MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

 

 

 
 

Various - Funky Nassau-The Compass Point Story 1980-1986 (Strut Records/!K7/Alive)

 

 

 

Various -

Funky Nassau-

The Compass Point Story

1980-1986

(Strut Records/!K7/Alive)

 

 

 

The Compass Point Family,

ca. 1984

 

 

 

Various - Funky Nassau-The Compass Point Story 1980-1986

(Strut Records/!K7/Alive)

 

Wirklich nicht mehr ganz neu musste “Funky Nassau” erst richtig lange in unserer Redaktion gären, bevor wir uns schließlich dazu entschlossen, daraus das Album des Monats September 2008 zu stricken.

 

Tatsächlich schlugen unsere Versuche, mit einem involvierten Zeitzeugen der Ära Compass Point Studio zu sprechen, fehl. Weder Sly Dunbar, Steven Stanley, Chaz Jankel oder gar Chris Blackwell waren zu Interviews zu bewegen. Also wieder zurück zum Anfang.

 

Um die Bedeutung des Höhepunktes der kreativen Schaffensphase des auf den Bahamas gelegenen Compass Point Studio von Chris Blackwell zu verstehen, ist es zwingend notwendig, die Grenzen von Musik, von Genres und Strömungen zu verwischen, ad absurdum zu führen.

 

Soll heißen: Keine Angst vor Veränderungen und Experimenten – alles wird anders. Während der Achtziger galt Chris Blackwell, The Brain, als DER innovativste Produzent, Remixer, Arrangeur, Songschreiber, der sich schwerelos im tanzbaren Universum zwischen Soul, Funk, Reggae, Dub, Punk, Rock, Pop und Disco bewegte. Beatbastler würde man heute so etwas neudeutsch nennen. Obwohl auch das der Sache höchstens im Ansatz gerecht wird.

 

Hört man sich Grace Jones’ “My Jamaican Guy“ in der vorliegenden Version, produziert von Alex Sadkin und Chris Blackwell und abgemischt von Steven Stanley an, bleibt einem auch ein viertel Jahrhundert später die Spucke weg. Rückwärtsgedrehte Beats, Breaks, wo nun wirklich absolut niemand sie vermutet hätte. Das Ganze ist so außerirdisch funky und knochentrocken, dass man tatsächlich von einem eigenen Genre sprechen müsste. Compass Point Groove - Blackwell Funk.

 

Im Fahrwasser des Studios, der Innovation Chris Blackwells, entstand ein regelrechter Run, ein sagenhafter Hype. Jeder wollte unbedingt auf die Bahamas, ins Compass Point Studio. Hier gab es echte, urbane, schwarze Innovation als Meterware.

 

Die Liste der involvierten Produzenten, Künstler, Musiker, liest sich wie das Who-Is-Who, wie die Gästeliste im Thronsaal der coolsten der coolsten aus Reggae, Soul, Funk, Groove: Chris Blackwell als Galleonsfigur, Steven Stanley als sein Sidekick, Alex Sadkin und Sly Dunbar und Robbie Shakespeare (aka Sly & Robbie) als aktiv involvierte Macher allen voran. Grace Jones, Gwen Guthrie, Chaz Jankel, die Talking Heads, der Tom Tom Club, Desmond Dekker, Ian Dury, Wally Badarou…

 

Selbst Robert Palmer war fest mit dem Lebensgefühl, dem musikalischen Verve des Compass Sounds verbandelt. Wer will’s ihm verdenken.

 

Heute ist längst klar, dass eben nicht nur die Musik als solches am Ende hinten raus kam, sondern das Lebensgefühl einer ganzen Musikgeneration, die sich einen Dreck um Konventionen und um das, was wir, die viel zitierte “Gesellschaft“, als “normal“ beschreiben würde, scherten.

 

Die 13 vorhandenen Stücke, die exemplarisch als Werkschau angeboten werden (u.a. Gwen Guthries “Padlock“, Talking Heads “Born Under Punches“ oder Guy Cuevas “Obsession“) sind perfekte Zeitzeugen der Ära und unterstreichen die Macht der Remixe. Denn die meisten der 13 Stücke sind in besonderen Versionen vorhanden. Auch das eine Verneigung vor der Macht der Innovation. Nie hat “Born Under Punches“ der Talking Heads so sehr NICHT nach Talking Heads geklungen – bei vollständiger Einhaltung der Original Songqualitäten. You follow me?

 

Das Booklet ist, wie die Musik, eine Offenbarung: Rares Fotomaterial mit Untertiteln und ein geschichtlicher Abriss über das Geschehen und die Persönlichkeiten rund um das Compass Point Studio von Musik- und Reggae-Experte David Katz vergolden die CD zu einer nahezu perfekten.

 

Ich bin mir sicher: Würden in alle CDs so viel gute Musik und so viel Liebe gesteckt wie hier, würde man also für sein Geld so viel Gegenwert bekommen, wäre die Krise in der Musikindustrie nur halb so groß.

 

Album des Monats… und ganz sicher ein heißer Kandidat für die Trophäe zum Album des Jahres 2008!

 

© Michael Arens

 
 

Funky Nassau-The Compass Point Story 1980-1986

 

 

 

 

 

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