MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN

 

 

 

 

 

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MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves

 

CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

CD-BESPRECHUNGEN / CD-REVIEWS

 

 

Kim Wilde - Come Out And Play (Columbia/Sony Music)

Ich kann zum einen sagen, dass ich ein Kind der Achtziger Jahre bin. Zum anderen war ich musikalisch immer ziemlich MOR (Abkürzung für “Middle Of The Road“, Anm. d. Red.), also irgendwo im Mittelfeld angesiedelt. Das beides führt mich früher oder später unmittelbar zu Kim Wilde, die ihre größten Erfolge fraglos in eben jenen Achtzigern hatte. “Cambodia“ oder “Kids In America“ sind bis heute Hymnen der Ära, die, irgendwo zwischen Pop und einem leicht souligen Ansatz zu New Wave liegen und bis heute nichts an ihrer Faszination verloren haben. Wilde selbst versuchte in den Jahren, ach was, Jahrzehnten danach mit wechselndem Erfolg, sich diesen Klassikern erneut anzuschließen. Obwohl die Abstände zwischen den einzelnen Singles und Alben gerade im neuen Jahrtausend immer größer wurden, blieb sich Wilde stilistisch stets treu. Das ist auch auf ihrem aktuellen Album “Come Out And Play“ so, dass einmal mehr in großen Teilen federführend vom roten Faden ihrer Karriere, ihrem Bruder Ricky Wilde, geschrieben und produziert wurde. Herausgekommen ist eben genau jener Sound, heute dem Zeitgeist entsprechend mit allerlei elektronischen Effekten aufgewertet, den man nur mit Kim Wilde und ihrer unvergleichlichen Stimme in Verbindung bringt. Um die Wahrheit zu sagen: “Come Out And Play“ versetzt keine Berge und ist weit entfernt davon, ein musikalisches Meisterwerk zu sein. Aber es macht Spaß, Kim zuzuhören. Der Fluss der 13 Titel ist noch immer der von Pop mit Elementen aus Rock, New Wave und Electronica. Und diese Mixtur funktioniert auch heute noch. Auch, wenn echte Ohrwürmer, von ihrer ersten Single “Lights Down Low“ einmal abgesehen, fehlen, bin ich mit dem Ergebnis, mit “Come Out And Play“ durchaus zufrieden.

© Sabine Branderheide

UP

 

 

2Raumwohnung - Lasso Remixe (EMI)

Eher unbeabsichtigt begründeten gerade Bands wie Inga Humpes 2Raumwohnung, das Duo ihrer Schwester Anete Humpe, Ich + Ich, oder Bands wie Paula, Juli oder Mia vor mittlerweile runden zehn Jahren einen völlig neuen Stil, der aber nicht, wie vor 30 Jahren die Neue Deutsche Welle, wie ein Tsunami über die deutsche Pop-Welt hineinbrach, sondern langsam und durchs Hintertürchen immer weiterer Kreise in der deutschen Musiklandschaft zog. Heute sind jene Acts, Künstler, Bands, die deutsche Texte mit anspruchsvoller Pop-Musik und einem Faible für elektronische Musik und Groove paaren, absolut nicht mehr aus der deutschen Musiklandschaft wegzudenken. 2Raumwohnung sind dabei zusammen mit Ich + Ich die Superstars des Genres, dass eigentlich keines ist. Nach dem gigantischen Erfolg ihres “Lasso“-Albums im letzten Jahr entschied sich ihr Label EMI dazu, ein, so schlicht die Idee, so wirksam die Umsetzung, Remix-Album auf den Markt zu bringen. Und diese Neubearbeitungen haben es in sich. Hier wird der Hang zum Techno-Minimal-Sound aber auch zu elektronisch getriebener Musik teils auf die Spitze geführt. Das Ganze geschieht dabei jedoch so stimmig und irre mitreißend, dass es kaum weiter auffällt, dass hier einige der kreativsten Erscheinungen der nationalen und internationalen Remixer-Szene wie Thomas Schumacher, Westbam, Robert Babicz und sogar Inga Humpe höchstpersönlich am Werk waren. Ein Traum von einem Remix-Album, das 2Raumwohnung scheinbar schwerelos aber überaus wirksam in der Schnittmenge zwischen Electronica, House, Techno und Pop sicher eine Menge neuer Fans bescheren wird.

© Oliver Gross

UP

 

Gennaro Desiderio Ensemble - Saints & Sinners (Santi & Peccatori) (Connector Records/Termidor/In-Akustik)

Der Italienische Paganini Gennaro Desiderio, geboren 1974 in Neapel, nahm sich auf seinem neuen Werk das Schaffen von Tango-Ikone Astor Piazzolla vor. Eigentlich ist das erst einmal keine wirklich neue Idee, besonders im großen Jazz-Firmament. Stellt man sich nun aber ein klassisches Musikgewand vor und addiert ein unglaublich leidenschaftliches, nahezu perfektes und imposantes Violinenspiel klassischer Couleur, bekommt man pure Magie. Gennaro Desiderio, der bereits im zarten Alter von sechs Jahren erste Musikpreise gewann, haucht scheinbar mit Leichtigkeit dem Material Piazzollas wie “Night Club 1960“, “Ave Maria“ oder “Libertango“ neues Leben ein und addierte ungeheuere Tiefe und spielerische Ambition in die sieben Astor Piazzolla-Klassiker. Highlight ist für mich jedoch seine Neuinterpretation des einzigen Nicht-Piazzolla-Werkes, dem Judy Garland-Klassiker “Over The Rainbow“. Das von Gennaro Desiderio selbst und Detlef Engelhard produzierte Werk glänzt auf ganzer Breite und bietet auch für Neueinsteiger ins weit verzweigte Klassik-Genre einen sehr melancholischen, zugleich dankbaren Einstieg. Wunderschön.

© Gernoth Kleinlogel

UP

 

 

Fredrik Kronkvist Quartet - Constant Continuum (Connective Records/New Music)

“Constant Continuum“ lautet der Titel des neuen Albums des schwedischen Fredrik Kronkvist Quartet. Kronkvist ist nicht ohne Grund einer der profiliertesten, respektiertesten und angesehendsten Saxofonisten der Gegenwart. Gemeinsam mit Martin Sjöstedt am Piano, Petter Eldh am Bass und Snorre Kirk am Schlagzeug überzeugen die zehn Titel des Kontinuums hier auf ganzer Länge. Der Sound des Quartett kristallisiert sich mit seiner Frische und seiner akzentuierten Klangfarbe immer mehr zu einer ganz eigenen Handschrift heraus, die immer wieder als eine Mischung aus Cannoball Adderley und John Coltrane beschrieben wird – ein Kompliment. “Constant Continuum“ ist eine taufrische Aufarbeitung alter BeBop-Weisheiten im Wendekreis von zeitgenössischem Jazz und Spielfreude auf höchstem Niveau. Ein Album, dass zwar Hörerfahrung mit eben jenem zeitgenössischem Jazz voraussetzt, zugleich all jenen, die ein offenes Ohr für die nach freier Interpretation ausgelegten Kompositionen von Fredrik Kronkvist und seinen Norwegischen und Dänischen Mitspieler haben, ein echtes Highlight bietet.

© Gregor Poschoreck

UP

 

High Tone - Outback (Black Dub/Jarring Effects/New Music)

Dunkel und abgründig sind die Attribute, mit denen ich “Outback” spontan identifiziere und belege. Das halbe Dutzend Alben, dass die Formation aus Lyon, Frankreich seit ihren Anfängen 1998 veröffentlichte, sind ein Exkurs durch verschiedenste Dub- und Crossover-Welten. Das ist auch beim neuen Album nicht anders. “Outback“ kommt gleich als Doppel-CD daher und dürfte besonders Freunde von düsterem Dub mit einer Vielzahl an Experimenten und verflochtenen Soundschichten ansprechen. Die Presseinfo spricht von einer “cineastischen Atmosphäre“ was wohl eine tiefgestapelte, weichgespülte Erklärung für den pumpenden und durchzugskräftigen, aber auch konsequent düsteren Dub-Mix sein dürfte. Sicher nicht Jedermanns Sache, aber eine, die durchaus seine Faszination besitzt.

© Dr. Chuck

UP

 

Tomas Janzon - Experiences (Changes Music)

Der schwedische Gitarrist Tomas Janzon veröffentlicht mit “Experiences“ ein Album, das trotz minimalstem Aufwand richtig groovy rüberkommt. Was nicht heißt, dass das Werk nicht dem zeitgenössischen Jazz zuzuschreiben wäre. Doch tatsächlich höre ich auch Spuren von Boogie Woogie, Soul und Blues durch, die den Anstrich der elf Titel sehr warm und wohlig werden lassen. Sieben dieser Songs sind Original-Songs während sich der Wahl-New Yorker zugleich für zwei Coverversionen (Dave Brubecks “Theme From Mr. Broadway“ sowie Wes Montgomerys “Full House“) sowie zwei Schwedische Folk-Songs entschied. Das alles hört sich tatsächlich richtig rund an, was wohl auch an dem nahezu perfekten Zusammenspiel Tomas Janzons mit seiner Band, bestehend aus Art Millery (Piano), Albert “Tootie“ Heath (Schlagzeug) und Jeff Littleton (Bass) liegen wird. Das von Janzon selbst produzierte Werk ist ein kleines, unaufdringliches Jazzgitarrenalbum geworden, das man getrost auch hören darf und sollte, wenn man mit zeitgenössischem Jazz nicht gerade in einem Bett liegt. Einfach nur schön.

© Lex

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Mario Percudani - New Day (Tanzan Music/Bob Media)

Die Rockband Hungryheart und die Blues-Formation Blueville waren die Bands, in denen Sänger und Gitarrist Marco Percudani bisher unterwegs war. “New Day“ ist nun sein Solo-Debüt, das er praktisch im Alleingang geschrieben hat. Die zehn Songs sind eine recht gradlinige Tour durch das Singer/Songwriter-Genre, gepaart mit Blues-Bausteinen und durchweg spürbarer, trotzdem recht vorsichtiger Rock-Attitüde. Die Tempi bleiben im Midtempo-Bereich und schwingen an nur wenigen Stellen in balladeske Sphären. Percudanis Stimme passt perfekt zum Klangteppich, der mal mehr nach Singer/Songwriter, ein anders mal mehr nach Blues-Ballade oder Pop-Song mit Jazz-Anspruch klingt. Der Italiener nahm sein Album in New York auf, was vielleicht ein weiteres Indiz für den irgendwie internationalen Sound des Albums ist, das von Musik-Legende Marco Tansini federführend produziert wurde. Ein sonniges, entspanntes Album, dem vielleicht ein wenig mehr Pro-Aktivität, ein wenig mehr aus sich herauskommen an strategischen Stellen gut getan hätte. Aber wollen wir nicht ungerecht sein. Gerade für ein erstes Solo-Album ist “New Day“ durchweg gelungen.

© Michael Arens

UP

 

Joe Cocker - Hard Knocks (Columbia/Sony Music)

Man darf wohl ohne jeden Hintergedanken behaupten, dass Joe Cocker polarisiert. Die einen sagen, dass gerade seine Stimme überhaupt der unwiderstehliche Kern seiner Musik ist. Kurzum: sie lieben seine Stimme. Das genaue Gegenteil ist der Fall bei Cockers Gegnern. Denn Joe Cockers Stimme war und ist nachwievor eine sehr durchdringende, sehr eigenwillige, und auch eine, die man unter Tausenden heraushört. An der Technik seines Gesanges gibt es selbstredend nichts auszusetzen. Ob Rock, Pop oder Blues und Soul – Cocker sprengt jeden Rahmen und hat sein seinen Anfängen in den Sechziger Jahren bis heute eine irrsinnige Menge an Musik herausgebracht, die eben alle jene Stile in sich vereint. Als Liebhaberin von Soul (neben vielen andren Stilen) erinnere ich mich selbstverständlich besonders gerne an seine Zusammenarbeit mit den Crusaders 1981 - “Standing Tall“. Doch zurück zum neuen Album. Das vereint alles Erwähnte und könnte überschläglich als Pop mit Rock-Attitüde und leichtem Einschlag ins soulige, aber auch mal ins bombastische beschrieben werden. Das ist nicht immer zielsicher, wirkt aber extrem lebendig – was widerrum ein Attribut ist, das man Cockers Musik schon immer nachsagte. So oder so - “Hard Knocks“ ist ein durchschnittliches neues Studioalbum von Joe Cocker, dass keine neuen Wege geht, aber auch niemandem Wehtut und sich in Deutschland, dem wohl besten und erfolgreichsten Standort für die Musik des unverwüstlichen Joe Cocker, ohne Zweifel einmal mehr wie verrückt verkaufen wird.

© Sabine Branderheide

UP

 

World On A String - Second Outlet (Cope Records/Calibrated)

Seit über sieben Jahren gibt es die World On A String-Formation mittlerweile. Wie am Albumtitel unschwer zu erkennen, ist “Second Outlet“ das zweite Album von John Sund (Gitarre), Bjarke Falgren (Violine), Morten Lundsby (Bass) und Ole Theill (Tabla). Tatsächlich bekommt man hier exakt das geboten, was der vielversprechende Name des Quartetts vorgibt: Musik, Jazz-Musik, die fast vollständig aus Streichern besteht. Das scheint zunächst ein sehr theoretisches Konzept zu sein, dass nur wenig Bodenhaftung hat. Tatsächlich sind die elf Titel des Albums aber sehr zugänglich und einladend gestaltet und auch für Laien durchaus hörbar. Die dänische Formation achtet penibel darauf, die Tempi abwechslungsreich und die stilistische Vielfalt lebendig zu halten. So kommt nur selten ein Gefühl von Schwere oder Kopflastigkeit auf, was der Klangfarbe des Albums als Ganzes ein sehr lebendiges, gesundes und im straffen Rhythmus pumpendes Herz gibt. Natürlich liegt es im Charakter großer Streichinstrumente wie dem Kontrabass, dass hier auch mal Schwere und Melancholie in die Waagschale geworfen werden. Doch die Vermischung der verschiedenen Saiteninstrumente schafft es immer wieder, das Album auf einem abwechslungsreichen Niveau zu halten, dass mal an Filmmusik, ein anderes mal an Kammermusik oder schlicht an instrumentalen Pop erinnert.

© Michael Arens

UP

 

Martin Wind Quartet - Get It? (Laika Records/Rough Trade)

Martin Wind ist ein Bassist und Komponist und ist ein seit Jahren hoch geachteter und mit Preisen und Auszeichnungen gesegneter Wahl-Amerikaner mit dem Herzen in konsequent umgesetztem Jazz. Gleich in mehreren Formationen ist Wind aktiv - der diesjährigen Variante des Jazz Baltica Ensembles, dem Bill Mays Trio sowie den Trios von Don Friedman und Dena DeRose. Der aus Schleswig-Holstein stammende Martin Wind veröffentlichte 2008 schließlich mit eigenem Trio sein Debütalbum, dass nun  mit “Get It?“ seine Fortführung findet. Dass Wind bereits an über 80 (!) Jazz-Produktionen beteiligt war, hört man dem virtuosen und abwechslungsreichen Jazz-Longplayer an. Druckvolle Eigenkompositionen zwischen Mainstream und New York-Jazz wechseln sich mit traditionellen Coverversionen von Thad Jones oder Duke Ellington ab und spielen bereits nach wenigen Titeln den ganz großen Pluspunkt dieses Albums heraus: Charakter. Denn den hat “Get It?“ wie kaum ein anderes Jazz-Album, das mir in den letzten Monaten zwischen die Finger geraten ist. Dabei schaffen Martin Wind und Scott Robinson (Saxofon, Klarinette, Flöte), Bill Cunliffe (Piano) und Tim Horner (Schlagzeug, Perkussion) es, das Niveau durchweg hoch zu halten und den Grat zwischen improvisatorischem Jazz und melodischen Songstrukturen virtuos und zielsicher zu bearbeiten. “Get It?“ ist ein abwechslungsreiches, hochgradig professionelles Jazz-Album des Sonderklasse, dass es schafft, einem breiteren Publikum die Tür zur oft allzu kopflastigen Jazzwelt weit aufzustoßen.

© Michael Arens

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