MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS |
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CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS |
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Wigald Boning - Jet Set Jazz (Compost Records/Groove Attack) Ganz ehrlich - ich war skeptisch, als ich erfuhr, das Wigald Boning ein Jazz-Album macht. Und dann das: Helle Begeisterung. Auf gleich mehreren Ebenen. Zum einen ist “Jet Set Jazz“ ein Instrumental-Album, was an sich (sieht man vom “klassischen“ Jazz ab) schon was eher seltenes ist. Dann ist “Jet Set Jazz“ alles andere als ein weiteres namenloses Jazz-Album. Dank Bonings individuellem Charakter und dem zuständigen Label Compost Records, Experten für Material jenseits der Beatlastigen Langeweile, haben wir hier eher eine Art zurückgelehnten, aber strukturisierten Siebziger Jahre-Soundtrack vor uns. Easy Listening 2.0. Herrlich, das. Nach Aussage der beigefügten Presseinfo spielt Comedian Boning selbst sämtliche Blasinstrumente. Dass Monsieur Wigald bereits in den Achtzigern in einer Punkjazz-Band namens KIXX spielte, war mir neu, und ich lasse mich an dieser Stelle sehr gerne belehren. Was “Jet Set Jazz“ betrifft könnte jedenfalls der Titel nicht schöner gewählt sein, die sparsamen und leichtfüßigen Beats von Produzenten Robert Di Gioia und Christian Prommer nicht passender, und der Groove nicht Honigsüßer sein als hier. Groovy Scheisse, dieses Album. Verflixt aber auch. © Dr. Chuck |
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Various - Latina Loca-Ritmo De Vida (edel) Die achte Folge der “Latina Loca”-Reihe steht seinen Vorgängern in absolut gar nichts nach, was sofort mit dem Opener, “No Me Dejes Querer“ von Gloria Estefan zweifelsfrei unterstrichen wird. Auch hier steht Bewegtes, Verrücktes, eben Loca, im Vordergrund. Material von Jon Secada, den Chiki Chaka Girls, von Ruben Gonzalez Jr. oder von Latin-Superstar Marquess, von David Bisbal, Pachanga, den gerade hierzulande immens erfolgreichen Orishas oder Diego Torres, um nur einige wenige zu nennen, ergibt ein sehr stimmiges Gesamtbild, das nicht nur Fans von Latin aufhorchen lassen wird. Der Fokus auf reine Unterhaltungsmusik mit dem gesunden Portiönchen Anspruch an den richtigen Stellen macht einmal mehr Sinn. Im Booklet hätten es vielleicht einige Infos, Fotos oder dergleichen mehr sein dürfen, aber Schwamm drüber. Denn: Die Musik zählt! Latino Loca! © Michael Arens |
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San Glaser - New Road (Flash Records/Soulfood) Vier Jahre nach ihrem Debütalbum “Never In Vain” kommt mit “New Road” nun das neue Album der Jazz-Vokalistin San Glaser. Das Album wurde Live mit Bandbegleitung im Studio eingespielt. Zur Band gehörten unter anderem Gitarrist David Neumann, Bassist Arnd Geise, Schlagzeuger Oliver Spanuth und Pianist Tobias Neumann. Die Stärke des Albums liegt allerdings in Glasers Interpretation ihres eigenen Materials. San Glaser hat eine gewisse Erdigkeit in ihrer sensiblen Stimme, welche die Songs des Albums, darunter ihre Neuinterpretation des Culture Club-Klassikers “Do You Really Want To Hurt Me“, zu überwiegend Gelungenen werden lässt. Bei Stücken wie “Heavenly“ kommt ihr Faible für waschechten Sixties Soul-Sound hervor, in anderen Songs schwimmt San dann wieder lieber auf Pop- oder vorsichtigen Latin-Spuren. Ein sehr schönes Vokal-Jazz-Album mit Singer/Songwriter-Einschlag und regelmäßig aufflammenden Soul-Gefühl. Frisch und unverbraucht. © Lex |
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The Blue Note 7 - Mosaic: A Celebration Of Blue Note (Blue Note/EMI) Die vielen Lichter in Las Vegas, der Swing in einer groß inszenierten Show: das sind die Bilder, die dem Hörer beim ersten Ton von “Mosaic: A Celebration Of Blue Note“ wohl schnell in den Kopf schießen. Das Label Blue Note Records begeht in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag und das will gefeiert werden. Seit seiner ersten Aufnahmesession im Jahr 1939 hat sich Blue Note zu einem renommierten Jazz Label entwickelt, das Legenden wie Miles Davis, John Coltrane oder Herbie Hancock unter Vertrag hatte. Die Tradition will fortgesetzt werden. The Blue Note 7 ist ein junges Jazz-Septett, ihr Album die erste Veröffentlichung des Labels im Jubiläumsjahr. Darauf finden sich acht Klassiker aus dem Blue-Note-Repertoire in zwar neuem, aber konventionell bewährtem Arrangement. So etwa McCoy Tyners “Search For Peace“ oder “Idle Moments“ von Peter Bernstein. Bei der Songauswahl wollte die Band unterschiedlichste Stimmungen einfangen. Dies ist mit dem dominierenden feierlichen Swing, den klagenden Blues-Elementen und einer balladesken Note von Melancholie gelungen. © Lisa Stein |
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Juan Trip - Fireplace (Citizen Records/Modulor/Broken Silence) Keine leichte Kost im eigentlichen Sinne des Wortes. Zunächst mal haben wir es mit elektronischer Musik zu tun. In der Folge auch mit Anleihen bei Independent Rock, Soundtrack-Atmosphäre, experimentellen Soundbasteleien bis zu Psychedelic Rock, und Spitzen aus Country, Blues oder gar House. An einigen Stellen finden wir uns in dem wieder, was in den Neunzigern mal als Industrial, also elektronische Musik mit starkem Rockeinschlag, superhip war. Andere Stücke wie “Now“ klingen so unverblümt wie ein Quentin Tarantino-Soundtrack, andere wie ein Abend am Hare Krishna-Lagerfeuer (“Standing In Your Eye (See Me Still)“ feat. The Shining Luvinsky). Sixties… groovy. Überschläglich wird man dem Album erst nach mehrmaligem Hören gerecht. Aber mal ehrlich - wen hat schon Jimi Hendrix oder John Coltrane beim ersten Hören wirklich und wahrhaftig fasziniert? Eben. © DJ Yonderboi |
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Various - F021R Meets Club Ibiza-Underground Radiowaves From Ibiza Sonica (Sunshine Enterprises/Nova Media) Für das ungeschulte Ohr sorgt das Auge zunächst für Verwirrung. So sieht man mal, wie sehr der Begriff “Ibiza“ mittlerweile musiktechnisch belegt ist. Denn tatsächlich befindet sich auf diesem Doppelpack zwar durchaus tanzbares, aber mitnichten nur House, Techno, Trance oder sonstige Varianten des großen House-Genres. Vielmehr blenden sich hier Stücke im schönsten Elektronik- und Soul-Gefühl ineinander, die durchweg ein hohes Niveau halten können. Modaji ist mit “Grass Is Greener“ dabei, oder Delgui feat. Colonel Red mit der Extended Version von “I Get It Now“, aber auch Material von Karvan, Robb Scott feat. Teasha Faison, dem Pepito Project oder Madrid De Los Austrias. Und dann doch wieder: Je weiter man sich in CD 1 rein hört, je mehr wird sich der Ibiza-Thematik angenähert. Freilich im neutralen Sinne, denn die Songs halten weiterhin ein hohes Niveau. CD1 wurde von Enrique Domenech ungemischt zusammengestellt, CD2 wurde von Igor Marijuan kompiliert und gemischt. Diese zweite CD entscheidet sich dann auch endgültig für die hier sehr deepen, soulful House-getriebenen Ibiza-Sounds. Zusammen ergibt das einen sehr frisch wirkenden, gut aufgelegten Sampler, dessen 24 Titel ein wunderschönes, sonniges Ganzes ergeben. Woher der lange, komplizierte Albumtitel herrührt, lasse ich als Geheimnis, dass im Booklet der CD aufgeschlüsselt wird, frei im Raum stehen… © DJ Dare |
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Lady Gaga - The Fame (Revised Version) (Streamline Records/Interscope Records/Konlive/Cherrytree/Universal) Hier muss eigentlich nicht mehr viel gesagt werden. Im letzten Jahr war Lady Gaga eine der heißesten und hochgehandeltsten Newcomer überhaupt. Stimmlich in der Nähe von Christina Aguilera angesiedelt, ist ihre Musik eine nicht immer ganz neu wirkende Mixtur aus Pink, Gwen Stefani, Madonna und Fergie. Darüber mag man sich streiten, eine gewisse Anziehungskraft lässt sich zugleich nicht wegdiskutieren. Aufgrund des großen Erfolges entschloss sich Universal nun, ihr Album als “Revised Version“ mit drei Extra-Tracks auf den Markt zu bringen – ein Trend, der immer größeren Zuspruch findet und so wohl die immer leerer werdenden bzw. schwerer zu füllenden Kassen der Musikindustrie zu füllen versucht. Ob die als “neue Madonna“ gehandelte Lady Gaga mit diesen drei Stücken ihrem ohnehin schon guten Album noch einen drauf setzen kann, ist hier eigentlich Nebensache. Was zählt, ist, dass mit Lady Gaga ein weiterer Newcomer in Sachen Madonna-Nachfolge ins Rennen geschickt wurde - Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Man wird sehen, wie es weitergeht. © Dr. Chuck |
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Gilberto Santa Rosa - Contraste En Salsa (Sony-BMG) Der “Gentleman des Salsa“ wie Gilberto Santa Rosa seit seinen musikalischen Anfängen in den Achtziger Jahren nicht nur in seiner Heimat Puerto Rico genannt wird, schafft es auch mit seinem neuen Album, “Contraste“, seinem Ruf mehr als gerecht zu werden. Nicht umsonst erhielt er im letzten Jahr für genau dieses Album einen der begehrten Latin Grammys. Das Album sprüht vor Energie und Spielfreude und Leben. Ein Füllhorn des Salsa-Genres, dass nicht ein einziges mal Pause macht. Dass es überhaupt ein Salsa-Album auf den deutschen Musikmarkt schafft, ist an sich schon eine lobende Erwähnung wert. Wenn es sich um ein so kurzweiliges wie “Contraste“ handelt, macht die Berichterstattung gleiche doppelt so viel Spaß. Hier hält es niemanden mehr auf den Stühlen. Danke für dieses schlichtweg herrliche Album, Herr Santa Rosa - el caballero de la salsa! © Dominique Dombert-Pelletier |
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Cowboys From Hell - Monster Rodeo (The Jazz Label Altrisuoni/Da Music) “Dieses unkonventionelle Trio duscht euch alle gründlich und kalt ab. Peng!“ heißt es über die Cowboys From Hell. Damit ist nicht zu viel versprochen. Ein wenig Selbstironie und deutschsprachige Texte machen die Cowboys entgegen mancher Erwartungen nicht zu einer Spaßband. Das Album zeigt sich als ernstzunehmende, teils psychedelische Mischung aus Funk, Jazz und Metall. Einschlägige Gitarrenriffs, großzügiger Gebrauch des Wah-Wah-Pedals und sarkastisch-sozialkritische Text erfrischen und erfreuen gelangweilte Ohren. So etwa die in “Halloween“ eingeblendete Stimme George Bushs, unterlegt von gefährlich klingenden Westernfilmelementen, oder “Crouching Tiger, Hidden Cow“ über den Botox-Lifestyle. Das Schweizer Trio hat Frank Zappa, Prince oder Rage Against The Machine gut zugehört. Das beste daran: der Fan solcher musikalischen Vorreiter muss sich nicht fremd schämen, sondern darf aufatmen. © Lisa Stein |
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Sebastian Schunke - Back In New York (Connector Records/Termidor Musikverlag/In-Akustik) Pianist und Komponist Sebastian Schunke gehört seit vielen Jahren zum Aushängeschild für zeitgenössischen Jazz aus Europa auf internationalem Terrain. Auf “Back in New York“ kollaboriert er mit dem großen Klarinettisten Paquito D’Rivera, aber auch mit Antonio Sanchez, Pernell Saturnino, Anders Nilsson und, last but not least, mit John Benitez, der ebenso wie D’Rivera als Aushängeschild des New York-Latin Jazz gilt, womit wir den Bogen zurück zum Albumtitel geschafft hätten. Schunke schwingt sich behutsam, zugleich verspielt durch die sieben Stücke, die auch mal etwas Energiegeladener sein dürfen, wie bei dem sehr abwechslungsreichen “Vida Pura“. Angenehm ist auch, dass Schunke es trotz des etwas irreführenden Titels großenteils vermeidet, der immer größer werdenden Bewegung des “New York Jazz“ zu folgen. Schunke bleibt bei seinen Leisten und stellt die Musik selbst in den Vordergrund. Musik, die mit New York eben besagten Latin-Jazz gemein hat - nicht mehr, und nicht weniger. “World Jazz“ nennt es die Plattenfirma im beiliegenden Info, was den Kern jedoch nur Ansatzweise trifft. In Deutschlands Jazz-Superstar Sebastian Schunke und Latinjazz-Legende Paquito D’Rivera treffen sich hier zwei beeindruckende Künstler zweier verschiedener Welten, um New York als Schmelztiegel und Dreh- und Angelpunkt zur Inspiration werden zu lassen. “Back In New York“ kommt dabei von Herzen und lässt jede Kopflastigkeit federleicht hinter sich. © Michael Arens |
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Stefan Grasse - Echos der Stadt (Xolo/Galileo MC) “Echos einer Stadt“ nennt sich das experimentell klingende Album, das Stefan Grasse der Stadt Nürnberg widmet. Er wollte ein erstes musikalisches Werk schaffen, dass sich mit dieser Stadt und ihrer Geschichte beschäftigt. Läuft man durch die Nürnberger Straßen, so sticht einem vieles ins Auge. Dem bekanntesten Weihnachtsmarkt der Welt hat Nürnberg den sympathischen Kitsch zu verdanken, der über das ganze Jahr präsent ist. Außerdem wären da die bunten Hunde Nürnbergs: der ältere Herr, der auf einem Flaschenhals bei jedem Wetter einen einarmigen Handstand hinlegt, oder der hagere Afrikaner in bayerischer Tracht. Doch Grasse fängt weniger das Treiben und Funkeln einer Großstadt ein, als vielmehr ihre Historie. Auch die ist zu spüren, wenn man durch die alte Kaiserstadt spaziert. Der Handwerkermarkt, die Nürnberger Burg, oder die St.Lorenz Kirche scheinen es zu sein, was Stefan Grasse vertonen will. Die Echos der Stadt kommen nämlich aus der Vergangenheit: “Marsch 1933-1945“ instrumentalisiert so die Zeit, in der Nürnberg die Stadt der NSDAP-Reichtage war. Der Jazz, der von der akustischen Gitarre dominiert wird, erinnert insgesamt stark an das Mittelalter: “Nürnberger Nights“ klingt wie ein Minnegesang, der die Stadt umwirbt. Eine CD für offene Musikfreunde. © Lisa Stein |
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Mark Wyand - Hidden Hill (Sony-BMG) Tenor-Saxofonist Mark Wyand wurde 1974 in England geboren, wuchs jedoch überwiegend in Deutschland auf. Bereits in jungen Jahren wurde klar, dass Wyand Musiker werden würde - mit 18 Jahren besuchte er schließlich das Meistersinger Konservatorium in Nürnberg. In der Folge trat Wyand immer mehr als freischaffender Saxofonist in Erscheinung. Auftritte mit Kenny Wheeler, Clark Terry, Till Brönner, Robbie Williams, Jim McNeely oder Klaus Doldinger festigten seinen hervorragenden Ruf, der 2004 in seinem Albumdebüt als Bandleader gipfelte. “Lucid Dream“ (Mons Records) führte schnell dazu, dass Wyand bei Sony ein Zuhause fand. Freund Till Brönner nahm sich schließlich Wyands an und produzierte 2007 dessen “Eye To Eye“-Album, dass nun durch “Hidden Hill“, co-produziert von Mark Wyand und Till Brönner, einen verdienten Nachfolger findet. Die Songs sind ruhig, teils melancholisch, fast hypnotisierend hier und da. Die Musik ist praktisch durchweg von Wyand selbst komponiert und bleibt melodisch am bewusst reibenden Boden der Tatsachen. Atmosphärische Dichte war Mark Wyand ganz offensichtlich ein wichtiges Anliegen, was dem Glanz des Albums eine ganz eigene Dynamik und eine Art Mattglänzende Struktur gibt. Als Gäste finden sich unter anderem Daniel Karlsson am Piano sowie Dieter Ilg am Bass, der erst kürzlich mit seinem wunderbar reduzierten Album „Bass“ (Full Fat/edel) überzeugte (der SOUL TRAIN berichtete). “Hidden Hill“ - atmosphärisch, kompakt, gut. © Michael Arens |
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Steve Baker & Dick Bird - King Kazoo (Acoustic Music Records/Rough Trade) Tief amerikanisch klingt “King Kazoo“. Vor dem inneren Auge offenbaren sich die Weiten von Arizona, augenblicklich muss man an harte Jungs in texanischen Saloons denken. Immer wieder spielten Steve Baker und Dick Bird in verschiedenen Formationen zusammen. Es brauchte 35 Jahre, bis sie sich als Duo zusammenfanden und dem Country Blues und der Jugband Musik widmeten. Die raue Stimme Dick Birds klingt mal wehmütig, mal naiv optimistisch. Der Stil erinnert an Tracy Chapman oder an Kenny Wayne Shepherd. Das Album ist eine Hommage an das Instrument Kazoo, an dem sich die Geister scheiden und das weitgehend als musikalischer Gag tituliert wird. Beim Titel “King Kazoo“ übernimmt das quäkende Instrument, in das man hinein singen muss, um Töne zu erzeugen, selbst die Führung. Dass gerade dieses diskriminierte Instrument zum “King“ des Albums erhoben wird, verdeutlicht die sympathische Romantik, mit der “King Kazoo“ im Ganzen zu beschreiben ist. In Bakers und Birds Amerika scheint noch alles in bester Ordnung zu sein und gerade das ist auch gut so. © Lisa Stein |
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John Lee Hooker Jr. - All Odds Against Me (Jazzhaus Records/In-Akustik) Das ist so eine Sache mit großen Vätern und deren Schatten. Besonders, wenn man den exakt gleichen Namen trägt. Auch hier stellt sich zunächst mal die Frage, ob der Sohn vor den Wagen des großen Vaters gespannt wurde, um einen schnellen Euro zu machen, oder ob wir es hier tatsächlich mit einem selbständigen Künstler zu tun haben, der diese Art Anbiederung, wenn auch Fakt, nicht braucht. Die Wahrheit liegt wohl (noch) irgendwo dazwischen. Natürlich ist es klar, dass niemand besonders an die Stimme des großen Johnny Lee Hooker (Senior) herankommt. Das beinhaltet auch seinen Sohn, der durch seinen ikonisierten Vater bereits in sehr jungen Jahren mit Blues in Berührung kam. Zum anderen zeichnet sich hier, auch das Fakt, ein immer ernster zu nehmender Blues-Künstler vorderster Front heraus, der mit diesem, seinem dritten Studio-Album, seinen Stand als eigenständiger Blues-Künstler immer mehr verbrieft. Dass der Junior dieses Identifikations-Manko sofort im Albumtitel, “All Odds Against Me“, auf elegante und konkrete Weise abhandelt, spricht für ihn. Und tatsächlich ist das Album ein Füllhorn aus Blues, Blues, und, na ja, Blues. Stilsicher. Tief und abgründig, dreckig, zugleich offen und fern jeder Schwere sind das Dutzend Titel des Albums. Diese Beschreibung könnte dann wieder tatsächlich direkt aus dem Fundus seines Vaters zutreffen. Was ganz sicher ein Kompliment ist. Also doch wieder… Zusammenfassend also ein wichtiges, durchweg hochprofessionelles Blues-Album, dass den Junior immer näher in die Nähe seines Vaters rücken lässt. Ich prophezeie, dass in weiteren drei Alben absolut niemand mehr Vergleiche mit seinem Vater ziehen wird. © Michael Arens |
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Milla Viljamaa - Paras Aika Päivästä (Aito Records/Galileo MC) Das Debütalbum von Milla Viljamaa sticht ins Auge: ein wunderschönes Cover in roter Samtfarbe, in dessen Mitte ein goldener barocker Rahmen um ein hell erleuchtetes Kettenkarussell prangt. Beim Öffnen der CD lächelt die Künstlerin entgegen, die samt ihrem Fahrrad von roten Schleifen und Blumenmuster umgeben wird. Die Optik der CD wirkt viel versprechend, sie verspricht vielleicht sogar ein kleines bisschen mehr als sie halten kann. Harmoniumklänge ziehen sich als roter Faden durch “Paras Aika Päivästä“, der Hörer wird in eine nostalgische Welt von Kirmes und Stummfilm versetzt. Die finnische Interpretin kommt dem französischen Filmmusikgenre sehr nahe. Dramatische Tangoelemente und verträumte Melodien erinnern tatsächlich an “Die fabelhafte Welt der Amelie“ oder an “Chocolat“. Die Musik zieht zwar in ihren Bann, kann sich jedoch mit ihrem Manko der instrumentalen Interpretation, fast ohne Gesang nur als nette Hintergrundmusik beweisen oder eher bei einem Liebhaberpublikum punkten. © Lisa Stein |
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Atongo Zimba - Barefoot In The Sand (Hippo Records/New Music) Atongo Zimbas Musik zeigt sich als eine Bereicherung für den europäischen Musikmarkt. Wer müde vom hämmernden, monotonen Einheitsbrei ist, sollte sich mit diesem frischen und lebendigen Wind aus Ghana beschäftigen: Atongos Biografie liest sich wie ein Roman: vom Großvater lernte er sein Intrument, die Koliko, zu bauen und zu spielen. Inspiriert vom Afrobeat Fela Kutis verließ er seine Heimat im Norden Ghanas und spielte an Straßenecken und auf Märkten. Wie es wohl auch im Roman geschähe, traf Atongo in Lagos dann auf Fela Kuti und spielte zusammen mit seinem Meister für einen Dollar pro Abend. Anfang der 90er Jahre erschien sein Debüt “Allah Mongode“, das ihm auch in Europa Erfolg bescherte. Sein aktuelles Album “Barefoot In The Sand“ beschäftigt sich mit traditionellem Musikgut und birgt nicht wenige tanzbare Ohrwürmer mit Anspruch. Die Mischung aus Zupfinstrumenten, tragender Percussionalität und engelsgleichem Hintergrundgesang erinnert an Youssou N´Dour. Atongos weiche Stimme und die unaufdringlich sanften Rhythmen schenken Optimismus und Zuversicht. © Lisa Stein |
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Moscow Symphony Orchestra/William Stromberg - King Kong-The Complete 1933 Film Score by Max Steiner/Reconstruction by John Morgan (Reissue) (Naxos) Zugegeben - mit der SOUL TRAIN-Thematik hat das hier nichts zu tun. Wäre da nicht die Gewissheit, dass hier und da ein Blick über den Tellerrand der Musik, der Kultur, der Kunst allgemein, nie schaden kann. Mehr noch – er kann bereichern. So geschehen im Falle der Neuauflage des legendären Soundtracks (und der Begriff “Soundtrack“ war vor einem dreivierteljahrhundert durchaus noch wörtlich zu nehmen) zum Original-“King Kong“-Film von 1933. Max Steiner war der Komponist, der dem Film, der in allen Belangen seiner Zeit um Jahrzehnte voraus war, erst die richtige Atmosphäre, Dichte, gab, die ein Opus wie das brauchte. Sehr liebevoll ist diese CD sicher nicht nur Interessant für Filmfreaks und Fans von Soundtracks, denn sie ist bei aller Theorie auch sehr leicht zugänglich und hinterlässt noch immer imaginäre Hörspuren. Das Booklet berstet vor Informationen über den Film und den Soundtrack an sich. Ein Vorwort von Ray Harryhausen, der Stop-Motion-Legende schlechthin, eine kleine Biografie über Max Steiner, jede Menge Hintergrundinfos sowie detaillierte Inhaltsangaben zu jedem einzelnen Tonsegment perfektionieren die CD. Ein Zeitzeugnis, aber auch ein zeitloses Stück Soundtrack-Magie, das seinesgleichen sucht. © Holger S. Jansen |
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