MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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Michael Arens' SOUL TRAIN - Germany's Soul Music-Magazine Nr.1! (www.soultrainonline.de)

 

 

 

MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

Album-Besprechungen / Reviews

 

 

 

 

 

Various - Blue Note Trip-Maestro (Birds/Beats) (Blue Note/EMI)

Various - Blue Note Plays Bossa Nova (Blue Note/EMI)

Die Maestro-Reihe geht in die nächste Runde. Die zwei CDs des Doppelalbums wurden in “Birds“ und “Beats“ unterteilt, wobei diese Unterscheidung schnell deutlich wird. Die erste CD liefert mit Songs von Horace Silver, Tania Maria, Nicola Conte, Eliane Elias oder Bobby Hutcherson eine Menge Vocal-orientierter Schmeicheleien, die eben, und das ist das Schöne an den Maestro-Samplern, nicht immer aus den Untiefen der Blue Note-Kiste kommen, sondern auch mal neuerer Zeitrechnung sein dürfen. “Beats“, CD2, featured dann eher die Klassiker wie Donald Byrds “Book’s Bossa“, Edu Lobos “Viola Fora De Moda“ oder “Groovy Sambas“ von Cannonball Adderley and The Bossa Rio Sextet.

Diesem anscheinenden Gesamtthema schließt sich “Blue Note Plays Bossa Nova“ an, eine Kompilation, die gleich mit drei CDs begeistert und dem Thema Entsprechendes (auch hier haben wir wieder “Book’s Bossa“ von Donald Byrd) wie “Blue Samba“ von Ike Quebec, “Aqua De Beber“ von Tania Maria, “The Dolphin“ von Jacky Terrasson, “The Girl From Ipanema“ in einer sehr selbstironischen Version von Lou Rawls oder aber “Little Boat“ von Peggy Lee offeriert. Ein umfangreiches Booklet mit Liner Notes von Richard Seidel macht das Dreierpack zu einem echten Schnupperkurs in Sachen Bossa Nova aus der Sicht der Blue Note-Klassiker. Beide Alben sind, wie immer bei Produkten aus dem Hause Blue Note, sehr liebevoll gestaltet und machen einen sehr hochwertigen, dankbaren Eindruck.

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Secondo - A Matter Of Scale (Soul Jazz Records/Indigo)

Der in Zürich geborene Radovan Scasascia ist italienisch-serbischer Herkunft und offensichtlich Disoverliebt. Der Sound auf seinem Album-Debüt für Soul Jazz Records, “A Matter of Scale”, ist ein minimalistischer Blick auf Soundsphären ohne Kopschmerzfaktor. Auf direkten, schnörkellosen Housebeats kriechen angenehm zurückgenommene Soundbasteleien den Elektronik-Pfad entlang. Das Ganze hat ein gutes Gespür für Soundsphären der Achtziger Jahre. Der wirklich magische Moment kommt jedoch durch die bereits erwähnte minimalistische Umsetzung, die einen eigenwilligen, aber sagenhaft gefälligen Eindruck macht. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie ist das Gefühl hinter “A Matter Of Scale” Soul. Schlicht und ergreifend. So simpel kann es sein, überdurchschnittliche, elektronische- und Tanzboden-orientierte Musik zu machen.

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Yusa - Haiku (Tumi Music/Broken Silence)

Das dritte Album der Kubanerin Yusa, die hinlänglich als Singer/Songwriter gehandelt wird, klingt, und das will ich als Kompliment verstanden wissen, alles andere als kubanisch. Das Album hat so viel mehr von Soul, von Jazz, von Funk und von Sixties Lounge-Sound denn von den oft ausgetretene Pfaden vermeintlich verheissungsvoller kubanischer Musik. Stücke wie “No Tengo Otro Lugar“ und “Y Te Apareces“ beweisen  das unter Mithilfe von Soulgefühl und Streichern an allen richtigen Orten. Yusa hat dabei eine samtweiche, leicht geschrotete Soulstimme, nach der sich hoffentlich immer mehr Köpfe drehen werden. Natürlich dürfen kurze Erinnerungen an die kubanische Herkunft in den Spitzen nicht fehlen. Ein sehr ansprechend gestaltetes Äußeres und Liner Notes von Jan Fairley veredeln die zehn Songs des Albums. Das grundlegende Geheimnis von “Haiku“ liegt jedoch in seinem ausdruckstarken Soulgefühl und dem Einsatz von Streichern und durchweg klassischen, unglaublich harmonischen Jazzelementen. Ein Gewinner auf ganzer Linie.

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Kosmo Koslowski - 50 Zloty (PJR/New Music)

Wäre Quentin Tarantino Deutscher – er würde dieses Album alleine für seinen Namen vergöttern. Ehrlich: “Kosmo Koslowski - 50 Zloty”… In der Hoffnung, jetzt keinen meiner Osteuropäischen Freunde auf die Füße getreten zu sein (und wenn es so ist entschuldige ich mich hiermit), kann ich dem Album Individualität, Spielspass und, im positivsten Sinne, Irrsinn, nachsagen. Denn Kosmo Koslowski ist tatsächlich der Name eine Hamburger Band, ein Instrumental-Sextett, das ohne Scham und Ablenkung Bestandteile aus Jazz, Polka, Pop, Psychedelic und elektronischer Musik zu einer nie da gewesenen Musikmelasse vernagelt. Das ist nicht nur witzig (ich denke, das ist gewollt, ansonsten setze ich mich mit dieser Besprechung in die Nesseln), sondern auch richtig gut anzuhören. Schwerelos sozusagen. “Klabautermusik“ und “Räuber Hotzenplotz“ sind zwei der Begrifflichkeiten, die ich der Pressebeilage entnehme. Da haben wir es doch wieder. Muss denn gute Musik immer logisch sein? Oder, um es mit den Worten eines der Titel des Albums zu sagen: “Ich bin nicht dafür, dass wir uns nochmal wieder sehen, Butch!“!

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UB 40 - TwentyFourSeven (Reflex Muzic/Edel)

Kaum eine Band polarisiert (auch heute noch) so sehr wie UB 40. Wann immer ich Leute in den letzten 30 Jahren nach UB 40 gefragt habe, war die Meinung eindeutig: Hass oder Liebe. Letzteres trifft auf mich zu. Und so war ich hocherfreut, als UB 40s mittlerweile 24. Album auf meinem Schreibtisch landete. Was Ali Campbell und seine Vierziger so zwiespältig, polarisierend, machte, ist auch auf diesem Longplayer allgegenwärtig: Die Vermischung von Reggae und Pop. In dieser Richtung haben sich UB 40 wirklich nichts vorzuwerfen. Denn das Konzept findet auch hier seine gelungene Fortsetzung. Besonders gut sind Songs wie die erste Single-Auskopplung “Dance Until The Morning Light“ mit Maxi Priest, dass, wohl als Zugeständnis an die “wahren“ Reggae-Buffs, “Israelites“ von Desmond Dekker and The Aces verarbeitet. Alles bleibt also genau da, wo UB 40 das Haus vor nunmehr drei Jahrzehnten aufgestellt hat. Ob sich das Konzept auch heute noch gewinnbringend an die Frau und den Mann bringen lässt, ist trotz aller sicheren Käufe durch die Unmenge UB 40-Fans leider fraglich. Für mich jedenfalls ist “TwentyFourSeven“ eine runde, unaufdringliche Fortsetzung des eingeschlagenen Weges der Institution UB 40.

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Jaci Velasquez - Love Out Loud (A’postrophe Records/Hänssler)

Hierzulande fast unbekannt, hat Jaci Velasquez in Nordamerika praktisch alles erreicht, was sich eine Künstlerin, Sängerin, heute nur vorstellen kann. Eine mittlerweile fast 20jährige Musikkarriere (und das mit nicht mal 30 Jahren), fast vier Millionen verkaufte Platten, Rollen in großen Hollywood-Produktionen und last but not least ihre Hochzeit mit Nic Gonzales, einem Mitglied der christlichen Formation Salvador. Überhaupt ist christlich hier “the word“, denn Velasquez Musik, die sich stilistisch zwischen Pop, Latin, Soul und der spanischen und englischen Sprache bewegt, hatte als roten Faden seit ihrem Album-Debüt 1992 immer wieder jene Lobpreis-Variation im Gepäck. Das mag nicht Jedermanns Sache sein, gibt der Künstlerin Jaci Velasquez aber einen eindeutigen Anstrich, eine Handschrift, einen Widererkennungswert, eine Berechtigung. Wenn auch dieses Album hierzulande einmal mehr in der Masse untergehen wird, dem Erfolg des Longplayers in den Staaten wird das sicherlich keinen Abbruch tun. Jaci Velasquez – Superstar?

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S.M.V. (Stanley Clarke, Marcus Miller, Victor Wooten) - Thunder (SMV/Heads Up)

Als Stanley Clarke, Marcus Miller und Victor Wooten 2006 beim Bass Player Live!-Konzert in New York City zum ersten mal zusammen auftraten, war schnell klar, dass hier eine ganz besondere Allianz geschaffen wurde. Die drei Superbassisten bedienen sich auf ihrem ersten gemeinsamen Album den Talenten altbewährter Freunde wie Chick Corea, George Duke, oder Trompeter Patches Stewart. Wie sehr das Höllenfeuer, der Donner 13 Songs lang durch die eigenen Kompositionen wummert, lässt sich schon am Gesamtkonzept, an den Namen der Drei erahnen. Mal vertrackt, mal konkret, mal verdreht, besonnen, unterhaltsam, dann wieder extrem funky. - “Thunder“ hat all das. Ein cooles Album, nicht nur für Fans des Basses, sondern gerade auch für Anhänger einer sozusagen hakelig-stromlinienförmigen Songführung ein Ohrenschmaus.

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RZA as Bobby Digital - Digi Snacks (Bodog Music)

Es gab eine Zeit, in der keine vier Wochen vergingen, ohne dass es ein neues Album aus dem großen Wu Tang-Clan-Konglomerat gab. Raekwon, RZA, GZA, Inspektah Deck, Method Man, U-God, Ghostface Killah… Dass bei dieser Quantität die Qualität immer mal wieder hinten an stehen musste, bleib nicht aus. Doch diese Zeiten sind lange hinter uns. Auch, wenn gerade die Superstars der Welt des Clans wie RZA in schöner Regelmäßigkeit Alben auf den Markt werfen. Im Falle von RZAs Alter Ego Bobby Digital sind das sehr gute Neuigkeiten, besitzt doch kaum ein Mitglied der Tang-Posse die musikalischen, kompositorischen, innovativen Talente wie er. Seine Alben sind Gesamtkunstwerke, besonders wenn es zu den Bobby Digital-Produkten kommt. Auch hier wohnen wir eher einem Film bei. Das beginnt schon beim Booklet, dass ein Comicstrip ist. Dann die insgesamt 18 Tracks (inkl. zweier Bonus Tracks). Keine leichte Kost. Denken ist angesagt. Wie alle besseren Outputs des musikalisch immer erwachsener werdenden Wu Tang-Clans ist auch hier zweit-, dritt- und vierthören angesagt. Hip Hop, der “direkt in die Fresse“ geht, kann jeder. Dazu kommt der RZA-übliche Anteil an psychodelischen Bruchstücken, Background-Soul-Vocals zum dahin schmelzen, kranke Sounds, rückwärts gedrehten Plastikbasteleien und mystischen Verirrungen, die seinem neuesten Longplayer einmal mehr seinen erzindividuellen Stempel aufdrücken. Kein Hip Hop - eine Kunst-Ausstellung.

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Joan Armatrading - Into The Blues (Special Edition) (Hypertension Music)

Man muss es neidlos anerkennen: Die 1950 in St.Kitts geborene Joan Armatrading hat sich einen ewigen Platz im Olymp der Singer/Songwriter des Folk erarbeitet. Ungewöhnlich genug für eine Schwarze, denn Musik jenseits von den vermeintlich “nahe liegenden“ Stilen wie Soul, Reggae, usw. zu machen, war alleine schon ein Wagnis. Aber eben auch eine Leidenschaft, die Armatrading besonders in den Siebziger Jahren zu einer Art Superstar der Folk Musik-Bewegung machte. Mit Welthits. Im letzten Jahr veröffentlichte Frau Armatrading dann “Into The Blues“, dass jetzt als Special Edition mit DVD auf den Markt kommt. Wo es musikalisch lang geht, lässt der Titel klar verlauten. Den Übergang von ihrer Akustik-Gitarren-getriebenen Musik zu Blues zu finden, ist wunderbar schlicht nachzuvollziehen. Ihre Texte haben es noch immer. Die zusätzliche DVD, “Frisco Live“ unterstreicht die Magie der Frau mit der Gitarre, offeriert darüber hinaus ein Interview und vier Bonus-Videos. Ein wunderschönes Doppel-Pack, das ein unbedingtes Muss für Armatrading-Fans ist, aber eben auch Freunde des ruhigen, bodenständigen, akustisch verwerteten Blues begeistern dürfte.

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N’Faly Kouyaté and Dunyakan - Tunya (N’Faly Kouyaté/Galileo MC)

Der aus Guinea stammende N’Faly Kouyaté mit Wohnsitz in Belgien gründete seine Formation Dunyakan (Die Stimme der Welt) bereits vor über zehn Jahren. Auf “Tunya“ spielt er Kora und Balafon, singt und arrangierte alle Songs auf eigene Faust. Die von ihm ebenfalls selbst komponierten Songs strotzen vor Spielfreude und positiver Energie. Upbeat im sonnigsten Sinne. Hier und da werden natürlich auch nachdenklichere Töne angeschlagen, was bei dem politischen Thema, Westafrika, sicher nicht von ungefähr kommt. Über allem thront jedoch die Energie der Mandingo, dem Stamm, dem Kouyaté, Spross einer legendären Griot-Familie um seinen Vater Konkoba Kabinet Kouyate, entstammt. Man sagt, Welt-Musik verbindet. Hier kann man es deutlich hören. Unbeschwert, aber nicht ohne Message.

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Celso Fonseca - Feriado (EMI)

Celso Fonseca, der sein erstes Album bereits 1986 aufnahm, ist unüberhörbar ein Profi durch und durch. Auch, wenn brasilianische Musik als solches mit leichten Erscheinungsbild und unbeschreiblicher Unbeschwertheit an sich ein leichtfüßiges Genre ist, zeigt Fonseca, wie beschwingt, kurzweilig, sich gute Musik anhören muss. Dabei ist seine Musik alles andere als anspruchslos. Wie er es aber schafft, den Eigenkompositionen genauso wie Material von Caetano Veloso oder Jamie Cullum (!)eine so große Portion vitales Lebensgefühl mit auf den Weg zu geben, lässt sich nur mit, eben, Professionalität erklären. Wo wir wieder am Anfang sind. Ein wunderschönes Album.

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Maria Muldaur - Yes We Can! (Telarc/In-Akustik)

Was haben Jane Fonda, Phoebe Snow, Joan Baez und Maria Muldaur gemeinsam? Richtig – sie alle sind Gäste bzw. Bestandteile des “Women’s Voices For Peace“-Chor, welcher Muldaurs neuestem Longplayer zuarbeitet. “Yes We Can!“ ist eine Art Friedensbotschaft an alle Menschen, nachzulesen in den Liner Notes, die Muldaur selbst verfasst hat. Dass auf dem Cover in bester Spencer Tunick-Manier nackte Menschen (und ich bezweifle, dass Jane Fonda dabei ist…) auf frischem Grün das Friedenssymbol mimen, wirkt irgendwie deplaziert - überzogen. Zumindest für uns Europäer wäre da eine Schüppe weniger deutlich mehr gewesen. Muldaur, die sich im fünften Jahrzehnt ihres Schaffens befindet, covert sich hier durch Songs wie Marvin Gayes “Inner City Blues (Makes Me Wanna Holler)“, “War“ von War oder “Why Can’t We Live Together“ von Timmy Thomas. Dabei sind sicher die Texte die ausschlaggebenden Komponenten des irgendwie ungewollt schrägen Albums, dass sich stilistisch mit Soul, Rock, Country, Americana, Folk und Gospel auseinandersetzt. Sangestechnisch, bei Muldaur immer ein Ereignis, ist die Country-Folk und Amerikanische Roots-Bewegung die Antriebsfeder der 13 Titel, die sich so, so, so für den Weltfrieden einsetzen. Im Booklet wird Werbung für Bücher zur Thematik gemacht, das Ganze erscheint in Babyblau mit Friedenstauben... “The Time Is Now Or Never!“ beendet Muldaur ihre Liner Notes zum eigenen Album. Ich bin mir nicht sicher, ob alle dieser Verheißung folgen können.

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Various - Sexy Lounge (Sony-BMG)

Kurz und schmerzlos ist der Titel der vorliegenden Doppel-CD, die besser ist, als es dieser erste Anschein hat. Insgesamt 33 Titel lang werden wir mit erstklassigem Material von Aromabar (“Waiting“), PlantLife (“What A World (Babygirl)“), Belleruche (“Balance“), The Funky Lowlives (”Irreplaceable“), Waldeck (”Addicted“), The Strike Boys (”Outer Space“) oder Just Banks feat. Laine (“Everything But Me”) versorgt – Material irgendwo in der Schnittmenge aus Soul, elektronischer Musik, Chill und, der Titel hat es angekündigt, Lounge. “Finest Music For Sensual Moments“ lautet der etwas schwülstige Untertitel des Doppelpacks. Sicher nicht die Neuerfindung des Rades, aber ein sehr solider Sampler, der nicht nur (ja, es stimmt) sexy, sondern auch sehr gefällig ist.

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Robin McKelle - Modern Antique (Cheap Lullaby Records/Blue Note/EMI)

Mitnichten haben wir es hier mit einer der “neuen Jazzstimmen“ zu tun. Denn “Modern Antique“ ist so viel mehr als das. Swing der alten Schule. Eine Stimme mit Schmiss. Verzaubernd. Das trifft es eher. Die elf Stücke des Blues Note-Debüts von Robin McKelle, Amerikanerin in Paris, haben genau den richtigen Schmiss, das Körnchen Sehnsucht, diese leicht verruchte Verspieltheit ihrer Stimme, “Modern Antique“ wie einen Spielfilm vor dem geistigen Auge ablaufen zu lassen. Streicher, pointierte Bassläufe, Bläser… herrlich. Besonders angenehm ist dabei die selbstverständliche Kurzweiligkeit, die McKelles Stimme den Klassikern von Sammy Cahn, Irving Berlin oder Steve Miller (“Abracadanbra“!) einhaucht. Ein Gewinner, diese moderne Antike.

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Eardisch - Eardisch (Brambus)

Das Wortspiel funktioniert gleich auf mehreren Ebenen. Da wäre zum einen die erdige, grobkörnige Beatlastigkeit, die sofort von der ersten Sekunde an einsetzt. Das Ohr hört mit. Dieses zweite Wortspiel richtet sich an die Qualität der angebotenen Musik, die sich, manchmal verstörend, manchmal rockig, aber immer mit einem gewissen Verve zwischen mehreren Welten zu bewegen scheint. “Musik die durch den Magen geht“ nennt das Label selbst im beiliegenden Info die Musik von Eardisch, einer Schweizer Formation, die aus einem halben Dutzend Musiker aus Jazz, Rock und Groove besteht. Sogar Verbeugungen vor Reggae- und Afrosounds gibt es. Wunderschön auch die Bläser, die sich auf die bewusst schleppenden, schweren Sounds des Albums legen. “Eardisch“ ist erdig, ekstatisch, eklektisch - ehrlich!

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Yamandú Costa - Mafuá (Acoustic Music/Rough Trade)

Yamandú Costa ist ein brasilianischer Gitarrist, der mit “”Mafuá“ ein wunderbares Instrumentalalbum abliefert, dass einem den Atem stocken lässt. Costas Spiel ist herzergreifend, dabei durchdacht. Komplex, zugleich beflügelt. In der Info der Plattenfirma werden Baden Powell und Tom Jobim als zwei prägende Einflüsse genannt – man hört es. Mal mysteriös und verschlungen, mal offen und sonnig offerieren die 13 Songs auf “Mafuá“ einen geschlossenen Eindruck. Mit Yamandú Costa könnte akustische Gitarrenmusik einem breiteren Publikum zugängig gemacht werden. Hoffen wir, dass die Menschen ihren Ohren einen Blick über den Tellerrand in Richtung “Mafuá“ ermöglichen. Verdient hat es dieses wundersame, fast magische Album auf jeden Fall!

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Thomas Feiner & Anywhen - The Opiates Revised (Samadhisound/Galileo MC)

Der in Göteborg, Schweden geborene Thomas Feiner war in den Neunziger Jahren Frontmann von Anywhen, bei der auch Mikael Andersson Tigerström am Bass, Kalle Thorslund am Schlagzeug und Jan Sandahl als Gitarrist beteiligt waren. Wie einzigartig ihre Musik war, zeigt diese Neuauflage ihres Albums “The Opiates“ mit den beiden neueren Feiner-Titeln “Yonderhead” und “For Now“. Kommt dann noch die Info dazu, dass kein geringerer als David Sylvain als ausführender Produzent für die Entstehung des Albums maßgeblich verantwortlich war, kreiert sich zusammen mit dem Albumtitel und dem tiefblickenden Coverbild (ein Foto von Jean Cocteau, aufgenommen von Cecil Beaton) ein Bild, dass genau der Klangfarbe des Albums entspricht: Offene Melancholie in Reinform. Dunkle, verträumte, aber immer wieder auch verstörende Klangpassagen unterstreichen diesen sehr eigenwilligen, zugleich faszinierenden Gesamteindruck, bei dem alle Fragezeichen mit einem weiteren Fragezeichen beantwortet werden. Ein einfach wunderschönes Album, möchte man meinen. Aber dann…

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Crystalaugur - Terranaut (Reissue) (Brian Hall-Guy Rittger/Dodo Records/Comet Records/ZYX)

“Terranaut” wurde bereits 1972 aufgenommen und, eigentlich für mehr oder weniger private Zwecke, nur in einer Auflage von wenigen hundert gepresst. Der vorliegende Re-Release der Special Edition aus 2001, erschienen auf ZYX, zeigt auf, warum das Album so viele Jahrzehnte lang als absoluter Geheimtip des Psychedelic Rock, aber auch für Freunde von Fusion Jazz, sogar von Funk, galt. Denn all das vereint die Band um Drummer Bryan Hall, Bassist Guy Rittger, und Leadsänger und Gitarrist Kim Bengs  sowie Howard Kukla an der Rhythmusgitarre, auf wundersame, eigenwillige Art und Weise. Hier und da scheint sogar ein Hauch von Reggaegefühl durch (“Cosmic Journey“). Ein noch immer höchstgradig Spaßorientierter Reigen, der es Wert ist, gehört zu werden. Kommt im edlen Pappschuber.

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Steppin’ Out - Home (Moon Sound Records/New Music)

Steppin’ Out sind Hugo W. Scholz (Lead Vocals, Saxofon), Frank Pecher (Gitarre), Rolf Denecke (Bass) und Marcus Wickel (Drums und Percussion). Die Band aus Kassel gibt es nun seit über zehn Jahren. In dieser Zeit haben sich die Jungs vornehmlich um Rock, aber eben auch um Blues verdient gemacht. Sehr schön nachzuhören auf dem aktuellen Album, “Home“, dass mit “The Whistle“ wie ein klassisches Rock-Album kraftvoll einsteigt, aber bereits beim zweiten Titel, “Catwalk“, die Blues-Wurzeln kitzelt. Scholz’ Stimme tut ihr übriges zum rauen, durchweg erdigen Sound von Steppin’ Out, die Musik machen, wie sie besonders in Deutschland viel zu wenig gemacht wird. Welche Musik? Rock und Blues. Das Musikgefühl hat dabei eine vorsichtige, aber eindeutig auszuweisende Verliebtheit mit Soul im Gepäck. Ein ausgewogenes Album – gerade heraus, schnörkellos.

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Billy Joel - The Stranger-30th Anniversary Edition (Columbia Records/Legacy Recordings/Sony-BMG)

ALL jenen, die sich jetzt fragen, was denn Billy Joel in einem Soul-Magazin zu suchen hat, sei gesagt: Mehr, als man landläufig glaubt. Sehen wir uns “The Stranger“ etwas genauer an: Da wäre zum einen Billy Joels Stimme, die mehr Soul in sich birgt als viele vermeintliche RnB-Stimmen der Gegenwart. Nicht umsonst zeigte Joel auf späteren Alben seine Verwandtschaft zu Rhythm und Blues (“The Bridge“ zum Beispiel hatte sogar ein Duett mit Ray Charles im Gepäck). Dann das Songmaterial: “Just The Way You Are“ dürfte auch im Soul eines der meistgecoverten Songs überhaupt sein. Barry Whites Version dürfte sogar fast noch bekannter sein als Joels eigene. Ebenfalls dabei: “Only The Good Die Young“ oder das wunderbar harmonische und melancholische “She’s Always A Woman“. Die “30th Anniversary Edition“ begeistert auf CD 2 mit dem Live-Auftritt Joels in der Carnegie Hall am 03. Juni 1977. Obendrein gibt es ein dickes Booklet mit einer Menge bisher unveröffentlichter Fotos und ausführlichen Liner Notes von David Fricke. Verdientermassen gilt Joel seit langem als einer der einflussreichsten  Musiker aus Pop und Rock der Siebziger und Achtziger Jahre. Dass er dem Soul indirekt große Dienste erwiesen hat, ist bislang weniger in den Fokus geraten. Hoffentlich ändert sich das hiermit.

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Bob Baldwin - Newurbanjazz.com (Nu Groove Music/MP Media)

Keyboarder Bob Baldwin setzt mit seinem neuen Album nicht nur im Albumtitel ein klares Zeichen. Denn seine Musik hat sich über die Jahre sehr gewandelt. Was zuletzt handwerklich zwar sehr solider, aber eben immer wieder auch verkopfter Jazz war, soll nun Smooth Jazz, “Newurbanjazz“, werden. Alleine ein Blick auf die Liste der Gäste klingt wie ein eindeutiges Statement: Saxofonist und Smooth Jazz-Hausmarke Najee, die unverwechselbare House-Ikone Jocelyn Brown (die ihren eigenen Klassiker “Somebody Else’s Guy“ neu interpretiert), Smooth Jazz-Saxofonist Marion Meadows oder Phil Perry, für mich eine der besten Soul-Stimmen überhaupt, sind der Wink mit dem Zaunpfahl. Die stilistische Bekennung zum Smooth Jazz ist mehr als Lobenswert: Es ist mutig! Ist es doch jenes Genre, das von eben jenen vermeintlich puristischen Jazzern als populistisches Abfallprodukt zu keiner Zeit ernst genommen wird. Nicht, das Baldwin nicht schon immer ein Faible für Harmonien und Melodien, für Smooth Jazz, hatte. Aber die grundlegende stilistische Ausrichtung hat sich nun endgültig und ohne jede Möglichkeit zur Kehrtwende zum Smooth Jazz bekannt. Das wird besonders durch die Coverversion von Stevie Wonders “My Cherie Amour“ überdeutlich. Natürlich ließ es sich Baldwin nicht nehmen, seine Wurzeln als Mainstream Jazzer hier und da zu konkretisieren - nachzuhören bei Songs wie “Third Wind“. Es sei ihm gegönnt. Fazit: Bob Baldwin ist im Smooth Jazz angelangt - mich freut’s! Ob allerdings die Jazzwelt, die Welt der “erwachsenen“ Musik, so begeistert sein wird, ist leider fraglich.

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Leni Stern - Africa (Prudence/BSC Music/Rough Trade)

Leni Stern nahm die 13 Stücke von “Africa“ im Mouffou Studio von Afro-Legende Salif Keita in Bamako, Mali auf. Die Gitarristin scharte neben einer Vielzahl afrikanischer Mitstreiter Ehemann Mike Stern und Jazz-Superstar Michael Brecker um sich, die ihren Gesang und ihre Instrumentierung eindrucksvoll unterstützten. Stern schrieb die Stücke selbst, was dem Ganzen eine besondere Note verpasst. Schließlich ist es alleine ein Unikum, dass ein westlicher Musiker ein Jazzalbum (im weitesten Sinne) im Schmelztiegel Bamako aufnimmt. So besitzt “Africa“ einen ureigenen Charakter, der irgendwo zwischen klassischen Afro-Sounds, Jazz-Elementen, Perkussionsgetriebener Tanzmusik und verspielten Instrumentalen unbeschwert hin- und her schwingt. Ein anspruchsvolles, einfühlsames Album, mit dem Leni Stern ihre eigene Tür Richtung afrikanischer Musik ganz weit aufgestoßen hat.

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Keith Green - The Greatest Hits (Sparrow Records//EMI/Gerth Medien)

Der 1982 mit nur 28 Jahren bei einem Flugzeugabsturz verstorbene Keith Green ist eine Art populärer Geheimtip für Freunde von christlich orientierter Musik. Dass gerade heute, mehr als ein viertel Jahrhundert später, seine Musik eine Wiederbelebung erfährt, mag vielleicht mit dem deutlich nach oben zeigenden Trend christlicher Musi8k überhaupt zusammen zu hängen. Auf der anderen Seite ist da Green selbst, den zeitlebens diese gewisse Aura umgab, die einen Sänger zu einem Star macht. Einen Nobody zu Jimi Hendrix. Legenden entstehen so. 2001 wurde Green in die Gospel Music Hall of Fame aufgenommen und wird seither besonders in Gospel-Kreisen zu einem der ganz Großen gezählt. Dass seine Musik allerdings auch geradeaus laufende Pop-Nummern waren, lässt sich auf dieser längst überfälligen Greatest Hits-Kompilation nachhören. Neben 18 seiner größten Lieder finden sich zwei bisher unveröffentlichte Bonus-Tracks. Nicht nur für Hardcore-Fans eine runde Sache. Inhaltlich dabei sicherlich nicht unumstritten.

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Hint - Driven From Distraction (Tru Thoughts/Groove Attack)

Mit “Driven From Distraction” veröffentlichen Hint ihr erstes komplettes Album auf Tru Thoughts Records. Der für Tru Thoughts und den deutschen Vertrieb Groove Attack übliche Genremix aus Beats, Breaks und Versatzstücken aus HipHop, Soul, Jazz und allem, was sich im weitesten Sinne elektronische Musik nennt, kommt hier mit viel Durchzug zum Einsatz. “Afro Love Forest“ wird durch die herausragenden Vocals von Labelkollegin Kinny versüßt und birgt das erste Highlight des Albums. Alle Titel des Longplayers sind abwechslungsreich drapiert und verlieren nie an Unterhaltungswert. An Afrobeat angelehnte Beatmonster wie “Got A Pulse“ reißen die Farbe von “Driven From Distraction“ immer wieder auf und machen als Ganzes gesehen ordentlich Sinn. Alles in allem ist das Album ein Spaßorientiertes, zugleich aber keine einfache Kost, die sich leicht runterspülen lässt. Wiederholtes Hören ist anzuraten, wodurch sich der Respekt vor Hints Können als Songschreiber, Arrangeur, Produzent, und Ideengeber immer weitläufiger entfaltet.

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Toby Mac - Alive And Transported (ForeFront Records/EMI/Gerth Medien)

Der Superstar der christlichen, populären Musik zeigt mit diesem Doppelpack aus Live-CD und Live-DVD, warum er Fans von Worship, von Rock und HipHop gleicher Massen, begeistert, obwohl keiner der Stile vordergründig die Hosen anhat. Wie wir es kennen von Toby Mac. Der Konzertmitschnitt strotzt vor Energie und ist ganz bestimmt ein Muss für Fans der One Man-Show. Eine 56-minütige Dokumentation versüßt die beiliegende DVD. Zugegeben, Toby Mac polarisiert auf textlicher, inhaltlicher Ebene. Nicht umsonst gehört er prinzipiell in den Rahmen christlicher Musik. Wer sich aber auf das Experiment einlässt, kann die Gelegenheit nutzen, mit diesem Doppelpack in die Welt von Toby Mac einzusteigen.

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Louie Austen - Too Good To Last EP (Klein Records/L.A. Music)

Es ist so schön, verrückt zu sein. Wenn jemand so unverblümt selbstironisch mit seiner Musik, seiner Stimme, seinem Image spielt wie Elektronik-Crooner Austen, sagt das was über den Charakter, den Menschen. Die “Too Good To Last“-EP hebt sich von dem bisherigen Material Austens nicht ab, es folgt weiter der Spur aus Sinatra-auf-Schnupftabak-Gefühl und zielsicherer Corporate Identity. Anders ist bei den sechs Titeln der EP nur die Zusammenarbeit mit Vredeber Albrecht, dem Keyboarder von Blumfeld. Die Aussage der beiliegenden Info der Plattenfirma, dass “Louie & Vreder einen auf Bowie gemacht haben“ lässt sich gut nachvollziehen, hat Austens Stimme tatsächlich was vom großen Blonden. Sei es wie es sei, auch dieses Austensche Kleinod an ausdruckstarker Musik mit nicht allzu erstem Hintergrund ist Entertainment pur. Toll.

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Trance Groove - Orange (Westpark Music)

Auf ihrem sechsten Album führt die Band um Stefan Krachten ihr Konzept konsequent fort: Beats aus dem üppigen Fundus von Funk, Dub, Reggae gepaart mit anspruchsvollem Spiel aus Jazz. Groove eben. Trance Groove hat nicht umsonst diesen Namen, der sich immer mehr als eigener Musikstil herauskristallisiert und emporhebt. Und so bewegen sich auch hier die elf Titel wieder in ihrer ganz eigenen Groovewelt. Die Titel bestätigen den oft eigenwilligen, aber stets aufhorchenden, mitunter faszinierenden Trance Groove-Sound: “Sergio Leone“ oder “Serge Gainsbourg“ sprechen schon im Titel Bände. Und dann der Albumtitel… Was mir persönlich an Trance Groove immer gefiel war ihre Unbeschwertheit gängigen Strickmustern gegenüber: Sie pfeifen auf Konventionen und Strömungen und machen ihren ganz eigenen, nach wie vor sehr konkreten Sound, der eine sehr klare Handschrift trägt. So langsam frage ich mich, ob all das mit chirurgischer Präzision von Anfang an als Album- und Jahre übergreifendes Gesamtprojekt, Kunstwerk, durchdacht war: Der Band-Name als Grundsteinlegung eines eigenen Musikstils, die Umsetzung, die eben musikalisch dem Namen folgt, die durchweg gradlinig und auf höchstem Niveau befindliche Produktion…

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Alison Burns & Martin Taylor - 1:AM (P3 Music/New Music)

Die 14 Stücke auf 1:AM strotzen nicht gerade vor Energie, was gut so ist. Denn genau darin liegt die Kraft der extrem zurückgenommenen Mixtur aus akustischer Jazz-Gitarre (Martin Taylor) und samtweicher Jazzstimme (Alison Burns). Die Coverversionen wie “The Man That Got Away“, “If It’s Magic” oder, meinem Favoriten, “Again” kommen so sparsam, so aufgeräumt, zugleich magisch daher, dass mich der Sound grundsätzlich immer mal wieder an die Weichzeichner-Brillanz einer Doris Day oder Vera Lynn erinnert. Ein Urinstinkt wird bedient - Harmonie! Die kommt heutzutage sowieso viel zu kurz. Und so ist 1:AM ein schlichter, in seiner Einfachheit genialer Reigen mit lupenreinem Gitarrenspiel von Jazzgitarrist Taylor und Englands Jazzvokalistin Burns, die zusammen eine Art Doris Day und Rock Hudson der akustischen Jazzgitarre sind. Ein Kompliment. Alison im Wunderland.

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Don Braden - Gentle Storm (Highnote Records/ZYX)

Don Braden dürfte vielen noch als “Ersatzmann” bei Wynton Marsalis bekannt sein, als sich dessen Bruder Branford entschloss, seinen eigenen Weg zu gehen. Warum Wynton Marsdalis sich für Saxofonisten Braden entschied, belegen die zehn Stücke auf “Gentle Storm“. Der Albumtitel dürfte nicht von ungefähr gewählt sein, beschreibt er doch die zurückhaltende, aber mit hoher Präzision durchgeführte Eigenart von Bradens Spiel. Besonders Coverversionen wie “Never Can Say Goodbye“ oder “This Masquerade“ belegen das. Stilistisch irgendwo im Wechselbad zwischen Mainstream, Smooth Jazz und BeBop abgesiedelt, und mit ausführlichen Liner Notes von Komponist und Vibraphonist Eric Nemeyer bestückt, bereitet uns Braden zusammen mit George Colligan, Joris Teepe und Cecil Brooks III. einen kurzweiligen Einblick in seine Schaffenswelt. Kein Meilenstein, aber ein solider Eckpfeiler.

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Naba - Underwater Aqualung (Cardio Pulmonary Records)

Die Info der Plattenfirma spricht von Nabas B-Boy Wurzeln und seiner Liebe zu Funk und Reggae. Und das hört man den erfreulich anderem Sound der 16 Titel an. Nabas Debütalbum ist an der Oberfläche ein HipHop-Album. Geht und hört man sich jedoch tiefer in das Material hinein, entdeckt man sehr schnell ein entzückendes Mischmasch aus Selbstironie, aus munter aufgelegten Soul-Breaks, aus Jazzkrümeln, aus breiten Keyboard-licks, aus nebulösen Beatbasteleien. Kurz, um in der Sprache der HipHop-Kultur zu wandeln: Disciple. Dass Ty, einer der innovativsten Rapper überhaupt, dem Neuling Nabu (oder Nabu Napalm) Props schickt, bestätigt meine durchweg positive Erfahrung mit “Underwater Aqualung“.

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Hopney - Cosmic Rockout (Reissue) (Illusion Records/Dodo Records/Comet Records/ZYX)

Wie schon bei Crystalaugur wurde auch im Falle von Hopney ein Geheimtip in Sachen Psychedelic Rock wiederveröffentlicht. Auch hier hört sich der Begriff Psychedelic Rock schlimmer an, als es ist, denn neben den klassischen Zutaten gibt es auch sphärische Passagen, zum Teil gar harmonischen Gesang, Funkelemente und Jazzlicks, die dem Wort “Cosmic“ im Titel erst die richtige Berechtigung geben. Das Original-Album wurde 1977 in Florida aufgenommen, was man der Produktion an den richtigen Stellen durchaus anhören kann. Zugleich tut das dem körnigen, warmen Sound der Aufnahme gut. Im edlen Pappschuber macht die Wiederveröffentlichung des raren Albums, Sammlerstücks, eine gute Figur, die zugleich Abwechslungsreich beweist, dass Musik Grenzenlos ist.

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Brass Connection - Majesty Gold-Majesty Highlights (Gerth Medien)

Im Wirkungskreis zwischen jazzy Bläsersätzen und Big Band Arrangements á la James Last bewegt sich grazil und unverschnörkelt das vorliegende Album mit seinen immerhin 20 Titeln. Dass es sich überwiegend um Titel aus dem christlichen, dem Worship-Segment handelt, fällt, ehrlich gesagt, kaum in Gewicht. Denn der Sound der Brass Connection unter der Leitung von Matthias Schnabel als solches ist es, der hier dominiert. So bekommen wir als einzelne Titel “One Moment In time“ oder Bill Withers’ “Lean On Me“ ebenso zu hören wie das unzerstörbare “Amazing Grace“ bis hin zum traditionellen “He’s Got The Whole World“. Die Stücke wurden aus den Veröffentlichungen der “Majesty“-Reihe kompiliert, sind für das, und da zähle ich mich durchaus hinzu, eher ungeschulte Ohr, relativ austauschbar. Die Qualität spricht für sich. Und wie ich bereits sagte: Der Sound macht den Stil. Bestimmt nichts für jedes Ohr, aber ein lohnenswerter Griff ins CD-Regal für alle, die auf Big Band-Sound mit Anleihen bei Traumschiff-Melodien und gradlinigen Bläsersätzen stehen.

 

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Neco Novellas - New Dawn-Ku Khata (World Connection/Edel)

Neco Novellas ist das Alter Ego von Anselmo J. Johanhane, seines Zeichens Sänger und Gitarrist aus Mosambik. Auf “New Dawn-Ku Khata“ (“Ku Khata“ bedeutet “Neuer Tag“) vermischt der Wahl-Holländer Einflüsse der Musik seiner Heimat, Marabenta, mit Gospel, Jazz, Soulgefühl und traditionellem, südafrikanischen Popklängen. Beeindruckend ist die Vielzahl der verwendeten Sprachen, ob Englisch oder brasilianisches Portugiesisch, oder den Sprachen der Region wie Xangana, Chopi oder Ronga. Das ist alles andere als Kopflastig, denn es passt einfach. Lobend zu erwähnen ist auch das Booklet, das wunderbare Fotos und Kurzkommentare zu jedem Titel beinhaltet. Inhalte sind Anselmo J. Johanhane, der alle Songs selbst geschrieben hat, nämlich sehr wichtig. Gilt es doch, seiner Heimat, dem Bürgerkrieg und Flutgeplagten Mosambik, ein Sprachrohr zu sein.

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Melody Gardot - Worrisome Heart (UCJ Music/Universal)

22 Jahre jung ist Melody Gardot, und “Worrisome Heart” ist ihr viel versprechendes Debüt. Die Klangfarbe ihrer Musik ist die einer Colbie Caillat, einer China Forbes oder vielleicht einer Norah Jones, ganz bestimmt aber von Madeleine Peyroux. Dass ihre Musik mit Singer/Songwriter-Bauchgefühl und Herz im Vocal-Jazz ganz im Trend liegt, kann dem verdienten Erfolg Gardots nur gut tun. Dass sogar ein wenig Blues und Country & Western durchschimmert, macht genau den Musikmix aus, der es braucht, heute aus dieser besagten Menge herauszuragen. Auch der Umstand, dass sie das Songmaterial auf “Worrisome Heart“ selbst schrieb, passt ins Beuteschema. Die Harmonien sind warm und zurückhaltend und schaffen eine fast elektrische Atmosphäre. Ihre Texte wirken trotz ihrer jungen Jahre erwachsen, aber nie herablassend. Auch die Stimme –ein nahezu perfektes, leicht zerbrechliches, seidenes Organ, wie für das Genre gemacht. Aus Melody Gardot könnte was ganz Großes erwachsen, wäre da nicht zwischenzeitlich diese Unmenge an konkurrierenden Künstlerinnen im Wendekreis von Singer/Songwriter, Folk, Jazz und Blues. Es bleibt spannend.

Headhunters - Headhunters On Top-Live In Europe (BHM Productions/ZYX)

Wie sehr eine CD zu einem haptischen, optischen und klanglichen, abendfüllenden Erlebnis werden kann, lässt sich am vorliegenden Doppelpack wunderbar belegen. Zwei CDs mit den Headhunters auf Europa-Tournee, CD 2 als Enhanced-CD mit Bonus Video eines Live-Auftritts in Bobigny, Frankreich. Dann das dicke Booklet mit Biografien, Erläuterungen und Statements der Bandmitglieder selbst. Fotos nicht zu vergessen. Das Ganze in einem hochwertigen, aufklappbaren Zweierset, das optisch einwandfrei dem hohem Qualitätsstandard der Musik angepasst wurde. Die Musik der Headhunters – Jazz zu Funk zu Soul zu Blues zu Rock und wieder zurück – dürfte hinreichend beschrieben worden sein. Bill Summers, T.M. Stevens, und Freunde machen auch dieses Album zu einem Muss für Freunde innovativer, urbaner Sounds im Wendekreis des Groove und des Jazz weg von Denken und hin zu Spielfreude und Unterhaltung. Besser geht’s kaum.

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Michael Philip Mossman & WDR Big Band Cologne – Misa Afro Cubana (Connector/WDR/Termidor/Messidor/In-AKustik)

Wo WDR Big Band drauf steht, kann nichts Schlechtes drin sein. Diese Theorie stimmt zumindest hier auf den Punkt, denn die Thematik von “Misa Afro Cubana“, die kubanische, mittelamerikanische Tradition, Religion, Santeria, die aus dem in Nigeria und Westafrika allgemein angesiedeltem Yoruba entstammt, bleibt auch mit diesem spielerisch exzellenten Werk, mit Juan Pablo Torres’ Posaune, mit Xiomara Laugarts Stimme, oder mit Drummer Mark Walker oder Pernell Saturnino (Percussion), eher ein gut gehütetes Geheimnis. Eine inoffizielle Wahrheit. Michael Philip Mossman fungiert hierbei als musikalischer Direktor – ein besonderes, eigenwilliges Projekt, trotzdem oder gerade deswegen mit hohem Gefälligkeitsfaktor. Unterhaltung. Das Booklet erlaubt uns, in Englisch und Deutsch, einen Einblick in die Geschichte der Santeria, als auch in die WDR Big Band als das musikalische Ereignis, dass sie ist.

 

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Jimmy Omonga - Destin (Hippo Records/New Music)

“Destin” ist das Debütalbum des Kongolesen Jimmy Omonga, das und der mit ungewöhnlich vielen Vorschusslorbeeren bestückt wurde. So erhielt er in diesem Jahr den begehrten Amsterdamer MWA Award (Music of the World Award) – ohne ein Album auf dem Markt zu haben… Seine Musik, sein Albun, wurde in Südafrika, Omongas Wahlheimat, aufgenommen und reflektiert die Begründung für jene Vorschusslorbeeren: Omonga benutzt zwar “traditionelle“ Elemente des AfroBeat, AfroSound, vermischt diese aber geschickt und auf eigentümliche, sehr gefällige Art mit kleinen Happen aus südafrikanischer Chor-Akustik, Jazzelementen, Pop, sogar Soul. Jimmys Stimme wird dabei ähnlich harmonisch eingesetzt wie die Melodieführung der elf Stücke von “Destin“: Frisch, dabei vorsichtig. Was zugleich das Geheimnis des Albums birgt: es ist vom Klang, vom Sounderlebnis her neu, ohne den Finger zu tief in die Wunde der Individualität zu stecken. Ein gelungener Spagat zwischen Anspruch und Unterhaltung.

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E-Quad - No Smoke (E-Quad/New Music)

E-Quad ist eine holländische Formation, die von Eric van der Western (Bass) als eine Art Identitätsfindung im Wirkungskreis von Pop, Rock, Hip Hop und einem halben Dutzend weiterer Musikstile gegründet wurde. Ungemütlich reißen uns die beiden ersten Stücke wie ein Vorschlaghammer aus dem Tiefschlaf. Dann ein Song wie eine Hommage an die Achtziger Jahre - “Refugee“. Soulgesang. Und immer wieder werden einem Beats und Breaks um die Ohren geschlagen. Gitarrenriffs, Saxofonsoli, entspannte Drumloops. Das alles soll vermeintlich irgendwie zusammen passen. Auch, wenn besagter Soul-Gesang immer wieder eingesetzt wird, bleibt die Verstörtheit der Beats, der experimentelle Charakter der Stücke. Zusammen ergibt das immer wieder eine Art Achtziger Jahre-Anleihe, die mich besonders bei Songs wie “Me, Me, Me“ sogar an Anne Clarke erinnert. Ob das nun gut oder schlecht ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Spielerisch gibt es nämlich nichts auszusetzen an dem dutzend Songs. E-Quad gibt dem Begriff Individualität eine ganz neue Bedeutung. Allerdings: für mich persönlich wäre ein bisschen weniger mehr gewesen. Aber wer hat eigentlich gesagt, dass Musik immer leicht sein muss?!

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Natalie Grant - Relentless (Curb Records/Hänssler)

Kelly Clarkson? Nein. Natalie Grant scheint einfach die erfahrenere, professionellere Perfomerin zu sein. Und doch ist eine (ungewollte?) Gleichschaltung der beiden nicht von der Hand zu Weisen. Der einzige Unterschied ist die christlich orientierte Songausrichtung Grants. Dann ist es ebenfalls nett, das einstige Superlabel Curb Records wieder in Action zu sehen (Curb beheimatete einst u.a. Kool & The Gang und viele andere). Alles Rock? Fast. Songs wie “So Long“ machen unglaublichen Druck, Druck mit Leichtigkeit. Ein Song zwischen Acid Jazz, Nu Soul und Beat. Wunderschön. Danach wird das Album wieder zurück in den Rock-Teich geworfen. Grant hat eine schöne Stimme, sehr gut für Rock, aber noch besser bei Titeln wie “So Long“ der zeigt, dass es manchmal lohnenswert ist, den Blick und das Ohr für andere Strömungen offen zu halten.

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Alle Rezensionen/All reviews © Michael Arens

 

 

 

 

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