INTERVIEW

The Dynamites featuring Charles Walker - Das Dynamit der Seele!

Aktuelles Album:

The Dynamites featuring Charles Walker - Kaboom! (Outta Sight Records/Ter a Terre/Groove Attack)

The Dynamites featuring Charles Walker

Soul, Soul, Soul. Fast scheint es so, als verdopple sich die Zahl der Künstler und Bands um das Thema mit der Seele im Wochentakt. Überall sprießen neue Namen, neue Stars aus dem Boden. Leute wie Amy Winehouse, Sharon Jones, The Solution, Duffy sind dabei nur einige der erfolgreichsten Vertreter im Wendkreis von Soul, Funk und Rhythm and Blues.

Dass einige der vermeintlichen neuen Namen am Firmament gar nicht so neu sind, und der Sache damit eine Extra Portion Authentizität und Schmiere geben, lässt hoffen. Wie bei The Dynamites und ihrem Frontmann Charles Walker, der bereits im legendären New Yorker Apollo Theater für die damaligen Megastars des Soul wie James Brown, Wilson Pickett oder Etta James den Abend eröffnete.

Gerade veröffentlicht diese achtköpfige Soul-Formation um Bandleader Leo Black zusammen mit Soul-Urgestein Charles Walker das beeindruckende “Kaboom!“-Album (Outta Sight Records/Ter a Terre/Groove Attack). Der Beweis, das Soul in seiner dynamischsten Form lebt und gedeiht.

Walker, der in seiner Karriere Aufnahmen bei legendären (Soul-)Labels wie Champion, Decca oder Chess machte, findet sich nun plötzlich, mitten im großen Comeback des Soul und Funk, vorzugsweise der Sechziger Jahre, wieder. Und auf einmal bleibt alles, wie es war. Erdig, grobkörnig. Roots. SOUL TRAIN-Futter.

In Nashville war es, wo Walker auf Doyle Davis, den Manager von The Dynamites traf, der ihn unverzüglich Leo Black, Gründer, Gitarrist und Frontmann der Band, vorstellte. Und so kam es schließlich zum ersten Album, dass das Zusammentreffen der Dynamites und Charles Walker dokumentierte: Eben jenes “Kaboom!“ ist ein energetischer Mix aus Soul und Funk, geradeaus, unterhaltsam, tanzbar, verschwitzt. Charles Walker zum Album: “Es war Leos Idee. Wir produzierten gerade die Single ”Slinky“, danach “Come On In“. Dann haben wir einfach weiterproduziert, den Rest gemacht. Leo hat die meisten der Songs geschrieben. Er buchte das Studio und los ging’s.“

“Tatsächlich kam die erste Idee dazu vor 10, 15 Jahren als ich anfing, mich für James Brown zu faszinieren.“ ergänzt Black, und erzählt: “Ich fragte mich damals, warum so eine Art Musik nicht mehr gemacht wird. Ich schrieb die Idee aber erst einmal für eine längere Zeit ab, bis ich in den Neunzigern wieder dieses Deep Funk- und Soul-Ding mitbekam. Teils sogar wegen den Poets Of Rhythm aus Deutschland! Aber auch durch The Dap-Kings, The New Mastersounds oder dem Quantic Soul Orchestra.“

Dass das Album bei dieser Ausrichtung einen Arbeitstitel brauchte, der die Energie, die zwischen Walker und den Bandmitgliedern im Zeichen des Soul und Funk entstand, war zwingend erforderlich. Immerhin, mit dem Namen The Dynamites kommt die Formation dem explosiven Musik-Gemisch der zehn Titel des Longplayers gefährlich nahe. Leo Black: “Ich glaube, dass der Albumtitel, “Kaboom!“, den Sound des Albums am besten beschreibt. Es beginnt mit einer Sound-Explosion und hört bis zum Ende damit nicht mehr auf. Für dieses erste Dynamites-Album wollte ich der ganzen Sache eine richtig treibende Kraft verleihen. Nicht nur, um die Band als solches einzuführen, oder Charles vorzustellen, sondern um unsere Version der Stärke und Kraft dieses wundervollen Genres, Soul und Funk, rüber zu bringen.“

Auffällig ebenfalls: Die Bläser-Sektion, die so schnittig und PS-stark Vorwärtsbewegungen angeht, dass es einem die Luft zum Atmen nimmt. “Unsere Bläser sind explosiv. Ich nenne sie “The Money Line“.“ plaudert Black aus. Und – als wenn wir es nicht schon längst geahnt hätten: “Wahre Meister ihrer Instrumente. Wir haben einen Veteranen als Sänger und eine klasse Gruppe an Soul Brüdern. Soul, dreckiger Soul, mit Funk und Soul aus New Orleans, woher ich stamme, sowie das Lebensgefühl von Memphis, Tennessee, oder Augusta, Georgia. Nicht so sehr Mississippi…“

Dass das Album zu einer Zeit, zu der, ich erwähnte es bereits eingangs, Soul und Funk der Sechziger Jahre Hochkonjunktur haben, kann dabei nur ein glücklicher Nebeneffekt sein. Charles Walker dazu: “Na ja, wir kamen mit “Kaboom!“ genau zur richtigen Zeit auf den Markt. Während dieser neuen Ära und des Hypes um Soul und Funk. Ich denke, wir haben die richtigen Zutaten innerhalb der Band, um uns dabei gut zu fühlen.“ Und Leo Black kann das nur unterstreichen - immerhin ist er die tragende Säule der Soul-Band The Dynamites. Er hat die Verantwortung. Black: “Eigentlich sind wir alle froh, dass die Dinge im Mainstream, im Pop und Rock, so schlimm geworden sind, dass die Menschen sich in andere Richtungen, wie Funk und Soul, orientiert haben. Auf der Suche nach ECHTER Musik, geschrieben über ECHTE Themen, gespielt von ECHTEN Menschen auf ECHTEN Instrumenten und aufgenommen auf ECHTEM Equipment.“

Dass The Dynamites featuring Charles Walker kein Produkt aus der Retorte, sondern das ECHTE Ding sind, nimmt man ihnen natürlich schon wegen der Musik selbst ab. Aber auch den Worten Leo Blacks ist hier glauben zu schenken. Denn so leidenschaftlich hat sich bisher kaum jemand gegenüber dem SOUL TRAIN zu seiner Liebe bekannt: “Wir sind tatsächlich alle sehr happy, ein Teil dieser neuen Soul-Bewegung zu sein. Und ich bin den Jungs, die das ganze Soul-Ding in den vergangenen zehn oder so Jahren aufrechterhalten haben, sehr dankbar. Letztlich ist das, was ich mit den Dynamites mache, Soul und Funk, das einzige, was ich kann! Funk und Soul ist alles, was ich kenne, höre und konsumiere. Ich habe seit 20 Jahren kein Album mehr einer weißen Person gekauft, mit der Ausnahme von Alice Russell und Tom Waits.“

Gibt es bei so viel Enthusiasmus und einem derart mitreißenden Album aus schwitzigem, perligem Soul und Funk eigentlich noch etwas, dass der Frontmann der Dynamites, Herr Schwarz, mit der Leidenschaft fürs Genre und dem Herzen am rechten Funk-Fleck, auf dieser Welt ändern würde, wenn er könnte? Die Antwort spricht Bände – und sicher vielen aus dem Herzen: “Moderne Country-Musik verbieten! Alles andere würde sich von ganz alleine ergeben!“ Wäre es doch nur so einfach…

© Michael Arens

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