INTERVIEW

Stee Downes - Irish Stee

Aktuelles Album: Stee Downes - All In A Day (Sonar Kollektiv)

Stee Downes - Irish Stee

Stee Downes - Irish Stee

Aktuelles Album: Stee Downes - All In A Day (Sonar Kollektiv)

Liest man sich die Presse-Info zu Stee Downes’ Debütalbum “All In A Day” (Sonar Kollektiv) durch, ist Soul der rote Faden. Namen wie Donny Hathaway, James Brown, D’Angelo oder Aretha Franklin fallen wie Kirschen aus den Bäumen. Und sicher ist das durchgehende Musikgefühl das des Soul. Zugleich täuscht das aber auch.

Denn Stee Downes vereint in seiner Musik nämlich eben nicht nur Soul, sondern zu großen Teilen auch elektronische Musik, brasilianische Einflüsse, Jazz, Pop und immer wieder auf klassische Dancefloorelemente schielende Versatzstücke. Zusammen ergibt das einen unverschämt charmanten und kurzweiligen Musikmix, der bisher seinesgleichen sucht.

Ebenfalls fällt auf, dass Steven “Stee“ Downes mit seiner Musik als auch, besagtem Presseinfo sei Dank, privat ein internationaler Europäer ist, der unter anderem in Dublin, in Amsterdam, in Deutschland, in Kroatien zuhause ist. Ein Pluspunkt im Soulgefühl des bisher mit Remixen auffälligen, stillen und zurückhaltendem Allroundtalent.

Ich erwähne das mit dem Allroundtalent nicht grundlos. Stee schrieb, komponierte, produzierte, spielte und sang große Teile seines faszinierenden Debütalbums im Alleingang, lediglich unterstützt von seinem Freund und Co-Produzenten Ishfaq, seines Zeichens ebenfalls Beatbastler mit Hang zur Melancholie und Kampferprobter Sidekick von Mr.Downes.

Dr. Chuck schien dem SOUL TRAIN genau der richtige zu sein, Irish Stee Downes auf den Zahn zu fühlen…

Dr. Chuck: “Mir fiel an “All In A Day” als erstes der Stilmix auf, der eben nicht nur ein Mix ist, sondern alles zu etwas ganz Eigenen vermengt.“

Stee Downes: “Ich wurde durch eine Menge verschiedener Musik beeinflusst. Ich wollte zum einen was machen, was zusammenpasst, aber zugleich in viele verschiedene Richtungen geht. Die zehn Stücke, die auf dem Album sind, sind genau die Stücke, die ich auf dem Album haben wollte.“

Dr. Chuck: “Als ich zum ersten mal das Album hörte, hätte ich schwören können, dass Du ein Schwarzer aus eine der klassischen Underground-Hochburgen aus London oder Sheffield kommst… und dann das: Ein Weißer Ire mit Wohnsitz in Amsterdam…“

Stee Downes: (lacht) “Ja, das höre ich oft. Die Leute haben kein wirkliches Image von mir. Ich wollte es so anonym haben. Das ist alles ich, all das, was ich gerne höre. Glücklicher Weise blendet meine Musik sich wunderbar in das Gesamtbild ein.“

Dr. Chuck: “Dann ist da dieser unbestimmte, aber sehr natürlich wirkende Groove, der sich wie ein roter Faden durch das Album zieht…“

Stee Downes: “Ich bin seit Jahren DJ, und wann immer ich über das Strukturieren von Musik nachdenke, mache ich gerne viel Dance-Zeug, aber auch Zeug mit Atmosphäre. Ich denke bei Liedern gerne an einen einzigen Beat.”

Dr. Chuck: ““All In A Day“ wurde auf Sonar Kollektiv, einem der innovativsten Labels überhaupt in Sachen elektronischer Musik mit wahrem Soulgefühl, veröffentlicht. Vor einiger Zeit wurde auf dem gleichen Label ein Album neu herausgebracht, dass, bewusst oder unbewusst, eine Art Brückenschlag für dein Album sein könnte, nein, ist! Paul Bryan, der mit richtigem Namen Sergio Sá hieß, war der Künstler und “Listen Of“ hieß das Album, dass mit Soul, Groove, Harmonien, selbstredender brasilianischer Musik und einer guten Portion Melancholie arbeitete.. genau wie deine Musik…“

Stee Downes: “Ich stimme zu. Aber es hängt vielleicht auch mit der Art zusammen, wie bei Sonar Kollektiv Musik grundsätzlich empfunden wird. Ich bin seit langer Zeit ein Fan des Labels. Das mein Album dort veröffentlicht wurde, war eine sehr schöne Entwickelung für mich. Ich war zwar schon lange in vielen Ländern unterwegs, bin aber erst zum Musik machen gekommen, als Sonar Kollektiv, Compost, Jazzanova und so weiter mit diesem “neuen Jazz-Ding“ anfingen. Vor 10, 12 Jahren. Dieses Thema hat sicher auch viele Leute an den Soul gebracht. Besonders, wenn es um Schlüsselelemente wie Streicher oder Fender Rhodes ging. Und das ist irgendwie alles bei mir hängen geblieben.“

Dr. Chuck: “Reden wir mal über Soul. Überschläglich kann man trotz aller elektronischen, brasilianischen und Dancefloor-orientierten Ansätze sagen, dass das Album ein sehr starkes Soul-Gefühl mit sich bringt.“

Stee Downes: “Ja, es gibt definitiv diese Richtung. Auch etwas Folky ist das Ganze. Wir haben bei dem Arrangement auch genau daran gedacht. Ich wusste von Anfang an, welches die Songs sein sollte. Es ging mir um den gesamten Sound des Albums. Ich ging nach Kroatien zu einem Freund von mir, Ishfaq. Wir nahmen in seinem Haus binnen zwei Wochen alle Tracks auf. Wir hatten kein echtes Budget, also mussten wir damit arbeiten, was uns zur Verfügung stand. Wir haben also etwa einen Tag pro Track genutzt, die zweite Woche um alles zu überarbeiten. Eine sehr aufgeräumte Sache. Manchmal ist es einfach schön, eine komfortable Umgebung zu haben, wenn du Musik aufnimmst. Ishfaq und ich spielen gerne zusammen. Das alles half ganz sicher der Album-Atmosphäre.“

Dr. Chuck: “Ishfaq war ja auch der Co-Produzent von “All In A Day“, dass Du übrigens praktisch im Alleingang geschrieben und umgesetzt hast.“

Stee Downes: “Ich kenne Ishfaq etwa seit zehn Jahren. Wir lebten in Dublin einige Jahre zusammen, arbeiteten dann in einem Studio in Amsterdam zusammen. Wir machten dort diverse Remixe für deutsche Labels und alles wuchs. Wir sind sehr gut befreundet. Wir arbeiten sehr gut zusammen und ergänzen uns ganz selbstverständlich.“

Dr. Chuck: “Wie geht es weiter?“

Stee Downes: “Ich gewöhne mich gerade erst an den Gedanken, Vollzeit nur Musik zu machen. Und dieses Album ist der Anfang dazu. Ich arbeite bereits am nächsten Album, arbeite an einer Live-Show. Das wird eines meiner nächsten Dinge, eine Live-Band auf die Bühne und auf mein nächstes Projekt zu bringen. Ich plane immer weit voraus. Ich mag es einfach, Musik zu machen. Das ist eine ganz natürliche Sache für mich. Es ist eine Art Liebesdienst an die Musik. Ich habe mein eigenes kleines Studio, in dem ich meine nächsten Tracks, mein nächstes Album vorbereite. Es wird sehr anders, so viel kann ich sagen… Es wird ebenfalls eine Remix-EP erscheinen, diverse Zusammenarbeiten mit Sinbad von Raw Fusion Records. Es wird einige Clubbige Produktionen geben. Ich mag es, mir stilistisch die Optionen offen zu halten, Reggae, House, was auch immer mir gefällt. All diese Stile sind irgendwie miteinander verwandt. Black Music!“

© Dr. Chuck

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