CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Joakim - Milky Ways (Versatile/!K7/Alive)

Joakim - Milky Ways (Versatile/!K7/Alive)

Joakim Bouaziz ist nicht der standardisierte, durchschnittliche Beatbastler zwischen Elektronik, House und experimenteller Musik. Vielmehr zeichnet sich sein bisheriger Werdegang durch eine starke eigene Handschrift aus, die gerade durch den bewusst bleich, milchig (der Albumtitel scheint tatsächlich hilfreich zu sein) wirkenden Klangteppich auffällt und sicher nicht jeden anspricht. Individualität ist hier das Zauberwort.

Auch auf seinem neuesten Werk, “Milky Ways“ setzt Joakim dem Mix aus House, unterkühlter und minimalistischer Elektronik und Pop eine oft sehr eigenwillige Portion Plastik-Pop und bildhaft gesprochen irgendwie schneeweißer Saubermann-Attitüde zu, die mal nach den Pet Shop Boys, mal nach Breakdance, aber auch mal nach frankokanadischem Disco-Sound oder sphärischem Siebziger Jahre-Science Fiction-Soundtrack klingt. Stücke wie “Glossy Papers“ klingen gar wie eine Hommage an den unvergessenen Robert Palmer. Faszinierend.

Dass Joakim damit nicht nur Freunde gewinnen kann, liegt in der Natur der Sache experimenteller Musik. Denn genau da muss man fairer Weise “Milky Ways“ einordnen, ohne, da bin ich sicher, Joakim selbst dabei all zu sehr zu überraschen.

Das Album wurde von Joakim selbst komponiert und von seiner “Band“ The Disco auf CD gebannt. Stücke wie “Love & Romance & A Special Person“ zeigen aber auch, dass Joakim sich selbst gar nicht so wichtig nimmt und selbstironisch die Kapazität besitzt, sich und seine Musik nicht als die Neuerfindung des Rades zu sehen.

Ein sehr individuelles Werk, das dank Joakims solider Fan-Base sicher viele Freunde finden wird, aber nur schwerlich Unkundige, selbst mit offenen Ohren, in seinen Bann ziehen kann (und soll?).

© Oliver Gross

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