INTERVIEW

Thomas Siffling - E-Type Soul

Aktuelles Album: Thomas Siffling Trio - Cruisen (Jazz’n’Arts/Our Distribution/Soulfood)

Thomas Siffling Trio (Thomas Siffling, Jens Loh, Markus Faller)

Thomas Siffling - E-Type Soul

Aktuelles Album: Thomas Siffling Trio - Cruisen (Jazz’n’Arts/Our Distribution/Soulfood)

Trompeter, Produzent, Songschreiber und Labelmanager Thomas Siffling ist ein Genussmensch. Das wird nicht nur durch die Konzeption seines neuesten Albums, “Cruisen“ (Thomas Siffling Trio) (Jazz’n’Arts/Our Distribution/Soulfood) klar.

Zum einen ist da der warme, knarzige sehr leicht zugängliche Klangteppich aus zeitgenössischen Jazzelementen, Pop und sechziger Jahre Lounge Jazz, der mit einer warmen Bettdecke aus Soulfasern erwärmt wurde. Lounge Musik im ursprünglichsten Sinne des Wortes, ohne wenn und aber.

Auch im Interview spricht Siffling über gutes Essen, seine Leidenschaft für Lounge-Musik und das Autofahren, über die Weinstraße und den Spielspass, den er und seine zwei Trio-Mitstreiter Jens Loh (Bass) und Markus Faller (Schlagzeug und Percussion) bei der Entstehung des aktuellen Albums „Cruisen“ hatten.

Bereits mit dem letzten Album “Kitchen Music“ (Jazz’n’Arts/Our Distribution/Soulfood) begann das Konzept, ein Album wieder ein Album sein zu lassen, bei dem nicht ausschließlich die Musik, sondern eben auch das berühmte “drumherum” stimmt. So wurden uns im Booklet allerlei Rezepte zum Nachkochen geliefert. Die edle, dabei entspannte, warme Optik unterstrich das stimmige, fließende  Gesamtkonzept.

Die Konzeption des neuesten Albums des Thomas Siffling Trios, “Cruisen“, setzt die Tradition fort, wechselt lediglich den Fokus von gutem Essen zu Fahrkultur und Automobiler Eleganz. Im Booklet finden sich diverse “Reiserouten“ aus unterschiedlichsten Ländern inklusive Adressen und Hot Spots, die man als passionierter Autofahrer nicht verpassen sollte. Zusammen mit der Musik ergänzt sich das Werk wunderbar zu einem Rundkurs aus erwähntem Jazz, aber eben auch Lounge, Pop, Soul. Eine kleine Urlaubsplanung inklusive der dazu passenden Musik - für den Preis einer CD. Atmosphäre in Höchstform.

Zeit für den SOUL TRAIN, Thomas Siffling zu Wort kommen zu lassen…

Michael Arens: “Für mich hat das Album sehr viel Soul…“

Thomas Siffling: “Das Album ist ja schon so angelegt wie ein Lounge Jazz-, ein Nu Jazz-Album mit einer Reminiszenz an die Sechziger Jahre. An diesen Soul Jazz, Groove Jazz. Damit ist der Querverweis zu Soul ja schon gegeben. Bei unserer Musik ist es uns wichtig, dass wir verständlich sind. Dass die Leute verstehen, was wir musikalisch machen. Dafür ist ja gerade auch der Soul bekannt. Wir versuchen einen Jazz zu machen, der irgendwie Keimfrei ist. Eine Musik die, auch, wenn es etwas Klischeehaft klingt, Leute berührt…“

Michael Arens: “Das finde ich besonders wichtig. Gerade in Deutschland ist die Jazzszene gerne sehr Elitär, teils sogar Arrogant unterwegs…“

Thomas Siffling: “Der Jazz in Deutschland hat sich in eine Sackgasse manövriert. Das können ja die Musiker selbst kaum noch verstehen. Da spielst du im Club für fünf Leute, die sich dafür interessieren, dass da etwas Hochintellektuelles passiert. Und das kann es ja wohl nicht sein. Der Jazz muss sich sozusagen neu definieren.“

Michael Arens: “Dann also zum Gesamtkonzept von “Cruisen“, dass sich dieses mal, nach Kochen auf “Kitchen Music“, um das Autofahren dreht.“

Thomas Siffling: “Es sollte ein loungiges Nu Jazz–Album werden. Dabei soll das Album einfach ein gutes, positives Musik vermitteln. Zugleich sind wir natürlich auch ernstzunehmende Jazzer. Trotzdem bin ich ja bekennender Autofahrer. Und so entspannt wie im Auto kannst Du heute eigentlich nirgendwo anders Musik hören.“

Michael Arens: “Beim Cruisen sozusagen?!“

Thomas Siffling: “Richtig. Wo hat man den überhaupt die Zeit, Musik zu hören? Das hat man so selten, die Muse, sich bei einem guten Glas Wein hinzusetzen, und Musik zu hören.“

Michael Arens: “Dazu mischt sich das stimmige Gesamt-Layout mit dir und dem Jaguar E-Type in genau den richtigen Farben und Tönen auf dem Cover.“

Thomas Siffling: “Die Wärme, die unsere Musik ja auch hat, sollte sich ja auch im Cover widerspiegeln. Du musst ja auch sehen, dass der Markt überschwemmt ist. Also kauft man erst einmal über die Optik. Das ist die Idee, die dahinter steht. Wie gesagt, die CD ist auch eine Verbeugung vor dem Sechziger Jahre Soul Jazz. Vor Leuten wie Donald Byrd, der eine Platte mit einem Jaguar E-Type drauf gemacht hat. Damals waren Jazzmusiker auch Lifestyle-Ikonen. Und da will ich wieder hin. Den Leuten soll natürlich auch die Musik gefallen.“

Michael Arens: “Also eine Art Gesamtkunstwerk?“

Thomas Siffling: “Die Konzept-Idee gab es ja schon bei dem Vorgänger-Album “Kitchen Music“. Da war das sehr erfolgreich und ist auch als Konzept so angenommen worden. Also dachte ich mir, dass es ein Rückschritt wäre, einfach eine ganz normale neue Platte zu machen. Solange das Potential noch da ist, und ich mich nicht verbiegen muss, ist das wunderbar. Solange das Thema passt. Wir haben also ein wenig rumgerätselt, bis das Thema Autofahren klar war. Ich komponiere im Auto, ich finde Oldtimer cool, und so weiter… Und dann haben wir uns gedacht, dass wir jetzt ja noch was vergleichbares brauchen zu den Rezepten von “Kitchen Music“. Ein paar Tage später war ich dann zufällig in der Pfalz auf der Weinstrasse unterwegs, und da kam mir die Idee zu den Autorouten. Es ist ja nur ein Vorschlag unsererseits. Wir bieten Spots an, wo man Übernachten kann, gut Essen kann, und so weiter… Vielleicht richte ich dann mal auf meiner Homepage eine Rubrik “Nachgefahren“ oder so ein, wo dann die Leute die Routen nachfahren und ihre Reiseerlebnisse hinterlassen können. (lacht)“

Michael Arens: “Also ist das Konzept schon auch ein sehr privates.“

Thomas Siffling: “Das Konzept ist natürlich auch sehr mit mir verwoben. Wie viele Platten das noch gut geht, muss man sehen. Irgendwann ist es sicher mal gut, und man muss sich was Neues überlegen. Die Idee ist dabei natürlich auch, ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Schöne Platten gibt es sehr viel auf dem Markt. Aber irgendwie musst Du dich ja mal von der breiten Masse abheben…“

Michael Arens: “Das neue Album “Cruisen“ beinhaltet neben den eigenen Kompositionen auch das Beatles-Cover “Come Together“. Warum genau dieser Song?“

Thomas Siffling: “Ich bin kein ausgesprochener Beatles-Fan. Aber ich gucke natürlich in der Pop-Welt auch immer wieder nach Stücken, die für unser Trio gut passen würden. “Come Together“ habe ich mir mal als interessante Variante rausgepickt, wir haben es im Trio transkribiert, gespielt, und es war irgendwie geil. Das ist ein schöner Farbtupfer. Die Leute kennen den Song, der Aha-Effekt ist vorhanden. Es passt gut in den Kontext und ist Gewinnbringend.“

Michael Arens: “Der eine oder andere Titel hat mich tatsächlich an Herb Alpert erinnert. “11.03“, oder “In Motion“ etwa.“

Thomas Siffling: “Das ist ein Kompliment. Ich mag Herb Alpert auch sehr gerne. Unter diesem Aspekt habe ich mir das Album noch nicht angehört. Was natürlich die Verwandtschaft mit Herb Alpert ist, sind eingängige Melodien. Das Flügelhorn ist das weitere Gemeinsamkeit, was ja einen sehr warmen Sound hat.“

Michael Arens: “Wie war die Arbeit im Studio?“

Thomas Siffling: “Wir haben den Vorteil, dass wir in einem Studio waren, dass wir alle sehr gut kennen. Das ist entspannt und familiär. Wir kennen die Tontechniker, man weiß, was auf einen zukommt. Jens Loh, Markus Faller und ich sind natürlich als Trio schon sehr lange zusammen, haben seit 2004 sehr viel zusammengespielt. Deshalb war die Musik auch relativ zügig im Kasten. Ich wollte ja auch eine gewisse Pop-Attitüde haben. Deshalb haben wir bis auf “Come Together“ auf jeder Spur noch irgendeine Rassel oder so, damit das den richtigen Sound gibt. Dann kam die Entscheidung, dass wir Xaver Fischer an den Tasten dazu nehmen. Eine Wurlitzer macht diesen warmen Sound. Was dann eigentlich auch wieder scheiße ist, da zu dem Zeitpunkt alles bereits aufgenommen war. Ich habe Xaver dann angerufen, bin nach Köln gefahren und er hat an einem Tag alles aufgenommen. Das macht den Sound ein bisschen runder. Dann habe ich Veronika Harcsa ihre Songs nach Budapest geschickt, sie hat die Songs im Studio aufgenommen und wieder zurückgeschickt. Alles per email…“

Thomas Siffling: “…schöne, neue digitale Welt.“

Thomas Siffling: “Genau. Wir kennen uns übrigens noch gar nicht. Nur per email.“

© Michael Arens

Thomas Siffling

Thomas Siffling

Thomas Siffling Trio - Cruisen

(Jazz’n’Arts/

Our Distribution/

Soulfood)

Thomas Siffling Trio -

Kitchen Music

(Jazz’n’Arts/

Our Distribution/

Soulfood)

UP