MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

 

 

 

 

 

Various - New Soul Voices (Lola´s World/Clubstar)

 

   

Various - New Soul Voices (Lola´s World/Clubstar)

 

“New Soul Voices“- zu Deutsch also “die neuen Stimmen des Soul“. Wobei diese Stimmen so neu gar nicht klingen. Die alte Schule des Soul bewährt sich einmal mehr, nun aber neu aufgenommen und auf alt getrimmt.

 

Ähnlich der Tradition von Motown Music, mit nebeligem Orgelquaken und blechernen Bläsern, reihen sich die Stücke nahtlos aneinander. “New Soul Voices“ lässt die alte Zeit aufleben und schenkt Nostalgie, ohne dabei verkleidet zu wirken.

 

Der Sampler vereint bekannte und renommierte Künstler und zollt dem wahren Soul Tribut. Mick Hucknall, jedem noch als das exzentrische Gesicht von Simply Red bekannt, eröffnet das Album unter seinem Nachnamen Hucknall.  Nach der Auflösung seiner Erfolgsband widmete er Mitte dieses Jahres einem Blues- und Jazzmusiker ein ganzes Album: Bobby “Blue“ Bland. Die Blütezeit jenes Musikers aus den amerikanischen Südstaaten war noch vor der Motown-Ära. Auch auf “New Soul Voices” covert Mick Hucknall sein Idol Bland. ”Farther Up The Road“ erweist sich als Tanz zwischen traditioneller Soulküche und modernen Verfeinerungen, etwa der Beschleunigung des ursprünglichen Tempos.

 

Dass sich auch Sharon Jones And The Dap-Kings nach der guten alten Zeit sehnen, zeigen spätestens ihre Musikvideos. Ganz im Stile erfahrener Soul-Diven wie Aretha Franklin tänzelt und wiegt sich Jones im Schwarz-Weiß-Clip zu “100 Days, 100 Nights“. Relativ spät brachte Jones ihre Karriere in Schwung: Man habe sie für zu schwarz, zu klein und zu fett gehalten. Mittlerweile handelt man die Sängerin in England aber als die “Queen Of The Funk“ – Sharon Jones ist DAS Aushängeschild in Sachen Sixties Soul-Wiederbelebung. Und “100 Days, 100 Nights“ stellt diesen Status unter Beweis. Der Hörer verblüfft schlichtweg wenn er merkt, dass der Song aus dem aktuellen Jahrtausend stammt. Jones rauhe, elastische Stimme, die Herzschmerz beklagt, die ihr beipflichtenden Backgroundstimmen und die Bluesbasis aus greinenden Bläsern und wechselnden Rhythmen wirken einfach authentisch.

 

Auch deutsche Künstler sind auf dem Sampler vertreten. So Joy Denalane, die hierzulande schon durch ihren deutschsprachigen Soul als Ausnahmekünstlerin gesehen werden kann, passt sich mit “Let Go“ aus 2006 der Linie von “New Soul Voices“ an. Ebenso die Kombo Soulounge mit dem melancholisch und dennoch leicht klingenden “Your Baby“.

 

Don Cavalli wagt sich an einen der ganz großen Klassiker: Das so oft kopierte Titel “Summertime“ aus der 30er Jahre-Oper “Porgy And Bess“, die sich mit der Problematik der afroamerikanischen Bevölkerung auseinander setzt.  Ob nun von Ella Fitzgerald oder von Al Jarreau interpretiert, glänzt “Summertime“ ansonsten doch durch seinen ergreifenden Tiefgang. Don Cavalli jammt sich durch das Stück und beschleunigt die Ballade beachtlich. Der Franzose mit dem italienischen Namen macht nun eine spaßige Nummer aus dem Original und ersetzt die Schwermut durch Unterhaltung. Ob dieses Arrangement klug und passend ist, soll jeder Hörer selbst beurteilen.

 

Umso mehr melodisch und leicht klingt Raúl Midóns “Sunshine (I Can Fly)“. Der einstige Backgroundsänger von Julio Iglesias und Jennifer Lopez (der SOUL TRAIN berichtete, Anm. d. Red.) überzeugt durch eine gefühlvolle und akzentuierte Träumerei. Voller Gesang, begleitet von einer sanften Rhythmusgitarre, schraubt sich empor und zeigt sich als bester Songwriter-Soul. Der erblindete Amerikaner schenkt “New Soul Voices“ damit einen der Höhepunkte.

 

Auch die Britin Beverley Knight, bekannt durch Songs wie “Shoulda Woulda Coulda“ oder “Keep This Fire Burning“ zeigt sich von der sensiblen Seite. “No Man´s Land“ ist sanft gehauchter Soul, und wird mit Country-Elementen gepaart. Durch seinen eingängigen Refrain und die Anwesenheit bei “New Soul Voices“ könnte das Stück bald schon zum Ohrwurm werden.

 

Im Ganzen erinnert “New Soul Voices“ an die Zeit von Sam and Dave, Aretha Franklin oder Smokey Robinson. Das Hören der 18 Tracks macht Spaß und schenkt das Gefühl, als sei die Entwicklung des Funk und Soul der alten Schule noch nicht an ihrem Ende angelangt.

 

© Lisa Stein

 

 

 

 

 

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