MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

 ««« BACK TO THE SOUL TRAIN

 

 

Michael Arens' SOUL TRAIN - Germany's Soul Music-Magazine Nr.1! (www.soultrainonline.de)

 

 

 

MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

INTERVIEW

 

 

 

 

 

Honeyroot - Organic Soul Avantgarde

Honeyroot - Organic Soul Avantgarde

Aktuelles Album: Honeyroot - The Sun Will Come (Just Music/Edel Records)

Honeyroot (Keith Lowndes & Glenn Gregory)

 
Honeyroot - Organic Soul Avantgarde

Wer wie ich seine Sturm- und Drangzeit in den frühen Achtzigern hatte, und nicht ganz taub war, ist am musikalischen Schlaraffenland Sheffield nicht vorbeigekommen. Eine ganze Generation Bands, Musiker, Projekte stammt aus der Industriestadt im Norden Englands.

 

Eine von ihnen war Heaven 17, neben Human League, Cabaret Voltaire, den  Thomson Twins, Pulp… die Liste ist endlos. Oder aber ABC, die international wohl bekannteste Formation der Region.

 

Die Stimme von Heaven 17 (wer erinnert sich nicht gerne an den individuellen Gesangsstil und den durchdringenden Powerpop von “Temptation“, dem größten Heaven 17-Hit), Glenn Gregory, gründete zusammen mit Keith Lowndes, der selbst in den Achtziger Jahren Mitglied bei ABC war, vor einigen Jahren das Duo Honeyroot. Ihr erstes Album “Sound Echo Location“ (Just Music) hatte dann auch Spuren dieser Entwicklung aufzuweisen. Zugleich war das Album als fast cineastische Einheit im großen Lounge und Chill Out-Bereich anzusiedeln.

 

Das war 2005. Nun kommt Honeyroot mit ihrem zweiten Album, dass in Deutschland durch Edel Records vertrieben wird (das erste Album ist hierzulande lediglich über den Import zu bekommen), und geht den eingeschlagenen Weg noch ein Stück weiter.

 

Denn auch der neue Longplayer “The Sun Will Come“ (Just Music/Edel Records) ist im weitesten Sinne Lounge bzw. Chill Out, obwohl augenscheinlich ein ganz eigenes Klanggebilde entstand, dass auch mal mit Soul, mal mit akustischer Musik bis zu Reggae oder Einflüssen aus Country-Musik und Rock liebäugelt. Individuell – trotzdem erschreckend gefällig. Musik, wie sie nur Sheffield entspringen kann.

 

Dabei hat das Projekt Seele und Erdverbundenheit, ist markig, und lässt nur zu erahnen, was Glenn Gregory und Keith Lowndes, die im übrigen “ganz nebenbei“ mit ihrem gemeinsamen Projekt Eskimo Filmmusiken schreiben oder Werbetrailer mit Musik bestücken, auf ihrem arbeitsamen Weg noch aus dem Hut zaubern werden.

 

Lex unterhielt sich im Auftrag des SOUL TRAIN mit einem sehr gut gelaunten Glenn Gregory über Altes, Neues und Zukünftiges mit klarer Sheffield-Handschrift:

 

 

Lex: “Erst einmal: Für mich persönlich bis Du einer meiner ganz großen Helden. Ich bin mit deiner Stimme und Heaven 17, diesen ganzen Sachen aus Sheffield, Human League, ABC, und so weiter, aufgewachsen. Deine Stimme ist mir wie ein Mal ins Hirn gebrannt. Nervt es dich, auf diese “alten“ Zeiten angesprochen zu werden?”

 

Glenn Gregory: “Überhaupt nicht. Für nächstes Weihnachten planen wir (Heaven 17, Anmerkung der Redaktion) sogar eine gemeinsame Tour mit Human League und ABC. Das wird sehr schön werden. Ich freue mich drauf!“

 

Lex: “Und damit auch schon genug über die Vergangenheit. Wir wollen ja schließlich über Honeyroot sprechen. Das neue Album “The Sun Will Come“ ist ja nicht unbedingt direkt Soul Musik. Hat es dich gewundert, dass sich ein Soul-Magazin wie der SOUL TRAIN für Honeyroot interessiert?“

 

Glenn Gregory: “Ich gebe es zu, am Anfang war ich ein wenig überrascht. Wenn ich es aber genau betrachtet, waren wir ja schon damals von Soul stark beeinflusst. Es ist schon irgendwie drin in mir. Und Keith hat den Funk in sich. Das ist also schon cool.“

 

Lex: ““The Sun Will Come“ gehört zwar vordergründig in den großen Chill Out/Lounge-Bereich, ist aber alles andere als Standard und hebt sich klar von der Masse ab – ist irgendwie anders.“

 

Glenn Gregory: “Ja, das stimmt. Es gibt ein erstes Honeyroot-Album, “Sound Echo Location“, welches deutlich mehr in diesen “normalen“ Rahmen des klassischen Chill Out passt. Dieses mal haben Keith und ich uns dafür entschieden, dem Ganzen mehr Song-Charakter zu geben. Das ist schwer zu erklären. Es macht mir zum Beispiel Spaß, Songs zu schreiben, und diese dann durch jemand anderes singen zu lassen. Das Album ist dabei auch kein Ambient oder so was. Wie gesagt, es ist schon was sehr spezielles…“

 

Lex: “...was irgendwie wieder in die Vergangenheit spiegelt. Denn Heaven 17 war ebenso einzigartig. Anders.“

 

Glenn Gregory: “Ja, das war es wirklich. Und Du hast Recht, Honeyroot ist es auch. Das liegt vermutlich an der Art, wie Keith und ich Songs schreiben, wie wir sie konstruieren. Wir tendieren beide dazu, Songs an der Gitarre zu schreiben. Wir beginnen mit einem Vers, einem Refrain, und dann addieren wir Gesang und all die anderen Bruchstücke. Und dann nehmen wir es auseinander, vermengen alles neu, platzieren vielleicht den Refrain dahin, wo vorher der Vers war, verändern das Tempo… Es ist also ein sehr besonderer Prozess, wie die Songs entstehen. Sehr organisch.“

 

Lex: “Besonders angenehm fallen mir eure Vokalisten auf...“

 

Glenn Gregory: “Die Geschichte um Kim Richey, die sonst Country und Western singt, ist ganz witzig. Wir arbeiteten in meinem Studio, welches am Ende meines Gartens liegt. Es ist ein sehr schönes Studio, großräumig, klimatisiert, und all das. Es war ein sehr heißer Tag, und wir hatten gerade “Where I Belong“ geschrieben, was von vorneherein eine Art Mischung aus Country und Reggae war. Also entschieden Keith und ich, dass wir eine Country-Stimme darauf aufnehmen wollten. Wir saßen also in meinem Studio und zerbrachen uns die Köpfe darüber, wen wir jetzt diesen verrückten Track singen lassen könnten, denn wir kannten beide keine Country-Sängerin. Wir sind hier schließlich nicht in Nashville, sondern in England! (lacht) Und dann kam es mir: Giles Martin, der Sohn des großen Beatles-Produzenten George Martin, lebt auf der gleichen Strasse wie ich, genau gegenüber sogar. Und er hatte gerade erst diese Country-Sängerin namens Kim Richey produziert. Und dann wurde mir plötzlich klar, dass ich Kim Richey sogar selbst schon kennen gelernt hatte. Und alles fiel mir wie Schuppen von den Augen. Mein Gott, direkt im Haus gegenüber liegt die Lösung für unser Problem. (lacht) Ich ging also rüber, klopfte an die Tür, das ist kein Witz, und fragte Giles, der mir freundlich dir Tür öffnete, ob er nicht Kim Richey an einem Nachmittag zu mir rüber schicken könne, um einen Song für mich aufzunehmen.“

 

Lex: “Und dann das Ergebnis mit DER Stimme!“

 

Glenn Gregory: “Ja, unglaublich! Was dann dabei herauskam, sollte eine der wundervollsten Stimmen sein, die ich jemals aufgenommen hatte. Pur und wundervoll. Was umso erstaunlicher ist, da sie aus dieser New Country-Generation kommt. Also haben wir sie vorher ein wenig angeflunkert, der Song wäre ein echter Country-Song und so weiter. Als sie den Track dann im Studio hörte, sagte sie zu uns: “Das ist kein scheiß Country–Song wie ich ihn kenne!“ (lacht) Sie liebt den Song natürlich, jetzt, wo er fertig ist.“

 

Lex: “Dann ist da noch Briony Greenhill, die gleich drei Titel des Albums eingesungen hat.“

 

Glenn Gregory: “Briony ist eine andere Geschichte. Sie singt eigentlich so gut wie für niemanden. Und Keith und ich arbeiteten gerade an einem anderen Projekt. An einem Film; an der Filmmusik, um genau zu sein. Und wir brauchten diesen Song für das Ende des Films. Die Filmemacher hatten sich entschieden, den Sam Cooke-Song “A Change Is Gonna Come“ am Ende des Filmes einzuspielen. Die Film-Leute schlugen sogar “dieses Mädchen“ vor, das bei ihnen arbeitet, und angeblich eine schöne Stimme hat. Wir dachten uns natürlich, “ja – schon klar, dieses Mädchen aus dem Büro mit der guten Stimme“ (lacht) Wie auch immer. Wir nahmen den Instrumental-Part des Songs auf. Dann klingelte es an der Tür. Ein junges, nettes Mädchen trat ein. Ich bot ihr etwas zu trinken an. Sie wollte Tee, den ich zufällig nicht da hatte. Also zog ich mir meine Jacke über und ging zum Shop an der Ecke, um ihren Tee zu kaufen. Keith ging schon mal mit ihr ins Studio. Ich war vielleicht 20 Minuten weg, und als ich wieder kam, kamen mir beide bereits wieder entgegen. Sie zog ihre Jacke an und ging. Und ich dachte mir: “Das lief jetzt entweder sehr, sehr schlecht, oder unglaublich super!“ Keith sagte dann im Studio nur zu mir: “Hör dir das an!“ Er drückte den Play-Knopf und erklärte mir, dass der Song in einem Take (!) aufgenommen wurde. Es war so unglaublich gut, dass er sie nicht einmal nach einem zweiten Take fragte! Der Track wurde so gut, dass er mich immer wieder fast zu Tränen rührte. Ich rief sie also an und wir nahmen noch einige Songs mehr auf. Ich L-I-E-B-E ihre Stimme!“

 

Lex: ““The Sun Will Come“ ist eher ein einziges, langes Lied den eine Aneinanderreihung von einzelnen Tracks.“

 

Glenn Gregory: “Es macht Spaß, dass die Songs einen an andere Orte transportieren. Das Album macht wirklich einen sehr schlüssigen Eindruck. Ich hatte zum Beispiel einen dieser Nachmittage. Ich musste abschalten. Ich überspielte das Album auf meinen iPod, setzte mich in meinen Sessel und hörte mir das Album von Anfang bis Ende an. Mein einziger Gedanke war: “Fucking hell – that was great!“ (lacht) Ehrlich, ich höre mir das Album wie ein zusammenhängendes Stück Musik – Kunst – an. Ich bin sehr glücklich mit dem Album. Und Keith liebt es ebenso.“

 

Lex: “Kennt ihr, Du und Keith Lowndes, der ja unter anderem bei ABC aktiv war, euch seit der Zeit damals mit Heaven 17 und ABC?“

 

Glenn Gregory: “Nein, nein. Wir trafen uns vor ungefähr zehn Jahren bei einem Projekt von John McGeoch, der Gitarrist bei Siouxsie and the Banshees und PIL (Public Image Limited, Anmerkung der Redaktion). Ich kannte John von damals, ich spielte mit ihm bei Magazine, zusammen mit Howard Devoto. John arbeitete also damals gerade an diesem Projekt One, das irgendwie U2-mässig klang. Und sie waren auf der Suche nach einem Leadsänger und Frontmann. Wir arbeiteten ein paar Monate daran. Leider wurde das Projekt dann doch nichts. Aber so traf ich Keith. Wir hielten Kontakt und begannen langsam, immer mehr zusammen zu arbeiten.“

 

Lex: “Ihr seid seit einigen Jahren auch unter dem Namen Eskimo unterwegs und macht damit Filmmusik?!“

 

Glenn Gregory: “Ja, damit bearbeiten wir Filme, Werbung, und so was. Haber zum Beispiel Musik für “Sex And The City“ gemacht. Viel amerikanisches Zeug. So, wie es zur Zeit aussieht, wollen wir uns aber von diesem Projektnamen trennen und alles unter Honeyroot laufen lassen. Das wird einfach zu verwirrend mit der Zeit.“

 

Lex: “Ich habe gehört, dass ihr sogar schon am nächsten Honeyroot-Album arbeitet?“

 

Glenn Gregory: “Ja. Wir wollten, dass das nächste Album irgendwie noch mehr Gung-ho wird, irgendwie industrieller, zusammenhängender, systematisch, akustischer. Wir haben sogar einige Tracks schon fertig geschrieben. Wenn Du jemanden wie Briony hast, die ja eher spontan dabei war, musst Du das Moment ausnutzen. Das musst Du dir anhören…“

 

 

…Glenn schaltet ein Tape-Rekorder an und spielt mir einen 20 Sekunden-Part aus dem nächsten Honeyroot-Album vor. Der hört sich deutlich mehr nach akustischer Musik an. Die Stimme von Briony Greenhill ist deutlich auszumachen…

 

 

Lex: “Hört sich sehr griffig, akustisch, an!“

 

Glenn Gregory: “Ja, es ist wirklich mehr wie eine Band. Es scheint eine Art Evolution für uns zu sein. Ich bin mir aber auch sicher, dass wir auch wieder einiges dabei haben werden, dass sich wieder mehr wie ein Film, also wie unser erstes Album anhört. Und wir entschieden uns, Brionys Stimme deutlich mehr herauszustellen. Sie hat so eine einzigartige Stimme…“

 

© Lex

 

Honeyroot

(Keith Lowndes

&

Glenn Gregory)

Honeyroot

(Keith Lowndes

&

Glenn Gregory)

Honeyroot

(Keith Lowndes

&

Glenn Gregory)

 

 

Honeyroot -

The Sun Will Come

(Just Music/Edel Records)

2008

 

Honeyroot -

Sound Echo Location

(Just Music)

2005

 

 

 

 

Honeyroot (Keith Lowndes & Glenn Gregory)

 

 
 
 

 

 

 

 

 

UP

MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

Advertise in the SOUL TRAIN! Email to: soul@michaelarens.de!