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INTERVIEW

 

 

 

 

 

Stephan Scheuss - Sideman im Rampenlicht

Aktuelles Album: Stephan Scheuss - One Pure Soul (Songways/Ozella Music)

 

 
 

Stephan Scheuss

 

Stephan Scheuss - Sideman im Rampenlicht

Aktuelles Album: Stephan Scheuss - One Pure Soul (Songways/Ozella Music)

 

 

 

   

Stephan Scheuss? Nie gehört, werden wohl die meisten sagen. Tatsächlich mischt der gebürtige Leverkusener aber bereits seit vielen Jahren ganz vorn in der deutschen Musikszene mit: Unter anderem in den achtziger Jahren als Teil von Trio Rio (“New York, Rio, Tokio“), in den Neunzigern bei Purple Schulz, und im Jahr 2002 war er die Stimme der Castingband The Flames, deren Song “Everytime“ als musikalischer Hintergrund eines Werbespots diente und zum damaligen Sommerhit avancierte. Und das sind nur einige der Stationen, die Stephan Scheuss während seiner musikalischen Laufbahn angelaufen hat.

 

Nachdem er also lange eher der Mann im Hintergrund war, veröffentlicht er nun bei Ozella Music (der SOUL TRAIN berichtete) sein Solo-Album “One Pure Soul“: Eine Art Sammlung der Lieblingssongs des Musikers, von ihm völlig neu interpretiert.

 

Dabei bedient sich Stephan Scheuss lediglich seiner Fertigkeiten an der Gitarre und seiner Stimme. Neben den bekannten Songs auf dem Album aus Soul und Pop – wie z. B. “Harvest For The World“, “Tears Of A Clown“, “My Funny Valentine“ oder “What’s Going On“ – finden sich auch drei Eigenkompositionen, die nur ein Vorgeschmack auf das sind, was wir von Stephan Scheuss noch erwarten können.

 

Das und mehr verriet der Künstler im SOUL TRAIN-Interview…

 

 

Silke Schorra: “Wie ist es zu der Idee gekommen, ein Album aufzunehmen, das hauptsächlich aus Neuinterpretationen bekannter Songs besteht?“

 

Stephan Scheuss: “Ich hatte schon vor ein paar Jahren damit angefangen, Songs, die mir viel bedeuten oder die eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen, aufzunehmen. Zuerst habe ich überhaupt nicht an ein Album gedacht. Ich wollte einfach mal dieses “akustische“ Format ausprobieren und mein Studioequipment auf unkomplizierte Art testen. Außerdem war es für mich ein Ventil, um die Unzufriedenheit mit meiner damaligen Band zu verarbeiten. Eine tolle Band, aber die Richtung, in die sie sich entwickelte, passte nicht zu mir.“

 

Silke Schorra: “Erzähl mir von der eigentlichen, musikalischen Entstehung des Albums! Wie war die Arbeit im Studio? Wie bist Du an die Songauswahl herangegangen?“

 

Stephan Scheuss: “Der erste Song den ich aufgenommen habe, war “Peace“ von Horace Silver, dem Jazz-Pianisten. Ich mochte immer schon die Version auf Bobby McFerrins erstem Solo-Album. Letztendlich hat es “Peace“ aber nicht auf meine CD geschafft - ich fand die Umsetzung nicht gut und spannend genug. Aber es war ein Anfang und eine Art Blaupause für die Songs, die ich danach aufgenommen habe. Die Songauswahl habe ich mehr oder weniger nach dem Lustprinzip vorgenommen. Jeder Song hat eine spezielle Bedeutung für mich: “Maniac“ zum Beispiel hat damals in den 80ern meine Jazz-Snob Phase beendet. Der Song hatte irgendetwas Starkes, das ich nicht greifen konnte. Jetzt, durch die Arbeit an meiner Version, weiß ich, was das war: Eine Art bedrohliche Melancholie und wunderschöne Akkorde. “Tears Of A Clown“ hatte ich im Ohr, seit der Song rauskam und im Radio gespielt wurde. Da war ich sieben Jahre alt und hatte zum ersten Mal ein Mädchen geküsst. Das vergisst man nicht. Die Magie dieses Songs ist ja der scheinbare Widerspruch zwischen dem traurigen Text und der fröhlichen Musik – typisch für Country Musik übrigens. Aber das Lied funktioniert auch, wenn man alle Paramater auf “traurig“ oder “melancholisch“ stellt. Also habe ich das Tempo stark verlangsamt und versucht, so klar und einfach wie möglich zu singen. Auch die Tonart habe ich bewusst so gewählt, dass ich nicht sehr viel stimmliche Artistik bringen kann. Ich habe alles bei mir zu Hause aufgenommen, nur gemischt und gemastert wurde das Album in anderen Studios. Ich habe die Songs arrangiert und so viele Takes eingespielt, bis ich mit der Performance und der handwerklichen Umsetzung zufrieden war. Denn ich wollte die Basictracks nicht editieren, das heißt Stimme und Gitarre sollten von vorne bis hinten aus einem Guss sein, ohne Schnitte. Das hat teilweise schon gedauert.“

 

Silke Schorra: “Macht der akustische Stil Stephan Scheuss aus oder “gibt“ es Dich bzw. Dein Programm auch mit kompletter Band?“

 

Stephan Scheuss: “Im Augenblick liebe ich es total, akustisch zu spielen. Ich hatte vorher eine längere Phase, in der ich sehr elektrisch, mit unheimlich vielen Effekten gespielt habe – jeder in meiner damaligen Band übrigens. Das hat mich dann doch sehr ermüdet. Ich war mehr mit dem Herumtreten auf Knöpfen beschäftigt als damit, einen Song zu singen. Trotzdem liebe ich die Kommunikation mit anderen Musikern auf der Bühne und ich bin sicher, dass es wieder eine Band geben wird.“

 

Silke Schorra: “Du bist ja schon lange musikalisch aktiv und hast schon mit diversen Größen der deutschen Musikszene zusammengearbeitet – wieso aber erst jetzt dieses Solo-Album?“

 

Stephan Scheuss: “Ich habe schon 1997 ein Solo-Album (“Happy“, Microphone Records) veröffentlicht, allerdings mit kompletter Band. Vielleicht hat es mit meinem Alter oder mit “Reife“ zu tun. Ich weiß jetzt sehr genau wer und was ich musikalisch bin und auch, welche Kompromisse ich nicht mehr machen will. Ich sehe mich auch nicht mehr als Sideman, so wie früher. Das heißt aber nicht, dass ich lukrative Optionen, die sich mir bieten, nicht wahrnehme. So war ich z.B. die letzten vier Jahre im Background Chor der DSDS Band. Oder habe den Afri-Cola Werbespot/Charthit “Everytime“ gesungen (der auch auf “One Pure Soul“ ist). Ich war also für eine gewisse Zeit mehrmals täglich im Radio zu hören, inkognito! Und der Song wird immer noch gerne gespielt.“

 

Silke Schorra: “Du bist Gitarrist und Sänger – hängt Dein Herz mehr an dem einen oder dem anderen? Oder halten sich beide Leidenschaften die Waage?“

 

Stephan Scheuss: “Bei mir ist es so: Gitarre Spielen habe ich richtig gelernt. Ich hatte einige Lehrer (u.a. Alex Sputh, Wayne Krantz und John Abercrombie) und habe die “Mechanik“ der Musik, Harmonielehre, Rhythmus-Timing, Stile, Improvisation etc. über das Instrument gelernt. Als Sänger bin ich reiner Autodidakt! Ich will mir beim Singen eine instinktive, unakademische Herangehensweise bewahren. Das war und ist eine ganz bewusste Entscheidung. Wenn ich übe, dann auch nur Gitarre. Gesang “übe“ ich, wenn ich neue Demo-Songs aufnehme. Eine Gesangsschule habe ich aber doch gehabt: meine Zeit bei der Vocal-Band Vocaleros. Da waren vier phantastische, originelle Sänger und Songwriter um mich herum (Christina Lux, Sabine van Baaren, Mario Argandona, Serge Maillard und später Inga Lühning als Ersatz für C. Lux) und das war für mich wertvoller und intensiver als ein Gesangsstudium. Aber ich sehe mich als Sänger-Gitarrist zu gleichen Teilen.“

 

Silke Schorra: “Neben den Coverversionen finden sich auch drei Eigenkompositionen von Dir auf “One Pure Soul“. Wie sind diese Songs entstanden? Gibt es vielleicht eine besondere Geschichte oder Erinnerung zu dem einen oder anderen Song?“

 

Stephan Scheuss: “Alle drei Eigenkompositionen sind während meiner Zusammenarbeit mit der amerikanischen Singer-Songwriterin Amy Antin entstanden. Sie lebt schon seit einigen Jahren in Köln und schreibt unglaublich gute Songs und auch Texte für andere Musiker. “Just Go“ zum Beispiel, den ein Kollege mal meinen Signature-Song nannte, ist schon ca. 25 Jahre alt! Der Sänger meiner damaligen Band kam irgendwann mit der Melodie zu mir. Sie war schon komplett fertig und ihm in der U-Bahn eingefallen, wenn ich mich richtig erinnere. Ich habe die Melodie dann mit Akkorden versehen, und viel später hat Amy einen Text dazu geschrieben, der auf unschönen Erfahrungen von mir basierte, um es mal so auszudrücken.“

    

Silke Schorra: “Können wir in Zukunft auch mit einem ausschließlich selbst komponierten Album von Dir rechnen?“

 

Stephan Scheuss: “Ja, mein nächstes Projekt nimmt in meinem Kopf und in meinem Rechner langsam Gestalt an. Es werden ausschließlich deutschsprachige Songs von mir sein (Texte & Musik). Ich habe schon ca. 14 Songs mehr oder weniger fertig und noch einige Ideen.“

 

Silke Schorra: “In Deutschland spielt gerade Soul allgemein leider eine recht untergeordnete Rolle und hat trotz teils riesiger Verkaufszahlen (Amy Winehouse, Duffy, Justin Timberlake, Whitney Houston, usw.) fast keine echte Lobby. Das ist bei Jazz völlig anders, obwohl hier lange nicht so viele CDs einzelner Künstler verkauft werden. Als große Liebhaberin von Soul interessiert mich deine Meinung zu dem Thema!“

 

Stephan Scheuss: “Das ist nicht leicht zu beantworten...es fängt vielleicht erst einmal mit der Definition von Soul an. Die Künstler die Du in Deiner Frage erwähnst, decken ja schon ein großes Spektrum an Musik ab. Sie alle HABEN Soul, ohne Zweifel! Whitney momentan vielleicht am meisten... Meiner Meinung nach ist Soul im modernen R&B aufgegangen, der die momentane Pop Musik bestimmt und viele Ecken und Kanten verloren hat, die für mich Soul ausmachen. Das heißt, Soul wird als Pop Musik wahrgenommen und schreckt viele Jazz Fans noch immer ab. Jazz hat in Deutschland eine Geschichte und hat im Laufe der Jahre (nach dem Krieg) eine eigene Stimme    entwickelt. Soul hat in Deutschland noch nicht so viel Entwicklung hinter sich und verharrt größtenteils immer noch im Imitieren von amerikanischen Vorbildern. Da kann man aber nur den Kürzeren ziehen. Wer braucht eine Erykah Badu Kopie aus Bad Salzuflen z.B., auch wenn es handwerklich noch so gut gemacht ist? Ich denke, die deutschen Hip Hopper haben es vorgemacht: mit deutscher Sprache und eklektischem Musikgeschmack haben sie Musik kreiert, die oft noch geiler ist als die Sachen aus den USA. Ich weiß, dass ich mich hier etwas aus dem Fenster lehne, nachdem ich gerade ein englischsprachiges Album mit Covers veröffentlicht habe. Aber neulich fragte mich eine Freundin beim Hören meiner Version von “Harvest For The World“, ob der Song von mir sei!“

 

© Silke Schorra

 

 

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One Pure Soul

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