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INTERVIEW

 

 

 

 

 

Madcon - Liebe, was du nicht verstehst

Madcon - Liebe, was du nicht verstehst

Aktuelles Album: Madcon - So Dark The Con Of Man (Bonnier Amigo Music/Sony-BMG)

Tshawe Baqwa (alias Kapricorn) und Yosef Wolde-Mariam (alias Critical) alias Madcon

 

“Beggin’” ist einer dieser Ohrwürmer, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Das Ding verfolgt einen auf Schritt und Tritt. Und selbst der Letzte, auch noch so Musik-uninteressierte dürfte den Erfolg und den Hype um die zwei Rapper Tshawe Baqwa (alias Kapricorn) und Yosef Wolde-Mariam (alias Critical) mitbekommen haben. Besser bekannt unter dem Namen Madcon.

 

Echten Soul-Fans ist der Song jedoch kein Unbekannter. Frankie Valli & The Four Seasons sangen den Track bereits vor 40 Jahren. Dass er allerdings nun eine derart neue Version, nein, Identität aufgedrückt bekommt, erstaunt selbst die eingefleischtesten unter den Soul Trainern.

 

Madcon scheint dabei nur an der Oberfläche das neue Pop-HipHop-Soul-Ding zu sein, dass der Plattenfirma Geld in die Kassen spült. Denn die Zwei arbeiten bereits seit über 15 Jahren zusammen und sind in ihrer Heimat Norwegen so etwas wie mediale Superstars. Stefan Raab nicht ganz unähnlich. Im norwegischen Fernsehen moderieren beide die Show “The Voice Of Madcon“. Tshawe alias Kapricorn nahm gar an der TV-Show “Dancing With The Stars“ teil und gewann die Staffel prompt!

 

Madcon wurde als Band bereits als Vorgruppe von Acts wie Destiny’s Child, dem Wu-Tang Clan, Alicia Keys, 50 Cent oder Xzibit für deren Nordeuropa-Tourneen gebucht. So sieht das aus.

 

2004 erschien schließlich ihr Debütalbum “It’s All A Madcon“, dass in Norwegen alles an Erfolg erreichte und alles an Auszeichnungen erhielt, von dem man nur Träumen kann. Mad. Madcon!

 

Erst dann ging es auch international, trotzdem die Zwei bereits weltweit tourten, so richtig los. Und seit Anfang des Jahres trällert eben auch der letzte “Beggin’“. Im Supermarkt, im Büro. Einfach überall. Es gibt kein Entrinnen vor dem Hochansteckenden Mix aus Sixties Soul, Motown, HipHop und Pop. Und irgendwie, auch, wenn mich Puristen jetzt wohl gerne schlagen würden, ist das Ganze so kombiniert, dass man fast von einem neuen Genre sprechen könnte. Ihr aktuelles Album “So Dark The Con Of A Man“ (Bonnier Amigo Music/Sony-BMG) unterstreicht diesen Eindruck, den die Single hinterlässt,  nachhaltig.

 

Der SOUL TRAIN jedenfalls schaffte es, den extrem beschäftigten Madcons, genau genommen Critical alias Yosef Wolde-Mariam, Dr. Chuck auf die Fährte zu schicken, der ihn nach dem Hintergrund und dem Erfolgsgeheimnis der beiden Weltmenschen (Critical kam in Norwegen zur Welt, seine Eltern stammen aus Eritrea und Äthiopien, Kapricorn wurde in Deutschland als Sohn südafrikanischer Eltern geboren, wuchs in Norwegen auf) befragte.

 

 

Dr. Chuck: “Wenn ich mir Euer neues, zweites Album “So Dark The Con Of A Man“ so anhöre, bin ich geneigt zu sagen, dass wir es hier mit einem neuen Gerne im Wirkungsfeld um HipHop, Soul und Pop zu tun haben.“

 

Critical: “Ich glaube, wir haben mittlerweile sogar schon fünf Alben gemacht, von denen aber nur zwei veröffentlicht wurden. Und natürlich entwickeln wir uns ständig weiter. Ich denke, wir haben einfach keine Angst, aus dem Rahmen, den HipHop vorgibt, auszubrechen. Denn wir kommen von HipHop, sind aber natürlich mit eine Menge anderer Musik aufgewachsen. In Oslo haben wir dieses weite Feld an Menschen aus verschiedenen Kulturen, mit denen wir abhängen. Araber, Latinos, Afrikaner, Asiaten. Mit diesen Menschen sind wir groß geworden. Und da kommt eine Menge verschiedener Musik mit! Und diese Musik verarbeiten wir wiederum in unserer Musik. Ich sehe unser Album also fast wie eine Art Welt-Musik, weil wir so viele Stile verarbeiten.”

 

Dr. Chuck: “Woher kommt diese Affinität zu Soul?“

 

Critical: “Meine Mutter hatte ständig Motown drauf. Während sie in der Küche das Geschirr spülte, summte sie “I Heard It Through The Grapevine“. (singt) Aretha Franklin, Gladys Knight & The Pips, und all das. Das war meine musikalische Kindheit. Bei Tshawe (alias Kapricorn, Anmerkung der Redaktion) war es HipHop.“

 

Dr. Chuck: “Euer Album, ach was, eure Musik überhaupt, klingt dabei erdig und griffig. Nur durch den Genremix und den Produktionsstandard werde ich an ein Album aus dem Jahre 2008 erinnert…“

 

Critical: “Dieser Tage ist alles in der Musikindustrie so durchdacht. Nichts wird dem Zufall überlassen. Wir wollten der Sache, dem Sixties Soul-Sound die Authentizität zurückbringen. Und ich kann sagen, dass ich sehr stolz auf das Endergebnis, auf das Album, bin! Ich kenne meine Grenzen aber auch noch nicht. Ich weiß aber, dass ich immer besser werden muss. Permanent. Mir ist es wichtig, dass die Leute die Ehrlichkeit in uns sehen. Und deswegen bleiben wir beide bescheiden.“

 

Dr. Chuck: “Ein weiterer wichtiger Aspekt, man sieht es besonders am Video zu “Beggin’“, eurer Charaktere und damit auch eurer Musik ist der Humor.“

 

Critical: “Ja, wir nehmen uns selbst nicht allzu Ernst. Ich sehe uns ja immer noch in erster Linie als HipHop-Band. Wir bewegen uns allerdings auch von konkretem HipHop zu konkreter Musik hin. Pop Musik. Oder Soul Musik. Eigentlich aber auch wieder “nur“ Musik. Und der Humor hat uns auch dabei geholfen zu sehen, dass unsere Musik einfach nur gute Musik ist.“

 

Dr. Chuck: “Das ist aber immer noch nicht das vollständige Geheimnis hinter eurem Stil und eurem Erfolg… Eine Idee?“

 

Critical: “Wir sind keine Amerikaner! Wir sind beide erste Generation Afrikaner. In Norwegen. Wir fühlten beide, dass wir was anderes machen müssten, als die Amerikaner. Wir haben also schon aus diesem kulturellen Hintergrund heraus nicht diese Attitüde, dass Du diese oder jene HipHop-Fraktion sein musst, Gangster oder Pimp, oder so.“

 

Dr. Chuck: “Schaue ich mir den Hype und den Erfolg um Madcon an, wird mir schnell schwindelig. Für Euch muss das regelrecht bizarr sein…“

 

Critical: “Total verrückt. Wir sitzen hier immer noch beide in diesem kleinen Örtchen, im Norden Norwegens, das soweit im Norden ist, dass genau hier die letzte Autobahn endet. Und wir bekommen diese Anrufe aus der ganzen Welt, von Sony-BMG, oder Bonnier Amigo hier aus dem Norden Europas. Mir fliegen die Zahlen nur so um die Ohren. Ich höre den ganzen Tag nur: “Ihr seid Nummer 15 in Österreich, Nummer Sieben in Deutschland, Nummer Drei in Italien… Ich schreie, hänge den Hörer auf, gucke nach Tshawe rüber und wir können das alles nicht glauben. Wir haben eigentlich beide keine Ahnung, was genau gerade hier passiert. Irre. Wir haben es zwar schon lange geschafft hier in Norwegen. Aber das ist alles verrückt… Ich verstehe es noch nicht komplett, aber ich liebe es!“

 

Dr. Chuck: “Hättest Du dir das alles träumen lassen?“

 

Critical: “Es scheint so, als sei das ein neues Ding für uns. Dabei arbeiten wir bereits seit 16 Jahren zusammen. Das ist eine lange Zeit, besonders, wenn man wie wir alles komplett auf eine Karte gesetzt hat. Wenn mich jemand nach einem Rat fragen würde, wie man eine Karriere angehen soll, würde ich ihm raten, es NICHT so wie wir zu machen, denn es ist dämlich. Definitiv bescheuert. Was sind die Chancen, alle Konventionen, jede Sicherheit, jedes reguläre Einkommen hinter sich zu lassen und nur noch Musik zu machen? Ganz ehrlich - wie sind da die Chancen? Das ist doch bescheuert. Wenn alles normal gelaufen wäre, würde ich heute bei McDonald’s jobben. Und ich hasse die Nachtschicht bei McDonald’s…das kann ich dir sagen. Aber wir haben es geschafft!“

 

Dr. Chuck: “Und heute hätte euch McDonald’s sicher gerne als Werbeikone. Ihr bekommt doch bestimmt hunderte von Angeboten jeden Tag?“

 

Critical: “Wir bekommen super viele Angebote. Jetzt gerade spreche ich zum Beispiel die Rolle in einem Animationsfilm. Wir bekommen aber auch viele echt seltsame Angebote. Erst letztens wurden wir eingeladen, auf einer Nazi-Messe aufzutreten.“

 

Dr. Chuck: “Im Ernst? Du machst Witze…“

 

Critical: “Nein. Es ist völlig bescheuert… Alles ist verrückt. Mad!“ (lacht)

 

Dr. Chuck: “Wir müssen unbedingt über das Album und die Musik darauf, besonders aber natürlich über die geniale erste Single “Beggin’“ sprechen, die ja zugleich auch das erste Stück des Albums ist und irgendwie als Wegweiser fungiert!“

 

Critical: “Einige der Leute, mit denen wir schon beim ersten Album zusammen gearbeitet haben, waren auch bei diesem Album dabei. Also starteten wir an der gleichen Stelle, im gleichen Studio, in dem wir auch schon unser letztes Album produziert haben. Wir kamen mit fast 50 Tracks aus dem Studio, waren sehr glücklich über die Songs. Und dann haben wir angefangen, die Sachen zu filtern, eine Live-Band hinzuzunehmen. Und durch diese Band kam auch das ganze Sixties Soul-Ding, der Motown-Sound. Aber wir waren noch irgendwie gehemmt. Tshawe war zu der Zeit recht frustriert. Er ging seine eigenen Wege, hatte gerade Liebeskummer. Eines Abends rief er mich von einem Konzert aus an. Ich solle mir unbedingt diesen Song im Internet anhören. Ein Song von Frankie Valli & The Four Seasons. “Beggin’“. Und ich bin eigentlich mit Soul aufgewachsen, hatte aber noch nie von Frankie Valli gehört. Ich gebe es zu. Ich war jedenfalls sofort begeistert. Also wieder mit der Live-Band ins Studio, und zwei, drei Tage später hatten wir dieses sagenhafte Lied, diese 2008er-Version von dem, was einmal “Beggin’“ von Frankie Valli & The Four Seasons war. Echt wahnsinnig!“

 

© Dr. Chuck

Madcon

Madcon

Madcon

 

 

 

 

Madcon - Beggin'

 (Bonnier Amigo Music/

Sony-BMG)

 

 

Madcon -

So Dark The Con Of Man

 (Bonnier Amigo Music/

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