MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS |
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CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS | |||||||
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Mr. Confuse - Feel The Fire (Legere Recordings/OUR Distribution/Soulfood) Mr. Confuse ist ein Produzent und Komponist aus Hannover, der sich seit einigen Jahren einen Namen im Kreisverkehr zwischen Funk, Soul, Afro, Elektronischer Musik und Groove gemacht hat. Auf diesem, seinem Debütalbum, spielt Herr Confuse all seine Register aus. Cool, aber voller explodierender Kraft schwingt eine Funk-Perle zur nächsten, bricht der Afro durch den manchmal jazzigen Klangkörper, werden Strömungen in alle Richtungen des Groove-Universums gedrückt. Qualitativ ist das Album besonders beeindruckend, was immer wieder bei den Gesangspassagen wie der von “It’s Just A Blues“ deutlich wird. “Do It Right Now“ könnte dagegen jedem Blaxploitation-Sampler entnommen sein, während als roter Faden immer wieder ein Afro-Gefühl aufkommt, als sei das Album in Bamako aufgenommen worden. “Feel The Fire“ wird man im Albumtitel nach 14 Stücken aufgefordert. I feel it! |
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The Bamboos - Side-Stepper (Tru Thoughts/Groove Attack) Die schiere Quantität, mit der das englische Tru Thoughts-Label Qualität in die Läden bringt, ist beängstigend. Ideen scheinen nie auszugehen. “Side-Stepper“ ist das dritte Album der australischen Bamboos-Formation, die sich Soul, Funk und Heavy Jazz, wohlgemerkt handgespielt, auf die Fahne geschrieben haben. Das alleine macht das Projekt hörenswert. Nun ist es zugleich so, dass die Spielfreude und die hochkarätige Produktion zugleich noch einen drauf setzen, was auch dem Gesang zuzuordnen ist, der immer mal wieder an die Magie des Sixties-Soul erinnert. Kylie Auldist, deren Solo-Album “Just Say“ im Sommer dieses Jahres “Album des Monats“ im SOUL TRAIN war, ist für einige dieser sagenhaft satten und fast magisch melancholisch anmutenden Vokal-Impressionen verantwortlich. Dass ihr Solo-Album damals von eben jenen Bamboos instrumentiert wurde, erweckt das Ding erst richtig zum Leben und lässt sich in jeder Sekunde sinnvoll nachvollziehen. Der Soul und der Funk sprüht aus allen Poren, der schwitzige Heavy Jazz verschweißt alles zu einem wahnsinnig guten Album, dass wir uns in dieser Qualität des öfteren wünschen würden. Volltreffer! |
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New Jack Hustle - Sound Check (Tres Records/Rough Trade) New Jack Hustle ist eigentlich ein Wortspiel aus den Namen der Rapper Newman von Giant Panda und Shawn Jackson, die sich 2006 zusammen taten, die Innovation in den Rap zurückzureichen. Das gelingt ihnen auf diesem Album nachdrücklich, denn die 13 Titel sind absurd voll mit Sounds, Beats und Ideen jenseits von geradeaus gehenden Hip Hop. Dass ein echter Innovator des Sprechgesangs wie Ohmega Watts einer der wenigen Gäste ist, überrascht da kaum noch. Newman, der sich hier auf die Produktion, die Beats, konzentrierte und Jackson, der Rapper des Projektes, geben sich an Talent nichts. Dass das Album in Portland, Oregon, aufgenommen wurde und einmal nicht in Brooklyn, L.A., Miami oder einer der üblichen verdächtigen Rap-Metropolen, macht “Sound Check“ umso sympathischer. Das Album ist ganz bestimmt kein einfaches, aber eines, dass der ganzen Rap-Sache endlich auch mal andere Seiten abgewinnt. |
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Sebastian Sturm - One Moment In Peace (Rubin Rockers/Rootdown/Soulfood) “One Moment In Peace” ist Sturms zweites Album. Es ist schon erstaunlich, welche Entwicklung Reggae in Deutschland durchgemacht hat. Was in den Sechzigern und Siebzigern noch ein Hippie-Dasein zwischen Räucherstäbchen und Folk hatte, mauserte sich im Fahrwasser von Hip Hop-Kultur zu einer echten, Genreübergreifend respektierten Kultur. Künstler wie Sebastian Sturm ist das wohl auch zu verdanken. Auch hier bedient er die Schiene, die wir mit Roots-Reggae bezeichnen. Ursprünglich. Das von SOUL TRAIN-Warte aus begrüßenswerte ist dabei eine Art unterbewusstes Soul-Gefühl, das besonders bei Songs wie “Invitation“ oder den Bläsern von “Seeing Things“ durch die Reggae-Decke scheint. Das Album lebt aber tatsächlich vornehmlich von Sturms deutlich zu definierender Stimme, die den entspannten Roots-Reggae unaufdringlich, zugleich nachdrücklich bedient. Sehr entspannt, das. |
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Golden Bug - Hot Robot (Gomma/Groove Attack) Ich freue mich immer, wenn ich neue Begrifflichkeiten in Zusammenhang mit Musik, besonders mit Soul, finde. Dieses mal ist es die Bezeichnung “Hard Soul“, die mich aus der Info der Plattenfirma zum Golden Bug-Album anspringt. Faszinierend. Und irgendwie passt das dann auch auf die Musik von Antoine Harispuru, der als Sohn japanischer Eltern in Paris aufwuchs, wo seine Mutter einen Spielwarenladen mit japanischem Spielzeug (!) besaß. Das prägt. Und so schwanken die immerhin 15 Songs zwischen elektronischer Musik und groovigem Soulgefühl hin und her und haben als übergreifende Zutat immer ganz viel Funk-Gefühl im Stiefel - Hard Soul eben! Vor meinem geistigen Auge spielt sich schon das Video ab mit animierten Robotern, sich um die eigene Achse drehenden futuristischen Kuben und Manga-Style Kuscheltiere, die noch gar nicht wirklich wissen, wohin, oder warum. Zusammenfassend ist das Album ein Killer. Geht nach vorne, ist technisch unterkühlt, trotzdem soulig angehaucht. Disco und heisse Beats. Hot Robot halt. |
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Beth Rowley - Little Dreamer (Blue Thumb Records/Universal) “Soulgospelfolkpop“ lautet die Beschreibung der Musik Beth Rowleys, mit der mich die Plattenfirma versorgt hat. Was die Sache sogar recht genau trifft. Allzu oft hört man so instrumentale Streicheleinheiten, die klar im Soul beheimatet sind. Beispiel: “Oh My Life“. Dazu Beths Stimme, die wohl den Folk-Part im Konzept übernimmt. Rowleys Stimme ist positiv, frisch und hat Schmiss. Wo wir wohl dann auch beim Gospel angelangt sind, der besonders bei Stücken wie “Only One Cloud“ durchklingt, nur, um sofort im nächsten Song, “When The Rains Came“ eine waschechte Folk-Ballade abzuliefern. “Little Dreamer“ ist ein sehr schönes, anderes, Album geworden, das an den richtigen Stellen Ecken und Kanten hat, an denen sich Soul, Folk, Gospel, aber auch Blues immer wieder abreiben können. Aufreibende Schönheit. |
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Jen - Mellow Dramas (Stereo Deluxe/Edel) Dem Album von Karen Gibson Roc (Interview in dieser Ausgabe des SOUL TRAIN) gar nicht unähnlich, liebäugelt Jennifer Schwed, so ihr vollständiger Name, aus Washington DC mit der Faszination Spoken Word. Gil Scott-Heron und Ursula Rucker machen so etwas. Bei Jen kommen noch weitere Komponenten hinzu. Denn sie bewegt sich weg vom klassischen Spoken Word-Klangteppich, dem Soul, hin zu elektronischer Musik. Lounge. “Poetry Meets Electronica“ heißt es so auch im Untertitel der CD, was es ziemlich klar definiert und trifft. Das Album ist extrem entspannt und tatsächlich konzeptionell irgendwie anders. Gerade Songs wie das fast zehn Minuten lange “Falling Gently“ (Jen Meets Solar Moon) wirken fast hypnotisch, was dem Album einen recht eigenen, aber angenehm unaufdringlichen Charakter gibt. “Mellow Dramas“ hat den richtigen Albumtitel, die richtige Musik, die richtigen Inhalte. So kreativ und zugleich unprätentiös kann Musik im Jahre 2008 sein. |
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Lisa Bassenge - Won’t Be Home Tonight… Live (Minor Music/Edel) Lisa Bassenge braucht man hierzulande nicht mehr vorstellen. Auch ihr neues Album folgt ihrem bisherigen Gusto, bei dem sie sich zielsicher auf die Ausdruckskraft ihrer Stimme verlässt. Dass dieses mal das Material sehr weit gestreut ist, zeichnet Bassenge umso mehr aus. Da hätten wir zum Beispiel Songs von den Sugababes (“Overload“), von Rio Reiser (“Junimond“), von The Cure (“In Between Days“) oder von den Neville Brothers, deren “It’s Raining“ eigentlich am schönsten Bassenges musikalische Zurückgenommenheit, ihre Treffsicherheit, bebildert. Sehr entspannt schmeichelt sich Bassenge zugleich mit dem ihr so ureigenen Genre, dem als Knurren bezeichneten Sangesstil, durch die 14 Titel und macht sich deren Inhalt, deren Materie zu eigen. Lisa Bassenge ist und bleibt für mich eine der ganz großen im deutschen Jazzvocal-Geschäft, obwohl sie ihre Stimme, darin liegt die Faszination eigentlich permanent von eben diesem ausgetretenen Pfad weglenkt. |
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Zulu 9.30 - Huellas (Kasba Music/K Industria/Galileo MC) Das zweite Album der Band aus Barcelona. Nachdem ihr Debütalbum “Conecta O Revienta“ 2005 eher mit Afro, Reggae und Latin liebäugelte, setzt ihr Nachfolger nun an diesem Ansatz an und dreht eine gehörige Portion Folklore in den Reigen. Und so hören wir Musik, die immer wieder an kubanisches erinnert, an brasilianische Rhythmen, aber auch mal richtig Funky mit Bläsersätzen spielt, wie bei “Te LLevo Conmigo“. Wie schon ihr Debüt ein frisches, für unsere Ohren anderes Werk, dass, und das haben Südländer einfach deutlich besser raus als wir, den Spaß in den Vordergrund lenkt. Gäste sind dieses mal Sergio Ramos von Ojos de Brujo, Amparo Sánchez (Amparanoia), Josep Mas und Josué García von Muchachito Bombo Infierno und Paul de Swardt (Macaco). Sommerlich, aber alles andere als oberflächlich. |
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Christian Fischer - Bryzant Games (Definition Records/Intergroove) Christian Fischer ist der Chef von Bryzant Records, einem Label, das besonders durch die Maximum Sound-Reihe überzeugt. In diese Fußstapfen versetzt Fischer das elf Stück lange “Bryzant Games“, dass fast mit chirurgischer Präzision die Schnittmange aus Minimal, Techno, House und Elektronischer Musik bearbeitet. Melodien und Harmonien kommen dabei nicht zu kurz. Zugleich ist es die unterkühlte, staubtrockene Gangart, die dieses Album zu einer echten Achterbahnfahrt macht – es gibt kaum Zeit durchzuatmen. Das Ganze machte Fischer hörbar Spaß, was uns hoffen lässt, dass noch viele weitere Folgen der Maximum Sound-Reihe folgen! Tech-House der minimalistischen, zugleich Harmonieverliebten Art. Konkret. |
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Madera Limpia - La Corona (Out | Here Records/Indigo) Die Kleinstadt Guantánamo auf Kuba ist die Heimat von Yasel und Gerald von Madera Limpia, einer kubanischen Hip Hop-Formation mit starkem folkloristischem Einschlag. Obgleich die Attitüde und der haptisch-optische Gesamteindruck des Albums eher der Welt des Sprechgesanges zuzuordnen ist. Die Musik überzeugt, lebt jedoch trotz aller Virtuosität und Einfälle von den Raps der Zwei. Dabei geht die Musik auch schon mal ungemütlicher daher. Selbstverständlich nicht ohne sich zwischendurch immer wieder mit kubanischer Gelassenheit auch mal in Richtung Reggae oder Afrobeat zu bewegen. Ein wichtiges Album, da es kubanischer Musik die Schublade nimmt. |
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Ofrin - On Shore Remain (Stamp Records/Rough Trade) Eddie Stevens, Produzent von Moloko, zeigte sich für “On Shore Remain” verantwortlich. Ruhige, bewusst reduzierte, dabei eindeutig im elektronischen Musikbereich angesiedelte Songs, die besonders durch den sensiblen, präzise eingesetzten Jazzgesang von Frontfrau Ofri Brin beeindruckt. Dass die sechsköpfige Band aus Israel und Deutschland untern anderem von der VW Sound Foundation gefördert wurde, lässt hoffen. Die elf Stücke sind poetisch, gehen in die Tiefe. Avantgarde mit Kick. Hat immer wieder auch was hypnotisches. Jazz, Pop, oder Singer/Songwriter sind weitere Zutaten des sehr guten Albums, das gleich mit mehreren Schichten daher kommt, die sich erst nach mehrmaligem Hören erschließen. Keine einfache, aber eine fesselnde Kost. |
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Daniele Silvestri - Monetine (Sony-BMG) “Monetine” ist eigentlich eine erste Werkschau von Daniele Finestri, der 1994 sein Debütalbum veröffentlichte, und sich seitdem einen Namen als Singer/Songwriter und Komponist von Theaterstücken und Filmen machte. Dass er im letzten Jahr bereits sein achtes Studioalbum herausbrachte, spricht da für sich – Kreativität kennt eben keine Pausen. Und so wurde es Zeit für einen ersten Überschlag. “Monetine“ schafft das beeindruckend und elegant, offeriert auf zwei CDs gleich 35 Stücke Silvestris, die sich, das ist das angenehme an Silvestris Musik, in unzähligen Musikstilen zu Hause fühlen. Ob Rock, Pop, Folk bis zu Flamenco, kubanischer Musik, instrumentalem Bombast, geflüsterter Akustikgitarre, Sechziger Jahre Soundtrack-Gefühl, Soul, ja sogar (buchstückweise) Liebeserklärungen an Funk, Jazz, Blues, Afro, Highlife, elektronische Musik… Das alles ist Daniele Silvestri. Eine Fülle an Infos und Fotos im umfangreichen Booklet perfektionieren das Doppelpack, dass eine besonders hochwertige Haptik aufzuweisen hat, die dem Album noch einen push in Richtung Verkauf geben dürfte. |
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Toni Piccinni - Personal (Lost Boy Music) Der erste Song erinnert mich irgendwie an Fritz Brause. Erinnert sich noch jemand an die Formation, die, aus Deutschland kommend, mit Frontfrau Sabine Sabine, vor rund zwei Dekaden auszog, deutschen Soul mit Jazzfusion-Einschlag an den Musikkonsumenten zu bringen (“Shilly Shally“ war der erste und einzige große Hit der Band, die sehr eigenständige, gute Musik auf zwei Alben und später auf einem Soloalbum von Sabine Sabine herausbrachte)? Besonders das stimmliche Konzept Piccinnis ist das gleiche wie das von besagter Sabine Sabine. Sie hat nicht die größte Stimme der Welt, aber auf merkwürdige Art passt diese magnetisch auf die angebotene Musik, die auch hier zwischen Pop, Soul und Jazz schwingt. In den Mix wurde eine Art amerikanisches Soft-Rock Gefühl gegeben, das die Musik des Albums umso eigenwilliger klingen lässt. Ich sage bewusst eigenwillig, denn Jedermanns Sache ist das sicher nicht. Und ob der Umstand, dass unter anderem “Easy“ von Lionel Richie sofort zu Beginn des Albums (Song Nummer Zwei) als Cover gewählt wurde, wirklich hilfreich ist, muss man ebenfalls für sich entscheiden. Wie gesagt – ich fühle mich leicht rührig an Fritz Brause erinnert, auch, wenn bei Toni Piccinni der Druck, der Fahrtwind aus Soul, etwas aus der Sache genommen wurde. Wie heißt es doch noch so schön? Über Musik lässt sich bekanntlich streiten. Oder nicht? |
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Jake One - White Van Music (Rhymesayers Entertainment/Rough Trade) “White Van Music” ist das Debütalbum des aus Seatlle kommenden Produzenten, Songschreibers, Beatmasters und Rappers Jake One. Jake One war bereits für 50 Cent oder de La Soul an den Reglern aktiv. Also wurde es Zeit zu zeigen, dass es ein Album braucht, das Talent erst so richtig entfalten zu können. Und so scharte Jake eine Unmenge Gäste um sich und legte los. Young Buck ist dabei, M.O.P., MF Doom, Casual, Busta Rhymes oder Keak Da Sneak sind nur einige dieser beeindruckenden Features von “White Van Music“. Was das Album auszeichnet ist die gnadenlos konsequente Umsetzung der Songs, die alle ihren Mann stehen. Was ehrlich gesagt weniger gut hinhaut ist ein Fluß, sodass es oft so scheint, dass es immer mehr um den einzelnen Song geht als um den Flow des Albums. Was andererseits vermutlich genau so beabsichtigt ist. “White Van Music“ ist, das ist zumindest klar, eine klasse Beatsammlung mit irren Sounds und konkreten Raps. Was will man mehr… |
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Tiken Jah Fakoly - Live In Paris (Barclay/Wrasse/Harmonia Mundi) Doumbia Moussa Fakoly, so der richtige Name von Tiken Jah Fakoly, macht keinen Hehl aus seiner Bewunderung für Alpha Blondy, dem er spirituell als auch musikalisch tatsächlich sehr nah zu stehen scheint. Der aus der Elfenbeinküste stammende Fakoly gehört zwischenzeitlich zu den ganz Großen des afrikanischen Reggae, und damit wohl irgendwie auch zu dem weiten Genre, dass wir gerne als “Afro“ deklarieren. Wie man es nun auch nennen mag - dass seine Wurzeln Westafrika entstammen, nimmt man jeder Faser dieses Albums ab. Und wie groß Tiken Jah Fakoly als Künstler besonders in Frankreich ist, belegt dieses Live-Album, bei dem die ungestüme Menge die Songs Fakolys mitsingt als wäre es die erste Reihe eines Tokio Hotel-Konzertes. Erst kürzlich konnten wir uns auch in Deutschland von den Live-Qualitäten Fakolys überzeugen, der es schafft, ohne jede Superstar-Allüren seine sparsam wirkenden, aber über alle Maßen kraftvollen Songs an seine Fans zu bringen. |
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Logic ? - Native Strut (Logic ?) Logic ? (das Fragezeichen im Namen ist kein Schreibfehler) präsentieren auf ihrem dritten Album einen beschwingten Reigen aus Jazzfusion, Latin-Elementen und Folk-Musik. Die Band um Saxofonist Tim Wilson besteht aus Glenn Cannon (Gitarre), Ben Vanderwal (Schlagzeug) und Gavin Pearce (Bass) und erinnert hier und da an die Musik der Rippingtons. Was nicht weiter verwundert, liegt die spielfreudige Seele des Albums doch klar in Fusion, was die Geschichte umso mutiger macht. Denn Fusion ist, ähnlich wie das Geschwistergenre Smooth Jazz, eine weithin gemiedene Spielart des hierzulande allzu Elitär gehandelten Muttergenres Jazz. Doch zurück zum Album. Vorsichtige Liebeserklärungen an die Hypnotik von Drum’n’Bass (“Part 3“) versorgen das Album bei allem mit gelungenen stilistischen Abwechslungen, die jedoch nie den Fluss des Albums stören. Vielmehr sind diese Ausflüge in angrenzende Genres wie etwa Pop angenehm zurückhaltender Art und dienen eher dazu, das Werk zu einer festen Einheit zusammen zu schweißen. Sicher kein absolutes Meisterwerk des Genres Fusion, aber ganz bestimmt eines der besseren Jazz-Alben der letzten Monate. Schön. |
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Joe Zawinul & The Zawinul Syndicate - 75th (BHM Productions/ZYX Music) “75th“ bebildert das Konzert an Joe Zawinuls 75. Geburtsgag am 7. Juli 2007, nur wenige Wochen vor Joe Zawinuls ableben, welches seine Familie nicht als Tod sieht, sondern als “Eingang in die Ewigkeit“. Bereits zu seinen Lebzeiten wurde Zawinul zu einer Ikone des Jazz, des Jazzfusion, des Jazz der wegweisenden Art. Wie sehr seine Magie viele Strömungen des Genres beeinflusste, lässt sich bei diesem Mitschnitt wunderbar nachhören. Wayne Shorter, Zawinuls Freund und Weggefährte und selbst Jazz-Legende, ist bei “In A Silent Way“ selbst dabei. Eine beeindruckende letzte Live-Werkschau des unvergessenen Joe Zawinuls, der mit Weather Report ein ganzes Genre revolutionierte und uns durch Alben wie dieses für immer im Gedächtnis bleiben wird. |
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Justis - Just Is (Do Right! Music/Groove Attack) Was zunächst mal sehr fett daher kommt, ist die nur als dominant zu bezeichnende Instrumentierung, die unverblümt sofort ab dem ersten Song den Ton angibt. Obwohl Justin Vail, so der richtige Name von Justis, gerade mal 24 Jahre jung ist, und er seine Raps wohl temperiert und gerade richtig portioniert über die Musik gießt, ist es für mich der Klangteppich, der das Album macht. Der Kanadier Justis hat den Grossteil der Songs selbst produziert, was ihn auszeichnet. Seine Texte gehen in die Tiefe, spielen aber hier und da eben auch immer mal wieder mit den üblichen Rap-Plattitüden. Soundmässig ist das Album eines mit ganz viel Soul im Bauch, was mich wieder zum Anfang bringt: Der Sound macht das Album. Falls das beabsichtigt war – Glückwunsch. |
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Valique - R.A.W. (Russians At Work) (Freestyle Records/Groove Attack) Valique kommt aus Russland, und hat Anfang der Neunziger Jahre angefangen, Musik zu machen. Bis heute hat er sich zur Nummer 1 in Sachen Soul, Funk und Groove aus Russland schlechthin gemausert, was sich auf diesem elft Titel umfassenden Album sehr gut nachvollziehen lässt. Die Beats gehen kurzweilig und konsequent nach vorne und treiben einen Song mit vorsichtigem Druck an den anderen, sodass ein sehr schöner Klangteppich entsteht, der alles andere als Kopflastig ist. Discofunksoul könnte man das wohl nennen, denn Valique zieht alle Register, die bereits in den Siebzigern funktioniert haben und verschmelzt diese zu einem Album, dass erst gar nicht elitär sein will, sondern lediglich ein kurzweiliges, aber lange nachschwingendes, erdiges Groove-Abenteuer sein will. Da knarzt das Vibraphon, da schnalzen die Bläser, da unterstützen die gelegentlichen Vocals den Heavy Jazz. “R.A.W. - Russians At Work“ - Hip, Cool und Fooooonky. |
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Orquesta Termidor - Un Bolero Para El Benny (Connector Records/Termidor/In-Akustik) Einem Nationalhelden nicht unähnlich, fasziniert Benny Moré auch 45 Jahre nach seinem Tod noch die Gemüter und die Menschen Kubas. Dem mit seiner Banda Gigante in den Fünfziger und Sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts extrem erfolgreiche und beliebte Musiker und Charismatiker wird auf dieser üppig gestalteten CD ein Denkmal gesetzt. Die zwei Coverversionen der zwölf Titel, “Rezo en la Noche“ und “Preferí Perderte“ wirken nachdrücklich und ergänzen die neuen Kompositionen wie “Cuba Baila“ oder “Como Un Milagro“ perfekt. Das interessante am Album ist, dass sich die vom Orquesta Termidor (eine Art Treffen großer Künstler und Leitfiguren kubanischer Musik) unter der Leitung von Nicolás A. Sirgado Llanes eingespielten Stücke tatsächlich und authentisch wie 50, 60 Jahre alte Lieder anhören. Wie gesagt, der Stil von Benny Moré war in der Tat ein Einzigartiger. Interpretiert wird das Ganze von Luis Frank Arias, der in die gleiche Kerbe schlägt. Dazu gesellt sich ein umfangreiches, liebevoll gestaltetes Booklet, das mit Fotos, Infos und Songtexten keine Wünsche offen lässt. “Un Balero Para El Benny“ - ein fast magisches Werk. |
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Kenny Garrett - Sketches Of MD-Live At The Iridium (Mack Avenue Records/Sunny Moon) Der 1960 in Detroit geborene Saxofonist Kenny Garrett entwickelt sich besonders in den letzten Jahren mehr und mehr zum Aushängeschild zeitgenössischer nordamerikanischer Saxofonmusik. “Sketches Of MD“ ist das erste Live-Album, das er zusammen mit Pharaoh Sanders als Duo aufnahm. Dass dies sofort im renommierten Iridium Jazz Club in New York City passierte, ist sicher das letzte bisschen Zuckerguss, dass es brauchte, aus dem nur fünf Stücke langen Album (die Songs sind alle zwischen neun und 15 Minuten lang) ein Besonderes werden zu lassen. Dazu kommt, dass wir es ausschließlich mit Garretts Eigenkompositionen zu tun haben, die sich an keiner Stelle schwer tun, den eigenen Stil Garretts - traditionellen Jazz auf seine eigene Art sehr unterhaltsam und kurzweilig erscheinen zu lassen - in den Mittelpunkt zu stellen. Zugleich ist “Sketches Of MD…“ das erste Album Garretts auf dem Mack Avenue-Label. Es bleibt spannend… |
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The Matthew Herbert Big Band - There’s Me And There’s You (!K7/Alive) Die Matthew Herbert Big Band hat es wieder gemacht. Herbert hat, gerade heutzutage enorm wichtig, eine ganz eigene Handschrift. Seine Musik ist an der Oberfläche die einer Big Band. Dann kommt das: Wir finden ebenso Soul-Gesang, wir finden Jazz und immer wieder moderne Beatbasteleien, die jedoch immer im Dienst der Harmonie und des Grooves funktionieren. Stellenweise werde ich an den guten alten Big Beat wie ihn Portishead einst gemacht hat, erinnert. Doch dann dauert es nicht lang, bis ich realisiere, dass wir es mit Matthew Herbert zu tun haben, einer heimlichen Ikone des Stils. Dieser macht hier auch vor Musical-Feeling nicht halt (“Yessness“), was seine Musik und dieses Album auszeichnet. Ein eigenwilliges Album, das auch schon mal verstört und zum Nachdenken ermutigt, anregt, zugleich aber auch wunderschöne Seiten ans Tageslicht bringt, wie sie nur von Matthew Herbert stammen können. |
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Sensuàl - Salve (Foreign Media Music/Alive) Sensuàl ist eine holländische Band, die brasilianische Musik mit deutlichem Groove-Einschlag macht. Das alleine ist bereits eine Neugierig machende Kombination. Leadsängerin Eva Kieboom versüßt das elf Stücke lange, zweite Album der Band auf Portugiesisch und Englisch gerade genug, um einen Hauch von brasilianischer Leichtigkeit und Jazzwurzeln in der Waage zu halten. Das Ganze ist druckvoll produziert und umgesetzt und angenehm abwechslungsreich zusammengestellt. Stücke wie die vorsichtig interpretierte Ballade “Tique-Tim“ werden von gradlinigen Bossa Nova-Perlen wie “Adão e Eva“ abgelöst. Dabei kommt eine Orientierung, mindestens mit einem zwinkernden Auge, auf den Dancefloor nie zu kurz. Wem Sabrina Malheiros und ihre Musik etwas sagt, der ist schon auf dem richtigen Weg. Etwas weniger druckvolle Beats und etwas mehr Fokussierung auf Jazz und akustische Musik und man hat den Sensuàl-Sound vor seinem geistigen Ohr. “Salve“ ist ein rundum gelungenes, unterhaltsames Album, dass es auch bei Ausflügen in stilistisch andere Gefilde schafft, ein unbeschwertes Gefühl zu verbreiten, dass einen fast magisch anzieht. Das wohl schönste Beispiel dafür: Sensuàls Lover’s Rock Reggae-Version von Michael Jacksons (geschrieben von Stevie Wonder) “I Can’t Help It“. Das hat Klasse! |
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TM Juke And The Jack Baker Trio - Boto And The Second Liners (Tru Thoughts Records/Groove Attack) Ein schwer einzuordnendes Album. Drummer und Percussionist Jack Baker und sein Trio arbeiten dem Produzenten und DJ TM Juke zu und helfen, den Sound von “Boto And The Second Liners“, dem Albumtitel entsprechend, eigenwillig, zugleich extrem groovy zu halten. Dass im Info der englischen Tru Thoughts-Schmiede, bekannt für Produktionen mit dem Soul, den Funk – dem Groove eben – im Blut, der Ausdruck “Carnival-spirited Songs“ fällt, wundert kaum. Denn genau das ist wohl auch der Ansatz. Soul gesellt sich zu Funk und zu Disco, House paart sich mit Samba, und karibische Musik mit Siebziger Jahre-Soundtrack-Attitüde. Das nenne ich mal eine Mischung. Womit ich wieder am Anfang wäre: Ein schwer einzuordnendes Album ist das. Lassen wir das also mit den Schubladen und begeben uns ganz in die Hände des Sounds von TM Juke And The Jack Baker Trio. Es lohnt sich. |
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Alle Rezensionen/All reviews © Michael Arens | |||||||
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