel im Steinteppich der Formation, die sich unter Anleitung von Bluey von anfänglichem Acid Jazz zu Dancefloor zu einem ganz eigenen Stil zwischen tanzbaren Jazzelementen und wohlig verpacktem Soulgefühl, selbst gefunden hat.

 

Auch an Gastmusikern mangelt es auf dem neuen Album, wie bei Incognito Teil des Konzeptes, nicht. Tony Momrelle, der bereits bei den letzten paar Incognito-Alben mit am Start war, steuert wieder Vocals bei. Und Maysa Leak, eine Art Incognito-Dauereinrichtung, liefert stimmlich wieder einige der besten Gesangsmomente des 15 Stücke langen Albums. Auch Blueys ständige Weggefährten Richard Bull und Ski Oakenfull mischen wieder mit…

 

Das neue am Album ist das inhaltliche Konzept, das, der Albumtitel lässt grüssen, mit Stränden der ganzen Welt zu tun hat. Davon sieht Bluey, der besonders in Asien, genauer in Japan, Südkorea, Malaysia, Singapur und Indonesien immens erfolgreich ist,  und dort permanent tourt, immerhin genug. Das Album entstand so auf Bali, in Italien und auch in Deutschland. Abgemischt wurde das Ganze schließlich in Jakarta, was dem Ganzen einen letzten, besonderen Feinschliff gibt.

 

Lex macht sich auf, Jean-Paul “Bluey“ Maunick, der auf Mauritius im Indischen Ozean, alsp praktisch eine Schrittlänge vom Strand, geboren wurde, und dem damit bereits das Konzept des neuen Incognito-Albums sprichwörtlich in die Wiege gelegt wurde, für den SOUL TRAIN eine Stellungnahme zu “Tales From The Beach“ zu entlocken.

 

 

Lex: “Zunächst mal sollten wir nicht nur über “Tales From The Beach”-Album sprechen, sondern auch über deine anderen Projekte wie das Funk Jazz Collective-Album (SOUL TRAIN berichtete) oder deine Zusammenarbeit mit Gitarrist Tony Remy auf dem “First Protocol“-Projekt (SOUL TRAIN berichtete auch hierzu) …“

 

Bluey: “Bei dem neuen Incognito-Album habe ich das ganze letzte Jahr damit verbracht, Songs zu schreiben, Ideen zu verarbeiten. Ich habe das Album wirklich ein Jahr lang gelebt. Ich mache aber auch die anderen Sachen, die Du erwähnt hast, “First Protocol“, Funk Jazz Collective. Aber das sind alles Randprojekte von mir. Ich produziere ebenfalls gerade diverse japanische Künstler, ich produziere gerade ein Album in Indonesien, Reise sehr viel, bin mit vielen Dingen beschäftigt. Ich habe mit meiner Nichte an ihrem Album gearbeitet, und gerade ist ein Album in Japan herausgekommen, auf dem ich an einigen Songs mit gearbeitet habe… Ich werde oft kontaktiert und soll für japanische Künstler Texte für deren Musik in Englisch schreiben…“

 

Lex: “Aber Incognito ist deine Heimat, zu der Du immer wieder zurückkehrst?!“

 

Bluey: “Incognito ist aber mein Flagschiff, mein Schild, mein Zuhause. Das ist der Platz, an dem ich die meiste Zeit aufhalte, wo ich mich zurücklehne. Das bin ich.“

 

Lex: “Und jetzt gibt es also “Tales From The Beach“!“

 

Bluey: “Ich freue mich, dass “Tales From The Beach“ endlich draußen ist, und sich gerade sehr gut entwickelt. Ich hatte mindestens seit Mitte der Neunziger Jahre keine so guten Reaktionen mehr auf ein Album von mir. Ich dachte, das wäre eigentlich vorbei. Aber das Album wird wirklich gut verkauft. Besonders in Japan. Und in Italien. Dort  verkauft es sich sogar besser als Coldplay und Madonna. Es wird international wirklich sehr gut angenommen.”

 

Lex: “Das freut mich sehr. Du wirkst bei aller Entspanntheit wie ein Energiebündel… Macht Spaß, sich mit Dir zu unterhalten!“

 

Bluey: “Ich fühle mich gerade jetzt sehr kreativ. Wir reisen gerade mal wieder um die ganze Welt, um Konzerte zu geben. Wir geben sicher mehr Konzerte, als die meisten Bands, die Riesen-Hits hatten. Wir machen einfach, was wir machen. Und genau deswegen bleibst Du kreativ. Man bleibt im Saft, wenn man das macht.“

 

Lex: “Also ist sozusagen der Weg das Ziel?“

 

Bluey: “Erst vor einigen Monaten stand ich in einem Stadion in Malaysia vor 40.000 Menschen. Zusammen mit Parliament/Funkadelic, The Roots, John Legend, und eben wir, Incognito. Wenn mir das jemand früher gesagt hätte… Wenn ich unsere beste Zeit hätte zurückdrehen wollen, würde ich die Mitte der Neunziger Jahre wählen. Aber wie ich da so stehe, denke ich: JETZT ist der Moment! Und das fühlte sich sehr gut an. Oft hört man, dass, wenn man älter wird, Dinge an einem vorüber ziehen. Das fühlen wir gar nicht. Ich glaube ernsthaft, dass meine beste Arbeit, meine beste Zeit noch vor mir liegt.“

 

Lex: “Du bist gerade als Songschreiber sehr beliebt. Woher ziehst Du deine Kreativität, deine Inspiration?“

 

Bluey: “Man ist inspiriert von dem, was man selbst mitbekommt. Selbst sieht. Songwriter wie ich schreiben Stücke als Antwort auf die Organismen, die sie umgeben. Wir schreiben Texte als Metapher auf das, was wir erleben. Der Regen, eine Laune, eine Beziehung. Also würden wir zum Beispiel diese Beziehung mit der Metapher des Regens beschreiben. Wenn Du dir “I Remember A Time“, Track Neun vom neuen Album, anhörst, ist das so eine persönliche Erfahrung. Wir waren am Strand in Italien, und ich und ein  Freund, mit dem ich zusammen einige Texte geschrieben hatte, gingen den Berg hinauf, dann fuhren wir den Rest bis zur Spitze mit dem Auto. Wir taten das jeden Morgen. Und je höher man kam, je mehr verschwanden die Strassen, die Pflanzen, und man sah den Ozean tief unten. Während man also den Berg hinauf geht oder fährt, sieht man nichts als Bäume. Ist man aber erst einmal oben, kann man vor lauter Bäumen die Strassen nicht mehr sehen, die einen nach dort oben gebracht haben. Und da sind auch schon die Lyrics zum Song: “The roads that brought me here have disappeared.“ Und das meine ich – man kann diese Songs nicht schreiben, ohne es erlebt zu haben, ohne es zu fühlen.“

 

Lex: “Ja, das Leben schreibt noch immer die besten Texte…“

 

Bluey: “Zu dem Thema höre ich auch immer wieder Aussagen wie: “Warum schreibt Stevie Wonder heute nicht mehr so Songs wie damals, auf Alben wie “Innervisions“ oder “Talking Book“?  Ganz einfach: Er schrieb diese Alben zu einer Zeit, in der Schwarze zum ersten Mal wählen durften. In der sie zum ersten Mal Zugang zu Plätzen und Orten bekamen, die ihnen vorher aufgrund ihrer Hautfarbe verwehrt blieben. Wenn man also mit dem Herzen bei einer Sache ist, die man leidenschaftlich vertritt, wird man immer ein guter Autor sein. Wenn man nur zu Hause ist und Fernsehen guckt, bekommt man vielleicht mit, was zum Beispiel in China gerade passiert. Aber es ist eindimensional. Ich GEHE nach China. Ich weiß, was passiert. Ich kenne die News, aber jetzt werde ich es am eigenen Leib erfahren. Und dann spreche ich mit den Menschen. Ich werde die Leidenschaft, den Schmerz, spüren. Manchmal ist diese Information aus zweiter Hand gut, immer noch besser als gar keine Info. Aber es ist nicht dasselbe.“

 

Lex: “Zurück zur Musik, zum neuen Album von Incognito. Bei aller Leichtigkeit der Musik und bei aller Kreativität von dir und deinen Musikern – ist es manchmal nicht trotzdem harte Knochenarbeit. Schwerer als die Musik, die hinterher auf die CD gebannt wird?“

 

Bluey: “Incognito-Musik ist auf seltsame Weise gar nicht schwer für mich. Was hart ist, ist das ganze Drumherum. Funktionieren die Mikrofone, machen die digitalen Geräte mit, usw.. Es ist nie der kreative Teil der Musik, oder die involvierten Musiker. Ich suche mir ja auch bewusst großartige Musiker aus. Denn das macht mein Leben einfacher.“

 

Lex: “Nicht zu unterschätzen wäre auch Dein Talent. Denn von Dir und durch dich lebt das Projekt Incognito!“

 

Bluey: “Ich kann trotzdem keine einzige Note vom Papier lesen. Aber ichbesitze einen Schatz an musikalischem Verständnis, von dem ich zehre. Akkorde und Sequenzen, ich kann sie nicht beschreiben, aber ich weiß, wie sie sich anhören und anfühlen. Ich höre sie in meinem Kopf und in meinem Herz. Wenn es Probleme gibt, sind das also immer Probleme organisatorischer oder technischer Natur. Haben wir genug Zeit im Studio? Es ist zu kalt, zu heiß, all das…“

 

Lex: “Ich habe gelesen, dass Du etwa 100 Songs für das neue Album geschrieben hast?!“

 

Bluey: “Ja. Etwa 100 Songs und ungefähr 1000 Ideen. Musik ist wie eine endlose Leinwand!“

 

© Lex

Jean-Paul

“Bluey“

Maunick

 

 

Incognito

 

 

 

Incognito -

Tales From The Beach

(Bluey Music/

Edel Records)

 

 

 

 

Jean-Paul

“Bluey“

Maunick

 

 

 

 

 

 

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