MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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INTERVIEW

 

 

 

 

 

Jazzanova - Soul Supernova

Aktuelles Album: Jazzanova - Of All The Things (Verve/Universal Music)

 
 

Jazzanova - Soul Supernova  

 

 

Jazzanova - Soul Supernova

Aktuelles Album: Jazzanova - Of All The Things (Verve/Universal Music)

Jazzanova

Soul Supernova

Jazzanova

Jazzanova -

Soul Supernova

 

 

 

 

Jazzanova -

Of All The Things

 (Verve/Universal Music)

 

 

 

Sechs Jahre hat die Berliner Groove-Kommune Jazzanova am neuen, ihrem zweiten Studio-Album, gearbeitet. Um es vorwegzunehmen: Das warten hat sich gelohnt. Nicht genug damit, dass “Of All The Things“ (Verve/Universal Music) ein handwerklich mehr als überzeugendes Werk geworden ist. Für den SOUL TRAIN ist es vielmehr umso erfreulicher, da der neue Longplayer ein waschechtes, griffiges Soul-Album geworden ist.

 

Nur hier und da scheint die Groove- und Beatverliebtheit, der Nu Jazz, von Alexander Barck, Jürgen von Knoblauch, Claas Brieler, Stefan Leisering, Axel Reinemer und Roskow Kretschmann durch den bewusst nostalgisch und authentischen Teppich aus warmen Streichern, Bläsersätzen und Soulgefühl hindurch, was der Sache einmal mehr eine überaus charmante Existenzberechtigung und einen unwiderstehlichen Hunger nach Soul gibt.

 

Dass Jazzanova mittlerweile seit über einem Jahrzehnt als Remixer, Produzenten, DJs, Künstler, Labelbetreiber und Superstars des Grooves im Bermudadreieck zwischen Nu Jazz, elektronischer Musik und Retro eine Art internationalen Sonderstatus innehaben, sei dabei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Ist Jazzanova doch, soviel ist offensichtlich, der ganz große Act aus Deutschland, der sich auf internationaler Bühne bewiesen hat und tatsächlich, irgendwie, einen eigenen Musikstil aus der Taufe erhoben hat. Mehr noch: Diesen Salonfähig, Erwachsen hat werden lassen. Was mich wieder zurück zum Soul bringt.

 

Denn mit Dwele, José James, Azymuth, Marcos Valle, Paul Randolph oder Soul-Legende Leon Ware, um nur einige wenige zu nennen, sind bei “Of All The Things“ Acts und Ikonen dabei, die die Theorie und die Soul-Herkunft deutlich machen. Dass Leon Wares Coverversion seines eigenen Songs “Rockin’ You Eternally“ zugleich auch eines der besten und schlichtweg imposantesten Stücke des Albums ist, spricht dabei Bände. Selten hat Soul so authentisch geklungen, was nicht von ungefähr kommt. Doch dazu später mehr.

 

Nach ihrem Erstlingswerk “In Between“ lässt sich an “Of All The Things“ also sehr schön eine Entwicklung ablesen, die mehr und mehr den weltweiten Musik-Trend grundsätzlich bestätigt: Es geht wieder mehr um die Musik, weniger um Attitüden, Coolness oder Angesagt sein.

 

Warum der Dreh hin zum Soul beim Jazzanova-Studioalbum Nummer Zwei so deutlich herausgespielt wurde, war dabei nur eine der Fragen, die in der SOUL TRAIN-Redaktion aufkam. Gregor Poschoreck bemühte Jazzanova-Gründungsmitglied Alexander Barck um Antworten im Wendekreis von Soul und Jazzanova-Identität…

 

 

Gregor Poschoreck: “Natürlich waren wir beim SOUL TRAIN mehr als erfreut, dass sich euer neues Album so intensiv mit Soul auseinandersetzt!“

 

Alexander Barck: “Na ja, Soul macht man ja nicht, Soul hat man!”

 

Gregor Poschoreck: “Das ist Musik für meine Ohren. Wie kam es also dazu, dass “Of All The Things“ so Soulful geworden ist?“

 

Alexander Barck: “Das scheinen alle so zu sehen. Wir freuen uns natürlich darüber, denn letztlich bedeutet dass, das das Album Soul hat. Bei “Rockin’ You Eternally“ war das beispielsweise so, dass Leon Ware uns mal kontaktiert hatte, um für ein Projekt von ihm Musik zu machen. Bei Dwele mussten wir dagegen ein bisschen tricksen, denn den haben wir ganz schlecht ran bekommen. Er hatte in Amsterdam einen Gig. Also haben wir dort ein Studio gebucht und sind in einer Nacht- und Nebelaktion mit Mikros, Vorverstärkern usw. im Auto dort hin gefahren, und haben ihn zu fassen gekriegt. Ursprünglich wurde der Refrain von Marcos Valle gesungen. Der Song ist auch produziert von Marcos Valle. Jedenfalls haben wir Marcos damals dafür nicht bekommen, und dann hat Dwele den Song erst sehr Originalgetreu eingesungen, denn wir waren drauf und dran, dass eins zu eins zu machen. Zu Covern. Und dann haben wir zu Dwele gesagt, dass Ding doch etwas anders aufzunehmen, Dwele-Style eben.“

 

Gregor Poschoreck: “Gerade Dwele gehört auch für mich zu einer der fünf talentiertesten und innovativsten Figuren in diesem Genre.“

 

Alexander Barck: “Ja, das denke ich auch. Ich habe Dwele zum ersten mal live bei seinem erstem Konzert überhaupt, in Detroit, gesehen. Damals hatte er gerade was für Recloose aufgenommen. Deshalb war ich auch beim Konzert, wo Dwele mit seiner Ghetto-Band gespielt hat, und das hatte einen totalen Charme. Von da an haben wir uns mit seinem Management immer mal wieder verständigt. Und immer hieß es “ja, ja, wir machen mal was zusammen“. Und irgendwann habe ich ihn dann im Blue Note in Japan wieder gesehen, wo er ein Wahnsinns-Konzert abgeliefert hat. Ich bin dann nach dem Konzert hin, er erinnerte sich auch noch an mich. “Rockin’ You Eternally“ von Leon Ware war eines seiner Lieblings-Songs, und so haben wir das dann klar gemacht. Von da an war es nur noch eine Frage der eigentlichen Aufnahme.“

 

Gregor Poschoreck: “Ein weiterer, wichtiger Baustein des neuen Albums ist sein authentischer, in positivsten Sinne “alter” Sound…”

 

Alexander Barck: “Wir haben früher Songs ja gar nicht so analytisch gehört, sondern eher danach Musik gemacht, welcher Song cool ist. Die Vorliebe zu dieser Art Musik gibt es dabei aber schon lange. Wir haben im Vorfeld zum Album verschiedene Ansätze gehabt. Und irgendwie kam ganz schnell dieses Gefühl in uns hoch, nur das zu machen, worauf wir Lust haben. Wir hatten dann vor, dass die Musik zum Teil auch tatsächlich alt klingt, und haben da sehr schnell Spaß dran gefunden. Wir haben versucht, dass immer aus dieser Plattensammler-Sicht zu sehen. Wenn man so eine Platte auf dem Flohmarkt finden würde, dann wäre das einfach toll. Wir stehen halt auf alte Musik, haben die in unsere Musik ja immer integriert, wollten der Musik aber einen größeren Punch mitgeben, und sehen den Ansatz, ganz sportlich, in der Ecke, dass die Hörer sich fragen sollen, ob denn die Musik jetzt tatsächlich alt ist oder nicht…“

 

Gregor Poschoreck: “Wie ist also dieser bewusst “alte“ Sound letztlich im Studio entstanden?“

 

Alexander Barck: “Durch spezielle Mikrofonierung und checken, wie die Sachen von damals klingen, durch Benutzung alter Geräte, gekoppelt mit einer sehr alten Art des Songwritings. Also nicht mehr so Hybridhaft, wie beim ersten Album, wo wir versucht haben, alles unter einen Hut zu bekommen. Dieses mal sind die Songs für mich straighter, und sagen schneller, wo es lang geht. Warum sollte man nicht auch einfach mal eine Harfe aufnehmen, und sie im Hintergrund laufen lassen?! Früher standen wir  auf komplexe Musik, nicht nur was die Arrangements betrifft, sondern auch, was Schichten betrifft. Heute geht das mehr in die Breite. Bei “Let Me Show Ya“ zum Beispiel sind die Drums nur auf der rechten Seite! Für uns spielt immer Musik eine Rolle, die eine längere Halbwertszeit hat. Bei der man auch nach Jahren noch denkt “huch, das habe ich noch gar nicht gehört“. Diese Detailverliebtheit, die wir damals beim ersten Album hatten, steckt heute dabei eher in der Aufnahme selbst. Es gibt zum Beispiel auch keine künstlichen Hallräume auf dem Album. Es wurde also darauf geachtet, dass das alles im gleichen Hallraum, also unserem Office, entsteht. Wir haben aufgenommene Spuren über Lautsprecher noch mal in den Raum reingedonnert, und per Mikro am anderen Ende des Raumes aufgenommen. Früher, bei den synthetisch erzeugten Klängen, war das anders. Da kannst die Sounds einfach hoch und runter schieben. Und durch die Überlagerungen der ganzen Klänge entsteht erst einmal ein guter Matsch, der irgendwie undurchsichtiger ist, sich aber bändigen lässt.“

 

Gregor Poschoreck: “Ein weiterer Name, der zum warmen Sound des Albums passt, zugleich meine Neugier weckt, ist José James, der besonders in letzter Zeit immer häufiger in Erscheinung tritt…“

 

Alexander Barck: “Wir haben ja eh nur Leute zum Album eingeladen, die wir im Grunde irgendwie kennen. Es war nicht wirklich in unserem Sinne, irgendeinen großen Namen einzukaufen. Das schien uns nicht angemessen. Wir haben also nur mit sozusagen “Extended Family Members“ zusammen gearbeitet. Über Gilles (Peterson) kannte ich José James schon länger. Für den Song, “Little Bird“, wollten wir eigentlich ein Female Vocal haben, was irgendwie nicht geklappt hat. Wir waren etwas ratlos. Aber als ich dann in den Track noch mal reingehört habe, fiel mir auf, dass dazu auch was ganz finsteres passen könnte. Also sind wir noch mal zur MySpace-Seite von José gegangen. Und so war für uns klar, dass José James der richtige ist. Es ergab sich dann, dass José gerade in der Gegend war. Wir luden ihn für ein paar Tage ein, und er hat sich die Nummer dann so selbst ausgedacht. Wir mussten da gar nicht mehr dran feilen.“

 

Gregor Poschoreck: “Ihr gehört mindestens in Deutschland, vermutlich auch international, zu den Superstars des Genres der, nennen wir es einfach mal so, elektronischen Musik mit Groove. Was macht so etwas mit einem?“

 

Alexander Barck: “Das ist natürlich ein nettes Kompliment, dass man für irgendetwas steht. Wenn es ums Musizieren geht, dann ist das alles schon eher eine Bauch-Arbeit. Da wird nie kalkuliert, wie was jetzt gut ankommt. Und da gibt es viele, die das so machen. Da gibt es ein großes Network an Leuten, die für irgendetwas stehen, aber auch WIRKLICH dafür stehen, und denen man ihre Arbeit, ihre Musik, abnimmt. Denen man es glaubt. Und wenn uns jemand zu dem Kreis zählen würde, wäre das toll.“

 

© Gregor Poschoreck

   
 
 
 

 

 

 

 

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