MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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INTERVIEW |
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Sabrina Malheiros - Feel the Vibe! Aktuelles Album: Sabrina Malheiros - New Morning (Far Out Recordings/Rough Trade) |
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Sabrina Malheiros |
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Sabrina Malheiros - Feel the Vibe! Aktuelles Album: Sabrina Malheiros - New Morning (Far Out Recordings/Rough Trade) |
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Sabrina Malheiros
Sabrina Malheiros
Sabrina Malheiros
Sabrina Malheiros - New Morning (Far Out Recordings/ Rough Trade)
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Bereits in der Oktober-Ausgabe des SOUL TRAIN ließ ich meiner Bewunderung für das Sabrina Malheiros-Album “New Morning“ freien Lauf. Und klärte die Situation schnell auf, um der Qualität von “New Morning“ gerecht zu werden – was sich folgender Massen las:
“Na gut, das wird wohl wieder eines dieser Alben mit brasilianischem Flair sein, ein paar Beats hier, ein bisschen Vocaljazz dort“. Wie man sich täuschen kann. Dabei hätte mir bereits das Label, Far Out Recordings, bekannt für seine Ausflüge jenseits der ausgetretenen Bossa- und Jazz-Pfade, einen Hinweis geben können.
Als ich den Play-Knopf drücke, bin ich sofort von Anfang an fasziniert. Dabei kommt zuerst die Pflicht: Sabrina Malheiros hat eine sehr schöne Stimme, aber auch keine revolutionäre Neue. Dann die Kür: Die Musik! Ein unglaublich dick und großzügig produzierter Klangteppich, irgendwo zwischen Bossa Nova, Soul, House, Elektronischer Musik und Disco und Spuren von Samba, Jazz und Pop.
Was sich hier nach der Genreüblichen Melange anhört, entpuppt sich als wahrer Glücksgriff, denn alleine die Streicher (Orquestra de Camara Rio) entpuppen sich als wahres Feuerwerk.
Das Ganze geht dabei so druckvoll, kurzweilig, nach vorne, dass ich meinen Mund kaum zu kriege. Der überwiegende Teil der Songs wurde von, an dieser Stelle als Berufsbezeichnung eher Irreführend, Singer/Songwriter Malheiros selbst geschrieben. Dass Daniel “Venom“ Maunick, Sohn von Incognito-Mastermind Jean-Paul “Bluey“ Maunick (der SOUL TRAIN berichtete), als alleiniger Produzent des Albums geführt wird, tut “New Morning“ gut, denn als, keine Übertreibung, Gesamtkunstwerk funktioniert das Album nahezu gnadenlos.
Die meisten der Songs wechseln sich atmosphärisch zwischen Midtempos und Uptempos ab und schaffen es, einen sehr geschlossenen Eindruck zu hinterlassen. Ein nahtloses, beeindruckendes Beispiel für anspruchsvolle Musik im Wendekreis von Clubkultur, Beats und brasilianischer Musik.
So las sich dass in der letzten SOUL TRAIN-Ausgabe, und noch immer stehe ich zu meinem Wort. Die Sache ließ mir keine Ruhe, was mich schließlich dazu bewegte, dieses Interview mit Sabrina Malheiros, Tochter von Alex Malheiros, Mitglied der Legendären Azymuth-Formation, zu arrangieren, die mir nett und unverbaut eine Analyse der Situation anbot…
Michael Arens: “Fangen wir ganz von vorne an. Du bist Brasilianerin?“
Sabrina Malheiros: “Ja, ich bin Brasilianerin. Ich wurde in Rio de Janeiro geboren und bin gerade erst nach London gezogen. Mein Album würde sich ansonsten ganz sicher total anders anhören. Das interessante am Album ist doch gerade dieser Mix. Da ist auf der einen Seite mein Vater, Alex Malheiros, der Brasilianer, auf der anderen der Produzent, Daniel Maunick, der aus England stammt. Der Mix macht den Unterschied. Du hast den brasilianischen Vibe mit diesem elektronischen Anstrich und sogar ein wenig englischem Akzent.”
Michael Arens: “Wir bleiben in Brasilien. Trotzdem dein Album beim englischen Far Out-Label erschienen ist, scheint es, von den Beats abgesehen, sehr viel Seele deiner Heimat in sich zu tragen.“
Sabrina Malheiros: “Alle involvierten Musiker, na mindestens die meisten, waren Brasilianer. Mein Vater hat mir alles beigebracht. Als ich fünf war hatte ich Piano-Unterricht. Mein Vater hatte schon damals sein eigenes Studio und nahm mich immer mit zu den Aufnahmen. Das war der Haupteinfluss meiner Musik. Besonders Azymuth als seine Band. Ich habe Azymuth auf jedes Konzert begleitet. Es ist zeitlose Musik. Ich habe natürlich als Teenager auch Rock gehört, habe aber nie diesen Einfluss meines Vaters vergessen. Brasilianische Musik grundsätzlich.“
Michael Arens: “Was mir sofort positiv auffiel ist die gradlinige Besprenkelung deiner Musik mit diesem umwiderstehlichen Groove, diesen Beats, die das Album sehr unterhaltsam machen.“
Sabrina Malheiros: “Das ist alles Daniel Maunick. Das ist halt sein Job. Der Prozess beginnt damit, dass ich Songs schreibe. Ich mache es meistens an einem ruhigen Ort, in meinem Zimmer. Ich brauche Ruhe. Ich nehme meine alte Gitarre, sie gehörte eigentlich meinem Vater. Sie ist wie meine Schwester, wie mein Geliebter. Ich muss beim Schreiben alleine sein, da kann ich niemanden um mich haben. Manchmal geht es schnell. Eine halbe Stunde. Andere Songs brauchen wieder länger. Erst, wenn ich wirklich nicht mehr weiter komme, hole ich Daniel dazu, und er vollendet den Song. Addiert seine Vibes. Das gilt auch für meinen Vater. Er hört sich meine Songs gerne an, gibt mir seine Meinung dazu. Aber ich arbeite grundsätzlich erst einmal immer alleine.“
Michael Arens: “Wie geht es dann weiter?“
Sabrina Malheiros: “Danach bringt Daniel seinen Laptop mit und dann fangen wir an, um die Songs Ideen und Arrangements zu bauen. Wir überlegen uns Vibes und machen sozusagen eine Art Pre-Production mit unseren Ideen. Haben wir das alles beisammen gehen wir ins Studio, wo ich den Musikern ihren Part in die Hand drücke, und dann geht es zur Sache…“
Michael Arens: “Hörst Du dir dein eigenes Album nach Fertigstellung an?“
Sabrina Malheiros: “Ich bin ein Perfektionist. Ich mag es also, mir mein eigenes Album anzuhören. Dann werde ich mir besser bewusst, was ich beim nächsten Album anders, besser machen muss. Es hilft mir. Ich kann die Entwicklung von einem Album zum anderen hören. Ich kann hören, was sich über die Zeit verändert hat, solche Dinge. Mit diesem speziellen Album bin ich sehr zufrieden.“
Michael Arens: “Was ist der Unterschied zwischen deinem letzten Album, “Equilibria“, aus 2005, und “New Morning“?“
Sabrina Malheiros: “Das neue Album ist schlicht organischer. Es hat eine Menge Musiker. Das erste Album, “Equilibria“, wurde auch von Daniel Maunick produziert, war eine sehr kleine Produktion. Wir hatten nur fünf oder sechs Musiker im Studio. Es war noch elektronischer. Dieses mal gibt es zwar auch elektronische Sounds, aber es gibt auch viel mehr Vibration, denn Musiker spielten dieses mal eine große Rolle. Wir hatten eine echte Live-Atmosphäre im Studio. Wir hatten alleine zehn Streicher dabei. You can feel the Vibe! Es ist einfach anders.“
Michael Arens: “Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Daniel Maunick?“
Sabrina Malheiros: “Meine erste Zusammenkunft in Brasilien mit Daniel Maunick, der mir schlicht als Produzent vermittelt wurde, war witzig, denn ich kannte ihn nicht, und sprach dazu kein einziges Wort Englisch. Wir haben das gesamte erste Album mit einem Wörterbuch durchgezogen. Das war sehr lustig.“
Michael Arens: “Was macht die Magie deines neuen Albums aus?“
Sabrina Malheiros: “Es war diese Gelegenheit, mit so vielen Musikern an der Produktion zu arbeiten. Streicher, Bläser, die Arrangements, die Musiker, diese ganze Live-Vibration war unglaublich. Alles was passierte, war speziell für “New Morning“ arrangiert. Das war alles sehr Besonders.“
Michael Arens: “Ich muss noch mal auf deinen Vater, Alex Malheiros, Mitglied der legendären Jazzfusion-Formation Azymuth, zu sprechen kommen. War er an der Entstehung des aktuellen Albums beteiligt?“
Sabrina Malheiros: “Ja, er war mit dabei. Er hat sozusagen alles Korrektur gehört, hat sogar selbst Bass gespielt. Es fühlte sich wie damals an, als ich noch ein Kind war. Ich war ja schon als siebenjähriges Kind mit ihm Studio, um ein Azymuth-Album für den amerikanischen Markt zu produzieren. Ich habe aber immer noch eine Menge zu lernen, obwohl ich schon so viel Erfahrung durch meinen Vater habe.“
Michael Arens: “Auf dem Album gibt es eine Coverversion von Carole Kings Klassiker “It’s Too Late“. Wie kam es dazu?“
Sabrina Malheiros: ““It’s Too Late“ wurde von den Leuten bei meinem Label Far Out Recordings ausgewählt. Es war auf meiner Liste mit Songs, die ich gerne mal aufnehmen wollte. Ursprünglich war meine Version sehr nah am Original, aber Joe Davis von Far Out wollte, dass der Songs mehr den Puls der Zeit trifft. So wurde die Version draus, die nun auf dem Album ist. Wie ich schon sagte: Feel the Vibe!“
© Michael Arens |
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