CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Wolfgang Meyer & Peter Lehel - Choro e Bossa Nova (Peter Lehel/Finetone Music)

Wolfgang Meyer & Peter Lehel - Choro e Bossa Nova (Peter Lehel/Finetone Music)

Dass mich das Album etwas wehmütig an Bernard Stanley Bilk, auch Mr. Acker Bilk genannt, erinnert, hat nicht nur mit dem Instrument von Wolfgang Meyer, der Klarinette zu tun. Auch der irgendwie klassische, warme und analoge Anstrich der Musik auf dem von Saxofonist Peter Lehel initiierten Kooperation “Choro e Bossa Nova“ sind sich auf fast magische Art ebenbürtig.

Meyer, einer der renommiertesten und bekanntesten Klarinettisten Deutschlands, widmet sich auf dem vorliegenden Album ganz der brasilianischen Musik, vermeidet es aber, sich an den üblichen Verdächtigen zu vergreifen oder sich gar der fünftausendsten Version von “Girl From Ipanema“ zu vergehen.

Vielmehr ist es hier die Musik selbst, die den oft vorsichtig herausgespielten brasilianischen Charme einfängt und stets harmonisch kontrollierend, zugleich mit viel Freude am Spiel, aufbereitet.

Oft scheint es dabei, dass die 16 Kompositionen von Chic Corea, Joshua Redman oder Peter Lehel selbst so leichtfüßig und unbedarft eingespielt sind, als würden sie schweben. Eine echte Sonneseite eines überaus ruhigen, sehr gelungenen Albums.

Peter Lehels Saxofonspiel tauscht sich dabei sanftmütig mit dem zurückhaltend, aber wie Eingangs erwähnt warm auf analoge Zeiten zurückbesinnenden Klarinetteneinsatz Wolfgang Meyers aus. Wo wir beim Arbeitstitel des Albums wären.

Denn Choro ist nichts anderes als ein alter brasilianischer, gerne melancholisch angehauchter Musikstil, der vor etwa 150 Jahren in Rio de Janeiro entstand und traditionell eigentlich weniger mit brasilianischer Musik identifiziert wird. Bossa Nova und Samba wäre hier als Vorzeigestile brasilianischer Musikkunst zu nennen. Womit der Bogen des Albumtitels sich schließt.

“Choro e Bossa Nova“ ist ein feinsinniges Wort- und Musikspiel zwischen brasilianischer Musikidentifikation und zeitgenössischen Jazzmelodien, eingespielt von zwei brillanten Musikern ihrer Zunft, die es verstehen, Jazz die oft gerade im SOUL TRAIN vermisste Harmonie und Melodie mit auf den Weg zu geben.

© Holger S. Jansen

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