MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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INTERVIEW

 

 

 

 

 

Jeff Lorber - Soul Fusion mit Bebop-Vokabular

Aktuelles Album: Jeff Lorber Fusion - Now Is The Time (Concord Music Group/Heads Up/In-Akustik)

 

 
 

Jeff Lorber

 

Jeff Lorber - Soul Fusion mit Bebop-Vokabular

Aktuelles Album: Jeff Lorber Fusion - Now Is The Time (Concord Music Group/Heads Up/In-Akustik)

 

 

 

   

 

Seit Keyboarder Jeff Lorber 1977 sein Debütalbum “The Jeff Lorber Fusion“ vorlegte, sind 23 Studioalben vergangen, die anfänglich unter dem Markennamen Jeff Lorber Fusion firmierten und seit den mittleren Achtziger Jahren unter eigenem Namen echte Kleinode, Perlen, des heutzutage selten gewordenen Jazz Fusion-Genres waren und sind.

 

Gegen Ende der Achtziger Jahre wendete sich Lorber immer mehr Einflüssen aus Soul, Funk und Smooth Jazz zu, was einige seiner besten Alben hervorbrachte. Ganz nebenbei machte sich Jeff als Gastmusiker, Songschreiber und Produzent und selbstredend Ideengeber auf unzähligen Alben befreundeter Jazz- und Soulmusiker einen Namen.

 

Ende 2008 befand Jeff Lorber, dessen Markenzeichen lange neben seiner langen Haarpracht auch die Leichtigkeit und geradezu sommerliche Frische seines Sounds gepaart mit kristallklarem, knusprigem Sound, war, dass es Zeit sei, die Zeiten der Jeff Lorber Fusion wieder aufleben zu lassen – “Now Is The Time“ sozusagen. Denn der Albumtitel wurde nicht durch Zufall so ausgewählt.

 

Irgendwo zwischen zeitgenössischem Jazz, Jazz Fusion, Smooth Jazz, Soul, Funk und vorsichtigen Anflügen von Latin gepaart mit schnittigen Bläsersätzen, eben ganz dem Stil der Musik von Jeff Lorber entsprechend, setzt auch dieses Album, das Fusion im Namen hin oder her, an.

 

Das elf Titel lange Werk strotz vor spielerischer Energie, schnittigen Funk-Breaks und immer wieder zuckersüßem Gesang von einer der vielversprechendsten neuen Stimmen des melodischen Jazz-Universums mit Blick auf Soulgefühl: Irene Bauza, die sich nach einer bisherigen Karriere in lateinamerikanischer Musik mittlerweile schlicht Irene B. nennt, und gleich mehrere Titel von “Now Is The Time“, auf Concord Music Group/Heads Up erschienen, und in Deutschland über In-Akustik zu beziehen, eindrucksvoll und nachdrücklich, jedoch auch zurückhaltend mit ihrer karamellisierten Stimme beflügelt.

 

Jeff Lorber lud sich dazu gleich eine beeindruckende Riege großartiger Gäste ein. Saxofonist Eric Marienthal ist dabei, Bassist Jimmy Haslip, Schlagzeuger Dave Weckl, oder aber Lenny Castro, Paul Jackson Jr., Randy Brecker, Jerry Hey sowie Bobby Colomby, neben Jeff Lorber und Jimmy Haslip der dritte Produzent des hervorragenden Werkes zwischen Jazz Fusion, Smooth Jazz, Funk und Soul.

 

Höchste Zeit für den SOUL TRAIN, Jeff Lorber zum wundervollen neuen Album “Now Is The Time“ zu befragen. Auch, wenn das dieses mal nur am Telefon geschehen kann…

 

 

Bevor ich jedoch dazu komme, Jeff Lorber meine ersten Fragen zu stellen, kommt erst einmal ein Warnhinweis von Jeff: “Also ich fahre gerade durch einen Gegend, die einen schlechten Handy-Empfang haben könnte. Ich muss nur meine Route eben ändern, vielleicht hilft das ja… ”! Gut zu wissen.

 

 

Michael Arens: “Ich bin so froh, dich endlich mal zu sprechen. Auch wenn es sehr Klischeehaft klingt: ich bin seit vielen Jahren ein großer Fan. Besonders hänge ich an deinem “Worth Waiting For“-Album, dass Du nach der längeren Schaffenspause 1993 herausgebracht hast. Besonders der Soul-Track “Lost With You“, gesungen von Eric Jordan, fasziniert mich noch heute…”

 

Jeff Lorber: “Ah. Interessant. Weißt Du was, das ist auch eines meiner Favoriten! Und obendrein ist es das einzige meiner Alben auf CD, von der es keinerlei Pressungen mehr gibt. Während der längeren Schaffenspause, die ich damals eingelegt habe, habe ich an einer Menge unterschiedlicher Musikstile gearbeitet. Auch mit Dance Music. Und gerade “Lost With You“ von jenem Album hatte diesen etwas europäischen Dance Beat unter der Oberfläche.”

 

Michael Arens: “Deine Alben zeichnen sich immer wieder durch die unglaubliche Vielzahl von Kollaborationen mit den größten Namen aus Jazz und Soul aus. Das ist auch bei “Now Is The Time“ nicht anders. Gerade deshalb liebe ich deine Alben auch so… Sie sind trotz deutlicher musikalischer Ausrichtung nach Fusion, Smooth Jazz und Soul in sich sehr vielfältig und vielschichtig! Wie funktioniert diese Formel im Studio?”

 

Jeff Lorber: “Wow. Also ich arbeite einfach gerne mit anderen Menschen. Auf diesem neuen Album habe ich einmal mehr mit Jimmy Haslip und Bobby Colomby zusammengearbeitet. Gerade Bobby (Colomby) ist absolut brillant, und es ist eine absolute Freude, mit ihm zu arbeiten. Du wirst ja seinen Hintergrund als Musiker kennen (Bobby Colomby war in den Siebzigern der Drummer von Blood, Sweat & Tears, Anm. d. Red.). Aber zu deiner Frage. Die meisten meiner Alben, auch das neue, entstehen tatsächlich sehr spontan. Wir erlauben kleinere Unfälle, wir erlauben sehr viel Improvisation und vor allen Dingen erlauben wir uns sehr viel Spontaneität. Bei “Now Is The Time” fing ich eigentlich mit Jimmy (Haslip) an, daran zu arbeiten. Er war sehr involviert in die Entstehung der Basis-Tracks, und auch in die Auswahl des Materials. Dann musste er leider aussetzen, um mit den Yellowjackets auf Tour zu gehen. Und ich war in der glücklichen Lage, Bobby (Colomby) zu haben, der ihn sozusagen ersetzt hat, der das Album maßgeblich mitgeformt hat und…”

 

 

…die Leitung reißt unvermittelt ab. Gut, dass Jeff mich vorgewarnt hatte. Etliche Versuche später habe ich Jeff Lorber endlich wieder an der Strippe namens Handy, ohne das heutzutage anscheinend die Welt still zu stehen scheint…

 

 

Jeff Lorber: “Diese Handys… Tut mir leid, Mann.“ (punktgenau setzt Jeff an der Stelle an, an der unser Gespräch vorab so jäh endete) “Also, wir waren bei Jimmy (Haslip), und wie er auf Tour ging mit den Yellowjackets und Bobby (Colomby) ins Projekt kam. Jedenfalls schlug Bobby (Colomby) mir vor, Irene Bauza mit auf das Album zu nehmen. Er kümmerte sich besonders um den Song “Dr. Moy“, der ein ganz besonderer Song für uns wurde, und den wir oft live gespielt haben. Bobby (Colomby) hat großartige Ohren und großartige Ideen, mit denen er das Album entscheidend mitformte. Ja, ich kann mich nur wiederholen, ich arbeite wirklich sehr gerne mit anderen kreativen und talentierten Leuten zusammen, die eine andere Sichtwiese auf meine Musik mitbringen. Denn ohne das, könnte ich, glaube ich, keine richtigen Entscheidungen treffen oder in bestimmte Richtungen schwingen.”

 

Michael Arens: “Du magst also den Input an diesen Kollaborationen…”

 

Jeff Lorber: “Richtig. Ich denke, es öffnet eine ganze Welt musikalischer Ideen. Wenn man immer nur seine eigene Meinung benutzt, besonders wenn man das schon so viele Jahre macht wie ich, kann man schlecht über den Tellerrand blicken. Deshalb glaube ich aber auch, dass die Menschen kaum wissen, was ich persönlich mag. (lacht) Mit anderen Zusammenzuarbeiten heißt andere Perspektiven, Meinungen, Input. Und das hilft auch mir, zu lernen. Ich nutze meine Alben also auch dazu, neue Erfahrungen in Sachen Musik zu sammeln und neue Erfahrungen zu machen.”

 

Michael Arens: “Das heißt, du sagst einigen Freunden bescheid, einigen bekannten Gastmusikern, ihr trefft euch im Studio, und los geht’s?”

 

Jeff Lorber: “Na ja. Es gibt natürlich schon viele Vorbereitungen. Ausführliche Gedanken werden sich gemacht zum Konzept usw.. Und natürlich musst du, bevor du ins Studio gehst, schon wissen, was genau du aufnehmen möchtest. Du brauchst einen Plan, um alles im Griff zu haben. Aber tatsächlich werden dann doch wieder die meisten wirklich wichtigen Entscheidungen während der Aufnahmen getroffen. Gerade, wenn man Platten wie wir macht, bei denen der größte Teil der Aufnahmen live mit einer kleinen Gruppe im Studio eingespielt wird.”

 

Michael Arens: “Du hast bereits Irene Bauza, bzw. Irene B., wie sie sich nennt, erwähnt, die für mich mit ihrer unglaublich samtenen Soul-Stimme eines der Highlights von “Now Is The Time“ ist, erwähnt. Erzähl’ mir mehr von ihr!”

 

Jeff Lorber: “Ja, was auch immer sie macht; ich mag es sehr. Wir arbeiten derzeit an verschiedenen Projekten zusammen…”

 

Michael Arens: “…wie etwa einem kompletten eigenen Studioalbum von Irene B., dass Du produzierst? Scheint mir eine perfekte und logische Konsequenz zu sein…”

 

Jeff Lorber: “Vielleicht werde ich genau das machen. Sie macht ihre eigene Musik und weiß genau, was sie will. Aber ich würde das lieben… ”

 

Michael Arens: “Dann ist da noch Saxofonist Eric Marienthal, der eine tragende Rolle auf deinem neuen Album spielt.”

 

Jeff Lorber: Eric (Marienthal) und ich sind sehr, sehr lange befreundet. Ich habe viele male an seinen Platten mitgearbeitet. Das Interessante ist, dass dies tatsächlich das allererste mal ist, das Eric (Marienthal) auf einer meiner Platten mitgemacht hat. Tatsächlich arbeiten wir sehr viel zusammen. Morgen zum Beispiel fliegen wir beide nach Thailand, um dort für den König live zu spielen. Jedenfalls komplimentieren Eric (Marienthal) und ich uns sehr, und hoffentlich haben wir noch sehr lange die Gelegenheit, zusammen zu arbeiten.”

 

Michael Arens: “Was macht ein gutes Album aus?”

 

Jeff Lorber: “Ein gutes Album sollte interessant sein, verschiedene musikalische Variationen und ein starkes Thema haben. Und es sollte eine Einheit sein.”

 

Michael Arens: “Was mir an deinem neuen Album auffällt, ist etwas, dass besonders bei Smooth Jazz und Fusion eine augenscheinliche Rolle spielt: die knackige, glasklare Tonqualität der Aufnahme. Das ist für mich schon fast so etwas wie ein kleines Markenzeichen von Jeff Lorber bzw. Jeff Lorber Fusion.”

 

Jeff Lorber: “Das Geheimnis dazu ist, Raum im Arrangement zu kreieren. Wenn man zu viele Instrumente in eine Sequenz steckt, kann die Aufnahme überfüllt oder sogar verstopft wirken, und dann ist es schwierig zu hören, was eigentlich los ist. Aber wenn man es relativ einfach hält, mit nicht allzu vielen Instrumenten und nicht allzu vielen Teilen, dann erlaubt dir das Arrangement, durch die Musik hindurch zu blicken und jeden Teil klar durchzuhören.”

 

Michael Arens: “Jetzt, wo die ganze Promotion für das Album mit Volldampf läuft, wie fühlt sich da dein eigenes Album an? Bis Du zufrieden mit dem Ergebnis? Auch mit einigem Abstand…“

 

Jeff Lorber: “Also jedes Album hat seine eigene Dynamik, und meistens kommt am Ende nie das Album heraus, dass du im Kopf hattest. Aber bei “Now Is The Time“ bin ich sehr, sehr glücklich über das Ergebnis. Besonders weil ich einige der Songs live spielen konnte und Songs wie “Chinese Medicinal Herbs“, “Dr. Moy“, “Las Rosas“ und “Water Sign“ sich als unsere Favoriten heraus gestellt haben bei unseren Live-Gigs. Es macht einfach irren Spaß, sie live zu spielen.”

 

Michael Arens: “Die Jazz-Enthusiasten- und Puristen werden sicher wie gewohnt mit etwas gerümpfter Nase auf die nicht gerade geliebten Genres Jazz Fusion und Smooth Jazz, damit auch auf dein Album, hinabblicken. Eine Problematik, die in den USA weniger bzw. kaum existiert, aber im Deutschsprachigen Raum durchaus weit verbreitet ist. Wie ist deine Sichtweise dieser nie enden wollenden Diskussion?“

 

Jeff Lorber: “Na ja, die Musik die wir, Jeff Lorber Fusion, machen, hat definitiv Bebop-Vokabular, einige sehr prächtige Harmonien und improvisatorische Momente. Ich denke, auch die Menschen, die sonst Straight Ahead Jazz hören, werden unser Album genießen. Unsere Musik hat einfach die grundlegenden Ingredienzien, die die Menschen hören möchten. Dazu kommt noch, dass unsere Musik, unser Album, irgendwie funky und sehr melodisch ist. Weißt du, ich mache immer gerne Musik, die Musiker genauso genießen können wie der durchschnittliche Hörer.”

 

© Michael Arens

Photos © Lori Stoll

 

 

Jeff Lorber,

Jimmy Haslip,

Eric Marienthal

 

Jeff Lorber

 

Jimmy Haslip,

Eric Marienthal,

Jeff Lorber

 

Jeff Lorber

 

 

 

 

Aktuelles Album:

Jeff Lorber Fusion -

Now Is The Time

(Concord Music Group/

Heads Up/

In-Akustik)

 

 

 

 

Jeff Lorber -

Soul Fusion mit

Bebop-Vokabular

 
   

 

 
   

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