MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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INTERVIEW |
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Rakim - Soul Integrität Aktuelles Album: Rakim - The Seventh Seal (Ra Records/SMC/Soulfood)
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Rakim - Soul Integrität Aktuelles Album: Rakim - The Seventh Seal (Ra Records/SMC/Soulfood)
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Ich gestehe: Eigentlich komme ich ja aus dem Soul. Aus Funk und Rhythm and Blues. Und trotzdem gab es auch in meiner Vergangenheit und Gegenwart immer wieder Genres, die mir, sozusagen als Grenzgänger, den Übergang in andere Musikstile ermöglichten und ermöglichen.
Rap z.B. war und ist so einer, was nicht weiter schwer fällt, ist doch Soul im Ursprung eines der zwei Bauteile von Rap gewesen. Denn Rap war in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern nichts anderes als Sprechgesang über instrumentalen Soul-Tracks. Die Sugarhill Gang funktionierte beispielsweise so.
In der zweiten Rap-Welle, die immer mehr mit Samples, Scratches und Sound spielte, kam dann in den Achtziger Jahren Acts wie EPMD, Digital Underground, Gang Starr, Young MC oder De La Soul, die ebenfalls meine ungeteilte Aufmerksamkeit hatten.
Und dann gab es noch Eric B. & Rakim. Bis heute ist ihr “Paid in Full“-Album eine Art Rap-Bibel für mich, eines der Alben, das mich ganz besonders beeinflusst hat. Was wohl sicher auch dem Rapper des Duos, Rakim zu verdanken ist. Denn seine Stimme ist nicht nur von der Klangfarbe her Soul, sondern er intonierte und verschliff seine Raps auch stets mit dieser gesunden Prise Soul im Hinterkopf. Seine Raps kamen einfach Deeper und flüssiger daher als die der überwiegenden Konkurrenz (von wenigen Ausnahmen wie Gang Starrs Guru, der dem Soul in Rakims Stimme gefährlich nahe kommt, mal abgesehen).
Viel ist passiert seit diesen Tagen. Der Rap, der Hip Hop verzettelte sich im Verlauf der Neunziger Jahre zusehends und verlor für mich weiterhin an Bedeutung, Nachvollziehbarkeit und Innovation.
Derweil gab es noch etliche weitere Alben von Eric B. & Rakim, sowie immer wieder diverse Solo-Projekte der beiden. Dass mir unter all diesen, unzähligen Solos, gerade Rakims Rapteil in Jody Watleys Superhit “Friends“ aus dem Jahre 1989 (!) im Kopf geblieben ist, spricht trotz des nur sehr kurzen Raps eine überdeutliche Sprache: Rakim ist Soul.
Nur an der Oberfläche benutzte und benutzt er den Klangteppich aus Rap (“Rap ist die Musik, Hip Hop ist die Kultur“ sagte KRS-ONE einst so trefflich), um dieser Tage ein Hip Hop-Album mit Soul-Werten wie seinem neuesten Longplayer “The Seventh Seal“ (Ra Records/SMC/Soulfood) aus der Taufe zu heben.
Sofort zu Anfang stellt Rakim im Gespräch mit dem SOUL TRAIN klar, dass gerade der Albumtitel eine biblische Metapher, ist, von der er sich verspricht, dass die Menschen sie ganzheitlich verstehen, und der Welt und, Achtung – Ironie -, ganz bestimmt auch Rakims neuem Album eine Chance geben. Zur Sache…
Michael Arens: “Bevor ich mit dir über dein aktuelles Album “The Sevent Seal” spreche, muss ich einfach erst einmal über deine Stimme sprechen. Für mich ist gerade deine Stimme der Kern deiner Musik, was gerade für ein Genre wie Rap eher ungewöhnlich ist. Deine Stimme hört sich jedoch nicht nur nach Soul an, sie scheint auch in der Intonierung und der Phrasierung von Soul zu leben. Wie gerne denke ich an deinen kurzen, aber sehr prägnanten Rap-Part in Jody Watleys “Friends“ zurück…“
Rakim: “Word up. Ja, ich habe immer versucht, meine Stimme als echtes Instrument einzusetzen, sie mit der Musik zu vermischen. So dass ich kleinste Nuancen formen kann. Ich arbeite daran… Ich fand immer, dass es das ist, was ich mit meiner Stimme tun muss…”
Michael Arens: “War es da immer klar für dich, dass Du ausgerechnet Rap machen würdest? Gerade weil deine Stimme soviel Soul hat?“
Rakim: “Meine ganze Karriere über hatte ich das. Ich komme ja aus dieser Ecke, war immer ein Riesen-Fan von James Brown. Und als sich vor vielen, vielen Jahren Disco zu Rap wandelte (lacht), war das schwer durch Soul beeinflusst. Dieser Vibe und diese Essenz… Und dabei bin ich dann irgendwie auch geblieben. One of my trademarks… Rap hat sich sehr verändert. Heute ist alles Beats und Sound-Effekte. Ich wollte diese Soul-Integrität und wollte sicherstellen, dass ich immer auch melodische Tracks mache. Keep that integrity, let them know who I am…”
Michael Arens: “Woher genau kommt das alles?“
Rakim: “Na ja, weißt Du, das ist genau das Ding. Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie. Es lief immer Musik, gute Musik, im Haus, als ich aufwuchs. Von Jazz bis Oper… Mein Bruder spielte Klavier, meine anderer Brüder und ich spielten Saxophon. Ich schätze, dass ich daher das Gefühl mitbekommen habe, einen bestimmten Ton zu kreieren, eine bestimmte Klangfarbe. Das alles gab mir ein anderes Musikgefühl. Deshalb versuche ich immer, mit meiner Stimme, mit den Tracks, zu verschmelzen. Habe versucht, all mein musikalisches Know-how zu benutzen, mein mittelmäßiges Talent in meine Arbeit mit einfließen zu lassen. Ich habe beispielsweise versucht, verschiedene Rhythmen, die John Coltrane mit seinem Saxophon gespielt hat, in Rhythmen in meinen Reimen, meinen Raps, umzusetzen. Viele Menschen glauben, dass ein Rap immer nur der Text und der Reim ist. Ich habe aber immer versucht, das Ganze zum nächsten Level zu bringen, es durch verschiedene Selbstlaute usw. deutlich interessanter zu machen.”
Michael Arens: “Du spielst also Saxophon? Das interessiert mich, ich spiele selbst…“
Rakim: “Ja, ich spiele immer noch. Ab der vierten Klasse spielte ich immer in einer Band, dann in der Marschkapelle. Es wurden ständig Noten vergeben und ich kann sagen, dass ich recht gut war. Das hat sich dann später als sehr glücklich und vorteilhaft erwiesen, denn als Hip Hop kam, wusste ich einiges von Musik, hatte bereits vieles über Musik gelesen. Es gibt ja so viele verschiedene Levels an Musik. Und so habe ich Jazz in meine Musik eingearbeitet, Reggae, was auch immer da war… ”
Michael Arens: “Liegt es da nicht nahe, mal ein Album zu machen, dass mit genau diesen beiden Bestandteilen von Dir, deiner Stimme und deinem Saxophonspiel, zu tun hat?“
Rakim: “Eine Menge Leute sagen mir, genau das zu tun. Glücklicher Weise habe ich mittlerweile mein eigenes Studio und kann es mir erlauben, dort ausgiebig und ohne Zeitdruck zu experimentieren. Ich spiele auch Schlagzeug und andere Instrumente, und vielleicht werde ich in naher Zukunft mal was versuchen, wobei du ein Saxophon hörst, mit einem Beat dahinter und Rakim, der dazu rappt. You never know, man…”
Wer Rakims seelenvolle Stimme kennt, dem möchte ich an dieser Stelle den O-Ton dieser Passage nicht vorenthalten, denn sein Statement zum Saxophon-Thema klingt alleine schon wie ein eigenständiger, neuer Rakim-Rhyme:
“Maybe in the future I can experiment and yeah, you may hear a little saxophone, with a nice beat behind it and Rakim flowin’…”
Michael Arens: “Ein weiterer Pluspunkt deiner Stimme ist der unglaubliche Flow, den Du als Rapper zutage legst. Statt einer Zusammensetzung einer endlosen Reihe Worte klingt bei dir immer alles nach einem Einzigen… Ist dir dieser Flow auch bei deinen Alben wichtig? Wie steht es mit Album-Konzepten? Besonders auf “The Seventh Seal“? Über den Albumtitel hast Du ja bereits was gesagt…“
Rakim: “Wir wollten sicher stellen, dass alle Tracks des Albums mit den Dingen, die wir zu der Zeit fühlten, irgendwie übereinstimmten. Als es an der Zeit war, die Reihenfolge der Songs zu besprechen, haben wir uns alle hingesetzt und darüber gesprochen, wie wir uns fühlen. Uns kam es darauf an, dass ein Song immer den vorangehenden sozusagen erst erweitert. So dass es einen Fluss hat… Ich habe mich dafür natürlich auch auf meine Leute verlassen, meine Produzenten, meine Musiker. Es gab auch etliche Songs, die es nicht auf das Album geschafft haben, da sie nicht mit dem Konzept von “The Seventh Seal“ übereinstimmten. We wanted an album of Flow…”
Michael Arens: “Du hast dein Album von einer ganzen Armada Produzenten wie Samuel Christian, Poppa Pill, Needlz usw. machen lassen. Hatte es einen Grund, dass Du deine Tracks nicht selbst produziert hast?“
Rakim: “Ja, ich wollte mich schlicht auf mein Notizbuch, meine Lyrics konzentrieren, und jemand anderes die Musik machen lassen. Auf dem nächsten Album werde ich dagegen eine Menge meiner eigenen Tracks auch selbst produzieren…”
Michael Arens: “Dem nächsten Album? Ist da schon was in Arbeit?”
Rakim: “Ja! Mit meinem kommenden Album will ich ein richtig gutes Hip Hop-Album vorlegen. Spaß haben. Showin’ them what the essence is, man. Einfach nur gute Musik machen, aber auch eine Reimform erkunden. Ich mag es, wenn die Leute einen Track zurückspulen und sehen, auf welche Arten ich ein und die gleiche Phrase reime…”
Michael Arens: “…und genau da liegt doch der Kern von Rakim!”
Rakim: “Ja. Am Ende des Tages möchte ich mich auf die Texte konzentrieren!“
Oder, um es im O-Ton von Rakim zu sagen:
“Yeah… At the end of the day people gonna concentrate on the lyrics. With some artist it’s the beat, and it’s the hook, but you know, Rakim is what I’m sayin’… Word up!”
© Michael Arens |
Rakim
Soul Integrität
“Rakim is what I’m sayin’… Word up!”
Aktuelles Album: Rakim - The Seventh Seal (Ra Records/SMC/Soulfood)
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