MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

 ««« BACK TO THE SOUL TRAIN

 

 

Michael Arens' SOUL TRAIN - Germany's Soul Music-Magazine Nr.1! (www.soultrainonline.de)

 

 

 

MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

INTERVIEW

 

 

 

 

 

Mitschke & Dietz - Jazz Fusion als Breitband-Antibiotikum

Aktuelles Album: Mitschke & Dietz - Midnight Moods (Skip Records/Soulfood)

 
Wolfgang Mitschke

 
Wolfgang Mitschke im Gespräch mit dem SOUL TRAIN

Wolfgang Mitschke

Wolfgang Mitschke

Wolfgang Mitschke

Wolfgang Mitschke

Wolfgang Mitschke

 

 

 

 

Mitschke & Dietz -

Midnight Moods

(Skip Records/Soulfood)

(2008)

 

 

Mitschke & Dietz -

Night Over Berlin

(Skip Records/Soulfood)

(2005)

 
 

Mitschke & Dietz - Jazz Fusion als Breitband-Antibiotikum

Aktuelles Album: Mitschke & Dietz - Midnight Moods (Skip Records/Soulfood)

 

 

Immer dann, wenn man der überwiegenden deutschen Jazzszene, besonders den vermeintlichen “Experten“ der einschlägigen Fachpresse (treffend “Jazzpolizei“ nennt sie Wolfgang Mitschke augenzwinkernd) gegenüber, Smooth Jazz oder Fusion Jazz erwähnt, kommen die Mitleidstränen, wird gelästert, müde belächelt, werden Finger gezeigt. Denn Smooth Jazz und Fusion Jazz, ist hierzulande keine “erwachsene“ Musik. Zu viel Harmonien, zu gradlinig, zu viele Berührungspunkte mit Soul, zu viel Bauchgefühl. Zumindest scheint das die landläufige Meinung.

 

Genau da ist jedoch der Ansatz. Denn verkopft ist weder Fusion Jazz noch Smooth Jazz. Nur strukturierter als “herkömmlicher“ Jazz. Gefälliger. Funktionaler. Radiotauglicher. Genau an diesem Punkt setzt Wahl-Berliner Wolfgang Mitschke an. Der Multiinstrumentalist belegt auf der mittlerweile zweiten Zusammenarbeit mit Saxofonist Jürgen Dietz, dass Smooth Jazz und Fusion Jazz in Deutschland lebt. Vor allen Dingen unterstreichen die beiden aber, dass diese Art Musik seine absolute Berechtigung hat.

 

So war ich hocherfreut, als vor einigen Wochen das neueste Album des Mitschke & Dietz-Duos, “Midnight Moods“ (Skip Records/Soulfood), auf meinem Schreibtisch landete. Das Dutzend Stücke setzt ganz genau da an, wo ihr Debütalbum, “Night Over Berlin“ (Skip Records/Soulfood) 2005 aufhörte. Würdige Nachfolge nennt man so etwas wohl.

 

Nachdem Mitschke einige Projekte unter eigener Federführung veröffentlichte, macht er mit den beiden Mitschke & Dietz-Alben Boden gut für Fusion. Für Smooth Jazz. Ob ihm bewusst ist, dass er damit zugleich als Advokat einer in diesem Land fast verloren geglaubten Musikspezies ist?

 

In den Medien wird Wolfgang Mitschke deshalb als Urgestein gesehen, der sich um das Thema kümmert und der Sache, dem Smooth Jazz und dem Fusion Jazz, ein Sprachrohr ist. Was sicher wahr ist, aber auch von den spielerischen Qualitäten der One Man Show Mitschke (er spielt auf dem aktuellen Album Klavier, Keyboards, Schlagzeug, schrieb die überwiegende Zahl der Songs und war als Produzent der Kapitän des Projektes) und seines Sidekicks Jürgen Dietz (Saxofon) ablenkt.

 

Zeit, den Mann zu Wort kommen zu lassen. Holger S. Jansen hatte für den SOUL TRAIN ein langes, intensives Gespräch mit der deutschen Hoffnung in Sachen Smooth Jazz, dem Anwalt des Fusion Jazz. Aber zunächst mal auch dem Musiker, dem Menschen Wolfgang Mitschke, dessen neues Album “Midnight Moods“ hoffentlich endlich dafür sorgen wird, die Filzdecke des verkopften deutschen Jazzverständnisses dauerhaft zu lüften…

 

 

Holger S. Jansen: “Zunächst mal zum augenscheinlichen Thema - Smooth Jazz und Fusion Jazz, der überwiegenden Klangfarbe deines, eures, neuen Albums “Midnight Moods“…“

 

Wolfgang Mitschke: “Ich versuche Melodien zu machen. Ich habe mal in einem Interview gesagt, dass ’Round Midnight-Existenzialismus bei uns keinen Platz hat. Es ist schon diese Smooth Jazz-Geschichte, die mir am Herzen liegt. Also dieses verkopfte ist, glaube ich, auch was, was dem Jazz auch sehr schadet. Insofern ist zum Beispiel Till Brönner mit seinem Stil ein sehr schöner Multiplikator. Das alles, Smooth Jazz, sollte auch dazu dienen, dass man ein neutrales Publikum für sich gewinnen kann. Leute, die keinen Zugang zu Jazz haben. Das ist Teil unseres Konzeptes.“

 

Holger S. Jansen: “Viele der Songs hast Du selbst geschrieben…“

 

Wolfgang Mitschke: “Ja, aber ich habe natürlich auch ein paar Standards. Wie auf dem ersten Album, eine Mischung aus Jazz-Klassikern und Eigenkompositionen. “My Foolish Heart“ auf “Midnight Moods“, zum Beispiel, habe ich extra für die “Jazzpolizei“ gemacht. So dass die dann denkt, ah, der Mitschke kann ja doch spielen. Oder “Stella By Starlight“, Songs, die irgendwie sorgfältig ausgewählt wurden. Ich habe bei dem neuen Album versucht, dass es abwechslungsreich ist und auch rund klingt. Jedes Stück hat eine andere Stimmung. Bei vielen Jazz-Alben ist es doch oft so, dass alle Stücke irgendwie gleich klingen. Ich will jetzt da niemanden schlecht machen, aber so ist das.“

 

Holger S. Jansen: “Jürgen Dietz spielt dabei mit seinem recht gradlienigen Saxofonspiel, dem Genre entsprechend, eine nicht unwichtige Rolle.“

 

Wolfgang Mitschke: “Im Jazz gibt es einige, die auf jeden Fall in den Himmel kommen. Keith Jarrett zum Beispiel, der einfach genial ist. Da hörst Du dir eineinhalb Stunden lang eine Doppel-LP von ECM an, nur Bass, Schlagzeug und Klavier.“

 

Holger S. Jansen: “Und Jürgen Dietz?“

 

Wolfgang Mitschke: “Jürgen Dietz ist ein sehr professioneller Saxofonist. Yellowjackets nenne ich hier mal als eine vergleichbare Kraft, eines unserer Einflüsse. Mit Marcus Baylor als Schlagzeuger haben die Yellowjackets derzeit auch einen ganz tollen Drummer.

 

Unsere Musik ist Smooth Jazz, Funk Jazz, Fusion Jazz. Beim ersten Mitschke & Dietz-Album,  “Night Over Berlin“, war das etwas bumpy, obwohl das Konzept natürlich das Gleiche war. Aber wie gesagt, Yellowjackets sind irgendwie der Aufhänger. Ihr aktuelles Album “Life Cycles“ kann ich dir übrigens nur empfehlen. Metro schätze ich auch sehr. Die Band mit Wolfgang Haffner, Mitchell Forman und Victor Bailey. Gerade Wolfgang Haffner ist eine Wahnsinns-Rhythmusgruppe. Sehr schön. Das bewegt. Ebenfalls Fusion.“

 

Holger S. Jansen: “Ich muss doch noch mal etwas tiefer bohren bezüglich Jürgen Dietz, der ja immerhin die eine Seite des Duos ausmacht. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?“

 

Wolfgang Mitschke: Jürgen Dietz und ich haben uns eigentlich bei Bebop-Konzerten kennen gelernt. Irgendwann habe ich dann Jürgen erzählt, dass ich mal eine Fusion-Platte machen wollte. Das Ganze startete eher als Experiment. Der Anfang war noch weniger gut, dann wurde es immer besser. Und irgendwann kam dann auf eine sehr spielerische Art “Night Over Berlin“ zum Leben. Das mit der Smooth Jazz-Ecke hat sich einfach so ergeben. Der Jürgen kann das, diese bestimmte Art, Saxofon zu spielen. Das hört man ja auch am Album. Viele Leute, die Bebop spielen, können das nämlich gar nicht. Die versuchen, bei geraden Rhythmen wie bei Rock Jazz, Funk Jazz oder Fusion, Bebop mit rein zu bringen. Und das klingt überhaupt nicht. Die Basis-Tracks hatte ich zuvor zu Hause aufgenommen. Dann trafen wir uns wieder in einem Studio in Köln. Und nach der ersten, langen Sitzung haben wir gemerkt, dass es funktioniert. Und das Ergebnis war “Night Over Berlin“. So funktionierte es auch bei „“Midnight Moods“!“

 

Holger S. Jansen: “Warum haben es Smooth Jazz und Fusion Jazz so schwer in Deutschland?“

 

Wolfgang Mitschke: “Die Leute denken, Smooth Jazz ist Fahrstuhlmusik, und klappen das Kapitel dann damit auch schon zu. Dabei hören diese Leute einfach nicht hin. Trotzdem muss man natürlich auch ans Verkaufen denken. Deswegen ist unser neues Album ja auch wie ein Breitband-Antibiotikum – für jeden ist etwas dabei. Eine reine Keyboard-Platte ist in Deutschland zum Beispiel ein totgeborenes Kind. Das hört niemand, das kauft niemand. Eine eigene Note mit einzubringen, ist dabei die große Kunst. Dave Weckl zum Beispiel kann das gut. Einen eigenen Ton, einen Wiedererkennungswert einbringen.“

 

Holger S. Jansen: “Als Freund und Fan der Band muss ich nach Shakatak fragen, von denen Du Songs auf beiden Mitschke & Dietz-Alben gecovert hast…“

 

Wolfgang Mitschke: “Ja, Shakatak hatten wir ja schon bei “Night Over Berlin“ gecovert. Leider scheinen die ja völlig in der Versenkung verschwunden. Shakatak bekommst Du ja in CD-Läden gar nicht mehr. Diese Art von Musik die gibt es in Deutschland leider praktisch gar nicht mehr.“

 

Holger S. Jansen: “Gerade der Musik von Shakatak, und in der Folge auch Mitschke & Dietz, hört man, um bei unserer Magazin-Thematik zu bleiben, immer wieder auch die Verwandtschaft zu Soul an.“

 

Wolfgang Mitschke: “Soul und Smooth Jazz sind natürlich sehr verbandelt, es bestehen eine Menge Berührungspunkte. Smooth Jazz macht ja sonst keiner hier in Deutschland…“

 

Holger S. Jansen: “Siehst Du dich selbst als Advokat in Sachen Smooth Jazz, Fusion Jazz?“

 

Wolfgang Mitschke: “Ich will lediglich eine musikalische Stimmung erzeugen, in der man sich wohl fühlt. Smooth Jazz ist ja eigentlich Musik, die gute Laune machen will. Das klingt jetzt schon fast nach Stimmungsmusik, ist aber natürlich anders gemeint. Eine Entspanntheit, die eine positive Grundhaltung verbreitet. Entkoffeiniert. Dass man einfach mit einer guten Stimmung in den Tag oder die Nacht hinein gehen kann.“

 

© Holger S. Jansen

 

Aktuelles Album:

Mitschke & Dietz -

Midnight Moods

(Skip Records/Soulfood)

 

 

 
 
 

 

 

 

UP

MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

www.michaelarens.de / Michael Arens' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves!