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Tribe -
Rebirth (Planet E Communications/Discograph/Alive)
Lassen
wir mal die Kirche im Dorf.
Tribe
sind nämlich, anders als ich bereits auf diversen Internetforen gelesen
habe, alles andere als populär oder gar legendär. Tatsächlich blieb das 40
Jahre alte Album “A Message From The Tribe“ der Jazzmusiker Marcus
Belgrave (Trompete), Doug Hammond (Schlagzeug), Harold
McKinney (Piano) und Phil Ranelin (Posaune), alias Tribe,
heute zur Albumlegende hochstilisiert, bis vor einigen Jahren eher im
Untergrund und galt als seltenes, sehr feines Kleinod der ebenfalls seltenen
Schnittmenge aus Jazz, Soul und Funk.
Eine Art kleines Geheimnis also, dessen sich erst vor einigen Jahren
Techno-, DJ- und Produzentenlegende Carl Craig auf seinen “Detroit
Experiment“-Veröffentlichungen annahm und den Musikern damit ein Denkmal
setzte und eine Wiedergeburt verschaffte.
Nachdem zwischenzeitlich diverse Best Of-Veröffentlichungen, unter anderem
aus der englischen Soul Jazz Records-Schmiede unter Federführung von
Gilles Peterson kursieren und zu Recht die Musik von Tribe als
Ausnahmegroove zelebrieren und dokumentieren, gelang es Carl Craig,
die Original-Band wieder zusammen zu führen. Das Ergebnis ist mit einem
einfachen, aber wirksamen Namen versehen: “Rebirth“.
Wie sehr dieser Name die kurze und schnörkellose, aber nachhaltige
Musikmessage von Tribe widerspiegeln sollte, wurde mir schon nach
wenigen Takten des ersten Songs des Albums, dem fast 10 Minuten langen
“Livin’ In A New Day“ klar.
Denn die Musik ist nur vordergründig im Jazz anzusiedeln. Tatsächlich ist
das neue Album von Tribe, wie eigentlich auch schon ihr so seltenes
Erstlingswerk, das, was man heute als “Groove“ bezeichnet – und zwar in
seiner reinsten und ursprünglichsten Form.
Wie ein Schmelztiegel, in dem sich Fußwippende, instrumentale Töne aus Jazz,
Soul und Funk in einem zähflüssigen, zugleich stets voranschreitenden
Strudel zusammen finden, um gemeinsam, sozusagen frei schwebend, über den
Tanzoden dahin zu gleiten.
Kurz: “Rebirth“ ist vom Scheitel bis zur Sohle schlichtweg affencool,
heizt ein, ohne diesen Vibe aus Entspannung und Leichtigkeit auch nur einmal
aus den Augen und Ohren zu verlieren.
Dabei stört eigentlich nur, das aus den 10 Stücken des Albums, durchweg von
Carl Craig produziert und in entspanntester Atmosphäre bravourös und
gut gelaunt eingespielt, nicht gleich 20, 30 wurden.
Ebenfalls wirkt es hier fast deplaziert, die unglaublich groovy Musik des
Albums bis ins kleinste Atom analysieren zu wollen. Denn das, was
“Rebirth“ und die Jungs von Tribe wollen, wird hier mit einer
Leichtigkeit erreicht, die vielen anderen Alben, tatsächlich sogar den
meisten, besonders im Jazz, gut zu Gesicht stehen würde: sie wollen grooven,
unterhalten. Aus dem Bauch heraus. Und das kann kaum besser als hier
gelingen.
Ein verdientes “Album des Monats April“ und ein Paradebeispiel dafür,
wie unbeeindruckt und frei von zeitgenössischer Attitüde auch Musiker
jenseits der 40 aufspielen können.
Das Album erscheint übrigens nicht nur auf CD und als Download, sondern auch
als Doppel-Vinyl. Alles Gut.
Unbedingte Kaufempfehlung!
© Michael
Arens
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Tribe
Carl Craig
Album
des Monats
April
2010:
Tribe -
Rebirth
(Planet E
Communications/
Discograph/Alive)
Tribe
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