DVDs & Blu-rays

Level 42 - Live At Rockpalast (Eagle Rock Entertainment/Edel)

Und noch ein Mitschnitt eines Level 42-Konzertes. Ob das nötig war? Ja! Obwohl, wie schon bei der Big Country-DVD gleichen Namens, “Live At Rockpalast“, hier die Ton- und Bildqualität eine deutliche Sprache sprechen: Nostalgie nennt man das, positiv gestimmt, wohl; ein Zeitzeugnis.

Der Mitschnitt von 1983 überzeugt einmal mehr vom Kultstatus und von der einzigartigen Musikfarbe der Formation um Monster-Bassist Mark King.

Wie unglaublich funky die Band, die, anders als Big Country, über viele Jahre hinweg weltweite Hits einfahren konnte (erinnert sich noch jemand an “Lessons In Love“?!) lässt sich auf der spärlich bestückten DVD nachhören. Spärlich, da neben einem kleinen Interview Extras eher Mangelware sind.

Aber wie gesagt – “Live At Rockpalast“ funktioniert sowieso eher als Zeitzeugnis einer noch immer sehr aktiven Band in der heute fast müde belächelten Wechselwirkung aus Soul Jazz, Funk und Pop.

Für mich gehörte Level 42 besonders in ihren Anfängen (die gerade auf diesem Mitschnitt deutlich herausgespielt sind – besagtes “Lessons In Love“ war noch Jahre weg) zur Elite von Soul, Funk und Jazz. Besonders ihre älteren Alben wie etwa das unerreichte “Pursuit Of Accidents“ sprechen hier noch heute Bände.

“Live At Rockpalast“ ist ein Muss für Fans von Level 42, aber auch für Fans der Ära, die ihren ganz eigenen Charme hatte. Anhänger von Hi-Fidelity, Surround & Co. lassen hier lieber die Finger weg. Die hören in der Regel sowieso kein Level 42. Oder?

© Michael Arens

Chuck Berry - Live At The Toronto Peace Festival 1969 (Gravity/Wienerworld/In-Akustik)

Der heimliche König des Rock’n’Roll, Charles Edward Anderson Berry, kurz Chuck genannt, wurde 1926 in Mississippi geboren, und hatte gleich zu Anfang seiner Karriere Mitte der Fünfziger Jahre seine größten Erfolge, die ihn bis heute eine Stempel als Pionier und Galionsfigur des Rock’n’Roll aufdrückten.

In dem vorliegenden, leider nur 45-minütigen Konzertmitschnitt aus dem Jahre 1969 zeigt Berry sich in Hochform und belegt, warum er eigentlich so viel mehr ist als “nur“ der ewige Rock’n’Roller. Ist doch Rock’n’Roll selbst eine Vermischung aus Rock, Pop, sowie einer nicht zu unterschätzenden Menge an Black Music, von Soul und Funk über Jazz bis zu Gospel.

Dass Chuck Berry neben Gitarre spielen auch singen kann, hält einem diese DVD noch einmal vor Augen, die jedoch eher als Zeitzeuge fungiert, denn als zeitgemäßer Mitschnitt in all seiner Surround- und HiFi-Pracht.

Unter den Stücken, die präsentiert werden, sind seine großen Hits “Johnny B. Goode“ und “Maybellene“ oder “Hoochie Coochie Man“ ebenso wie die etwas weniger bekannten Stücke wie “Carol“ oder “Promised Land“.

Ein paar Extras mehr wären zwar schön gewesen. Doch das schmälert den zu kurzen, aber grandiosen Mitschnitt eines ganz großen Meisters der Musikgeschichte kaum.

© Dr. Chuck

Madonna - Sticky & Sweet Tour (Warner Bros.)

Madonna ist der Schwergewichtschampion wenn es darum geht, mit schöner und vor allen Dingen durchdachter Regelmäßigkeit neue Produkte auf den Markt zu bringen.

Es gibt sicher nur sehr wenige Künstler, welche die Treue ihrer Fans für sich zu nutzen verstehen, wie Madonna. Denn sie spart grundsätzlich nicht mit Special Editions, Deluxe-Versionen und anderen, oft pompösen Sondereditionen ihrer Alben, Singles, oder Konzerte.

Letzteres steht nun einmal mehr auf der Speisekarte. Die “Sticky & Sweet“-Tour soll es sein, die gleich, hier schließt sich der Kreis, auf einer ganzen Batterie an verschiedenen Formaten erscheint.

Dass dabei auch die Kombination CD/Blue-ray als Doppelpack dabei ist, ist selbst für Madonna nicht gerade Alltag (natürlich ist das Ding auch als CD, DVD etc. erhältlich). Unterstreicht aber meine eingangs erwähnte Marketing-Strategie von Frau Ciccone.

Neben dieser Vermarktunkstrategie lässt sich über das Konzert selbst streiten. Wann immer ich Menschen über von ihnen besuchte Madonna-Konzerte reden höre, gibt es ausschließlich zwei sehr polarisierte Meinungen: Die Fans lieben Madonna, sind daher hin und weg vom einzigartigen Showcharakter ihrer Konzerte. Diejenigen, denen jedoch an der Musik liegt, sind oft wenig begeistert – zu wenig Musik wird durch zu viel Optik ersetzt, so scheint es.

Das zu bewerten soll an dieser Stelle jedoch gar nicht Meines sein. Vielmehr möchte ich meinen subjektiven und durchweg positiven Eindruck dieses zweistündigen Mitschnitts ihrer “Sticky & Sweet“-Tour aus Buenos Aires, Argentinien, kundtun. Denn, man ahnt es schon, ich bin ein erklärter Fan von Madonna. Und das seit ihren Anfängen.

Der Doppelpack kommt ebenfalls mit einem “Behind The Scenes“-Special sowie einer, wie immer bei Madonna, sehr hochwertigen Optik und Haptik, die über jeden Zweifel erhaben ist. Inhaltlich mag sich jeder selbst sein eigenes Bild machen.

© Lex

Big Country - Live At Rockpalast (Eagle Rock Entertainment/Edel)

Big Country waren hierzulande weniger bekannt. Ihr größter Hit “Look Away“ sollte ihr einziger Nachhaltiger bleiben. Das hatte viele Gründe. Einer davon war sicherlich, dass sie als Vertreter der damals bereits im sterben liegenden New Romantic-Bewegung wohl etwas zu viel Rock im Gebälk hatten, was vermutlich die Freunde von Mainstream Rock/Pop gefreut haben dürfte.

Der Mitschnitt der vorliegenden DVD zeigt einen der seltenen Gigs der ehemals im großen Stil beworbenen Formation aus der Essener Grugahalle von 1986.

Wie gewohnt bei den Mitschnitten der Rockpalast-Reihe des WDR liegt hier der Fokus mehr auf dem Zeitzeugnis denn auf remasterten Soundwundern. Will sagen: Die Ton- und Bildqualität entspricht in etwa dem Alter des Materials.

Was dem Unterhaltungswert keinen Abbruch tut. Denn was die Jungs damals als vermeintliches New Romantic-Vehikel zusammenbastelten, hatte tatsächlich viel mehr mit, und jetzt kommt der SOUL TRAIN ins Spiel, Soul und Funk zu tun, als man sich damals wohl eingestehen wollte.

Jedenfalls ist der 85-minütige Mitschnitt ein Muss für Fans, sofern es diese denn dann gibt, und ein vermutlich nur durchschnittlicher Konzertmitschnitt einer bereits vergessenen Band, die für ganz kurze Zeit auf sehr interessante Weise sehr hell geschienen hat.

Lang leben die Achtziger!

© Michael Arens

Klaus Doldinger’s Passport - Back To Brazil (Membran/NEO/Sony Music)

Klaus Doldinger zählt ohne Zweifel zu einem der erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Nachkriegs-Musiker.

Das gilt für Jazz als auch für populäre Musik, war er doch neben seinen Erfahrungen als Bandleader der legendären Passport-Jazz-Formation sowie Solo-Künstler des zeitgenössischen Jazz immer wieder auch Komponist von Film- und Fernsehmusiken. Die Musik zum “Tatort“, zu “Liebling Kreuzberg“ oder zu “Das Boot“ oder aber zur “Unendlichen Geschichte“ sind beispielsweise sein Verdienst.

Der mittlerweile 73 Jahre junge Doldinger gründete Passport, bis heute eine der angesehensten Jazz-Formationen Deutschlands, bereits 1971. Kein geringerer als Udo Lindenberg spielte damals Schlagzeug.

In den Folge-Jahren der großen Erfolge spielten Passport, bzw. Klaus Doldinger’s Passport, dann annähernd 30 Alben ein, die, ich erinnere mich hier besonders an mein persönliches Passport-Lieblingsalbum, an ihr “Iguacu“-Album aus dem Jahre 1977, gerne und immer wieder Anleihen bei südamerikanischer Musik machten.

Die vorliegende Doppel-DVD bebildert diese Leidenschaft für Südamerika, Brasilien im Besonderen und zeigt auf der ersten DVD bisher unveröffentlichtes Material vom Aufenthalt der Band 2002 und 2003 in Brasilien, genauer gesagt Mitschnitte aus ihren Konzerten in Sao Paulo.

Das Konzert miss immerhin gesunde 120 Minuten und wurde von Regisseur Gerd F. Schultze, bekannt als Regisseur der legendären Rockpalast-Mitschnitte, in beeindruckende Szene gesetzt.

Die zweite DVD enthält diverse Aufnahmen aus ihrem 2003er “Back To Brazil“-Passport-Album, die Klaus Doldinger und Passport mit brasilianischen Musikern am Zuckerhut aufnahmen.

Das wahre Highlight ist aber die Haptik des Doppelpacks, der sehr liebevoll gestaltet wurde und extrem hochwertig verarbeitet wie ein echter Hauptgewinn, ein Leckerbissen nicht nur für eingefleischte Freunde von Klaus Doldinger und Passport, ist, sondern für Freunde schlicht guter Musik überhaupt.

So sollte das Medium DVD genutzt werden. Dann hätten Blu-ray & Co. keine Chance. Unbedingte Kaufempfehlung.

© Holger S. Jansen

Alpha Blondy & The Solar System - Live In Peace Tour (Mediacom/Groove Attack)

20 Alben hat Alpha Blondy als Galionsfigur des afrikanischen Arms des Reggae bereits gemacht - seit vielen Jahren ist er der erste Name, der einem in Zusammenhang mit Afro-Reggae einfällt.

Die vorliegende DVD bebildert seine “Live In Peace Tour“, die 2007 im Pariser Zenith begann. Die 20 Stücke der DVD belegen runde zweieinhalb Stunden lang, warum der 1953 in der Elfenbeinküste geborene Seydou Koné, wie Alpha Blondy mit richtigem Namen heißt, in Weltmusikkreisen ebenso beliebt und respektiert ist wie in Reggae-Lagern – der Mann ist alleine schon deswegen ein Politikum. Ganz abgesehen davon, wie unterhaltsam seine Musik sein kann.

Die “Live In Peace Tour“ führte Blondy von Frankreich über Tahiti, Australien und last but not least zu seiner Heimat Abidjan, Hauptstadt der Elfenbeinküste.

Dass seine Band, The Solar System, ihn auf der Konzertreihe wie auch während diesen letzten 30 Jahren begleitet, merkt man der schlüssigen Live-Umsetzung des Alpha Blondy-Materials mit jeder Faser an. Wie politisch seine Musik dabei wirklich ist, belegt seine Berufung zum Friedensbotschafter der Vereinten Nationen für die Elfenbeinküste.

Auch sein weiteres Merkmal, seine politischen Ansichten über Demokratie und Friende, aber auch über die Vermischung der großen Weltreligionen, spricht hier und auf der “Live In Peace Tour“ eine tragende Rolle - Alpha Blondy singt seine Texte übrigens nicht nur auf Englisch und Französisch, sondern auch auf Hebräisch, Arabisch und seinen eigenen, Westafrikanischen Dialekten wie Dioula und Baule. Auch das spricht Bände.

Ein Interview und ein Videoclip zu “Demain Tappartient“ runden die durchweg gelungene DVD stimmig ab.

© Dr. Chuck

Beyoncé - I Am… Yours-An Ultimate Performance at Wynn Las Vegas (Columbia/Sony Music)

Um Beyoncé kommen wir seit Jahren nicht mehr herum. Als eine Art Vorzeige-Act des zeitgenössischen RnB führte sie in den vergangenen sechs, sieben Jahren (und zuvor als Teil der mittlerweile schon fast vergessenen Destiny’s Child) die weltweiten Charts an.

Aber eben auch das multimediale Geschehen in Musik, Film und TV, was sicher auch an ihrer Ambition, Schauspielerin zu werden bzw. als solche bestehen zu wollen, als auch an ihrem Ehemann Jay-Z, selbst ein Meister der Verkaufsstrategien, liegt.

In der Fülle der aktuellen Beyoncé-Veröffentlichungen (der SOUL TRAIN bemühte sich übrigens mehrfach vergeblich um ein Interview mit dem Superstar) sticht derzeit besonders die vorliegende Doppel-DVD “I Am… Yours-An Ultimate Performance at Wynn Las Vegas” hervor, ein Konzertmitschnitt aus Las Vegas, in kleinem und exklusivem Rahmen angeboten, und gerade deshalb mit einem fast intimen Anstrich veredelt.

Die insgesamt 16 Titel der zwei DVDs sind in zwei Akte unterteilt: “Intimate“ und “Storytelling“.

Dazwischen erzählt Beyoncé viele kleine Anekdoten, die, vermeintlich persönlich, bei der Aufschlüsselung des Phänomens Beyoncé und ihrer Sogwirkung auf eine ganze Generation RnB-Jünger helfen sollen.

Eine Dokumentation rundet das Doppelpack ab.

“I Am… Yours-An Ultimate Performance at Wynn Las Vegas” bietet nicht nur Fans der quirligen 29-jährigen einen lohnenswerter Einblick in die stimmliche und performancetechnische nahezu perfekt eingearbeitete Künstlerin, die der Welt des RnB sicher noch viele Jahre eine Königin sein wird.

Ob das berechtigt ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Hier kann man sich dazu ein sehr gutes Bild machen.

Das Album erscheint ebenfalls als CD sowie als Blu-ray.

© Michael Arens

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