MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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REGGAE-SPECIAL  -  CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

 

 

 

 

 

Reggae-Special

 

The Black Seeds - Solid Ground (The Black Seeds/Best Seven/Sonar Kollektiv)

The Maytals - Sensational Maytals (VP Records/Groove Attack)

Various - Wackies Sampler Vol.3 (Wackies/Indigo)

Various - Best Seven Selections 3 (Best Seven/Sonar Kollektiv)

Khamelien - Never Say Never (Goin’ Native Records/Ironcore Music/Culture Taxi Records/H’Art)

Lee “Scratch” Perry - Chicken Scratch (Heartbeat/In-Akustik)

Tarrus Riley - Challenges (VP Records/Groove Attack)

Makako Jump - Lasciate La Mancia Al Portapizze (Maninalto Records/Soulfire Artists/Rough Trade)

I-Fire - Vom Schatten ins Licht (I-Fire Empire/Soulfire Artists/Rough Trade)

Culture - World Peace (Poli-Rhythm/Heartbeat/In-Akustik)

 

 

 

 

 

Der Hammer gleich zu Beginn - das neue Album der Black Seeds. Nicht genug damit, dass die Qualität der dargebotenen Musik nicht weniger als ausgezeichnet ist, sie hört auch einfach nicht auf. Die Laufzeit jedenfalls erscheint mir schier unendlich, wenigstens drei mal erwische ich mich dabei, wie ich ungläubig auf den CD-Player linse, nach dem üblichen unsensiblen Albumende suchend, das einfach nicht kommt. Gute Unterhaltung nennt man so etwas wohl. Ganz gradlieniger Reggae, schlicht und schön, und extrem sauber produziert. So kann es weiter gehen.

 

Was natürlich bei The Maytals schon aus Gründen der Stilverehrung gegeben ist. Ihr 1965 erschienenes, zweites Album wird nun von Groove Attack neu herausgebracht und mit sechs Bonus-Tracks zu einem unterhaltsamen Zeitzeugen verbastelt: "The Sensational Maytals". Ein echter Klassiker aus den Anfängen des Ska.

 

Der “Wackies-Sampler Vol. 3“ bietet eine erneuten, repräsentativen Überblick über die Veröffentlichungen des Wackies-Labels, das von jedem Release des Labels an dieser Stelle je einen Track präsentiert. Die 18 Stücke sind recht abwechslungsreich gehalten und versprechen Lust auf Weiteres vom Wackies-Label. Mit dabei sind unter anderem Dancehall, Roots Reggae und immer wieder auch Dub. Mein persönliches Highlight: John Clarkes “Creator“, eine echte Roots-Perle. Verraucht, dreckig. Der ganze Sampler kommt mit Material von Prince Douglas, Horace Andy, Sugar Minott oder Itopia sehr authentisch rüber und macht irrsinnig Spaß.

 

So verhält es sich auch mit dem exzellenten dritten Teil der “Best Seven Selections“-Reihe, der auf sehr hohem produktionstechnischen Niveau Tracks von den Sisters (Interview in der Oktober-Ausgabe des SOUL TRAIN), The Dynamics, The Black Seeds oder Recloose, um nur einige wenige zu nennen, offeriert. Darunter sind einige echte Volltreffer, über denen das mit Abstand beste Stück des Albums schwebt: Frost & Wagners Version von “You’re The Best Things That Ever Happened“ featuring Esther Cowens. Zucker.

 

Der in Trinidad geborene Damien Dominique Reid, der sich selbst den Künstlernamen Khamelien gibt, macht eine Mixtur aus Reggae, einem Flow aus RnB, starken Anleihen bei Pop und ein übergreifendes Latino-Gefühl, das zusammen nicht immer nur positive Energie freisetzt. Es sind etliche solide produzierte Stücke am Start, die jedoch all zu oft von Khameliens teils fragwürdigem, nennen wir es einfach mal so, Sprechgesang übertüncht werden. Da hilft auch kein Dopplereffekt über der Stimme. Passt die dann mal, kommt die Produktion irgendwie, ich drücke es mal positiv aus, schlicht rüber. Am Ende sind die elf Stücke zwar keine wirklich schlechten, aber eine gewisse Unzufriedenheit mit dem Album des Herrn Reid mit zwischenzeitlichen Wohnsitz in Florida (vielleicht liegt genau da der Hase im Pfeffer?!) bleibt.

 

Diese Gefahr ergibt sich bei Lee “Scratch“ Perry erst gar nicht, besonders, wenn sich eine CD mit seinen frühen Arbeiten aus der ersten Hälfte der Sechziger befasst. Mit Produktionen, die er für das legendäre Studio One hervorbrachte. Die CD begeistert mit 18 Titeln die jenseits von Gut und Böse nur als absolute Giganten des Genres bezeichnet werden können, sowie langen, informativen Liner Notes von David Katz und ausgiebigen Infos zu den einzelnen Tracks. Ein Gewinner auf ganzer Linie.

 

Tarrus Riley ist spätestens seit seinem Megahit “She’s Royal“ 2007 zu einem Reggae-Superstar avanciert. Anlass genug, sein 2004er Album “Challenges“ als Special Edition mit zwei Bonus Tracks auf den Markt zu bringen. Ein Album übrigens, dass eher schwierig zu bekommen war. Reggae-Label-Gigant VP nahm sich im Fahrwasser des Tarrus Riley-Hypes der Sache an, was es uns nun ermöglicht, die insgesamt 14 Tracks Rileys als Zeitzeugen auf seinem Weg zum Reggae-Olymp neu zu bewerten. Und dabei ist das Album sogar recht ansehnlich. Man darf weiter gespannt sein.

 

Gespannt passt auch zu Makako Jump, einer italienischen Ska Band, die sich einen Dreck um Traditionen kümmert und Einflüsse aus praktisch jeder Ecke des Musikuniversums zulässt. Zusammen mit dem italienischen Gesang ergibt das eine richtig aufgeweckte Szenerie, die im weitesten Sinne als echter Party-Sound im Ska-Gewand durchgehen dürfte. Wie im Genre üblich, ist es der Band wichtig, sich selbst nicht all zu Ernst zu nehmen, was dem Sound der Makakos sehr gut tut. Ein Lichtblick in Sachen Ska. Oder einfach gute(r) Musik.

 

Was uns zu I-Fire bringt. Die neunköpfige Band um Frontmann Raw und Mitstreiter Free und Dub-Ill-You steht den Makaos in nichts nach, denn ihr Sound spricht eine deutliche Sprache, Deutsch, was immer wieder zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken anregt. Besonders gefällt mir am "Vom Schatten ins Licht"-Album, dass es das schafft, was dem deutschsprachigen HipHop seit je her als Schikane im Weg steht: Es schafft die Gratwanderung zwischen Inhalt und Unterhaltung ohne in Peinlichkeiten abzugleiten. Die zwölf Titel bieten überwiegend Roots Reggae mit sehr gutem Bauchgefühl. Nach vorne.

 

Culture, eine der Roots Reggae-Legenden überhaupt, machen das Schlusslicht dieses kleinen Reggae-Bilderbogens, was nichts aussagen soll. Das bereits 2003 produzierte Werk, Joseph Hills, Cultures 30., kommt, ungewöhnlich genug, mit kompletten Lyrics, die es ermöglichen, nachzuvollziehen, warum Culture zur Elite gehört. Reggae mit Message. World Peace.

 

© Tom B.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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