CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Travie McCoy - Lazarus (Atlantic/Warner)

Travie McCoy - Lazarus (Atlantic/Warner)

Der Frontmann der Gym Class Heroes macht Ernst. Natürlich nur im übertragenen Sinne. Denn der Rapper zeigt mit seinem Solo-Debütalbum, dass man zeitgenössischen Rap auch mit einer gehörigen Portion Experimentierfreudigkeit als auch mit Selbstironie versetzen kann.

“Lazarus“ ist allerdings auch eines dieser Alben, das man erst nach wiederholtem Hören richtig zu schätzen weiß. Das liegt immer wieder daran, dass der Sound des Werkes, den McCoy hier hinlegt, alles andere als schlicht ist. Vielschichtig und in alle möglichen Musikgenres schielend – Hip Hop, Pop, Soul, Rock, Jazz, Blues, Country – wechselt sich der Longplayer vielleicht gerade deswegen angenehm kurzweilig in den Tempi ab. Das erleichtert dann auch das wiederholte drücken des Play-Knopf, ob nun am CD-Gerät oder am mp3-Player.

Was regelrecht raffiniert ist, ist die ausgewogene Musikfarbe und der grenzgängerische Ansatz der gesamten Produktion, die anspruchsvolle Hip Hopper der ersten Stunde, eisenbeißerische Musikkritiker als auch Partyfreundliches Teenie-Publikum zugleich zu begeistern weiß. Das gibt es auch nicht oft…

Man merkt Travie McCoy an, dass er bereits steil auf die 30 zugeht (OH GOTT!), denn dass hier jede Menge Erfahrung in Sachen Sprechgesang im Spiel ist, ist vom ersten Titel an offenkundig. Selbstredend nur für Old School-Publikum…

Auf Charts schielende Nachwuchshomies unter 18 wird das alles sicher am Allerwertesten vorbeigehen. Denn die Tracks können sogar richtig kicken, pumpen oft unverschämt direkt durch, nur um im nächsten Track die Messlatte für Beatbastler und Freund abgedrehter Ideen richtig hoch zu legen.

“Lazarus“ ist ein Debüt, das man so, besonders im Hip Hop nur selten hört, aber auch seine schwierigen Momente hat.

© Oliver Gross

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