MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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INTERVIEW |
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Orient
Expressions - Record of Ethnotronica Aktuelles Album: Orient Expressions - Record Of Broken Hearts (Pozitif Records/Double Moon Records/Rough Trade) |
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Orient Expressions |
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Orient
Expressions - Record of Ethnotronica Aktuelles Album: Orient Expressions - Record Of Broken Hearts (Pozitif Records/Double Moon Records/Rough Trade) |
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Orient
Expressions ist eine vierköpfige Band mit internationalem Anstrich, die
sich Istanbul als Hauptquartier ihr Eigen gemacht haben.
Can
Utkan alias DJ Yakuza, Cem Yildiz, Murat Uncuoglu
und, last but not least, Richard Hamer bilden die Formation, die
einen einzigartigen, oft unwiderstehlichen Mix aus Electronica,
Lounge-Atmosphäre, handgemachtem Groove und eingestreutem Soul-Gefühl
macht – gepaart mit türkischer (Musik)Kultur, die nicht nur in den
Texten, sondern immer wieder auch in den Instrumenten und vor allen Dingen
in dem Gefühl der Songs eine tragende Rolle spielt.
Denn
ihre Musik auf ihrem neuen Album “Record Of Broken Hearts“ (Pozitif
Records/Double Moon Records/Rough Trade) ist eine Hommage an das türkische
Kino der Sechziger und Siebziger Jahre (auch “Yesilcam“ genannt), einer
Subkultur, die wir hierzulande, wenn überhaupt, nur sehr fragmentarisch
wahrgenommen haben, aber in der Musik der Orient Expressions-Formation
neu auflebt.
Ihr
selbstproduziertes Album strotzt so immer wieder jeder stilistischen
Beschreibung, scheint Resistent gegen Schubladendenken zu sein. Trotz des
Kurzweiligkeit versprechenden Albumtitels ist hier durchweg auch Tiefgang
eine wichtige Lebensader. So werden türkische Instrumente ebenso eingesetzt
wie eine Vielzahl hochkarätiger Gäste wie etwa Berin Koc, die ihrer
Stimme gleich mehrere Schichten Ausdruckskraft gönnt.
Oder
aber Jhelisa, die mit ihrem Gastgesang auf dem Stück “Angels“
hier ein Eindrucksvolles Comeback feiert. Das ist dann auch der Track mit
dem größten Soultechnischen Verständnis, obwohl gerade dieses
geschlossene, warme Soul-Gefühl immer wieder mal Einzug hält in die
irgendwie überschläglich nach Ethnopop mit elektronischem Einschlag
klingende Mixtur.
Richard
Hamer, Saxofonist und Klarinettist der Orient Expressions, stand Dr.
Chuck für den SOUL TRAIN Rede und Antwort und entführt uns in
eine traumhafte, faszinierende, und musikalisch irgendwie neue Welt – die
Welt von Orient Expressions und ihrem hervorragendem “Record Of
Broken Hearts“-Album. Von elektronischer Musik gepaart mit ethnischem
Anspruch und dem Herzen in Groove mit handgemachtem Schneid. Bitte sehr…
Dr.
Chuck: “Eure Musik ist für unsere Deutschen Ohren einzigartig, eine
Verschmelzung aus unendlich vielen Zielen mit demselben Fokus auf türkische
Musik, Inspirationen aus dem Türkischen Kino der Sechziger und Siebziger
Jahre aber auch auf Groove und auf ein wohliges Soul-Gefühl.“
Richard
Hamer: “Ja, wir alle hier in Istanbul sind durch das Türkische Kino
der Sechziger Jahre beeinflusst. Wir fühlten die Eklektik der Musik dieser
Ära, das Pathos… Istanbul und der Vibe dieser Jahre in der Popkultur,
Soledad, oder Huzun. Und hier sind wir nun, 2009, mit all diesem Überzug
aus Dance Music im elektronischen Zeitalter. Ob es Soul in unserer Musik
gibt? Melan-choholique vielleicht (eine neue Wortkreation!)…“
Dr.
Chuck: “Eure Musik richtet sich in den Texten zunächst an ein türkisches
Publikum, von den Beats und dem Ansatz her hat es jedoch einen eindeutigen
internationalen Anspruch.“
Richard
Hamer: “Alleine aufgrund unserer Herkunft sind wir sowieso irgendwie
International. Wir sind irgendwie ethnisch ohne “pur“ zu sein, wenn du
weißt, was ich meine. Wir sind jazzy ohne jeden Swing. Wir haben unsere
Beats von elektronischer Musik, weil wir mit DJs arbeiten, die in der
elektronischen Musik zu Hause sind. Wir passen also sowieso nicht direkt in
irgendeine Kategorie. Das mag unsere Ausrichtung international machen, es
kann aber auch Unvorteilhaftes bieten. Wir sind einfach nur ein paar
verzweifelte Musiker, die sich zusammengefunden haben, Musik zu machen:
einer aus der Ost-Türkei, der Baglama spielt, einer aus den USA, der
Saxofon spielt, einer vom Bosporus, der der Welt der Electronica entstammt.
Ich schätze, damit sind wir also im wahrsten Sinne des Wortes global,
international, wir haben lediglich (k)eine stilistische Vermischung unserer
Musik gefunden.“
Dr.
Chuck: “Eure Musik, die Musik von “Record Of Broken Hearts“
ist zwar sehr unterhaltsam, zugleich aber auch Kulturell, mit starker
eigener Identifikation und Tiefgang. Musik für Erwachsene also?!“
Richard
Hamer: “Na ja. Da hast Du sicher Recht. Wir machen keine Musik für
das “Unter 25-Publikum“. Wir sind natürlich als Musiker schon ein paar
mal um den Block gereist, haben viel erlebt. Wir machen heute Pop-Musik, die
Referenzen im türkischen Kino der Sechziger und Siebziger Jahre hat. Das
war damals eine großartige Art und Weise, verschiedene Stile miteinander zu
vermischen, ganz wie unserer Musik. Und das erzeugt auch heute in unserer
Musik einen gewissen Effekt. Wir sind halt keine jungen Küken mehr.“
Dr.
Chuck:
“Wie genau
kam es zum “Record Of Broken Hearts“-Album?“
Richard
Hamer: ““Record Of Broken Hearts“ interessierte uns, da wir
uns für Songs als solches interessierten, Song-Strukturen. Songs um des
Songs willen. Wir interessierten uns aber auch für Songs über die Gefahren
der Liebe und die Unfälle, die die Liebe verursachen kann. Zum Glück haben
wir Berin Koc für dieses Projekt gewinnen können. Sie hat eine große
Bandbreite von stimmlichen Charakteren im Gepäck, und wir konnten damit ein
weites Feld verschiedenster Vocal-Stile aus ihrer einen Stimme heraus
verwenden.“
Dr.
Chuck: “Ich habe mich als Soul-Man natürlich ganz besonders über
euer Gastfeature von Jhelisa gefreut, die ich lange in der Welt der
Black Music vermisst habe. Wie war es, mit ihr zu arbeiten? Wie ist sie
so?“
Richard
Hamer: “Jhelisa ist unglaublich. Ihre wundervolle, volle Stimme
und ihre Fähigkeit, in ein Studio zu kommen, und einen Song aus ihrer
Stimme heraus zu konstruieren, ist sehr kurzweilig und beeindruckend. Sie
war wahrhaftig wie eine Stimmen-Architektin.“
Dr.
Chuck:
“Ihr, die Orient
Expressions, habt Euer ganzes Material selbst geschrieben, produziert,
arrangiert…“
Richard
Hamer: “Na ja, wir sind halt alle Studio-Kreaturen. Wir haben alle
unsere eigenen Aufnahme-Studios und so starten wir immer damit, von einem
Ort zum nächsten zu springen. Dazu kommt, dass wir alle von Haus aus
Songschreiber, Komponisten sind, und individuell immer wieder an
verschiedenen Projekten arbeiten.“
Dr.
Chuck:
“Noch
einmal zum Stichwort “Erwachsene Musik“. Du, ihr, scheint nicht nur
musikalisch eine, nennen wir es kulturelle Message in Euch zu tragen…“
Richard
Hamer: “Der Osten und der Westen sind eigentlich Konstrukte. Es gibt
da etwas, das wir Kultur nennen, aber das ist so schwierig zu definieren.
Deshalb wurde Unperfektion und Wissenschaft und die Anthropologie erfunden. Charlie
Parker hatte beispielsweise seine ganz eigene Vision davon, aber das
konnten sie leider nie an Universitäten lehren. Wir machen eine Vermischung
von Musik, die wir, in Ermangelung besserer Worte und Ausdrücke, Ethnisch
oder Elektronisch nennen. Ich wäre glücklich, wenn die Menschen einfach
genießen könnten, was wir mit “Record Of Broken Hearts“
geschaffen haben.“
© Dr. Chuck |
Orient Expressions
Orient Expressions
Aktuelles Album: Orient Expressions - Record Of Broken Hearts (Pozitif Records/ Double Moon Records/ Rough Trade)
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