CD-BESPRECHUNG / CD-REVIEW

Sarah Kaiser - Grüner (Jazz ’N’ Arts/In-Akustik)

Sarah Kaiser - Grüner (Jazz ’N’ Arts/In-Akustik)

Das Label des Sarah Kaiser-Albums, Jazz’N’Arts Records, hat in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass Jazz, deutscher Jazz, durchaus Melodie, Harmonie und unbeschwingten, soll heißen leicht zugänglichen Unterhaltungswert haben kann.

Dass aber ein Album wie “Grüner“ der gebürtigen Berlinerin Kaiser so flüssig und stimmig klingen kann, setzt dem Gusto von Jazz’N’Arts die Krone auf.

Tatsächlich ist “Grüner“, dass Sarah Kaiser im Alleingang geschrieben hat, mehr ein richtig gut gemachtes Pop-Album, dass mit Elementen aus Jazz, immer wieder Soul aber auch mit zeitgenössischen Strömungen wie elektronischer Musik liebäugelt.

Liebäugelt, wohlgemerkt. Denn das Konzept der 12 Titel des absolut erstklassigen Albums, Sarahs viertes, ist so federleicht wie der uneingeschränkte Hörgenuss des Longplayers: eine kristallklare Frauenstimme, deutsche Texte, die zwar poetisch und Gehaltvoll, aber durchweg nachvollziehbar und strunzehrlich sind sowie ein Musikteppich, der knackig, kurzweilig und konsequent eingespielt wurde.

Dabei wurde detailliert darauf geachtet, dass das Werk nicht eine Sekunde lang stockt, langweilt oder Fremdschämen verursacht (deutschsprachige Werke liegen fast immer gefährlich nahe an diesem Abgrund).

“Grüner“ schafft es, Fans von richtig gut gemachtem Vokal-Jazz, von handgemachtem, rhythmisch einwandfreien Soul sowie von Deutsch-Pop á la 2Raumwohnung, Ich + Ich, Paula oder Mia unter einem Dach zu versammeln (“Groove“ wird das im Presseinfo kurz und prägnant genannt), ohne dabei an Charakter oder Durchzugskraft einzubüssen. Was für eine Gratwanderung…

Das Ganze gipfelt im Goldenboy RMX von “Guerilla Gärtner“, dem letzten Song des Albums, der sozusagen beispielhaft für das ganze Album unterstreicht, dass sich anspruchsvolle Musik im Zeichen von Soul und Jazz sowie waschechter Groove nicht zwangsweise ausklammern müssen.

Herzlichen Glückwunsch an Sarah Kaiser für ein weit über dem Durchschnitt liegendes Album, das mit ihren Selbstgeschriebenen, deutschen Texten nachdrücklich belegt, dass sich diese Sprache, die oft so sperrig und aufgesetzt wirkt, durchaus für Musik aus Jazz, Soul, Pop, Groove und Leichtigkeit eignet.

Ehrlich: Würde mich jemand nach gutgemachter, deutschsprachiger Musik mit Anspruch fragen, die zugleich sehr flüssig und federleicht klingt, und eine Seelenverwandtschaft mit Soul aufzuweisen hat; ich würde ihm “Grüner“ von Frau Kaiser in die Hand drücken. Ohne wenn und aber.

© Michael Arens

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