MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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Michael Arens' SOUL TRAIN - Germany's Soul Music-Magazine Nr.1! (www.soultrainonline.de)

 

 

 

MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS

 

 

 

 

 

CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS

Bert Kaempfert & His Orchestra - Live-The Complete Concert (Doris Kaempfert/Polydor/Universal)

1979, nur wenige Monate, bevor Bert Kaempfert, einer der wohl erfolgreichsten deutschen Komponisten, Bandleader, Musiker überhaupt, und vor allen Dingen einer, der es weltweit zu immensem Ansehen und Erfolg brachte, plötzlich und unerwartet durch einen Schlaganfall verstarb, strahlte das Deutsche Fernsehen diesen Konzertmitschnitt aus. Es mussten annähernd 30 Jahre vergehen, bevor das Konzert aus der Hugenottenhalle in Neu-Isenburg bei Frankfurt nun erstmalig und in voller Länge auf einem Tonträger, einer CD, erscheint. Wie bei Bert Kaempfert-Konzerten üblich, übernahm auch hier Sylvia Vrethammar den Gesangspart. Klassiker wie sein wohl größter Hit “Strangers In The Night“ (den Frank Sinatra den Gerüchten nach hasste, ihm aber einen seiner größten Hits bescherte) und “Walkin’ And Shoutin’“, “The Way We Were“ oder “You Turned My World Around“ werden im üblichen Kaempfertschen Big Band-Sound veredelt. Die CD ist ein Füllhorn an Informationen und Fotos und beleuchtet den Abend von allen Seiten. Es war ganz dringend an der Zeit, diese Konzert in alle seiner Schönheit, die sich auch Freunden von Soul alleine aufgrund der spielerischen Qualitäten der Band erschließen sollte, auf CD zu bannen. Anlass ist übrigens Bert Kaempferts 85. Geburtstag, zu dem in Hamburg-Barmbek am 15. Oktober ein Platz nach ihm benannt wird – unweit der Stelle, an der Kaempfert geboren wurde.

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Jonson - Mindlook (Mikrolux/Neuton)

Vergleiche hinken ja bekanntlich. Doch hier ist die beste Beschreibung des sehr ruhigen Albums des niederrheinischen Soundbastlers Harald Karla alias Jonson am besten mit folgendem Vergleich bedient: Eine Verschmelzung des Ennio Morricone-Soundtracks zu John Carpenters Film “The Thing“ (“Das Ding aus einer anderen Welt“) und einem x-beliebigen Soundtrack von Vangelis (“1492“, “Blade Runner“ und der eher unbekannte “Antarctica“ kommen mir als Beispiel in den Sinn). Das Ganze ist sehr ruhig, fast hypnotisch, oft aber eben auch beunruhigend, mystisch, bedrohlich. Die insgesamt 15 Stücke machen abschließend gehörig Eindruck und korrespondieren, das ist das erstaunliche, sehr symbiotisch mit dem Coverdesign. “Mindlook“ trägt seinen Namen somit nicht umsonst. Verstörend, zugleich faszinierend.

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Various – Hawaiian Lounge (Sony-BMG)

Also bis auf die Tatsache, dass CD2 des Doppelpacks auf Maui, Hawaii, produziert wurde, kann ich zunächst mal keinen Bezug zu Hawaii feststellen. Bis ich mir die 13 Songs auf CD2 genauer ansehe. Denn die gefeaturte “Band“, die sich für die CD zusammenfand, The Surf Legends, besteht doch tatsächlich aus Weltklasse-Surfern (endlich sind wir auch beim Thema) wie Nils Rosenblad, Klaus Simmer, Brian Talma oder Francisco Goya. CD 1  bietet richtig zurückgelehnten Chill Out, der inhaltlich auch zu jedem anderen Sommerstrand passen würde. Doch zurück zu den Surfern. Irres Konzept. Die besagte zweite CD kommt auch schon mal mit netten Soul-Gesang und hier und da sogar echtem Hawaii-Feeling- und Instrumenten. Also: Alles in allem ist das Album ein sehr schönes, obwohl das Gesamtkonzept recht skurril und eigenwillig erscheint. Interessant.

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Marc Perrenoud Trio - Logo (Neuklang/Sunny Moon)

Pianist und Komponist Marc Perrenoud wirkt auf seinem zweiten Album mit gerade mal 26 Jahren durchaus erwachsen, erfahren. Der Umstand, dass er sein Material überwiegend selbst aufs Notenpapier bringt, mag dabei sicher eine Hilfe sein. Vergessen wir aber nicht die anderen beiden Drittel des Trios – Cyril Regamey am Schlagzeug und Marco Müller am Bass. Und so wird auch sofort der fast puristische Anstrich der neun Titel währenden Albums klar. Hier haben wir es mit einem waschechten Jazzalbum zu tun. Natürlich dürfen auch Coverversionen nicht fehlen. Das sofort zwei Stücke aus der Feder von Miles Davis (“Solar“ und “Blue In Green“) dabei sind, unterstreicht den Stil, die Spielfreude, aber auch die Nachdenklichkeit, das analytische, dass Perrenoud und sein Trio in die Stücke legen. “Modern Jazz“ nennt sich das Neudeutsch, und macht Lust auf mehr, auch, wenn es ganz bestimmt schwer sein wird, mit “Logo“ Nicht-Jazzer zum Genre bekehren zu können.

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Zane Charron - Neither Here Nor There (Wonderland Records/Rough Trade)

Zane Charron ist ein aus Florida stammender Gitarrist mit Wahlheimat Bayern. “Neither Here Nor There“ ist sein Debütalbum, dass seine Virtuosität an der Akustik-Gitarre stilistisch gleich auf mehreren Hochzeiten präsentiert. Americana, Honky Tonk, Roots  und Folk sind ebenso präsent wie Country, Blues oder regelrechter Jazz. Die Songs sind teils Eigenkompositionen, teils Neuauflagen aus der Feder von Bob Dylan oder der Dallas String Band. Zur Mitte des Albums wird das Werk etwas Nachdenklicher, was dem Rhythmus der Dutzend Stücke sehr gut tut. Alles in allem ist das Album besonders für ein Debüt ein Beachtliches, das auf eine große Zukunft im Genre der akustischen Gitarrenmusik hoffen lässt.

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Brian Wilson - That Lucky Old Sun (Capitol/EMI)

Wenn Brian Wilson, Mastermind der Beach Boys und des unbestritten wohl besten Albums der Sechziger Jahre, Beach Boys’ “Pet Sounds“, ein komplette neues Studioalbum herausbringt, drehen sich die Köpfe unabdinglich in seine Richtung. Die Erwartungshaltung steigt ins unermessliche. Die Magie Wilsons ist nach wie vor zugegen, und Reminiszenzen an die guten alten Sechziger und die Beach Boys sind zu Hauf vorhanden. Aber es ist dieser poetische Anstrich, der “That Lucky Old Sun“ ausmacht. Auch, wenn Wilsons Stimme deutlich in die Jahre gekommen ist, überzeugt das Gesamtkonzept mit nahtlosen Übergängen und Liebeserklärungen an Kalifornien und Los Angeles. Bestückt mit narrativen Übergängen, die es ermöglichen einen Song zum nächsten sinnvoll nachzuvollziehen, ergeben ein Gesamtkunstwerk, das jedoch mehrmals gehört werden will und sollte, um alle Irrungen, Wirrungen und Geschichten zu entziffern.

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Boney M. - Ultimate Boney M.-Long Versions & Rarities-Volume 1: 1976-1980 (Sony-BMG)

Es ist so eine Sache mit der eigenen Haut. Hat man sich erst einmal in ihr eingenistet, ist es schwer, diese zu verlassen, auch, wenn einem der Bauch etwas anderes sagt. Denn, damit werde ich jetzt bestimmt viele zum Lachen bringen, ich mag dieses Album. Natürlich war Boney M. als Gruppe nie mehr als verramschtes Marketing, an dem sich Frank Farian das Recht verdiente, auch ohne gute Frisur im Fernsehen der Gegenwart Dauerpräsent zu sein. Doch sehen wir die Sache hier doch einfach als die, die es nun mal ist – der Untertitel der CD verrät es bereits: Lange Versionen und Raritäten. Und so wirken das Dutzend Stücke auf mich eher wie eine teils skurrile, teils Fußwippende Ansammlung von Discogrooves, trockenen Beats und Bruchstücken aus Funk, Soul und unterkühltem Siebziger Dancefloor-Pop. Natürlich bleibt nach wie vor die Frage nach einer heutigen Berechtigung von Songs wie “Rivers Of Babylon“. Doch Schwamm drüber, “Ultimate Boney M.“ fasziniert einfach. Besonders, wenn es solche mitunter regelrecht abgefahrenen Tracks, Versionen, beinhaltet wie hier. Angeblich hat Frank Farian selbst die zwölf Titel zusammengestellt. Ist auch egal, denn ich freue mich unverhohlen, offen und ehrlich auf “Volume 2“.

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Boo Boo Davis - Name Of The Game (Black & Tan Records/Crossroads)

“Dreckig” ist nicht unbedingt ein Ausdruck, den man sich in Zusammenhang mit etwas positiven, mit Lob, vorstellt. Im Blues, in urbaner Musik, in Soul und Rhythm and Blues ist das aber deutlich ein Lob. Denn so dreckig wie Boo Boo Davis kam seit langem kein Album mehr daher, zumindest keines, das auf meinem Schreibtisch landete. Erdig, schlammig, verraucht – dreckig eben. Muddy. Jan Mittendorps Gitarre kratzt dabei aufwühlend, zugleich einwummernd und bodenständig über Davis Südstaatenorgan und schubbert genüsslich Boo Boos Mundharmonikaspiel rauf und runter. Das macht Spaß. Im Booklet steht zu lesen: ”This is how Mississippi Blues sounds in 2008“. Dem habe ich nichts als Lob hinzuzufügen. Wir brauchen mehr von solcher Spielfreude. Ein Schlag mitten ins Gesicht. Ohne Vorwarnung.

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Elizabeth Shepherd - Parkdale (Do Right! Music/Groove Attack)

Dem Cover nach zu urteilen hatte ich zunächst ein Soul-Album erwartet. Schon komisch, wie Äußerlichkeiten Erwartungen in einem wachsen lassen. Werden diese dann so radikal umgeworfen wie hier, hat man lange mit der eigentlichen Musik zu kämpfen. Obwohl einige der Vocal-Harmonien und auch einige der Beats an Soul angelehnt scheinen, ist “Parkdale“ doch ein klares Vocaljazz-Album. Dann die Info der Plattenfirma. Und auch da fällt dieses S-Wort. Soul. Also die CD noch einmal rein in den Player. Nein, das ist Jazz. Ohne wenn und aber. Und auch der Umstand, dass Ben Lamdin, Mitglied von Nostalgia 77, als Produzent hinter den Reglern zuständig war, kann mich nicht umstimmen. Als ich dann akzeptiert habe, dass wir es hier mit einem klassischen Jazzalbum zu tun habe, finde ich immer mehr Gefallen am Heben und Senken der außergewöhnlichen Jazzstimme Shepherds, die am Ende sehr versöhnlich mit der Musik stimmt und mich auf den rechten, objektiven Pfad der Musik eigentlich zurückbringt. Fazit: Schlichte Schönheit, groovy Beats und Jazzanstrich.

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Jun Miyake - Stolen From Strangers (Yellowbird Records/Enja Records)

Ein Jun Miyake-Album in ein paar Sätzen beschreiben zu wollen, ist in ungefähr so, als wolle man einem Außerirdischen in einer Zigarettenpause unsere Zivilisation erklären. Unmöglich. Der japanische Komponist, Songwriter, Musiker, Künstler und Szene-Ikone Miyake liefert mit seinem neuen Album einmal mehr eine Flutwelle an stilistischen Herausforderungen als musikalische Einheit ab. Als Gäste fungieren unter anderem Arto Lindsay, selbst als Künstler nicht weniger exzentrisch, aber auch das Bulgarian Symphony Orchestra. Alles klar? Zuckersüßer Gesang, Bossa Nova-Anleihen oder überraschend leicht wirkende Filmmusikatmosphäre und wohlige Jazzbreaks wechseln sich mit mystischen Streichersätzen und eigenwilligen Klangspielen ab, die so nur ein Herr Miyake auf CD bannen kann. Selbstredend, dass sich die Schönheit von “Stolen From Strangers“ nicht beim ersten Hören entfaltet. Es ist eher als eine Art Hausaufgabe an alle zu verstehen, die sich kritisch mit Jazz, mit Musik überhaupt, auseinandersetzen. Und selbst dann werden die Meinungen Kilometerweit auseinander klaffen. Ehrlich: Ich bin mir sicher, dass genau dass das Anliegen Herrn Miyakes ist - dass Menschen über Musik nachdenken. In einer Welt, in die sie durch seine Musik entführt wurden.

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Plej - Home Is Where Your Heart Was (Exceptional Records/Groove Attack)

Plej ist eine Band aus Schweden, die sich elektronische Musik auf die Fahne geschrieben haben. “Home Is Where Your Heart Was” ist warm und durchaus einem Soulgefühl nicht fremd, was sich sehr schön an dem Gesang in Stücken wie “Safeplace” festmachen lässt. Verträumte Sphären und Passagen, in denen ein konkreter Beat direkt nach vorne geht,  wechseln sich ab mit Stücken wie “Freaks“ oder “Give It To Me“ die irgendwie dem New Wave der frühen Achtziger zugewendet scheinen. Minimalistische Beats wie bei “Exformation“ gehören ebenso dazu wie schleppende, mit Streichern versetzte Schönheiten wie “Borderline“. Ein abwechslungsreiches, in der Grundstimung schlicht schönes Album.

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Storl & Friends - Relax & Enjoy (Wonderland Records/Rough Trade)

Eigentlich haben wir’s hier mit waschechtem Fusion Jazz zu tun, auch wenn die Info der Plattenfirma von “New Instrumental” spricht. Wie immer man es nun auch nennt, es ändert nichts an der hervorragenden Qualität und dem unverschämten Unterhaltungswert. Da trifft der Albumtitel direkt ins Schwarze. Mal seicht, mal bewegt, mal verspielt, mal konsequent nach vorne geht das Spiel von Gitarrist Joachim Storl und seinen vier Freunden Claudia Thym (Saxofon/Flöte), Karsten Kramer (Rhodes & Keys), Eric Karle (Drums) und Martin Hess (Bass). Warm würde mir als beschreibender Begriff als erstes einfallen, um die immerhin 18 Titel treffend zu beschreiben. Wie ich bereits sagte: Fusion Jazz. Aus deutschen Landen. Das alleine ist eine Besonderheit. Sehr schön.

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Etta James - Live From San Francisco (Reissue) (On The Spot/Private Music/Sony-BMG)

Bereits 1981 wurde dieses Konzert der großen Lady des Bluesgetränkten Soul mitgeschnitten. 1994 wurde es zuletzt veröffentlicht und erreicht uns nun durch die Importkanäle des Musikgiganten Sony-BMG. Einmal mehr zeigt sich hier, wie kraftvoll James’ Stimme ist. Schon beim ersten Teil nimmt Etta richtig Fahrt auf und haut uns ihr urgewaltiges Organ um die Ohren. Bei “Sugar On The Floor“ können wir eine Verschnaufpause einlegen bevor uns ein gesegnetes Otis Redding-Live-Medley von annähernd zehn Minuten in Nostalgie und Ehrfurcht erzittern lässt. Warum Etta James bis heute eine der imposantesten und intensivsten Bluesstimmen ist, lässt sich auf der Wiederveröffentlichung von “Live In San Francisco“ sehr schön abhören. Ein Klassiker.

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Emiliana Torrini - Me And Armini (Rough Trade/Beggars Group/Indigo)

Irgendwo zwischen Singer/Songwriter, Vocal Jazz, Reggae, Björk und Soul befindet sich “Me And Armini”. Ihr sensibles Organ, ihre Stimme, setzt Emiliana sehr vorsichtig, behutsam, ein. Einige der Stücke setzen ein Songgefühl des Sechziger Jahre-Soul frei, andere regen akustisch zum Nachdenken an. Mitunter lädt die bewusst angestrebte Entspanntheit dann aber tatsächlich zum Gegenteil ein: Zum Nachdenken. Denn das Album ist bei aller Abwechslung und Ideenreichtum kein einfaches. Eines dieser Werke, das man sich durchaus mehrmals gönnen sollte, um ihm etwas abgewinnen zu können. Emiliana Torrini begeht mit diesem Album ihr zehnjähriges Jubiläum. Ihr erstes Album, “Love In The Time Of Science“ erschien 1999 und ließ bereits vermuten, was sich zwischendurch immer wieder auf diesem Album heraus kristallisiert, oder doch zumindest in Momenten zwischen den Zeilen hervorlugt: Sie hört sich wie eine upgedatete Version von Björk an. Die Stimme. Ob das nun von Vor- oder Nachteil ist, und ob ich zunächst mal damit falsch liege, kann jeder für sich selbst entscheiden.

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Helge Lien Trio - Hello Troll (Ozella Music)

Das aus Norwegen stammende Helge Lien Trio, bestehend aus Frode Berg (Bass), Knut Aalejoer (Schlagzeug) und Lien (Piano), macht Jazz, wie er passender zum Albumtitel, zum Coverartwork und zum Herkunftsland des Trios nicht sein könnte. Frisch, unterkühlt, trotzdem oder gerade deswegen warmherzig. Entspannt und spannend spaziert das Trio durch musikalische Landschaften, die man sich gerade wegen des skandinavischen Faktors im Projekt immer wieder lebhaft vor dem geistigen Auge als landschaftlichen Ausblick vorstellen kann. Atmosphäre ist hier das entscheidende Wort. Das vornehmliche Tempo, die Entspanntheit, wird immer an den richtigen Stellen durch bewegte Gangarten wie bei “Troozee“ aufgebrochen. Als Ganzes macht das Werk aber auch nachdenklich, was zu einem entscheidenden Teil dem Tempo und dem vorsichtigen, teils melancholischem Einsatz von Helge Liens Pianospiel zuzuschreiben ist. Ein kraftvolles Werk, das nicht immer nur einfache Kost bietet, und den Horizont für Jazz aus Skandinavien schärft.

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Caroline Henderson - Caroline No.8 (Stunt Records/Sundance/Sunny Moon)

Dass dieses Album das Achte der Wahl-Dänin Caroline Henderson (sie wurde in Schweden geboren) ist, lässt sich nicht nur am Albumtitel ablesen. Es ermöglicht es ihr auch, souverän und selbstbewusst 13 Stücke lang ihre Stimme auf die Musik einwirken zu lassen. Besonders offenkundig lässt sich das bei Songs wie Sonny Bonos “Bang Bang“ nachhören, dem sie nur durch ihre Stimme einen völlig anderen Dreh verleiht. Bei Klassikern wie “Unchained Melody“ oder Cole Porters “I Concentrate On You“ nimmt sie ebenfalls kein Blatt vor den Mund und singt konsequent ihren mitunter sehr eigenwilligen Stiefel, der hier und da auch schon mal verstörend klingt. Eines bleibt bei allen Songs allgegenwärtig: Ihr stimmliches Selbstbewusstsein, dass den Songs einen sehr eigenen Anstrich gibt, der es zwingend notwendig macht, sich das Album mehrmals vorzunehmen. Es wächst.

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Various - It Must Be Grace (Curb Records/Word Entertainment/Hänssler)

Der Untertitel verrät es: Es geht um “Women and Worship”. Auf zehn Titeln wandeln wir stilistisch zwischen Gospel, Pop, Rock, Country und “klassischem“ Worship. Von SOUL TRAIN-Warte aus dürfte sicher “Imagine“ von Amy Grant zu einem der Höhepunkte des Albums zählen, das auch Songs von Kristy Starling, Mandisa, Sandi Patty, Cindy Morgan oder Point Of Grace offeriert. Zusammen nennen sie sich das “Woman Of Worship Team“, das zugleich Ton angeben den Opener des guten, aber nicht überragenden Albums liefert: “It Must Be Grace“. Wer auf ehrlichen Worship in Reinform steht, wird dieses Album lieben. Wo wir wieder beim eigentlichen Thema sind. Denn Worship allgemein polarisiert schlicht zu sehr, um objektiv über ein Album wie “It Must Be Grace“ urteilen zu können. Schwierig.

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Julien Jacob - Barham (Tropical Music/Sony-BMG)

Der in Benin geborene Franzose Julien Jacob hat etwas geschafft, dass kaum ein anderer seiner Musikerkollegen schaffte: Er singt in einer Phantasiesprache, hat somit im Umkehrschluss ein eigenes Genre “erfunden”. Musikalisch bewegt sich das Werk am Scheitelpunkt zwischen Folk, Weltmusik, Afro und Singer/Songwriter. Was zusammen mit der ganz eigenen Sprache und der rauen, tiefen, Ehrfurcht einflössenden und neugierig machenden Stimme Jacobs ein eigenes Klanguniversum entstehen lässt, dass seinesgleichen sucht. Innovation heißt hier die treibende Kraft. Das Album ist dabei überraschend kurzweilig und unterhaltsam, auch wenn es hier und da tatsächlich nerven kann, dass man nur scheinbar ab und zu ein Wort zu verstehen scheint. Doch lassen wir uns dadurch nicht vom Kern abbringen: Denn “Barham“ ist ein gelungenes Album, dass zwar nicht leicht ist, aber leicht klingt. Den Inhalt muss jeder für sich bewerten und mit Leben füllen. Jacobs Sprache kann da nur als Wegweiser, Eckpfeiler, dienen.

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Patricia Barber - The Cole Porter Mix (Blue Note/EMI)

Zugegeben – das Konzept, Cole Porter-Stücke zu covern, gar, ein ganzes Album damit zu füllen, ist kein Neues. Was zugleich eine Herausforderung an den Künstler ist. Eine Herausforderung, der sich Patricia Barber gerne und mit Erfolg stellt. Die Jazzsängerin und Pianistin Barber schafft es, auf unaufdringliche Weise, Klassikern wie “I Wait For Late Afternoon And You“, “Just One Of Those Things“, “What Is This Thing Called Love?“, “I Concentrate On You” aber auch “I Get A Kick Out Of You” ihren eigenen Stempel aufzudrücken, ohne dabei die Magie Cole Porters zu entzaubern. Begleitet hat sie dabei unter anderem Chris Potter am Saxofon, Neal Alger, der Gitarre spielte oder aber Bassist Michael Arnopol. Eine nicht ganz alltägliche, aber durchaus funktionierende Sichtweise des Schaffens des Herrn Porter.

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Johnson & Jonson - Johnson & Jonson (Tres Records/Rough Trade)

Rau und ungemütlich wird es mit Blu und Mainframe, die unter dem Pseudonym Johnson & Jonson dieses exzellente, aber auch nicht immer einfache Album für Tres Records anstarten. Die Raps sind richtig gut, ungewöhnlich, jenseits des normalen, was sich sehr positiv auf die dazu perfekt gebastelten Beats und Samples macht. Soul-Elemente scheinen wie bei “Mama Always Told Me“ oder “Wow“ frisch und knackig durch, aber auch konkreter Sprechgesang wie der von “For The Gusto Room“ (featuring Bo Bo Lamb as Jack Johnson) kommt durchweg konsequent rüber. Flüssig und doch kantig. Der übergreifende Sound, das Gefühl, ist Deep. Disciple hieß das früher mal. Schön auch, dass die 15 Tracks abwechslungsreich, gleichzeitig rund rüberkommen. Wer auf HipHop mit Hirn steht, kommt an Johnson & Johnson nicht vorbei!

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Three 6 Mafia - Last 2 Walk (Hypnotize Minds/Columbia/Sony-BMG)

Was für einen Superstar-Status Three 6 Mafia und Nordamerika haben, lässt sich alleine an der Liste ihrer prominenten Gäste ausmachen: RnB-Maestro Lyfe Jennings (übrigens auch nur in den USA ein Superstar), Lil’ Wyte, Good Charlotte oder Eightball & MJG sind hier mit von der Partie. Musikmässig ist alles business as usual: Die Mafia überzieht den Bogen aus Sprechgesang (“Weed, Blow, Pills“) immer wieder gerne. Der Klangteppich ist standesgemäß, die Produktion sauber eingetütet. Allerdings wurde hier auch nicht gerade das Rad neu erfunden, was wohl der Grund sein dürfte, dass das Album hierzulande zunächst mal nur über Import-Kanäle in die Läden gelangt. Three 6 Mafia holt ihr eigenes Konzept ein: Es gibt einfach zu viele Veröffentlichungen auf dem HipHop-Markt, um mit einem bewährten, aber eben auch vermeintlich “alterschwachen“ Konzept aus der Menge herauszuragen. Trotzdem natürlich ein konkretes Stück Sprechgesang.

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Various - Kulturkantine-Contemporary Jazz Lounge Session (Sony-BMG)

Was gibt es da noch groß zu sagen – 29 Titel auf zwei CDs, der Name des Doppelalbums gibt den Ton an. Präsentiert werden Stücke von Koop, Gerardo Frisina, Bonobo, The Cinematic Orchestra, Shaun Escoffery oder The JuJu Orchestra (CD1) und Nostalgie 77, Emo, The Hi-Fly Orchestra, Tosca oder Brother Groove (CD2), die allesamt ihren Mann stehen und diese Kompilation, allerdings auch ohne echte Überraschungen, zu einer Konkreten, Runden und Gelungenen machen. Ich bin mir nicht sicher, ob es mir gefällt, dass die CD im Rahmen des “Spiegel“-Magazins („Kultur Spiegel“) präsentiert wird, doch den Inhalt lässt das freilich kalt. Das Album konzentriert sich auf Jazz-Einflüsse, die jedoch immer wieder mal Soul-Feeling und elektronischer Musik den Vortritt lassen. Eine runde Sache, diese Doppel-CD.

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Nils Wülker - Turning The Page (Ear Treat Music/edelkultur)

In den Spitzen erinnert mich Wülker an Chuck Mangione oder Herb Alpert, was freilich an seinem Instrument selbst, der Trompete, liegen mag. Und doch ist da diese fast Latino-Amerikanisch anmutende Einspritzung, die Besonders in Titeln wie dem Opener “Uphill“ oder “A Life In A Day“ heraus kommt. An anderen Stellen schwingt das Werk deutlicher in Richtung puristischen Jazz, dann Singer/Songwriter, Jazzfusion. An einigen Stellen klingt das Werk gar wie ein verrauchter Soundtrack zu einem Siebziger Jahre-US-Cop Film. Und genau diese Mischung ist es, die den Charme von “Turning The Page“ ausmacht. Labelkollege Lars Duppler, der hier als Teil der Nils Wülker Group am Piano und an den Rhodes sitzt, hätte es gut getan, seinem eigenen Album die selbe Richtung zu geben. Dem erst 30jährigen Wülker ist mit diesem Album ein fesselndes Stück Jazz mit all seinen Facetten gelungen. Ehrlich und direkt, entspannt und cool, aber eben auch mysteriös und geheimnisvoll zugleich. Atmosphärisch.

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The Homemade Jamz Blues Band - Pay Me No Mind (Northern Blues Music/Cargo)

Die Homemade Jamz Blues Band besteht aus den drei Geschwistern Taya, Ryan und Kyle Perry, was eigentlich noch nicht wirklich ungewöhnlich ist. Umwerfend ist jedoch das Alter des Trios, denn zusammen sind die Drei gerade mal 37 Jahre jung! Ryan, der singt und Gitarre spielt, ist mit 15 schon drei älteste, Kyle, der Bassist, ist gerade 13 und Schwester Taya spielt mit ihren neun (!) Jahren die Drums, als wäre sie mit Drumsticks in ihren Händen geboren worden. Dann die Musik – erstaunlich. Ehrlicher, direkter, schnörkelloser Blues aus den Tiefen Mississippis, produziert von Miles Wilkinson. Vater Renaud Perry ließ es sich ebenfalls nicht nehmen, seinen Sprösslingen mit seinem Mundharmonikaspiel das Album an etlichen Stellen zu versüßen. Doch lassen wir das alles hinter uns. Denn was am Ende bleibt und zählt ist die Musik. Und die könnte ehrlicher, erdiger nicht sein. Ein Blues-Album wie aus dem Lehrbuch.

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Adjiri Odametey - Etoo (Bayla Records/Galileo MC)

Adjiri Odametey stammt aus Ghana und lebt in München. Was heutzutage zu oft und Klischeehaft als “Multiinstrumentalist“ bezeichnet wird, macht Odamatey zum Programm. Denn er hat nicht nur alle zwölf Songs des Album selbst geschrieben, komponiert und arrangiert, er singt auch selbst die Lead Vocals als auch die Background Vocals (!) und spielt dabei Gitarre, Flöte, Percussion sowie afrikanische Instrumente seiner Heimat wie das Balaphon oder die Cora. Adjiris Stimme ist eine warme, weiche, die genau auf die Musik passt und einen flüssigen, geradeaus strömenden Musikfluss ergibt. Mal dem großen Stil seiner Heimat Ghana, dem High Life, angelehnt, mal nachdenklich afrikanischer Folklore folgend, mal verspielt, mal bewegt spulen sich die Songs auf “Etoo“ angenehm seicht und ehrlich herunter, ohne dabei den eigenen musikalischen Anspruch ins Hintertreffen zu schicken.

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Various - Fabric 42: Âme (Fabric Records/Rough Trade)

Hypnotisch ist das einzige Wort, das mir zu den 14 Titeln einfällt. Diese trieben konkret, zugleich verspielt nach vorne. Elektronische Musik. House. Verirrte Spielereien. Âme ist das Alter Ego der beiden Karlsruher Freunde Kristian Beyer und Frank Wiedemann. Die beiden mischen Stücke von Minilogue, Jens Zimmerman, Matthew Styles, dem KNB Project oder Armando unmerklich zu einem manchmal sonderbaren, fast permanent unterhaltsamen, Fragen aufwerfenden Mischmasch zusammen, dass mitunter sogar starke experimentelle Züge annimmt. Als das Album endlich zur Ruhe kommt und die 14 Stücke vorbei sind, will ich nur eins: Play drücken.

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Alle Rezensionen/All reviews © Michael Arens

 

 

 

 

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