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INTERVIEW

 

 

 

 

 

Bilal - Phoenix aus der Asche

Aktuelles Album: Bilal - Airtight’s Revenge (Plug Research/Groove Attack)

 

 
 

Bilal

 

Bilal - Phoenix aus der Asche

Aktuelles Album: Bilal - Airtight’s Revenge (Plug Research/Groove Attack)

 

 

 

   

Mehr als neun Jahre ist es her, dass Bilal Oliver sein Debütalbum “First Born Second“ veröffentlichte. Gnadenlos talentiert und mit einer Riege hochkarätiger Produzenten und Gaststars an Bord (u. a. Dr.Dre, Mos Def und Common) schien dem damals 21jährigen aus Philadelphia Großes vorgezeichnet.

 

Doch nach “First Born Second“, das ihm grandiose Kritiken inklusive diverser Vergleiche mit Prince einbrachte, wurde es zunächst wieder ruhig um ihn. Außer in einigen Features machte er lange nicht von sich reden; 2006 erschien dann ein weiteres Album (“Love For Sale“) ausschließlich als Internet-Download, was ihm eine Art Underground-Kultstatus einbrachte.

 

Nun aber ist es endlich soweit: Bilals brandneues Album “Airtight’s Revenge“ erscheint ganz offiziell am 14. September. Anlass genug für den SOUL TRAIN, beim Künstler höchstpersönlich nachzuhören, was denn da eigentlich los war in den letzten neun Jahren.

 

 

Ich treffe Bilal in der Lobby eines Kölner Hotels, vier Tage nach seinem Gastspiel in den Opernterrassen, bei dem er seine erstklassigen Live-Qualitäten unter Beweis gestellt hat. Es ist heiß, und Bilal erscheint ganz entspannt in T-Shirt und kurzer Armee-Hose. Sein hektischer Zeitplan hat ihn in den letzten vier Tagen von Köln über Berlin nach Dänemark und nun wieder zurück nach Köln geschickt; bekommt er da eigentlich überhaupt etwas von den Orten zu sehen, an denen er sich aufhält? “Nein“, sagt Bilal mit Bedauern in der Stimme. “In Berlin sind wir an einem Strand vorbeigefahren… Normalerweise fahren wir einfach zur Location, machen Soundcheck und das war’s. Gestern in Berlin hatten wir einen Tag frei, aber es war so heiß, dass wir nur im Hotel geblieben sind.“ Im Gegensatz zum Kölner Hotel gab es in Berlin offenbar Klimaanlagen, aber trotz Hitze beantwortet Bilal bereitwillig alle Fragen zum neuen Album…

 

 

Silke Schorra: “Was hat zunächst einmal der Titel “Airtight’s Revenge“ zu bedeuten?“

 

Bilal: “Ich wähle gern Titel, die nach einem Film klingen, die ein bisschen neugierig machen. Airtight ist ein Spitzname von mir, den ich mir in der High School nach dem Lesen der Bücher von Iceberg Slim (ein zum Schriftsteller bekehrter ehemaliger Zuhälter, Anm. d. Red.) gegeben habe. Wenn ich schreibe oder produziere, versetze ich mich sozusagen in eine andere Realität und werde dann zu dieser anderen Person. Revenge (zu deutsch Rache, Anm. d. Red.) bezieht sich auf das, was mir in den letzten neun Jahren passiert ist, dass ich kein Album veröffentlichen konnte, weil das letzte im Internet aufgetaucht ist. Ich bin nicht verbittert, ich habe immer noch viel zu geben. Es ist mehr, als ob ich nach der harten Zeit jetzt wie Phoenix aus der Asche steige.“

 

Silke Schorra: “Was genau ist damals eigentlich mit dem zweiten Album “Love For Sale“ passiert?“

 

Bilal: “Das tauchte plötzlich auf dem Internet-Schwarzmarkt auf. Das Ganze fing zumindest sehr traurig an, das Label wollte es dann nicht mehr veröffentlichen, dann wollten sie, dass ich das ganze neue Material mit anderen Produzenten neu aufnehme. Die Sache war die, dass ich viele der Songs selbst geschrieben und produziert hatte, fast wie jetzt beim neuen Album, bei dem ich auch eine Menge Songs am Keyboard geschrieben, dann wochenlang mit der Band geprobt und danach das Album aufgenommen habe. Ich habe das Label dann verlassen und hatte jede Menge vertraglichen Ärger – es fing sehr traurig an, aber dann plötzlich aus dem Nichts bekam ich tolle Reaktionen aus dem Internet, Leute, die die Platte liebten und sich wünschten, dass sie veröffentlicht würde. Ich bin dann einfach auf Tour gegangen für diese geschmuggelte Platte. Irgendwie war es, als hätte ich dann doch ein Album draußen – das war verrückt.“

 

Silke Schorra: “Wie ist das neue Album, wie sind die Songs entstanden, und welche Themen lagen Dir besonders am Herzen?“

 

Bilal: “Das Album wurde in Philly aufgenommen. Ich habe viel selbst produziert, daneben haben mir unter anderem geholfen Steve McKie, der auch die letzten acht Jahre in meiner Band gespielt und viele gute Ideen beigesteuert hat, Knotts und 88Keys. Es war alles sehr intim. Meine Songs entstehen auf unterschiedliche Weise: Manchmal begleite ich mich selbst, manchmal entdecke ich alte Songs von mir, die ich irgendwann mal aufgeschrieben und vergessen hatte, neu und denke dann, oh, was zur Hölle ist denn das, das ist cool! Ich schreibe Songs am Piano, manche entstehen auch aus einer Jamsession mit der Band, ich habe da keine bestimmte Methode. Bei diesem Album habe ich mir nicht gesagt, ich muss jetzt ein Schmusesänger sein, der die Frauen umgarnt oder ich werde ein Sexsymbol sein. Ich wollte wirklich über Konzepte schreiben, die zum Nachdenken anregen, egal, ob ein Mann oder eine Frau damit zu tun haben oder einfach Dinge, die uns als Menschen jeden Tag begegnen. Religion ist ein großes Thema, das Menschen in aller Welt kontrovers diskutieren, Geld ebenfalls, das Leben generell, Wissenschaft – viele Dinge, über die man schreiben kann, wenn man mit offenen Augen durchs Leben geht. Ich habe also über jede Menge Themen geschrieben.“

 

Silke Schorra: “Wie steht es mit Deiner künstlerischen Entwicklung in den letzten neun Jahren? Worauf können sich die Hörer gefasst machen?“

 

Bilal: “Ich bin in vielen Dingen, mit denen ich von Anfang an zu tun hatte, einfach sicherer geworden. Ich würde nicht sagen, dass ich mich in einen anderen Künstler verwandelt habe, ich habe einfach verschiedene Konzepte und Dinge weiterentwickelt, die ich als Musiker gerne tun wollte. Ich wollte immer schon Genre übergreifende Musik machen und verschiedene Sounds mischen – ich glaube, ich verstehe das Konzept jetzt einfach mehr und wie man es macht. Die Art, wie ich Musik mache, ist einfach herangereift. Ich lasse mich immer noch von vielen verschiedenen Musikstilen beeinflussen: Elektronische Musik, Jazz, Gospel, Soul, Hip Hop, Trip Hop, Bebop, Punk, Klassik - alles; auf die Art mache ich Musik.“

 

Silke Schorra: “Du hast schon mit vielen fantastischen Künstlern zusammengearbeitet. Wer hat Dich am meisten beeindruckt? Gab es einen Moment, der Dir in dem Zusammenhang besonders im Gedächtnis geblieben ist?“

 

Bilal:J.Dilla dabei zuzusehen, wie er einen Beat gebastelt hat und wie schnell er dabei war. Ich habe nie wieder jemanden gesehen, der so schnell einen coolen Beat zusammengestellt hat – den ganzen Beat in zehn Minuten, inklusive Samples raussuchen, Schneiden und alles. Bis zu dem Zeitpunkt, wo wir reingekommen waren und eine Zigarette gedreht hatten, hatte er einen Beat fertig. Und es war toll, dabei zuzusehen. Sein Haus sah aus wie eine Musikbibliothek, so viele Platten hatte er, und er wusste genau, wo alles war. Er saß mit uns zusammen, unterhielt sich mit uns und dann mitten im Gespräch nahm er den Kopfhörer ab und drehte den Beat auf, und wir alle nur “Ooooooohhhhh!“ Er war unglaublich bei sowas.“

 

Trotz der schlechten Erfahrung mit dem zweiten Album – die ja dann doch noch ins Positive gewendet werden konnte – steht Bilal dem Medium Internet alles andere als abgeneigt gegenüber. Ich verrate ihm, dass ich ihm bei “Twitter“ folge und mir auch sein Video-Tagebuch angesehen habe, was ihn zum Lachen bringt. “Das Internet ist cool, denn die meisten Leute wissen nicht einmal, dass ich reden kann!“, lacht er. Dann erzählt er, was er vom Internet als Plattform für Künstler hält.

 

Bilal: “Die Situation mit dem zweiten Album hat mir gezeigt, man braucht gar nicht diese riesige Label-Scheiße mitzumachen. Alles, was man tun muss, ist die Leute zu engagieren, die auch das Label engagieren würde, also ein Marketingteam. So werden Platten verkauft. Ich könnte das tun ohne auf einem großen Label zu sein, und dabei hätte ich noch die Freiheit, das zu machen, was ich machen will. Ich wäre gerne reich durch Musik, aber ich werde dafür nicht meine Seele verkaufen. Was ich machen will, ist so anders, man kann es nicht in die Schublade “Black Music“ stecken – es ist MUSIK! Ich vermische so viele unterschiedliche Musikrichtungen, dass man nicht einfach sagen kann, das ist Neo Soul. Da steckt so viel Unterschiedliches drin, also ist das Beste einfach, es zu veröffentlichen, auf Tour zu gehen und so Dein Publikum zu erreichen.“

 

Silke Schorra: “Und was sind die besten Seiten am Künstlerdasein?“

 

Bilal: “Ich liebe es, live zu spielen, man bekommt so viel Energie und eine unmittelbare Rückmeldung, wenn es ankommt. Ich bin auch gerne im Studio und habe Spaß am kreativen Entstehungsprozess – wenn es am Ende richtig klingt. Dann kriege ich dasselbe Gefühl wie bei einer Live Performance. Ich mache keine Unterschiede, ob ich lieber etwas kreiere oder es live vorstelle, aber ich liebe Beides.“

 

Silke Schorra: “Ich habe irgendwann gelesen, dass Du klassischen Operngesang studiert hast und gerne Filmmusik schreiben wolltest. Stimmt das und stellt es immer noch eine Option für Dich dar?“

 

Bilal: “Ich hatte klassischen Gesangsunterricht in der High School, und zu einer gewissen Zeit wollte ich tatsächlich zur Oper. Ich dachte eine Minute lang, es wäre zu schwer, aber dann entdeckte ich Jazz… (lacht) Das mit der Filmmusik kann ich mir immer noch vorstellen. Eins meiner zukünftigen Ziele ist es, ein Studio aufzubauen und jeden Tag darin arbeiten zu können. Dann könnte ich alle Ideen aus meinem Kopf bekommen!“

 

Am Ende des Interviews kann ich nicht anders, als ihn noch auf den Verlust seiner Haarpracht anzusprechen – aber als Frau darf ich das wohl auch. “Es ist doch nur Haar“, meint er. “Ich habe ferngesehen, und mein verdammter Kopf hat gejuckt, und als Werbung kam, bin ich ins Bad, hab den Scheiß abgeschnitten und mich wieder hingesetzt und weiter ferngesehen.“ Ich glaube ihm kein Wort, aber er bekräftigt: “Doch, so war das. Ich hab die “Maury Povich Show“ geguckt.“ Wir lachen, und ich frage ihn noch, was als Nächstes bei ihm ansteht.

 

Bilal: “Erstmal kommt am 14. September das Album raus, dann gehen wir in Amerika auf Tour. Vielleicht kommen wir dann direkt zurück oder touren erst noch durch Japan, aber ich werde definitiv wieder zurückkommen. Ich will auch an mehr Orten in Deutschland spielen. Bei der letzten Tour haben wir Deutschland ja ausgelassen, da war ich so sauer.“

 

Ich wünsche ihm noch alles Gute und bedanke mich.

 

© Silke Schorra

 

 

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