MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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INTERVIEW |
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Sharon Jones & The Dap-Kings - Funk It Up! Aktuelles Album: Sharon Jones & The Dap-Kings - I Learned The Hard Way (Daptone Records/The Orchard/Groove Attack) |
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Sharon Jones & The Dap-Kings |
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Sharon Jones & The Dap-Kings - Funk It Up! Aktuelles Album: Sharon Jones & The Dap-Kings - I Learned The Hard Way (Daptone Records/The Orchard/Groove Attack)
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Das ganze Ausmaß der tatsächlichen Bedeutung von Sharon Jones & The Dap-Kings für die Musikwelt, aber auch für die kulturelle Identifikation einer ganzen Generation von Black Music-Musikliebhabern, wird erst jetzt so richtig deutlich.
Jetzt, wo weltweite Superstars wie Amy Winehouse oder die nachwachsenden Talente von rückbesinnenden Black Music-Künstlern vom Format einer Duffy oder sogar von Grenzgängern wie Aura Dione wie selbstverständlich mit der Renaissance des Sechziger Jahre Soul und Funk spielen, als hätte es nie etwas anderes gegeben.
Denn niemand geringeres als Sharon Jones & The Dap-Kings waren es vor einem runden Jahrzehnt, die diese Entwicklung auf sehr authentische und selbstverständliche Art lostraten.
Plötzlich war Sechziger Jahre Soul und Funk nicht mehr nur einfache Nostalgie mit Oldie-Anstrich aus der verstaubten Plattenkiste des Vaters. Sechziger Jahre wurde zum Symbol einer ganzen Generation von vermeintlichen Anhängern von Groove und waschechtem Soul und Funk einer Zeit, zu der selbst ihre Eltern vermutlich eher die Rolling Stones und Deep Purple hörten, statt Dusty Springfield, James Brown, Otis Redding oder Rufus Thomas oder Fontella Bass auch nur die Spur einer Chance zu geben.
Seit ihrem ersten Album, “Dap Dappin’“ 2002 ist an diesem Sound von Sharon Jones & The Dap-Kings dann auch kaum etwas verändert worden. Lebt doch die Musik vom durchweg analogen Gefühl der Sixties, die bewusst im Studio gesteuert wird. Auch das ein wichtiger Teil der Neubelebung des Soul und Funk der Sechziger Jahre: Nicht nur inhaltlich authentisch zu sein, sondern auch qualitativ musikalisch nach Sechzigern zu klingen. Back to Mono, wenn man es etwas übertrieben ausdrücken will.
Da machten auch Album Nummer Zwei, “Naturally“ (2005), und Drei, “100 Days, 100 Nights“ (2007), keine Ausnahme.
Auch Ihr neuester Longplayer, “I Learned The Hard Way“, auf dem Hauseigenen Daptone Records-Label erschienen und in Deutschland über Groove Attack vertrieben, reiht sich nahtlos und in voller Blüte und analoger Brillanz (wenn dieser Widerspruch irgendwie Sinn ergibt) in die Reihe der bisherigen Dap-Kings-Meisterwerke ein.
Der Sound ist einmal mehr ein Abwechslungsreicher, der zum einen von Sharon Jones’ Stimme lebt, die energetischer, zugleich sensibel und beseelter nicht hätte sein können.
Zum anderen ist da der druckvolle, voluminöse, dabei chirurgisch präzise Funk, den die Dap-Kings unter Federführung von Daptone- und Dap-Kings-Hausproduzent Bosco Mann wie Fugenkitt in die bestimmte, aber kontrollierte Vokalakrobatik der Frau Jones spritzen. Natürlich einmal mehr im dreckig-ehrlichen Sechziger Jahre-Funk- und Soul-Kleid.
Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen: “I Learned The Hard Way“ ist vielleicht sogar das bisher beste Album von Sharon Jones & The Dap-Kings, denn es wirkt, mehr als die Alben zuvor, in sich geschlossen und wurde in einen angenehmen Wechsel von instrumentalen und vokalen Tracks getaucht, der das Album extrem unterhaltsam und kurzweilig erscheinen lässt.
“I Learned The Hard Way“ ist also nicht nur einfach eine Weiterführung vom Erfolgsrezept der beseelten Funk-Formation aus Brooklyn, sondern auch eine Art erster Zwischenstop, der es erlaubt, auf das eigentliche Verdienst der festen Funk/Soul-Institution Sharon Jones & The Dap-Kings zu blicken (selbstverständlich erscheint ihr Album wie gewohnt, und dem Sechziger Jahre Funk- und Soul-Charme entsprechend, auch auf Vinyl!).
Lange überfällig also, dass der SOUL TRAIN sich bemüht, und Sharon Jones höchstpersönlich zum neuen Album “I Learned The Hard Way“, aber auch zum Eingangs erwähnten Ausmaß der Band auf einen nicht abschwellenden, globalen Sixties Soul-Hype befragt…
Michael Arens: “Als Band hört ihr euch mit jedem Album mehr unheimlich geschlossen an. Eine echte Einheit…”
Sharon Jones: “Na ja, unsere ersten Alben, besonders “Naturally”, wurden produziert, während wir unser Studio bauten, das nächste Album, “100 Days, 100 Nights“ entstand bereits im neuen Studio. Und das macht den Sound. Wir arbeiten schon so lange zusammen, und das hält unsere Ohren frisch. Jedes mal, wenn wir zusammen spielen, rücken wir vom Sound her näher zusammen. Wenn wir einen Song schreiben, kann jeder sich in dem Song wieder finden. Oder die Jungs schreiben einen Song, von dem sie genau wissen, dass ich ihn in einer ganz besonderen Art singen kann. Und genau das ist es, glaube ich. Wir sind schon so lange zusammen, dass wir uns blind verstehen.“
Michael Arens: “Hört sich nach einem natürlich wachsenden, fast kontinuierlichem Output an neuen Songs an.“
Sharon Jones: “Für “I Learned The Hard Way“ hatten wir über 20 Songs gemacht. Wir mussten etliche eliminieren, um auf die vorhandenen zwölf Stücke zu kommen. Wir sind eher locker an das Thema gegangen und haben uns gesagt, dass wir dann nicht wieder zwei Jahre warten müssen, um ein neues Album raus zu bringen!“ (lacht)
Michael Arens: “Gleichzeitig wollt ihr natürlich, dass die Songs zusammen eine Einheit ergeben.“
Sharon Jones: “Uns ist es immer wichtig, dass man sich das Album von vorne bis hinten anhören kann, anstatt nur ein oder zwei Songs gut zu finden. Du steckst all die Arbeit in das Projekt, um ein Album zu machen, da wäre es doch sehr schade, nur einen oder zwei Songs davon zu hören. Mit uns ist das so: Wir arbeiten immer so lange an Songs, am Album, bis wir denken, dass es sich richtig anhört. Das kann in einem Take gelingen, oder in zwei, drei.“
Michael Arens: “Euer Name, Sharon Jones & The Dap-Kings lässt vermuten, dass Du die Hauptakteurin der Band bist, oder ist es tatsächlich so, dass ihr eigentlich “nur“ die Dap-Kings heißen müsstet, um eurer Bandinternen Dynamik zu entsprechen?“
Sharon Jones: “Wie alle Alben zuvor ist das hier ganz eindeutig Sharon Jones AND The Dap-Kings. Das sind wir. Ich könnte Songs mit einer anderen Band aufnehmen, das wäre dann aber nicht so ein Funky Stuff wie das hier. Ich sage das sonst zu niemand: Ich glaube, dass es niemand gibt, der so wie die Dap-Kings spielen kann - diesen Funk und Soul wie sie ihn für mich spielen! Es würde also gar nichts bringen, nach anderen Jungs zu gucken, die so wie die Dap-Kings spielen können. Ich glaube nicht, dass das möglich ist. Es ist schon oft vorgekommen, dass Musiker, mit denen ich gearbeitet habe, mich eingeladen haben, mit ihnen Songs aufzunehmen. Ich habe dann zugestimmt, aber mich stets geweigert, meine eigenen Sachen zu machen. Covers meinetwegen, aber nicht meine eigenen Songs. Denn die spiele ich nur mit den Dap-Kings. Und besser als die spielt niemand!“
Michael Arens: “Auch, wenn Du diese Frage sicher schon tausende Male beantworten musstest, muss ich dich das einfach fragen: Ihr seid es im Wesentlichen gewesen, die vor rund zehn Jahren diesen Trend losgetreten haben, den Soul und Funk der Sechziger Jahre wieder zum Leben zu erwecken, übrigens deutlich VOR Leuten wie Amy Winehouse, Duffy oder Mark Ronson. Wie fühlt sich das heute an, Mastermind hinter einer weltweiten musikalischen Bewegung wie dieser zu sein?“
Sharon Jones: “Ich fühle mich großartig, dass die Leute nun endlich darüber sprechen und das bemerken. Seit Jahren werde ich nun in Interviews gefragt, wie es sich anfühlt, musikalisch auf den Zug von Amy Winehouse und Co. aufzuspringen…“
Michael Arens: “…das ist ja peinlich. Da haben deine Interviewpartner wohl ihre Hausaufgaben nicht richtig gemacht.“
Sharon Jones: “Ja, ich erwidere dann immer, dass ich auf niemanden Zug aufspringe und niemanden folge. Aber jetzt beginnt zum Glück langsam die Zeit, dass die nächste Generation Leute wie Sharon Jones & The Dap-Kings als Inspiration und Vorbild hernehmen. Das fühlt sich großartig an.“
Michael Arens: “Wieder zurück zum neuen Album. Wie genau war das nach diesen drei bisherigen Meilensteinen an Alben, die eben jenen Trend setzten? Habt ihr euch für die Arbeit an Album Nummer vier, “I Learned The Hard Way“, einfach im Studio getroffen und losgelegt?“
Sharon Jones: “Ja, das war einfach. Ist es immer. Wir treffen uns, und wir fangen an, einfach zu spielen, faxen zu machen. Einige von uns haben schon konkretere Ideen, und wir legen los. Oft ohne Instrumente, oder aber auch mit anderen Instrumenten. Der Bassist spielt Trompete, der Gitarrist spielt die Drums, und andersherum. Bis man in dem durcheinander bemerkt, dass man etwas konstruktives geschaffen hat, etwas, dass groovy ist. Dann setzt der Rhythmus an, alle machen mit, plötzlich sind Texte da, und so fügt sich alles zusammen. Ich nehme zum Beispiel Textpassagen und mache etwas Brauchbares draus – Funk It Up sozusagen!“
Michael Arens: “Ihr seid insbesondere als Live-Band eine absolute Ohren- und Augenweide.“
Sharon Jones: “Ja, wir sind nicht extravagant oder so was. Bei uns gibt es keine opulente Light-Show. Wir stehen einfach auf der Bühne und spielen – ich komme raus und singe, bis ich umfalle. Bis der Schweiß in Strömen aus meinen Handflächen rinnt…“ (lacht)
Michael Arens: “Du scheinst sehr selbstbewusst zu sein. Hast Du auch selbstkritische Momente?“
Sharon Jones: “Nein. Tatsächlich denke ich beim Hören des neuen Albums oft sogar: “Verdammt, hört sich das Klasse an!“. Ich meine, diese Klarheit – ich konnte meinen Mund vor erstaunen nicht mehr zu bekommen, als ich unser Album zum ersten mal als Promo hörte. Es ist einfach sehr gut gemacht. Gabe (Gabriel Roth, Aufnahmeleiter der von Bosco Mann produzierten Musik des neuen Albums “I Learned The Hard Way“, Anm. d. Red.) hat einen fantastischen Job gemacht! Es hat diese Grobkörnigkeit, diesen Souuuuuul…“
© Michael Arens |
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Sharon Jones
Sharon Jones & The Dap-Kings
Aktuelles Album: Sharon Jones & The Dap-Kings- I Learned The Hard Way (Daptone Records/ The Orchard/ Groove Attack)
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