MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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INTERVIEW |
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Amp Fiddler / Sly & Robbie - Funky Reggae Soulful Steady Aktuelles Album: Amp Fiddler / Sly & Robbie - Inspiration Information (Strut Records/!K7/Alive) |
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Amp Fiddler / Sly & Robbie | ||||||
Amp Fiddler - Funky Reggae Soulful Steady | ||||||
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Joseph "Amp" Fiddler
Amp Fiddler / Sly & Robbie
Amp Fiddler / Sly & Robbie
Amp Fiddler / Sly & Robbie - Inspiration Information (Strut Records/ !K7/ Alive)
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Auf der einen Seite haben wir Joseph “Amp“ Fiddler, seines Zeichens Black Music-Legende aus Detroit, Michigan. Stadt des Soul. Aber auch des Funk. Dort sammelte Fiddler seit den Siebzigern Erfahrungen mit George Clintons Mutterschiffen Funkadelic und Parliament und unzähligen weiteren Acts aus dem großen urbanen Musikuniversum. Erst im neuen Jahrtausend begann Amp endlich, mit Solo-Projekten auf sich Aufmerksam zu machen.
Seine Alben fielen auf, verliefen musikalisch jenseits der üblichen Gangarten irgendwo zwischen Soul, Funk, HipHop und dem, was wir seit über zehn Jahren als Nu Soul, Neo Soul, neuerdings Modern Soul (Neo Soul hat endlich keine Angst mehr vor Sparsamkeit und akustischer Musik), kennen. Aber eben mit diesem gewissen Etwas, dieser merklichen Portion Unvorhersehbarkeit, die ihn als Produzenten, Keyboarder, Sänger, Songwriter und Künstler ausmachen. Nicht umsonst reißt sich bis heute die versammelte Black Music-Welt um Amp Fiddler, der mit Gastauftritten immer wieder Produktionen anderer Künstler veredelt.
Sein neuester Geniestreich ist der erste Teil der neuen “Inspiration Information“-Serie des richtungsweisenden Strut Labels, dass durch Kollaborationen das Talent verschiedenster Künstler aus dem großen Black Music-Universum beleuchten, ja geradezu analysieren will. Für das nächste Jahr sind weitere Folgen der Reihe mit Zusammenarbeiten zwischen Horace Andy und Ashley Beedle sowie Mulatu Astatke und The Heliocentrics geplant.
Zusammen mit den Reggae- und Produzenten-Legenden Sly & Robbie (Sly Dunbar und Robbie Shakespeare) machte sich Amp also auf ins Hauptquartier, der Bauchspeicheldrüse des Reggae-Planeten Erde, Kingston, Jamaica, und kam nach nur drei Tagen mit etwas nach Hause, nach Motorcity Detroit, was so gut geworden ist, dass man schon drei, vier mal hinhören muss, will, um seinen Ohren zu glauben.
Das Besondere: Amp, Sly & Robbie schaffen es tatsächlich, ihren jeweiligen Trademark-Sound so zusammen zu bringen, dass etwas völlig neues entsteht, ohne ihre eigene Identität aufzugeben. Doch lassen wir Amp Fiddler selbst zu Wort kommen, der dem SOUL TRAIN voller Enthusiasmus seine Sicht der Dinge erklärt…
Michael Arens: “Erst einmal Glückwunsch zu “Inspiration Information“. Es gibt ja immer wieder Kollaborationen von Künstlern, aber dieses mal hat es endlich mal jemand, ihr, Amp Fiddler und Sly & Robbie, geschafft, tatsächlich den typischen Sound beider Seiten zu verschmelzen, sodass es sich wie etwas Eigenständiges anhört, man trotzdem zugleich klar Amp Fiddler und Sly & Robbie heraushören kann.“
Amp Fiddler: “Ich stimme dir absolut zu. Es klingt wie ich und es klingt wie Sly & Robbie zur gleichen Zeit. Wenn man drei Musiker wie uns in einen Raum steckt, die einen ähnlichen Respekt voreinander haben, ähnliche musikalische Talente, ähnliche Produktionstalente, und dabei zwei unterschiedlichen Kulturen entstammen, die sich gegenseitig sehr gut kennen, und die nie die Chance hatten, ordentlich zusammen zu arbeiten, dann ist das was ganz Aufregendes. Ich glaube, dass wir alle drei sehr aufgeregt waren, etwas zusammen aufzunehmen. Wir haben alle diese tiefe Liebe zu allen möglichen Arten von Musik. Sie haben die Liebe für Reggae, Soul, Funk Hip Hop, und alles andere, so wie ich, aber Sly & Robbie befinden sich natürlich mehr im Zeichen des Reggae, wogegen ich ja eher aus der Soul und Funk, oder der Hip Hop-Ecke komme. Aber wir kennen halt die Musik des anderen nur zu gut und wissen, wie wir die Magie anfüttern können.“
Michael Arens: “Göttlich - entzückend. Es gab also nie irgendwelche Konflikte?“
Amp Fiddler: “Wir hatten nie irgendeinen Konflikt. Es gab nie das Gefühl von Kritik oder Neid. Nie. Wir respektieren uns alle gegenseitig so sehr und sind uns unseres gegenseitigen Könnens sehr bewusst. Als solcher Musiker muss man der anderen Person einfach die Gelegenheit geben, zu machen, was sie fühlt. Und nicht jemand sagen wie er dieses oder jenes zu machen oder zu lassen hat. Es war faszinierend, denn trotz der Soul-Songs, die ich ins Studio mitbrachte, war ich nicht sicher, wie es sich hinterher anhören würde, da ich ja noch nie mit Sly & Robbie gearbeitet habe. Die Art, wie Sly die Sache angegangen ist, war schlicht faszinierend, Die Art, wie er in der Musik Referenzen an andere Musik, die wir alle gut finden, eingewoben hat, wie zum Beispiel bei dem Marvin Gaye-ähnlichen Song, den wir gemacht haben, “No Drama“, bis zu dem Funk-Song “Black House (Paint The White House Black)“. Mir war egal, was Robbie zu den Tracks spielt. Ich habe mich zurückgelehnt und es ihn selbst herausfinden lassen. Seinen eigenen Weg. Ich wusste natürlich noch nicht, wie sich das Ergebnis anhören würde, war mir aber sehr sicher, dass es wunderbar werden würde. Er spielte mitunter zwei Takes ein, ließ mich dann aber entscheiden, welchen wir nehmen. Es war wirklich cool, mit den beiden zu arbeiten, die Art, wie sie die Dinge angehen. Wir sind sooo gut miteinander ausgekommen, das war schon erstaunlich.“
Michael Arens: “Hat es dich überrascht, dass das Ergebnis so gut geworden ist?“
Amp Fiddler: “Ich bin sehr glücklich darüber, weniger überrascht. Ich bin ein großer Sly & Robbie-Fan, und ich denke, dass die beiden grosse Fans von Soul und Funk sind. Ich glaube, wir waren alle drei sehr aufgeregt, besonders herauszufinden, wie wir da hinkommen, wo wir hinwollen. Das hat es zu echtem Spaß gemacht, richtig guter Arbeit. Wir haben das ganze Album in drei kompakten Tagen aufgenommen…“
Michael Arens: “…was mich zu der Annahme bringt, dass Du sehr gut darin bist, Effizienz mit Qualität zu verbinden. Du kannst loslassen…“
Amp Fiddler: “Ja, dem stimme ich zu. Das habe ich von George Clinton gelernt. Loslassen. Wie auch immer das Ergebnis ist, es klingt gut. Mir war es bis zu diesem Projekt nie möglich, das so zu handhaben, da ich nie ein echtes Team hinter mir hatte. Ich habe einfach nicht den finanziellen Hintergrund, all die Musiker, die ich klasse finde, einzukaufen, damit sie auf meinem Album mitmachen. Ich muss sie bezahlen, und das kann ich mir einfach nicht erlauben. Ich kann oft nur sehr miserables Geld bezahlen, um zu bekommen, was ich will…“
Michael Arens: “Wie immer bei Sly & Robbie war die Art der Drumprogrammierung und der Bassline ein wichtiger Koeffizient für die Musik.“
Amp Fiddler: “Robbies Bassline ist so wunderschön, das verschweißt den ganzen Sound irgendwie. Die Art, wie Sly Drums einspielt, oder die Drum Machine programmiert, ist enorm. Mehr noch: Er hört sich wie eine Drum Machine an, wenn er live spielt. Sein Tempo. Ich habe ihm überlassen, wann er eine Drum Machine einsetzen wollte, und wo er die Drums live einspielt. Das war fantastisch.“
Michael Arens: “Ihr habt das Album in Kingston, Jamaica eingespielt, sozusagen mit Heimvorteil für Sly & Robbie. Hätte das Album, wo ihr so ein selbstverständlich eingeschweißtes Team ward, anders geklungen, wenn ihr es sagen wir in New York, Detroit, Paris oder London aufgenommen hättet?“
Amp Fiddler: “Wenn wir zum Beispiel in Detroit im Studio gewesen wären, was genau der entgegengesetzte Fall gewesen wäre, wäre es vermutlich anders gelaufen, obwohl Kingston und Detroit, denkt man drüber nach, musikalisch eigentlich nicht unähnlich sind. Denk nur an Motown oder die ganzen Funkadelic-Sachen, die auch aus Detroit kommen. Die Aufregung, die Energie wäre in Detroit eine andere gewesen, und es hätte sich sicher anders angehört, aber der Spaß an der Sache wäre der gleiche gewesen. Die Magie war natürlich in Kingston eine ganz andere. Sly & Robbie haben natürlich ihre ganz eigene Art, Dinge aufzunehmen. Wo das Drumset steht, wie der Techniker die Sachen aufnimmt, usw..“
Michael Arens: “Sticky Thompson (Percussion) und Dalton Browne (Gitarre), zwei der renommiertesten Musiker in Sachen Reggae und Urban Music überhaupt, waren mit von der Partie…“
Amp Fiddler: “Ja, sehr professionell. Sie kamen, nahmen in den drei Tagen ihre Sachen auf. Sticky ist unglaublich. Wie ein Magier. Er öffnet seine Tasche und zieht jedes mal ein neuen Trick, einen neuen Gimmick heraus. Es gibt auf dem Album einen Song namens “Vibrationship“, den Du auf der Acht-Track-Promo, mit dem dich die Plattenfirma bemustert hat, nicht hast, bei dem er einen dieser Quietschbälle, die Hunde immer so gerne zum spielen benutzen, einsetzt. Das war lustig, und es ist sagenhaft, wie diese Dinge funktionieren. (macht ein Quietschgeräusch) (lacht) Das macht dieses Album zu einer Art Funky Reggae.“
Michael Arens: “Sly & Robbie entstammen ja klar dem Reggae-Universum. Wundert es dich, dass es uns, dem SOUL TRAIN, so wichtig war, mit dir über das Album, das Projekt, zu sprechen?“
Amp Fiddler: “Nein. Ich bin jetzt schon so lange im Musikbusiness, dass ich genau weiß wo ich hin will. Wenn ich außerhalb meines Bereiches bin, weiß ich, dass und wie ich meinen Charakter ändern muss. Das ist alles sehr natürlich für mich. Ich liebe Reggae, und das hier war eine Gelegenheit für mich, Soul über ganz andere Rhythmen zu singen, was eben genau meinem Stil entspricht: Ich singe Soul Musik über alle möglichen anderen Arten von Rhythmen. Das ist die Schönheit dieser, meiner Musik. Soulful ist doch das wichtigste Gefühl dahinter, deshalb ist auch “Inspiration Information“ ein Soul-Album.“
© Michael Arens |
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