INTERVIEW

Milano Jazz Dance Combo - Milano Jazzfunk Magic

Aktuelles Album: Milano Jazz Dance Combo - Lo Greco Bros. presents: Milano Jazz Dance Combo (Recordkicks/Groove Attack)

Lo Greco Brothers

Milano Jazz Dance Combo - Milano Jazzfunk Magic

Aktuelles Album: Milano Jazz Dance Combo - Lo Greco Bros. presents: Milano Jazz Dance Combo (Recordkicks/Groove Attack)

Nicolò Pozzoli alias Nick Recordkicks ist nicht nur der Gründer des in Mailand ansässigen Recordkicks-Labels (www.recordkicks.net), das uns SOUL TRAIN-Freunden von Soul, Funk und Jazz echte Groove-Perlen wie Baby Charles, den Diplomats Of Solid Sound (der SOUL TRAIN berichtete über beide), Dojo Cuts, dem Trio Valore oder das Hi-Fly Orchestra schenkte. Er ist auch DJ, Plattensammler und last but not least Meinungsmacher und Ideengeber hinter dem neuen Funk- und Soul-Verständnis der italienischen Metropole.

So geschah es, dass Nick Recordkicks mit Gianni und Enzo Lorenzo, besser als die Lo Greco Brothers bekannt, im Studio landete und sich zu der Milano Jazz Dance Combo entwickelte, wie ein extrem von seiner Leidenschaft, dem Musik-Universum des Grooves, Dr. Chuck berichtete: “Das Milano Jazz Dance Combo-Projekt wurde als Studio-Projekt geboren. Alles fing mit dem Lo Greco Quartett an, dem Quartett, in dem die Lo Greco Brothers den Ton angeben, die für Schema Records zwei Alben aufgenommen haben. Also ein Projekt der Lo Greco Brothers. Wir wollten dann zusammen ein Album im Stile der frühen Achtziger Jahre Jazz Dance-Szene machen. Schnellen Live-Jazz mit einer Menge Latin-, Jazz- und Brasil-Einflüssen. Eine Kombination von Funk und Soul zugleich… Das brachte dann den Kontrast. Sechziger Jahre Funk und Soul-Songs auf Straight Jazz. Keine Samples, keine elektronischen Breaks. Nur ein paar Musiker, die Live spielen. Wir haben also die Musiker vom Lo Greco Quartett ins Boot geholt und etliche Musiker aus der Mailänder Jazz-Szene und haben gemeinsam zunächst mal die Instrumental-Tracks zu den Stücken vorbereitet. Dann haben wir uns Sängerinnen gesucht, die bereits für uns, für die Lo Greco Brothers oder für mein Label Recordkicks gearbeitet haben, wie Dionne Charles von Baby Charles oder Roxie Ray von Dojo Cuts. Sie kommt aus Australien. Oder aber Colonel Red, der eigentlich berühmt ist für seine Soulful Broken Beat-Sachen, mit dem wir ebenfalls bereits in der Vergangenheit zusammen gearbeitet hatten.“

Das erste Album der Milano Jazz Dance Combo, “Lo Greco Bros. presents: Milano Jazz Dance Combo“, gerade erst bei Recordkicks erschienen und in Deutschland über Groove Attack vertrieben, ist ein extrem heißblütiges, bewegtes Album, das, wie von Nick eingangs erklärt, sich wirklich konkret nach vorne richtet und in Sachen Tempo an vorderster Front aktiv ist, ja gar Maßstäbe setzt. Es bleibt kaum eine Sekunde zum durchatmen. Gleichzeitig ist die hochgradig infektiöse Musik des erstklassigen Albums qualitativ extrem hochwertig, in seinen besten Momenten fast magisch, klingt teils gar authentisch nach eben jenen Jazzfunk-Zeiten, die Nick Recordkicks und die Lo Greco Brothers so lieben. Nick dazu: “Wir haben anfänglich nicht erwartet, dass diese Mixtur wirklich funktioniert. Es startete wirklich als Experiment. Es war auch nicht leicht, die Musik so umzusetzen, wie wir wollten. Glücklicher Weise waren alle beteiligten Musiker großartige Talente, und die Lo Greco Brothers sind sowieso großartige Produzenten.“

Und Herr Pozzoli geht noch weiter in die Tiefe, was belegt, wie beschwingt, analytisch und voller Detailverliebtheit seine Herangehensweise an die eigene Musik, die Musik der Milano Jazz Dance Combo ist: “Die Jazz Dance-Szene der späten Siebziger Jahre und der frühen Achtziger Jahre, besonders in England, sogar auch ein wenig das Gefühl der Northern Soul-Szene, war wirklich die Triebfeder für das Ganze. Damals haben die Musiker Einflüsse wie Latin genommen, und daraus halt Latin-Jazz gemacht. Diese haben sie dann in den Clubs gespielt. Noch vor all den Acid Jazz-Sachen. Und das war das faszinierende, dass die Musik ursprünglich eigentlich nicht für die Clubs, zum Tanzen, gemacht war, trotzdem dort aber bestens funktionierte. Und zu dieser Zeit wollten wir zurückgehen.“

Was ebenfalls auffällt, ist die konsequent umgesetzte Live-Atmosphäre, die man dem Album durchweg anhört. “Der Kern ist tatsächlich, eine Art Live-Atmosphäre zu schaffen.“ bestätigt Nick, und führt aus: “Es gibt allerdings auch eine parallele mit all den Schema Records-Sachen, die wir in den letzten zehn Jahren gemacht haben. “Lo Greco Bros. Presents: Milano Jazz Dance Combo” ist wirklich eine Platte für die DJs. Hauptsäschlich für DJs aus den frühen Achtzigern oder sich dort zumindest ideell gesehen zu Hause fühlen.“

Zu Guter Letzt sollte man eine der wichtigsten Zutaten im neuentdeckten Groove-Gemisch aus Mailand, der Milano Jazz Dance Combo, und damit den Hauptgrund nicht vergessen, warum das Album in der SOUL TRAIN-Redaktion so hoch gehandelt wird: den Soul! Nick, der als Labelchef von Recordkicks die Produkte seiner Künstler nach wie vor gerne als Vinyl-Version herausbringt und besonders dem haptischen Hochgenuss der guten alten Vinyl-Single frönt, bestätigt auf ganzer Linie: “Der Soul-Aspekt des Albums war wirklich meine Idee. Ich habe sie entwickelt, aber die Lo Greco Brothers haben dann die ganze Arbeit im Studio gemacht, alles veredelt. Wir haben gemeinsam als Milano Jazz Dance Combo einen magischen Ideen-Mix gefunden und sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis.“

© Dr. Chuck

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