MICHAEL ARENS' SOUL TRAIN - Your monthly Mag for Soul, Funk, RnB, Smooth Jazz & Urban Grooves |
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INTERVIEW |
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Max Mutzke - Soul ist nicht gleich Soul Aktuelles Album: Max Mutzke - Home Work Soul (Warner)
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Max Mutzke |
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Max Mutzke - Soul ist nicht gleich Soul Aktuelles Album: Max Mutzke - Home Work Soul (Warner)
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Max Mutzke ist einer der ganz wenigen deutschen und deutschsprachigen Sänger, Künstler, die sich auf Soul spezialisiert haben.
Bereits sein erster großer Ausflug in die Welt der besten und schönsten Musikrichtung der Welt, wenn diese subjektive Einschätzung erlaubt ist, Soul, gestaltete sich mit dem Gewinn von Stefan Raabs “SSDSGPS“-Show und dem respektablen achten Platz beim Eurovision Song Contest in Istanbul 2004 überaus erfolgreich und nachhaltig.
Sein damaliger Megahit “Can’t Wait Until Tonight“ war, trotz einer Poplastigkeit an der Oberfläche, lupenrein gefühlter Soul, wie er in dieser Form gerade in der vermeintlichen Soul-Wüste Deutschland seinesgleichen sucht – ein Leckerbissen für jeden echten Soul-Fan.
Mutzkes Stimme war dabei nie die eines Marvin Gayes oder eines Stevie Wonders, dazu fehlt dem Südbaden schlicht die afroamerikanische Herkunft – die Gene. Ein Umstand, für den er freilich nichts kann und den er geschickt mit einer freundlichen, stets sehr erdigen und umgänglichen Bühnen- und Gesangspräsenz wieder wettmacht.
Auf bisher insgesamt drei Studio-Alben, “Max Mutzke“ 2005, “…aus dem Bauch“ 2007 sowie “Black Forest“ 2008 verfeinerte Max seinen Blue Eyed Soul-Sound und bereitete damit doch nur auf seinen neuen Longplayer “Home Work Soul“ vor, der dieser Tage über den Mediengiganten Warner erscheint.
Deutschland hat also endlich einen authentischen Soul-Sänger. Und was für einen. Sein neuer Longplayer “Home Work Soul“ spricht da Bände, denn hier hat Max Mutzke mit einem erdverbundenen, grobkörnigen Soul-Sound und der Mutschkeschen Pop-Attitüde, durchaus seine Hausaufgaben, sein “Home Work“, gemacht.
Zeit für den Seelenverwandten von Soul-Sänger Max Mutzke, den SOUL TRAIN, dem freundlichen, sehr aufgeschlossenen und nach wie vor extrem natürlich wirkenden Max Mutzke während einer Drehpause zu den Aufnahmen einer Folge von “Zimmer frei“ mit Götz Alsmann und Christine Westermann auf WDR mit Max als potentiellem WG-Bewohner auf den Zahn zu fühlen. SOUL TRAIN-Urgestein Lex übernahm den Auftrag…
Lex: “Als erstes die wichtigste, offensichtlichste Frage: Wo genau kommt das her, dass Du dich für deinen musikalischen Werdegang, anders als 80, 90 % der Menschen hier in Deutschland, für Soul entschieden hast? Du warst ja bereits in jungen Jahren in der Funk-Band Project Five unterwegs…”
Max Mutzke: “Ich habe zu Hause mit meinen Eltern eben diese Art Musik erfahren, die Plattensammlung meines Vaters gehört. Die Konzerte, die wir besucht haben, waren alle Soul, Funk, Fusion-Konzerte, von Leuten wie Maceo Parker, Tower Of Power, Incognito, Dave Weckl, Steve Gadd (der SOUL TRAIN berichtete bereits mehrfach über Maceo Parker, Tower Of Power und Incognito, Anm. d. Red.). Mein Vater war Schlagzeuger und ich habe selbst sehr früh angefangen, Schlagzeug zu spielen. Leider haben ich nie James Brown, Miles Davis oder Johnny “Guitar“ Watson live gesehen, so was hast du dir dann über die Platten bzw. die CDs geholt. Ich hab’ mir zum Beispiel ganz lange keine eigenen CDs gekauft, da mein Vater sich immer mit den neusten Soul-Platten upgedatet hat. Soul ist bis heute auch die einzige Musik, die mich wirklich berührt. Egal ob mit oder ohne Gesang. Soul erreicht mich emotional richtig. Und deshalb war es immer klar für mich dass, sollte ich einmal selbst Musik machen, ich Soul machen würde.”
Lex: “Trotzdem muss es schwer gewesen sein, andere, zu Beispiel deine anderen Band-Mitglieder, von Soul überzeugen zu können?!”
Max Mutzke: “Ich habe wie gesagt bereits mit 11 in meiner ersten Band mitgemacht. Natürlich waren die Jungs damals keine Soul-Jungs. Es ging da mehr um Pop und Rock. Wir haben dann erst einmal Cover-Nummern gespielt, das hat mir aber überhaupt keinen Spaß gemacht. Mir hat es schon Spaß gemacht, mit einer Band zu spielen, aber ich fand die Songs halt nie gut. Mit 13, 14 kamen dann immer mehr Leute dazu, die ich mit Soul, begeistern konnte, und wir haben angefangen, Tower Of Power usw. zu spielen. Das war natürlich schon lustig, mit 13 so eine Musik zu spielen, die so hochpräzise sein muss. Aber es hat funktioniert. Und natürlich bekommt man dann auch einen hohen Anspruch an die eigene Musik. So hat sich das alles entwickelt…”
Lex: “Hochpräzise ist ein schönes Stichwort. Noch immer glauben viele bei Soul an eine einfache Musikrichtung, die man mal eben so produzieren kann. Schnell und simpel… Dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Soul ist vermutlich eine der komplexesten und präzisesten Musikrichtungen überhaupt.”
Max Mutzke: “Soul ist halt deshalb so schwierig und auch so ergreifend, weil halt ganz viel Seele drin ist. Eine Coverband, die Soul spielt, ist einfach eine Top 40-Band, die auf der Kirmes spielt. Aber eine Band, die Soul spielt, weil die Jungs das auch spüren, ist natürlich was ganz anderes. Soul ist halt nicht gleich Soul!”
Lex: “Zum neuen Album. Ich mag den dreckigen, erdigen Sound von “Home Work Soul“! Allerdings habe ich auch nur eine noch nicht gemasterte Vorab-Variante...”
Max Mutzke: “Ja, also ich hoffe, dass sich das nach dem Mastern nicht relativiert, dass diese Wärme, die Du meinst, durch das Mastern nicht verloren geht. Ich denke aber nicht. Du hast schon recht, gerade alte Club-Versionen von Marvin Gaye oder Donny Hathaway, die nicht wirklich gemastert sind und mit einem einzige Mikro im Raum aufgenommen worden sind, sind meistens enorm. Die könnte man so gar nicht produzieren, auch, wenn man wollte. Aber ich glaube, dass “Home Work Soul“ so gut durchproduziert ist, dass das Mastering dem Album keinen großen Schaden zufügen wird.”
Lex: “Wie ist das neue Album entstanden?”
Max Mutzke: “Also wir haben bei dem neuen Album, was ich bisher noch nie gemacht habe, Songwritercamps, also Songwritermeetings gemacht, auf denen verschiedene Verlage wie Universal, Sony, Warner, wer auch immer, ihre Songschreiber anfragten. Und wer Lust hatte, mit Max Mutzke zu arbeiten, war dabei. Für mich selbst war es wichtig, dabei zu sein, weil man sich sonst mit den Songs überhaupt nicht identifizieren kann. Mein Ergeiz war es dabei auch, bei den meisten Songs auch schon mitgeschrieben zu haben. Obwohl man natürlich auch Songs geschickt bekommt, die man so gut findet, dass man guten Gewissens über seinen Schatten springen kann, und einen Song singen kann, den man selbst nicht geschrieben hat. Jedenfalls haben wir von diesen Songwritermeetings etwa acht veranstaltet. Es waren teils irre viele Leute da. Aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, aus Kanada, England, China, usw…”
Lex: “China?”
Max Mutzke: “Ja, teilweise waren es sogar bis zu 22 Leute; von überall her. Diese wurden dann in Gruppen unterteilt. Es gab dann für jede Gruppe ein Briefing, und ich habe mit jeder Gruppe maximal eineinhalb Stunden zusammen gearbeitet. Dabei konnte ich dann ganz schnell für mich richtungweisende Tips geben. Wenn zum Beispiel der Text zu banal war, oder die Hookline passte nicht, oder es war zu sehr elektronisch oder zu sehr Travestie-Soul konnte ich das anmerken und die jungen, oder auch älteren Leute konnten das annehmen, ohne beleidigt zu sein. Die meisten haben dann darin einen Ansporn gefunden und die Sachen entsprechend geändert während ich mit meiner momentanen Gruppe eben am jeweiligen Song gearbeitet habe. Und so ging das hin und her. Hier singe ich die Hookline, dort die Bridge, usw.. Das war sehr inspirierend, von Gruppe zu Gruppe zu springen. An einem Tag konnten wir meiner Plattenfirma sage und schreibe neun fertige Songs präsentieren, mit Instrumenten und allem, was dazu gehört. Insgesamt haben wir zwischen 15 und 17 Songs produziert. Alle sind während jener Songwritermeetings entstanden. Und 13 kamen schließlich aufs Album.”
Lex: “Was mir an deiner Stimme, und das ist auch auf “Home Work Soul“ so, immer gefiel, ist, dass Du sie pointiert und kontrolliert einsetzt und den Bogen nicht überspannst, wenn Du weißt, was ich meine.”
Max Mutzke: “Ja, wenn du dir bestimmte Sachen anguckst und die Soul-Akrobatik, die sich daraus ergibt, und dann der Umstand, dass man natürlich Stevie Wonder, Mariah Carey oder Whitney Houston gut findet… Wir nennen das dann Soulschleifenwettbewerb, diese ganze Soul-Gesang-Akrobatik. Wenn zum Beispiel Sarah Connor eine Weihnachtsplatte macht, ist das ein einziges akrobatisches Hin- und Hergehampel. Das hat mit Soul ja wirklich überhaupt nichts zu tun. Ich meine, sie singt ja wirklich gut, sie ist technisch absolut super und hat eigentlich eine Super-Stimme, aber man nimmt es ihr einfach nicht ab. Ich finde da gibt es in Deutschland wirklich nicht so viele, die das so überzeugend geil machen. Da habe ich leider, oder auch zum Glück, nicht so viele Kollegen in Deutschland, von denen ich sagen könnte, die höre ich mir gerne an, weil er oder sie richtig authentisch gut klingt.”
Lex: “Woher kommt das alles mit diesem Oversouling, wie es Soul-Ikone Jerry Wexler mal nannte? Besonders in Deutschland?! Sind wir tatsächlich zu hölzern für echten, authentischen Soul?”
Max Mutzke: “Wenn du in Amerika bist und siehst Straßenmusiker auf Eimern spielen, dann sind das echt Typen, die den Soul haben. Das ist so, als wenn ein Deutscher aus gesitteten Verhältnissen kommt und ohne wirkliche Stresssituationen im Leben erfahren zu haben Blues machen will, aber natürlich nicht kann. Ungefähr so wie bei echtem, ernsten, tiefen Hip Hop. Ich glaube, das musst du einfach spüren und vieles erlebt haben. Bei Soul ist das aber was anderes. Die Leute sagen mir dann gerne: “Du bist doch eigentlich viel zu behütet und zu aufgeklärt und ausgeglichen, um Soul-Musik authentisch machen zu können. Aber ich finde für Soul muss man nicht unbedingt eine zerrissene Seele haben. Wenn du dir Stevie Wonder anschaust mit “Superstition“ oder sonst was auch immer – da brauchst du ja keine seelische Zerrissenheit. Ich finde Soul hat eine ganz eigene Anmutung, eine ganz eigene Richtung. Das hat mit einer Zerrissenheit oder einer grauen Herkunft nichts zu tun.”
Lex: “Wie fasst Du also deine Erfahrungen in Bezug auf das neue Album “Home Work Soul“ zusammen?”
Max Mutzke: “Seit dem letzten Album sind eineinhalb Jahre vergangen und ich habe so viele interessante Erfahrungen mit anderen Leuten, wie eben bei den Songschreibermeetings, gemacht. Wir haben das Album beispielsweise unter anderem in einem Studiokomplex in Berlin mit Oja Tunes aufgenommen, der auch die Jungs von Seeed oder Peter Fox mit ins Spiel brachte, und spontan deren Bläsersektion bei uns mitspielen ließ. Solche Sachen finde ich schon ganz cool. Ich denke, dass “Home Work Soul” auch deswegen musikalisch bisher sicher mein bestes Album ist und das ich auf das Album bisher am stolzesten bin unter all den Sachen, die ich bis heute gemacht habe.”
© Lex |
Max Mutzke
Soul ist nicht gleich Soul
Max Mutzke
Aktuelles Album: Max Mutzke - Home Work Soul (Warner)
Max Mutzke |
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