CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Lionel Richie - Just Go (The Island Def Jam Music Group/Universal Music)

Lionel Richie - Just Go (The Island Def Jam Music Group/Universal Music)

Lionel Richie ist in der Öffentlichkeit zwar ein unangefochtenes Bollwerk zwischen Soul-Klassiker und Schmusebarde. In Soul-Kreisen wird er allerdings aus gleichem Grunde durchaus kritisiert. Was seine Berechtigung hat.

Denn zum einen kehrt sich Richie mit jedem Album seit seinem Ausstieg bei den Commodores vor fast drei Jahrzehnten immer ein kleines Stück weiter ab vom Pfade der schwarzen Musik, des Soul.

Was ihm in den Achtzigern bei “Hello“ etwa, wohl seinem bis heute erfolgreichsten Solo-Hit, mit einem Augenzwinkern von der Soul-Gemeinde gegönnt war, wandelte sich durch Pop-Hits wie “Angel“ immer mehr zu einem Weichspüler-Soulpop, der sich, sind wir ehrlich, immer nahtloser in europäisch anmutende Belanglosigkeiten á la Anastacia oder der Lighthouse Family einreiht.

“Good Morning“, der erste größere Hits vom neuen Album “Just Go“ unterstreicht das. Für mich liegt das Problem, sofern es denn eines ist, nicht wirklich am zwar durchweg rundlaufend produzierten Klangteppich (Christopher “Tricky“ Stewart war hier immerhin einer der Drahtzieher), sondern am Umstand, dass Richie seine Songs im Wesentlichen nicht mehr selbst schreibt.

Was Lionel Richies Musik nämlich auszeichnete war seine klare und sehr direkte Bildsprache, die natürlich in Songs anderer Autoren fehlt - fehlen muss.

Die 14 Songs werden am beschriebenen Dilemma ganz sicher nichts ändern. Was irgendwie auch egal ist. Denn für die breite Masse hat der Eros Ramazotti Nordamerikas nur ein weiteres Kapitel zu seinem Schmusekatalog hinzuaddiert.

Für die Soul-Fans wird es aber immer fragwürdiger, Richie als ernstzunehmenden Soul-Künstler und letztlich als die Ikone des Genres zu sehen, der er nun mal repräsentiert und (noch immer) ist.

Fazit: Durchwachsen.

Gerne hätten wir Lionel Richie nach der oben beschriebenen Problematik befragt. Leider stand er nicht für ein Interview zur Verfügung.

© Michael Arens

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