MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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INTERVIEW

 

 

 

 

 

Hugh Masekela - Reine Ausdruckssache

Aktuelles Album: Hugh Masekela - Phola (Four Quarters Entertainment/World Connection/edelkultur)

 
 

Hugh Masekela

 

Hugh Masekela - Reine Ausdruckssache

Aktuelles Album: Hugh Masekela - Phola (Four Quarters Entertainment/World Connection/edelkultur)

 

 

 

In diesem Jahr feiert Hugh Ramopolo Masekela seinen 70. Geburtstag. Die offiziellen und inoffiziellen Feierlichkeiten in seiner Heimat Südafrika dauern das ganze Jahr an. Den Status, den Masekela in den letzten fünf Dekaden erreichte, ist beeindruckend, fast beängstigend.

 

Als einer der wichtigsten und einflussreichsten Musiker Südafrikas gehört es unter anderem zu seinen Verdiensten, den “offiziellen“ Song für Nelson Mandelas Freilassung (“Bring Him Back Home“) veröffentlicht zu haben. Er war mit Miriam Makeba, der Grand Dame der weltweiten Klassik-Szene verheiratet, ist, nach eigenen Angaben, Onkel von Joy Denalane (“Joy ist meine Nichte. Ihr Vater ist mein Cousin und wir sind zusammen aufgewachsen.“ - obwohl Joy selbst in einem Interview, dass ich vor einigen Jahren mit ihr geführt habe, gesagt hat, dass er eigentlich nur ein “sehr guter Freund ihres Vaters“ sei), war in unzählige für die Musik- und Kulturwelt überhaupt sehr wichtige und wertvolle Projekte wie das “Sarafina!“-Musical oder Paul Simons “Graceland“-Tour involviert…die Liste ist schier unendlich.

 

Hugh Masekelas Schwester Barbara Masekela war lange Jahre Südafrikanische Botschafterin in Frankreich und den USA und unterstreicht die oben beschriebene lebende Legende, die Masekela als DAS Aushängeschild Südafrikanischer Kultur überhaupt heute ist.

 

Dabei ist der Mann mehr als zugänglich, bodenständig. Sofort bei der ersten Frage für mein telefonisch geführtes SOUL TRAIN-Interview tappe ich ins Fettnäpfchen – Hugh korrigiert meine Aussprache des Albumtitels seines neuen Werkes - “Phola“. Was soviel bedeutet wie relaxen, sich entspannen, oder auch Genesen, Heilen. Masekela: “Na ja, Phola heißt relaxt. Der Produzent, Erik Paliani, hatte mich gebeten, mich zu entspannen und zurückzulehnen, und nicht zu schreien, wie ich sonst so mache und nicht die Trompete aufzufressen, sondern einfach nur zu spielen.“ (lacht)

 

Der eigentliche Pianist und Trompeter bevorzugt seit Jahren das Flügelhorn als Instrument. Mit jenem identifiziert ihn die Musikwelt auch sofort. Denn seine größten Hits “Grazing In The Grass“ und “Don’t Go Lose It, Baby“ kommen aus genau dieser Ecke. Wie ist die Beziehung zu seinem Instrument? “Ich habe keine echte Beziehung, keine emotionale Beziehung zum Instrument, zur Trompete, zum Flügelhorn.“ überrascht Masekela, und erklärt: “Es ist nur eine Ausdrucksform. Ich komponiere, schreibe, singe, spiele hier und da andere Instrumente. Die Trompete ist schlicht das Instrument, das ich spiele, seit ich 13 bin. Es ist aber, ganz ehrlich, keine große Sache. Ich drücke mich damit lediglich aus. Immerhin ist es nur ein Objekt. Es hilft mir lediglich zu machen, was ich machen möchte. That’s it.“

 

Dann bricht die Leitung ab. Ende, aus. Nochmal diese südafrikanische Handy-Nummer wählen. Masekela entschuldigt sich und lacht: “Ich komme gerade vom Flughafen-Parkplatz, einige meiner Kinder abholen. Eine weitere Party zu meinem 70. Geburtstag steht an. Wir werden das ganze Jahr feiern.“

 

Sein Alter ist überhaupt ein großes Thema, denn der Mann scheint den Kopf und den Körper so voller Energie und Tatendrang zu haben, wie der Durchschnittsmensch beim Abitur. 70 Jahre jung. Dazu hat er seine eigene Geschichte: “Das einzige mal wenn ich mich älter fühle, ist, wenn ich in den Spiegel schaue und meinen Vater sehe. Dann frage ich ihn: “Was willst Du, Dad?!“ Und ich antworte: “Deine Erlaubnis, für ein paar Jahre mehr…““

 

Aber Masekela spielt nicht nur zahlreiche Instrumente. Er schreibt, komponiert, produziert und, last but not least, singt. Gerne und immer wieder. Wie im Songs “Ghana“ vom aktuellen “Phola“-Album. Doch seine Sicht der Dinge ist herrlich pointiert und bringt es auf den Punkt: “Ich kann nicht wirklich singen. Das erkenne ich an.“, sagt Masekela und muss selbst ein wenig lachen, denn er weiß genau, dass er zwar nicht wirklich gut singen kann, aber ein geradezu magischer Geschichtenerzähler ist.

 

Dass sein Potential als selbiger natürlich nicht nur auf südafrikanische Musik begrenzt ist, lässt sich an seinem bisherigen Album-Output mit immerhin 35 Studio-Alben sehr schön nachhören.

 

Dann neben den Einflüssen seines Heimatkontinentes, wo er unter anderem in jungen Jahren mit Fela Kuti, Übervater der Afro-Beat-Bewegung, musizierte, fühlt sich Hugh Masekela besonders in Jazz und Soul zu Hause. Mit eigenem Zungenschlag. Township-Boogie.

 

Jener Township-Boogie ist auch auf seinem neuen “Phola“-Album allgegenwärtig, obwohl es Masekela, der Definition des Albumtitels entsprechend, extrem entspannt angehen lässt. Selten war ein Album so geprägt von Ruhe und sanften Tönen, ohne dabei auch nur eine Sekunde langweilig zu wirken.

 

Das Ganze ist dabei als durchweg positiv und Lebensbejahend zu verstehen. “Sommerlich frisch“ wäre hier als Begrifflichkeit einfach nicht ausreichend. Natürlich überwiegen, wie bei Masekela üblich, wieder die Instrumentale und die für Hugh Masekela so urtypischen Rhythmen zwischen der Musik der Townships, dem Afro Beat, sogar dem in Togo, Benin, Nigeria und Ghana beheimateten High Life bis zu Jazz und Soul.

 

Auch, wenn es auf einem emotionalen Level schwer fallen wird, dahinter Arbeit zu erkennen (ehrlich – so leichtfüßig klang schon lange kein Album mehr, auch keines von Hugh Masekela), muss es besonders in Hinblick auf Masekelas respektables Alter echte Knochenarbeit gewesen sein, “Phola“ zu produzieren und einzuspielen. Hugh Masekela: “Alles in allem brauchten wir tatsächlich eineinhalb Jahre. Wir haben das Projekt zwischendurch immer wieder einige Wochen, einen Monat liegen lassen. Erik ging zwischendurch nach Hause. Am Ende wollten alle nur mir zuarbeiten und meine Musik komplimentieren. Und wir waren ein richtig gutes Team. Der Keyboarder Ezra Erasmus, Drummer David Klassen. Er ist eigentlich aus Holland. Gute Musiker. Wir lernten sehr viel voneinander.“

 

Was kommt also als Nächstes für den Mann, der niemals zu schlafen scheint und, politisch mehr als engagiert, als Wahrzeichen südafrikanischen Glaubens an die eigenen Fähigkeiten, Stichwort Fußball-WM, gilt? Masekela schwärmt von seinen kommenden Projekten: “Als nächstes kommen unzählige Auftritte auf Jazz-Festivals rund um die Welt. Und Drehbücher. Ich bin auch mit Kino groß geworden. Ich arbeite zur Zeit an diversen Drehbüchern, die Musik- und Kulturbezogen sind. Mir ist es dabei wichtig, mich mehr auf die afrikanische Kultur denn auf den Make-Up-Künstler zu beziehen. Dann habe ich zwei Monate lang, im August und September, Auftritte im State Theatre in Pretoria, für eine Veranstaltung die “100 Years of Migration Music“ heißt. Der Name erklärt den Inhalt. Dort spiele ich gleich in mehreren Gruppen. Auch habe ich gerade meinen zweiten Roman fertig gestellt und entwickle bereits Ideen für meinen dritten. Wenn man kreativ ist, muss man am Ball bleiben.“

 

Eine große Ehre ist es, mit Hugh Masekela, dessen Musik mich bereits vor 30 Jahren faszinierte, sprechen zu können. Doch pragmatisch wie er nun mal ist und vermutlich auch sein muss, erwidert Hugh Masekela auf meine Bekenntnis etwas, dass eigentlich, und natürlich erst beim zweiten Lesen, die Persönlichkeit Masekelas als ein Freund des intelligenten, hintergründigen Wortes zeigt: “Sag deinen Lesern bitte, dass jeder 100 Exemplare von “Phola“ kaufen soll.“ (lacht) Hallelujah – lang lebe Hugh Masekela.

 

© Michael Arens

 

Hugh Masekela

 

 

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Aktuelles Album:

Hugh Masekela -

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