MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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INTERVIEW

 

 

 

 

 

Preston Glass - Die Heilende Wirkung des Soul!

Preston Glass - Die Heilende Wirkung des Soul!

Aktuelles Album: Preston Glass - Music As Medicine (Expansion Records/Rough Trade)

Preston Glass - Die Heilende Wirkung des Soul!

 

Was haben Aretha Franklin, Natalie Cole, Al Jarreau, George Benson, Earth, Wind & Fire, Kenny G., Patti Austin, The Stylistics, Lionel Richie, Angela Bofill, Stacy Lattisaw, The Temptations, Diana Ross, Johnny Mathis und Dionne Warwick gemeinsam? Richtig, sie alle arbeiteten im Verlauf ihrer Karrieren mit Preston Glass zusammen. Der hat seit mittlerweile über 30 Jahren als Produzent, Songschreiber, Komponist, Musiker und Ideengeber einen beeindruckenden Anteil an der Prägung des Genres Soul überhaupt. Weltweit.

 

Der aus einer Musikfamilie in New Orleans stammende Glass begann bereits in jungen Jahren, seiner Passion und seinem Talent zu folgen und bekam Schützenhilfe von keinem geringeren als Thom Bell, einem der Begründer der legendären und wegweisenden Philly Soul-Bewegung der Siebziger Jahre. Doch dazu wird uns Preston Glass im Zuge dieses Interviews selbst mehr zu berichten wissen.

 

Die BMI (Broadcast Music Incorporated), eine Art amerikanische Variante der GEMA, listet die Anzahl der Titel, bei denen Glass als Urheber involviert ist, mit 567 (Stand 2003). Tendenz steigend. Das ist umso beeindruckender, bedenkt man, dass Glass stets seinem Genre Soul treu geblieben ist, was besonders in den Krisenzeiten der Musikindustrie, die in den späten Achtziger Jahren einsetzten und bis heute anhalten, von einer gesunden Portion Idealismus und Liebe zur Musik kündet.

 

2006 veröffentlichte Glass, der in all den Jahren nie eine kreative Pause eingelegt hat, eine Art Künstler/Produzenten-Album, wie sie einst Quincy Jones und Angela Johnson erst kürzlich (der SOUL TRAIN berichtete) herausbrachten. Das erste, hoch gelobte  Projekt mit dem verheißungsvollen Namen “Street Corner Prophecy“ wurde noch auf dem kleinen Independent-Label BCS Records (Bel Canto Society) veröffentlicht und machte durch Gastmusiker wie Al Jarreau, Johnny Mathis oder Earth, Wind & Fire-Mastermind Maurice White auf sich aufmerksam.

 

Jetzt, zwei Jahre später, veröffentlicht Preston Glass dass neueste Projekt der Kategorie Künstler/Produzent-Album, in dem der Produzent und kreative Kopf hinter dem Album als Künstler herausgestellt wird, tatsächlich aber nicht selbst also solcher im klassischen Sinne (als Sänger bzw. Interpret) in Erscheinung tritt. Sozusagen eher die konsequente Fokussierung auf den Strippenzieher.

 

“Music As Medicine“, so der Name des exzellenten neuen Albums, wurde vom englischen Expansion Label (vertrieb über Rough Trade) herausgebracht. Was den Verbreitungsgrad des Albums in Europa sicher gut tun wird. Zugleich behält sich Preston Glass damit seine künstlerische Freiheit, die gerade in heutiger Zeit nur durch kleinere Labels oder durch eigenen Vertrieb gewährleistet ist. Denn genau diese kreative Freiheit bringt den Soul von Preston Glass erst richtig in Wallung.

 

Eine Ehre und eine Selbstverständlichkeit für den SOUL TRAIN, der Soul Musik-Ikone Preston Glass die Aufwartung zu machen…

 

 

 

Michael Arens: “Ich kenne Dich natürlich als der fast legendäre Produzent und Musikmacher, der drei Jahrzehnte lang alle großen Namen, ob nun Aretha Franklin, Kenny G., Natalie Cole oder Stacy Lattisaw, produziert hat. Als Künstler selbst hast Du bisher ja eher weniger von dir Reden gemacht.“

 

Preston Glass: “Ich habe mich selbst immer als Songschreiber, Musiker und Produzent gesehen. Nicht wirklich als Künstler bzw. Sänger. Aber so, wie die Musikindustrie sich gerade verändert, sucht man natürlich immer Wege, seine Musik rüber zu bringen. Ob das nun bedeutet, dass man Fernsehen macht, oder Filme, oder was auch immer. Ich dachte also daran, dass ich ja ein Album machen könnte, dass meinen Namen als Künstler trägt – zu dem ich eine Handvoll meiner Freunde einlade, um meine Arbeit als Songwriter raus zu stellen. Ich hatte das vor zwei Jahren bereits für ein kleines Label namens BCS gemacht. Das Album hieß “Street Corner Prophecy“…“

 

Michael Arens: “…und hatte, so wie auch “Music As Medicine“, eine beeindruckende Liste an Mitstreitern  wie Al Jarreau, Johnny Mathis und viele andere, vorzuweisen.“

 

Preston Glass: “Ja. Das Label rief mir diesen Umstand wieder in Erinnerung. Es sollte ein Album im Stile von Quincy Jones’ Alben werden. Und wie bei “Street Corner Prophecy“ auf dem ich wie Quincy Jones als Autor und Produzent zusammen mit Gastmusikern wie Johnny Mathis, Maurice White, Wilton Felder, Evelyn “Champagne“ King, The Spinners, Al Jarreau, Jean Terrell, usw., arbeitete, sollte auch das neue Projekt in diese Richtung gehen. “Street Corner Prophecy“ war also erst einmal ein “Test“. Das war alles wie gesagt noch auf einem sehr kleinen Independent-Label, obwohl gerade der Track mit Al Jarreau (“Think Twice“, Anmerkung der Redaktion) ziemlich erfolgreich lief. Jedenfalls wollte ich dieses Mal mehr Wellen schlagen, also kontaktierte ich Ralph Tee vom englischen Expansion Records-Label. Und so kam das Projekt zustande.“

 

Michael Arens: “Ein Konzept-Album also?“

 

Preston Glass: “Heute besteht ein Album in der Regel aus zehn Songs von zehn unterschiedlichen Produzenten. Ich bin aber eher ein Album-Mensch. Für mich sind Alben wie Filme. Und so wollte ich auch mein neues Album machen. Es sollte darüber hinaus noch einen roten Faden geben. Ich wollte ein Album machen, durch dass die Menschen sich besser fühlen; das einem ein gutes Gefühl gibt.“

 

Michael Arens: “Daher auch der Albumtitel?“

 

Preston Glass: “Genau. Etliche der Songs auf “Music As Medicine“ haben schon im Titel eine Medizin-Referenz. Und da die meisten der Songs exklusiv für das Album geschrieben wurden, schrieb ich die Songs um dieses Thema, Musik als Medizin, herum. Denn Musik kann tatsächlich heilen. Der rote Faden ist also “Musik als heilende Kraft“. So war es im Leben immer für mich. Und ich glaube, Musik hilft auch anderen Menschen immer wieder.“

 

Michael Arens: “Wo wir bei heilender Wirkung sind. Maurice White war ja auch schon bei “Street Corner  Prophecy“ dabei. Auf “Music As Medicine“ war er an “Panic Button“ beteiligt. Maurice leidet ja seit langem an Parkinson. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm, und wie geht es ihm?“

 

Preston Glass: “Maurice und ich sind sehr gute Freunde. Sein Gesundheitszustand ist momentan recht stabil. Es wird immerhin nicht schlimmer. Weil er sich aus der Öffentlichkeit aber deutlich mehr zurückgezogen hat und somit nicht mehr so oft gesehen wird, nehmen die Menschen immer an, dass es ihm immer schlechter geht. Aber in Wahrheit geht es ihm den Umständen entsprechend gut. Tatsächlich wollte ich ihn genau deswegen, wie schon bei “Street Corner Prophecy“ dabei haben, damit er den Menschen zeigen kann, dass er es immer noch drauf hat. In den letzten vier, fünf Jahren haben wir gemeinsam sogar etwa 30 Songs geschrieben!“

 

Michael Arens: “Beeindruckend!“

 

Preston Glass: “Ja. “Panic Button“, der Song auf “Music As Medicine“, ist sogar einer der Songs, die auf Maurices neues Soloalbum sollten, dass er leider nie fertig gestellt hat. Er hatte nichts dagegen, und Marva King half uns dabei, den Song so gut werden zu lassen.“

 

Michael Arens: “Jedenfalls freue ich mich, zu hören, dass es Maurice gut geht.“

 

Preston Glass: “Das ist sogar irgendwie ironisch, dass wir über die heilende Wirkung von Musik im Zusammenhang mit Maurice White sprechen. Denn er ist in unglaublich viele Projekte eingebunden. Er macht zum Beispiel sehr viel für Concord Records (Vertrieb über Universal, Anmerkung der Redaktion), er war ausführender Produzent bei Brian Culbertsons neuem Album… Er ist noch immer stark involviert mit dem kreativen Teil des Musik Machens. Man kann es wirklich so sagen: Die Musik hat dafür gesorgt, dass er sich besser fühlt.“

 

Michael Arens: “Wo gerade dieser Name gefallen ist - Brian Culbertson ist ja einer der Superstars des Smooth Jazz. Einem Stil, der hierzulande kaum Beachtung findet, aber in den USA einen sehr großen und wichtigen Marktanteil hat…“

 

Preston Glass: “Ja, dafür kann man vermutlich mich verantwortlich machen. (lacht) Ich habe ja damals Kenny G.s wegweisendes “DuoTones“-Album produziert…“

 

Michael Arens: “…womit eigentlich diese ganze Smooth Jazz-Sache in Bewegung kam. Ein weiteres “Detail“ deiner beeindruckenden Karriere als Produzent, Komponist, Songschreiber, Musikmacher, Ideengeber… Du bist jetzt schon so lange dabei, und hattest auf so viele Musiker einen unüberhörbaren Einfluss. Wenn Du auf all das zurückblickst – wie fühlst Du dich dabei?“

 

Preston Glass: “Manchmal alt. (lacht) Nein, ehrlich, es ist ein Segen. Ich habe Musik immer nur aus Liebe zur Musik gemacht. Ich habe sehr früh damit angefangen. Meinen ersten Song habe ich mit sechs Jahren geschrieben, Meinen ersten professionellen Song schrieb ich, als ich gerade mit der High School fertig war. Das war für eine Produktion von Gamble-Huff (Kenneth Gamble und Leon Huff, Produzenten-Legenden und Erfinder des Philly-Soul, Anmerkung der Redaktion) und Thom Bell (der Dritte im Bunde in Sachen Philly-Soul, Anmerkung der Redaktion). Thom Bell nahm sich meiner an. Ich lernte alles Wichtige von ihm, lernte von seinem Genie alles, was man braucht. Dafür hätte ich sogar Geld bezahlt, für so ein exklusives Training. (lacht)“

 

Michael Arens: “Bist Du deshalb so gut vernetzt, dass Du all diese großen Namen wie auf deinem aktuellen Album mit im Boot hast?“

 

Preston Glass: “Ich habe nie Brücken hinter mir abgebrochen. Deshalb ist es mir auch möglich, so viele bekannte Stars auf meinen Alben zu verpflichten. Ich halte ständig Kontakt mit allen. Die meisten dieser Kollaborationen sind Gefallen, die mir die Künstler erweisen. Ich nehme oft auch kein Geld, wenn ich als Sessionmusiker auf der Produktion eines Freundes mitmache. Ich lasse mich dann lieber als Danke Schön zum Essen einladen. So funktioniert das.“

 

Michael Arens: “Deine Nachricht an unsere Leser?!“

 

Preston Glass: “Musik braucht keine Kategorie solange es Gute Musik ist!“

 

© Michael Arens

 

 

Preston Glass -

Produzent,

Songschreiber,

Komponist,

Arrangeur,

Soul Musik-Genie

 

Preston Glass

Preston Glass

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Preston Glass -

Music As Medicine

(Expansion Records/

Rough Trade)

 

Preston Glass -

Street Corner Prophecy

(BCS)

 
 

 

 

 

 

 

 

 

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